11. - 12. Januar

„Sie ging hin und las auf, den Schnittern nach, auf dem Felde. Und es traf sich, dass dies Feld dem Boas gehörte.“ Rut 2,3

 

Rut war eine Moabiterin, die in jungen Jahren völlig aus der Bahn geworfen wurde. Nachdem ihr Ehemann allzu früh verstorben war, entschloss sie sich, mit Noomi, ihrer Schwiegermutter, in deren Heimatland zu ziehen. Zweifellos war dies eine schwerwiegende Entscheidung, denn damit ließ Rut alles hinter sich, was ihr bisher vertraut war, um sich einer ungewissen Zukunft zuzuwenden: einem fremden Land, einem fremden Volk und einem unbekannten Gott.

In Bethlehem angekommen, verkroch sie sich nicht und bejammerte ihr Elend. Nein! Sie machte sich auf, um für ihren Lebensunterhalt zu sorgen: Sie ging auf ein Feld, um dort aufzulesen, was die Schnitter bei der Ernte liegen gelassen hatten. Dabei lernte sie Boas kennen, einen Mann mit herausragenden Tugenden. Und Rut hätte sich auch nicht in ihren kühnsten Träumen vorzustellen gewagt, dass er schon bald ihr Ehemann sein würde.

 

Was zeichnet „Bethlehem“ aus? Was macht diesen Ort zum „Haus des Brotes“? Ist „Bethlehem“ dort zu finden, wo biblische Wahrheiten verkündigt werden? Eine biblische Unterweisung ist notwendig und unverzichtbar, doch der Buchstabe allein vermag den Hunger der Menschen noch nicht zu sättigen. Die Schrift sagt sogar: „Der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.“ Und „Die Erkenntnis bläht auf; aber die Liebe baut auf!“

 

In „Bethlehem“ steht nicht unsere Bibelkenntnis im Vordergrund. Hier geht es vorrangig um die Erkenntnis Jesu Christi! Ihn zu erkennen, ist das ewige Leben! So wie Rut damals in Bethlehem einen bemerkenswerten Mann kennenlernte – Boas –, so sollen wir heute, im „Haus des Brotes“ Jesus kennen und lieben lernen. Er ist es, der inmitten seiner Gemeinde wohnt und wandelt! Er ist es auch, der im Mittelpunkt des Geschehens steht. Ohne ihn gibt es kein „Brothaus“! Ohne Christus wären auch unsere Versammlungen, jede Predigt und jede Gemeinschaft, leer und inhaltslos. Erst wenn wir den Auferstandenen in unserer Mitte erheben und im Glauben ergreifen, was er uns darreicht, kann er uns zur sättigenden Speise, zum Gewinn und zur Ernte unseres Lebens werden.

Demnach befindet sich in „Bethlehem“ ein Feld – das Erntefeld Gottes! Hier sät Gott, der Vater, seinen kostbaren Samen in unsere Herzen hinein – sein lebendiges, heilsames Wort. Wenn wir Gottes Wort im Glauben annehmen und in uns wurzeln lassen, wächst Christus in uns auf. Wir, die Gläubigen, sind, wie Paulus betonte, „Gottes Ackerfeld“. Wir sind dazu berufen, die Menschlichkeit Jesu, seine überragenden Eigenschaften und Tugenden, als „Frucht des Geistes“ zu ernten, zu genießen und zum Ausdruck zu bringen – an jedem neuen Tag. Deshalb sagte der Prophet Jesaja, als er das Kommen des Erretters ankündigte: „Vor dir wird man sich freuen, wie man sich freut in der Ernte!“

 

Das Neue Testament berichtet uns davon, dass Jesus durch Samarien reisen musste. Dort ließ er sich an einem Brunnen nieder. Als eine Frau kam, um Wasser zu schöpfen, offenbarte er ihr, dass er gekommen war, den Durstigen lebendiges Wasser zu geben. Während die Frau danach in die Stadt lief, um den Menschen zu sagen, dass sie Christus, „der Welt Heiland“ getroffen habe, sagte Jesus zu seinen Jüngern: „Sagt ihr nicht selber: Es sind noch vier Monate, dann kommt die Ernte? Siehe, ich sage euch: Hebt eure Augen auf und seht auf die Felder, denn sie sind reif zur Ernte. Wer erntet, empfängt schon seinen Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben, damit sich miteinander freuen, der da sät und der da erntet.“

Während Jesus mit der Samariterin sprach und ihr das Wasser des Lebens anbot, säte er den guten Samen in ihr Herz. Danach durfte er ernteten, was er gesät hatte: Zuerst gewann er die Aufmerksamkeit und das Vertrauen der Frau, danach ihr Herz und schließlich ihre kostbare Seele für Gottes ewiges Reich! Später gewann der Herr sogar die Herzen vieler Bewohner der nahegelegenen Stadt und ihre Gastfreundschaft.

