„Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten.“ 2.Timotheus 4,7

 

Als Paulus diese Zeilen schrieb, hatte er erkannt, dass er am Ende seines Lebenswegs angelangt war. Nun blickte er zurück. Was war ihm in diesem Moment wichtig? Der letzte Brief, den der Apostel seinem jungen Mitstreiter Timotheus schrieb, lässt uns tief in sein Herz blicken. Was wollte Paulus seinem treuen Weggefährten ins Gedächtnis rufen? Was war ihm wichtig und mitteilenswert? Erinnerte er Timotheus vielleicht an große Ereignisse in seinem Leben und daran, was er als Diener Christi geleistet hatte? Erwähnte er die vielen Menschen, die durch seine Verkündigung gerettet wurden? Nein! Paulus vermittelte Timotheus nicht den Eindruck, als habe er in seinem Leben etwas Außergewöhnliches bewirkt. Er sprach in seinem Brief auch nicht von den Leiden und Entbehrungen, die er auf seinen Missionsreisen erdulden musste. Er schrieb seinem jungen Mitstreiter: „Ich habe Glauben gehalten!“

 

Wer von uns möchte nicht gern in die Fußstapfen des Paulus treten? Doch wer denkt dabei an die Strapazen, die der Apostel erdulden musste und an die Lasten, die auf seinen Schultern lagen? Als man in Korinth verächtlich von ihm redete, schrieb er: „Sie sind Diener Christi – ich rede töricht: ich bin's weit mehr; ich habe mehr gearbeitet, ich bin öfter gefangen gewesen, ich habe mehr Schläge erlitten, ich bin oft in Todesnöten gewesen; von den Juden habe ich fünfmal erhalten vierzig Geißelhiebe weniger einen; ich bin dreimal mit Stöcken geschlagen, einmal gesteinigt worden, dreimal habe ich Schiffbruch erlitten, einen Tag und eine Nacht trieb ich auf dem tiefen Meer. Ich bin oft gereist, ich bin in Gefahr gewesen durch Flüsse, in Gefahr unter Räubern, in Gefahr unter Juden, in Gefahr unter Heiden, in Gefahr in Städten, in Gefahr in Wüsten, in Gefahr auf dem Meer, in Gefahr unter falschen Brüdern; in Mühe und Arbeit, in viel Wachen, in Hunger und Durst, in viel Fasten, in Frost und Blöße; und außer all dem noch das, was täglich auf mich einstürmt, und die Sorge für alle Gemeinden.“

 

In seinem letzten Brief an Timotheus wollte Paulus seine gegenwärtige Lage nicht schönreden. Er versuchte auch nicht, seine eigene Schwachheit und Bedürftigkeit zu verbergen. Stattdessen bat er seinen jungen Mitarbeiter, er möge doch, wenn er zu ihm kommt, seinen Mantel mitbringen, was darauf schließen lässt, dass der Apostel in seiner Gefängniszelle fror und unter der Kälte litt.

Um Paulus war es sehr einsam geworden. Nur Lukas war noch bei ihm. Durch Alexander, einen Schmied, hatte er viel Böses erdulden müssen. Demas, ein Mitarbeiter des Apostels, hatte ihn verlassen und sich den Verlockungen der Welt ergeben. Ein anderer Gefährte, Trophimus, war krank geworden und in Milet zurückgeblieben. Damit nicht genug, schrieb der Apostel: „Das weißt du, dass sich von mir abgewandt haben alle, die in der Provinz Asien sind.“

Zuletzt, als sich Paulus vor dem römischen Tribunal verantworten sollte, war er ganz allein! Kein Mitstreiter war an seiner Seite. Niemand war da, um ihn zu stärken. So schrieb er: „Bei meinem ersten Verhör stand mir niemand bei, sondern sie verließen mich alle. Es sei ihnen nicht zugerechnet.“

 

Hätten wir erwartet, dass der „größte Apostel aller Zeiten“, wie er mitunter genannt wird, am Ende seines Lebens diese Zeilen schreiben würde? Möchtest du am Ende deines Lebens solch einen Brief schreiben?

