„David aber stärkte sich in dem Herrn, seinem Gott.“ 1.Samuel 30,6
Saul wollte unbedingt verhindern, dass der Sohn Isais seinen Platz einnahm. Deshalb vergingen viele Jahre, bis David endlich König wurde. Lange Zeit schien es sogar, als würde David nur Verlust erleiden. Tatsächlich aber nahm er innerlich immer mehr zu!
Es war der Herr, der seinen Knecht zurüstete und auf seine große Aufgabe vorbereitete.
Als Samuel, der Prophet Gottes, Isai und seine Söhne zum Festmahl lud, war David zunächst nicht anwesend. Man hatte ihn entweder vergessen oder für zu jung erachtet. Danach wird uns berichtet, dass ihm sein Vater den Auftrag gab, nach seinen Brüdern zu schauen, die sich im Heerlager Sauls befanden. Dort angekommen wurde David unverhofft Zeuge, wie der hünenhafte Philister Goliath das Heer Israels verhöhnte. Und es war sein eigener Bruder, der ihn tadelte und scharf zurechtwies, weil David gefragt hatte: „Was wird man dem geben, der diesen Philister erschlägt und die Schande von Israel abwendet?“
Als ihm schließlich das Unmögliche gelang und er den Philister besiegte, wurde David über Nacht zum Helden der ganzen Nation. Man lobte ihn und besang seinen Mut. Saul setzte ihn sogar zum Anführer über tausend Mann. Und wo David hingeschickt wurde, da errang er den Sieg, weil der Herr mit ihm war. Als Saul ihm schließlich auch noch seine Tochter zur Frau gab, schien der glorreichen Zukunft des einstigen Schafhirten nichts mehr im Wege zu stehen.
Doch so schnell David aufgestiegen war, so rasant war auch sein Abstieg. Von einem auf den anderen Tag schien er ins Bodenlose zu stürzen. Obwohl er sich nichts hatte zuschulden kommen lassen, wurde ihm über Nacht alles genommen. Schließlich verlor David sogar seinen guten Ruf. Er wurde verleumdet und wie ein Schwerverbrecher gejagt. Er musste fliehen, seine Frau und alles, was ihm lieb und wert war, hinter sich lassen. Saul wollte ihn unbedingt töten weil er in David seinen ärgsten Widersacher zu sehen glaubte. Davids Leben war ständig in Gefahr. Er konnte sich an keinem Ort sicher fühlen und länger verweilen. Immer sah er sich der Gefahr ausgesetzt, erkannt, verraten und an Saul ausgeliefert zu werden. Auch Davids Ruhm wurde nicht mehr besungen, sein Ansehen war zerstört. Landesweit galt er als gefährlicher Intrigant, ja, es wurde sogar mit dem Tode bestraft, wer ihm auch nur ein Stück Brot reichte. Wollte David seinen Vater oder seine Brüder sehen, musste er sie heimlich treffen. Und was seine Frau betraf, so wurde sie schon bald einem anderen Mann gegeben!
Wie verachtet David in jenen Tagen war, zeigten die Worte Nabals, eines wohlhabenden Gutsbesitzers. David und seine Männer hatten den Hirten Nabals draußen in der Wildnis Schutz gewährt und sie versorgt. Als der Gejagte danach selbst Hilfe und Unterstützung benötigte, dachte er, Nabal werde ihm das Gute vergelten und das Nötige zukommen lassen. Doch Nabal sagte: „Wer ist David? Und wer ist der Sohn Isais? Es gibt jetzt viele Knechte, die ihren Herren davongelaufen sind.“
Schließlich kam sogar der Tag, an sich seine eigenen Leute gegen ihn stellten: Achisch, der König von Gat, ein Philister, hatte David die Stadt Ziklag geschenkt. Doch während er mit seinen Männern unterwegs war, fielen die Amalekiter ins Land ein. Sie verbrannten Ziklag und führten alle Bewohner gefangen fort, auch die beiden Frauen Davids, sowie die Frauen, Söhne und Töchter seiner Männer. Es wird uns berichtet: „Und David geriet in große Bedrängnis, weil die Leute ihn steinigen wollten; denn die Seele des ganzen Volks war erbittert, ein jeder wegen seiner Söhne und Töchter.“
Konnte es für David noch schlimmer kommen? Nun hatten sich sogar seine eigenen Leute gegen ihn gewandt. In diesem Moment sah sich David völlig alleingelassen. Doch was tat er in dieser schwierigen, schier ausweglosen Situation? Wir lesen: „David aber stärkte sich in dem Herrn, seinem Gott.“
Als er den Herrn fragte, ob er der räuberischen Meute nachjagen soll, lautete dessen Antwort: „Jage ihr nach! Du wirst sie einholen und die Gefangenen befreien.“
Der Sieg Davids über seine Widersacher war überwältigend, denn es wird uns gesagt: „So gewann David alles zurück, was die Amalekiter genommen hatten, auch seine beiden Frauen, und es fehlte nichts ... David brachte alles zurück.“
Es war ein glorreicher Moment – die Amalekiter waren vernichtend geschlagen und die geraubte Beute ihren Händen entrissen worden. Nichts blieb in der Hand der Feinde zurück. Gott hatte David einen überwältigenden Sieg geschenkt. Dabei hatten er und seine Männer gestern noch geweint, „bis sie nicht mehr weinen konnten“. Wer hätte, angesichts der verbrannten Häuser und der verschwundenen Angehörigen, an eine derartige Wende geglaubt?