Was aber hatte die Samariterin interessiert aufhorchen lassen? Es war die Person Jesu, sein freundliches Wesen, das sie überzeugte. „Wie“, so hatte sie überrascht geantwortet, „du bittest mich um etwas zu trinken, der du ein Jude bist und ich eine samaritische Frau?“ Auch dass ihr Jesus keine Vorwürfe machte, obwohl er von ihrem unmoralischen Lebenswandel wusste, berührte sie zutiefst. Es war die Menschlichkeit Jesu, die sie anzog und schließlich erkennen ließ, dass er der Christus, der Gesandte Gottes, war.

 

Gott sucht Arbeiter für seine große Ernte! Er hält nach Männern und Frauen Ausschau, die Christus in die Herzen der Menschen säen, indem sie seine Wohltaten preisen und ihn hoch erhöhen. Sie sind die Schnitter, die Gottes Ernte einbringen! Deshalb schrieb der Apostel Paulus an die Korinther: „Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen; aber Gott hat das Gedeihen gegeben ... Wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld“.

 

Indem Paulus den gekreuzigten und auferstandenen Herrn und Retter verkündigte, wurde er zum „Sämann“ der Liebe Gottes. Dann aber, wenn hungrige und durstige Menschen zu Jesus kamen und in ihm ihren Retter erkannten, durfte der Apostel auch ein „Schnitter“ in der Ernte sein und ewige Frucht in die himmlischen Scheunen sammeln.

 

Boas behandelte seine Knechte und Mägde vorbildlich: Zunächst begrüßte er sie mit den Worten: „Der Herr sei mit euch!“, worauf sie antwortete: „Der Herr segne dich!“ Danach wird uns gesagt, dass Boas seine Schnitter anwies, Rut, die Moabiterin, freundlich und zuvorkommend zu behandeln und nicht zu beschämen. Sie sollten sogar von den Garben, die sie eingesammelt hatten, nehmen und Rut überlassen. Schließlich forderte Boas die mittellose Frau auf, mit ihm und seinen Leuten das Mahl zu halten, wobei er ihr die Speise darreichte. Während Boas die Fremde so freundlich und zuvorkommend behandelte, wurde er für alle, die auf seinem Feld arbeiteten, zum prägenden Vorbild.

 

Jesus fordert uns auf: „Lernt von mir!“ Deshalb sollten wir, wenn wir die Bibel lesen, ihn, den Wunderbaren, betrachten und darauf achten, wie er den Menschen begegnete. Wir sollen seine Gesinnung und sein Herz kennenlernen. So werden wir mit seinen Tugenden vertraut, können wir seine Gedanken, Empfindungen und Beweggründe verstehen. Das aber, was wir von ihm erkannt und gesehen haben, spiegeln wir wider.

 

Wenn du Jesus vor Augen hast und in enger Gemeinschaft mit ihm lebst, wird dein Herz weich und empfindsam werden. Dann wirst du deine Mitmenschen nicht verachten oder geringschätzig auf sie herabschauen können. Im Gegenteil: Du wirst den Wunsch haben, dass Menschen, mit denen du ins Gespräch kommst, eine tiefe, innige Berührung mit Christus haben möge.

 

Gott sucht heute Schnitter, die den kostbaren Samen ausstreuen und die Ernte einbringen! Davon redet die Schrift, wenn sie sagt: „Die mit Tränen säen, werden mit Freunden ernten. Sie gehen hin und weinen und streuen ihren Samen und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben.“

 

2.Kor.3,6; 1.Kor.8,1; Mt.13,23; Gal.5,22; Jes.9,2.5; Jh.4,4-15.25-29.35-36.39; 1.Petr.2,9; 1.Kor.3,9.6; Rut 2,1-16; 2.Kor.3,18; Ps.126,5-6

 
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