 

Der Heilige Geist vermittelt uns nicht den Eindruck, als sei im Leben des Paulus alles glatt gegangen. Im Gegenteil: Was hatte der Herr seinem Jünger Hananias, damals in Damaskus, über das Leben und den Dienst dieses Mannes gesagt? „Geh nur hin; denn dieser ist mein auserwähltes Werkzeug, dass er meinen Namen trage vor Heiden und vor Könige und vor das Volk Israel. Ich will ihm zeigen, wie viel er leiden muss um meines Namens willen.“

Paulus war ein auserwähltes Gefäß der Gnade und Barmherzigkeit Gottes! In seinem Herzen hatte der Heilige Geist einen kostbaren Namen eingegraben – den Namen Jesu Christi. Es war der Sohn Gottes, der das Leben des Apostels prägte und inhaltsvoll machte. Alles, was den Apostel – bis zum heutigen Tag – so herausragen lässt, ist einzig Jesus, seinem Herrn und Retter zuzuschreiben. Christus war sein Leben! Paulus war ein Gläubiger, ein Empfangender, ein Teilhaber Jesu Christi. Dieser Tatsache war er sich stets bewusst, weshalb er die Korinther fragte: „Was hast du, das du nicht empfangen hast? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmst du dich denn, als hättest du es nicht empfangen?“

Worin wollte Paulus ein Vorbild sein? Zu Timotheus sagte er: „Ich weiß, an wen ich glaube, und bin gewiss, er kann mir bewahren, was mir anvertraut ist, bis an jenen Tag. Halte dich an das Vorbild der heilsamen Worte, die du von mir gehört hast, im Glauben und in der Liebe in Christus Jesus. Dieses kostbare Gut, das dir anvertraut ist, bewahre durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt.“

Paulus vertraute dem gekreuzigten, auferstandenen und erhöhten Herrn! Gott hatte ihm die überragende Größe, die Einzigartigkeit und Schönheit Jesu offenbart. Mehr noch, ihm wurde das Leben Jesu Christi eingepflanzt. Dies war für den Apostel das köstliche, anvertraute Gut. Er kämpfte den guten Kampf des Glaubens, indem er Tag für Tag danach trachtete, in engster Gemeinschaft mit seinem geliebten Herrn und Meisters zu leben. Ihm allein wollte er gefallen. Er wollte die heilsamen, gesundmachenden Worte Gottes empfangen, in sich aufnehmen und in seinem Herzen bewegen, um so Christus immer besser kennenzulernen und noch mehr von ihm ergreifen zu können.

Ja, Paulus war ein Gefangener Roms; Mitarbeiter hatten ihn enttäuscht, andere verlassen. Er fror und blickte, wenn er vor seinen Anklägern stand, in den Rachen eines bösartigen Löwen. Doch Jesus war an seiner Seite! Er war ihm treu geblieben! Er hatte sich nicht von ihm abgewandt. Deshalb schrieb der Apostel: „Der Herr aber stand mir bei und stärkte mich ... so wurde ich erlöst aus dem Rachen des Löwen. Der Herr aber wird mich erlösen von allem Übel und mich retten in sein himmlisches Reich. Ihm sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“

 

Möchtest du von etwas Großem berichten – heute, morgen oder am Ende deines Lebens? Dann solltest du sagen können: Der Herr stand mir bei. Er stärkte mich. Er ließ mich keine Minute allein. So wurde ich aus dem Rachen des Löwen erlöst. Der Herr wird mich auch weiterhin von allem Übel erlösen und mich in sein himmlisches Reich hineinretten. Ihm sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit. Denen aber, die mir Böses taten, die mich enttäuscht und alleingelassen haben, denen will ich um Jesu Willen vergeben. Es sei ihnen nicht zugerechnet.

 

Paulus schrieb an Timotheus: „Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten; hinfort liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben.“

 

Vielleicht warst du bisher der Meinung, dass die Krone der Gerechtigkeit nur für wenige bereitgelegt ist, etwa für Christen, die in ihrem Leben Großes geleistet haben. Nein! Gott, der Vater, der gerechte Richter, hält die Krone der Gerechtigkeit für alle bereit, die sein Erscheinen lieben. Er wird alle krönen, die am Ende ihres Lebens sagen können: Ich habe Glauben gehalten!

 

Halte dich heute an Jesus fest. Bleibe an seiner Seite. Vertraue ihm in jeder Stunde dieses Tages. Er wird dich aus dem Rachen des Löwen erretten und dich von allem Übel erlösen. Und wenn du von Menschen enttäuscht wurdest, dann resigniere nicht. Bleibe auch nicht entmutigt liegen, wenn du versagt hast, sondern stehe wieder auf und erfreue dich der Gegenwart Jesu. Liebe sein Erscheinen. Lass ihn die Krone deiner Gerechtigkeit sein. Kämpfe den guten Kampf und bewahre den Glauben! Bleibe ein Empfänger und Teilhaber der Gnade Gottes!

 

2.Kor.11,23-28; 2.Tim.4,9-21; 1,15; Apg.9,15-16; 1.Kor.4,7; 1,31; 2.Tim.1,12-14

 
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