„Das Reich Gottes ist ... Gerechtigkeit, Friede und Freude in dem Heiligen Geist.“ Römer 14,17

 

Als Johannes der Täufer am Jordan erschien, um das nahende Reich Gottes zu verkündigen, wirkte sein Auftreten revolutionär. Er trug einen Mantel aus Kamelhaaren, ernährte sich von Heuschrecken und wildem Honig. Er war auch kein Meister der Diplomatie. Er rief denen zu, die von nah und fern herbeigeeilt waren, um ihn zu hören: „Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.“ Auch Jesus begann seinen Dienst mit dieser Aufforderung!

Welche Erwartungen verbanden die Israeliten mit der Ankündigung des anbrechenden Reiches? Sicherlich erinnerten sich viele an David, der zu seiner Zeit das Reich einte, erweiterte und festigte. Und wie prachtvoll war das Reich Israel erst unter der Regentschaft Salomos, des Sohnes Davids. Jeder Jude sehnte sich danach, dass diese Zeiten wiederkehrten. War es nun endlich so weit?

Auch Johannes der Täufer erwartete den Anbruch eines Reiches, das sich durch äußere Machtbeweise manifestiert. Später, als sich seine Erwartungen nicht erfüllten, ließ er Jesus fragen: „Bist du es, der da kommen soll, oder sollen wir auf einen andern warten?“ Der Herr ließ ihm ausrichten? „Blinde sehen und Lahme gehen, Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt.“

 

Wir müssen zugeben, dass auch wir sehr oft auf äußere Beweise der Herrschaft Gottes warten und dabei das wahre Reich Christi übersehen. Was aber hatte Jesus gesagt? „Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man's beobachten kann; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier ist es! Oder: Da ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch (oder auch 'inwendig in euch').“

Gottes Reich unter uns Menschen manifestiert sich heute so: Wenn wir auf das leise Anklopfen des Sohnes Gottes reagieren und ihm unser Herz öffnen, kommt er, einem Samenkorn gleich, in unseren Geist hinein. Danach wächst es in uns auf und breitet sich in unser ganzes Sein hinein aus – in unser Denken, Fühlen und Wollen. So wird der „innere Mensch“, wie die Schrift sagt, „von Tag zu Tag erneuert“. In dem Maße aber, wie das Leben Jesu in uns wächst und er seinen Thron in uns aufrichtet, wird die Herrschaft der Sünde und des Todes in uns zunichtegemacht. Gefallene, rebellische Menschen werden so zu Söhnen Gottes, zu Gefäßen seiner Herrlichkeit! Die Manifestation des Reiches Gottes heute ist die Herrschaft Jesu Christi in uns, die eine Veränderung unfassbaren Ausmaßes bewirkt.

 

Als Repräsentanten und Verkündiger des Reiches Gottes sind wir keine Aufrührer und Umstürzler. Wir kämpfen nicht gegen Fleisch und Blut. Wir rufen nicht zum Widerstand gegen bestehende Ordnungen auf. Die Waffen, mit denen wir streiten, sind nicht fleischlich, sie sind geistlich! Ja, wir können täglich beobachten, wie die verderbliche Saat, die der Böse in die Herzen der Menschen hinein ausgesät hat, reift und was sie in dieser Welt anrichtet. Doch was sagte unser Herr in seinem Gleichnis, als gefragt wurde, was mit dem „Unkraut“ geschehen soll? „Willst du denn, dass wir hingehen und es ausjäten?“ Die Antwort lautete: „Nein! damit ihr nicht zugleich den Weizen mit ausrauft, wenn ihr das Unkraut ausjätet. Lasst beides miteinander wachsen bis zur Ernte.“

Diese Worte Jesu müssen wir zu Herzen nehmen! Denn wären wir nur damit beschäftigt, die Welt vom „Unrat“ zu befreien, würden wir selbst Schaden nehmen, denn anstatt Christus, den Retter und Befreier zu erheben und seine Wohltaten zu verkündigen, würden wir früher oder später zu schwermütigen Menschen werden, die allerorts nur das Negative sehen, alles und jeden kritisieren.