Nun war David der strahlende Held. Nun jubelten ihm seine Männer zu. Wie aber war der großartige Sieg zustande gekommen? Was hatte David getan, als sich alle gegen ihn stellten und man ihn sogar steinigen wollte? Er suchte das Angesicht Gottes. David stärkte sich in dem Herrn, seinem Gott! In diesem Moment wurde deutlich, wie real und innig Davids Beziehung zu seinem Gott war.
Verzage nicht und gib nicht auf, wenn dir deine Situation hoffnungslos erscheint, wenn dich „verkohlte Balken“ anstarren und man dir dein kostbarstes Gut geraubt hat. Wirf dein Vertrauen in Gott nicht weg, auch dann nicht, wenn du keine Tränen mehr hast, um deine verzweifelte Lage zu beweinen. Es gibt jemand, der auch jetzt eine Antwort weiß! Und wenn du gerade jetzt zu ihm kommst und ihm vertraust, wird er dich stärken und sich herrlich an dir erweisen.
Der grandiose Sieg David begann, als er in einer scheinbar ausweglosen Lage das Angesicht seines Gottes suchte und glaubte, dass der Allmächtige auch jetzt noch helfen kann.
So war es auch, als David vor Saul fliehen musste und in die Hände der Philister fiel. Die Schrift schildert uns, was er in diesem Moment fühlte, denn wir lesen: „David ... fürchtete sich sehr“. Doch auch in dieser Bedrängnis suchte er den Herrn, ja, er dichtete sogar einen Psalm, der erkennen ließ, was David damals dachte und wie ihm zumute war. Er betete: „Gott, sei mit gnädig, denn Menschen stellen mir nach; täglich bekämpfen und bedrängen sie mich. Meine Feinde stellen mir täglich nach; denn viele kämpfen gegen mich voll Hochmut. Wenn ich mich fürchte, so hoffe ich auf dich. Ich will Gottes Wort rühmen; auf Gott will ich hoffen und mich nicht fürchten. Was können mir Menschen tun? ... Zähle die Tage meiner Flucht, sammle meine Tränen in deinen Krug; ohne Zweifel, du zählst sie. Dann werden meine Feinde zurückweichen, wenn ich dich anrufe. Das weiß ich, dass du mein Gott bist ... Ich habe dir, Gott, gelobt, dass ich dir danken will. Denn du hast mich vom Tode errettet, meine Füße vom Gleiten, dass ich wandeln kann vor Gott im Licht der Lebendigen.“
Welches Gebet sprach David, als er vor Saul in die Höhle floh? Er betete: „Sei mir gnädig, Gott, sei mir gnädig! Denn auf dich traut meine Seele, und unter dem Schatten deiner Flügel habe ich Zuflucht, bis das Unglück vorübergehe. Ich rufe zu Gott, dem Allerhöchsten, zu Gott, der meine Sache zum guten Ende führt ... Ich liege mitten unter Löwen ... Erhebe dich, Gott, über den Himmel und deine Herrlichkeit über alle Welt! Sie haben meinen Schritten ein Netz gestellt und meine Seele gebeugt ... Mein Herz ist bereit, Gott, mein Herz ist bereit, dass ich singe und lobe. Wach auf, meine Seele, wach auf, Psalter und Harfe, ich will das Morgenrot wecken! Herr, ich will dir danken ... ich will dir lobsingen unter den Leuten.“
Ein Loblied zur Ehre Gottes, gesungen von einem Menschen, der sich in Todesgefahr befand, der den Eindruck hatte, mitten unter Löwen zu liegen und dessen Seele niedergebeugt wurde. Doch auch jetzt war David bereit, seinem Gott zu singen. Er wollte ihn loben und hoch erheben. David stärkte sich in seinem Gott!
Das Beispiel Davids soll dir Ansporn und Ermutigung sein, denn so, wie sich der Herr in seinem Leben herrlich erwies, so will er sich auch in deinem Leben herrlich erweisen.
David ruft dir zu: „Wirf dein Anliegen auf den Herrn; der wird dich versorgen und wird den Gerechten in Ewigkeit nicht wanken lassen.“
Stärke dich in dem Herrn, deinem Gott!
1.Sam.16,1.5.10-13; 17,17-29.48-51; 18,5-16.17.27-30; 19,1.10.18; 23,14; 22,7-19.1; 25,44; 25,2-11; 27,1-7; 30,1-6.17-19; 21,11-16; Ps.56,1-5.9-10.13-14; 1.Sam.22,1; Ps.57,1-3.5-12; Ps.55,23