Das „Unkraut“ jedoch, das in uns selbst aufwächst, dürfen wir nicht reifen lassen!

 

Obwohl wir wissen, dass wir eines Tages die Engel und die Welt richten werden, herrschen wir heute nicht über andere Menschen. Der Herr sagte: „Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker niederhalten und die Mächtigen ihnen Gewalt antun. So soll es nicht unter euch sein; sondern wer unter euch groß sein will, der sei euer Diener; und wer unter euch der Erste sein will, der sei aller Knecht; so wie der Menschensohn nicht gekommen ist, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für viele.“

Auch Paulus betonte, dass er nicht über andere herrscht, denn er schrieb an die Korinther: „Ihr herrscht ohne uns!“ Weiter sagte er: „Nicht dass wir Herren wären über euren Glauben, sondern wir sind Gehilfen eurer Freude.“ Und Petrus schrieb an die Ältesten der Gemeinde: „Weidet die Herde Gottes, ... nicht als Herren über die Gemeinde, sondern als Vorbilder der Herde.“

 

Bevor Jesus in den Himmel fuhr, um die Herrschaft über das ganze Universum anzutreten, fragten ihn seine Jünger: „Herr, wirst du in dieser Zeit wieder aufrichten das Reich für Israel? Er sprach aber zu ihnen: Es gebührt euch nicht, Zeit oder Stunde zu wissen, die der Vater in seiner Macht bestimmt hat; aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird und werdet meine Zeugen sein!“

Während die Jünger den Herrn fragten, wann er das Reich aufrichten wird, sagte er ihnen, dass sie seine Zeugen sein werden. Demnach kommt das Reich Gottes nicht, indem wir darauf warten, dass der Herr etwas tut. Nein! Er wartet darauf, dass wir etwas tun: Wir sollen den Menschen bezeugen, wer Jesus ist und was er für uns getan hat.

Wir bezeugen heute, was wir von Christus gesehen und erkannt haben. Wir sind Diener aller – Gehilfen zur Freude! Wir rufen die Menschen zur Versöhnung mit Gott und zum Frieden untereinander auf. Dort aber, wo der Sohn Gottes gepredigt und hoch erhoben wird, kommt er in Gerechtigkeit, in Friede und Freude des Heiligen Geistes zum Ausdruck. „Blinde“ werden sehend, „Lahme“ werden gehen und „Aussätzige“ werden rein, „Tote“ werden aufstehen, „Arme“ werden sich ihres Reichtums in Christus rühmen.

Für uns selbst aber beanspruchen wir keine Aufmerksamkeit und Beachtung. Wir erwarten weder Lob noch Anerkennung und suchen auch nicht unseren eigenen Vorteil. Böses vergelten wir nicht mit Bösem! Schmäht man uns, so segnen wir, werden wir verfolgt, so dulden wir, lästert man uns, so reden wir freundlich. Werden wir angegriffen und unterdrückt, so verzagen wir nicht. Leiden wir Trübsal oder ist uns bange, so ängstigen wir uns nicht.

Indem wir das tun und Zeugen Jesu Christi sind, wird Gottes Reich gebaut – in uns und durch uns.

 

„Dein Reich komme!“

 

Mt.3,1-10; 4,17; Lk.17,20-21; Mt.11,3-5; 2.Kor.4,16; Eph.6,12; 2.Kor.10,4; Mt.13,24-30; 1.Kor.6,2-3; Mt.20,25-28; 1.Kor.4,8; 2.Kor.1,24, 1.Petr.5,3; Apg.1,6-8; 26,16; 2.Kor.5,20; Röm.12,17; 1.Kor.4,12-13; 2.Kor.4,7-9; Mt.6,10a

 
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