13. - 14. September

„Habt acht auf eure Frömmigkeit, dass ihr die nicht übt vor den Leuten, auf dass ihr von ihnen gesehen werdet; ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel.“  Matthäus 6,1

 

Nehmen wir an, dass wir unserem Bruder, der mit uns auf dem Wege ist, vergeben konnten und ihm nichts nachtragen. Auch in unserer Beziehung zum anderen Geschlecht ist uns kein Fehlverhalten vorzuwerfen – unsere Gedanken sind rein und lauter, unsere Augen befinden sind unter der Herrschaft Christi – wie auch unsere Zunge. Und wenn uns andere Menschen ablehnen oder hassen, stehen wir im Gebet für sie ein und segnen sie.

Doch Achtung! Wenn wir einen so herausragenden Wandel vorzuweisen haben, lauert uns unser Widersacher an anderer Stelle auf: Er will uns dazu bringen, dass wir uns in Selbstgefälligkeit ergehen, dann nämlich, wenn wir unsere „geistliche Entwicklung“ betrachten. Dann kann es schnell passieren, dass wir von unserer eigenen Frömmigkeit beeindruckt sind. Doch gerade damit öffnen wir  dem Teufel Tür und Tor, denn Stolz und Selbstgefälligkeit sind sein ureigenstes Terrain! Hier ist er Zuhause!

Erinnern wir uns, wie er zu Fall kam: Einst war er, wie die Bibel berichtet, ein glänzender, schirmender Cherub, mit kostbaren Edelsteinen geschmückt und von Gott auf dem heiligen Berg eingesetzt. Das Abbild der Vollkommenheit war er, voller Weisheit und über die Maßen schön. Er wandelte inmitten der feurigen Steine. Bis der Tag kam, an dem sich sein Herz wegen seiner Schönheit und verantwortungsvollen Aufgabe überhob. Er dachte: „Ich will in den Himmel steigen und meinen Thron über die Sterne Gottes erhöhen, ich will mich setzen auf den Berg der Versammlung im fernsten Norden. Ich will auffahren über die hohen Wolken und gleich sein dem Allerhöchsten.“

Was aber waren die Folgen? Wir lesen: „Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern! ... Durch deinen großen Handel wurdest du voll Frevels und hast dich versündigt. Da verstieß ich dich vom Berge Gottes und tilgte dich, du schirmender Cherub, hinweg aus der Mitte der feurigen Steine.“

 

Die Schrift sagt: „Ein stolzes Herz ist dem Herrn ein Gräuel und wird gewiss nicht ungestraft bleiben.“ Und „Wer zugrunde gehen soll, der wird zuvor stolz; und Hochmut kommt vor dem Fall.“

 

Auch der Apostel Paulus stand in der Gefahr, stolz zu werden und sich zu überheben, denn er schrieb an die Korinther: „Damit ich mich wegen der hohen Offenbarung nicht überhebe, ist mir gegeben ein Pfahl ins Fleisch, nämlich des Satans Engel, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe.“

Das Gift der alten Schlange – ihr Hochmut und ihre Arroganz – hat unser ganzes Sein durchdrungen, unsere menschliche Natur infiziert und verdorben. Daher rühmen wir uns unserer Erkenntnisse, blicken wir mit Stolz auf unsere geistlichen Erfahrungen. Andererseits sind wir tief enttäuscht, wenn das, was wir sind oder haben, von unseren Mitmenschen nicht gebührend wahrgenommen und gewürdigt wird. Das aber führt dazu, dass wir in unserem Herzen belastet sind und nicht im Frieden Gottes ruhen. Deshalb gilt auch uns die Einladung Jesu: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid ... lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.“

 

Stelle deine Frömmigkeit nicht zur Schau! Prahle nicht vor anderen! Gottes Wort sagt: „Nicht der ist bewährt, der sich selbst empfiehlt, sondern der, den der Herr empfiehlt“.

 

In den Evangelien wird uns von großen Zeichen und Wundern berichtet, die Jesus tat. Viele Menschen folgten ihm nach. Sie suchten seine Nähe und waren von ihm begeistert. Doch was tat er, als man ihn feiern und zum König ausrufen wollte? Wir lesen: „Als nun die Menschen das Zeichen sahen, das Jesus tat, sprachen sie: Das ist wahrlich der Prophet, der in die Welt kommen soll. Als Jesus nun merkte, dass sie kommen würden und ihn greifen, um ihn zum König zu machen, entwich er wieder auf den Berg, er selbst allein.“

Jesus stellte sich nie in den Mittelpunkt. Zu keiner Zeit suchte er die Aufmerksamkeit seiner Mitmenschen oder heischte nach Anerkennung. Immer war er darauf bedacht, dass alle Ehre seinem Gott und Vater zuteilwurde. So konnte er sagen: „Ich nehme nicht Ehre von Menschen!“ Und „Ich suche nicht meine Ehre!“

 

Es ist diese Gesinnung, die Gesinnung Jesu, die Gott in uns sehen will! Komm zu ihm und öffne ihm dein Herz. Bekenne ihm deinen Hochmut, beklage ihm deine Selbstgefälligkeit. Dann betrachte ihn, den Herrlichen und Erhabenen, in seiner Erniedrigung, die er auf dieser Erde erfuhr. Er entledigte sich all seiner Pracht und Schönheit, legte alles Hohe und Erhabene ab und wurde aller Knecht – um dich erretten und dein Herz gewinnen zu können. Und während du ihn so siehst, werden stolze, hochmütige Gedanken – deine Selbstgefälligkeit und Ehrsucht, dein Streben nach Lob und Anerkennung – zu Staub werden.

Wann immer du dich im Licht deines eigenen Erfolges sonnen möchtest, genügt ein Blick auf den, von dem die Schrift sagt: „Christus hatte nicht an sich selbst Gefallen!“

 

Paulus schrieb den Galatern: „Denn wenn jemand meint, er sei etwas, obwohl er doch nichts ist, der betrügt sich selbst.“ Und die Gläubigen zu Korinth fragte er: „Was hast du, das du nicht empfangen hast? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmst du dich denn, als hättest du es nicht empfangen?“

 

In seiner Bergpredigt sagte Jesus weiter: „Wenn du nun Almosen gibst, sollst du es nicht vor dir ausposaunen lassen, wie es die Heuchler tun in den Synagogen und auf den Gassen, damit sie von den Leuten gepriesen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. Wenn du aber Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, damit dein Almosen verborgen bleibe; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.“

 

Wenn deine rechte Hand ein gutes Werk getan hat und es der linken Hand erzählen will, dann sollst du es ihr nicht gestatten. Gott will, dass du allen selbstherrlichen Gedanken, wenn sie in dir aufsteigen, entgegentrittst und sie zurückweist. Es soll dir genügen, zu wissen, dass dein Vater in das Verborgene sieht und weiß, was du Gutes getan hast. Er wird es dir vergelten!

 

Erwarte keinen Dank und keine Anerkennung, wenn du einem anderen Menschen helfen konntest. Die Schrift sagt: „Alles, was ihr tut, das tut von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen, denn ihr wisst, dass ihr von dem Herrn als Lohn das Erbe empfangen werdet. Ihr dient dem Herrn Christus!“

Wenn dies deine innere Haltung ist, wird dich der Widersacher an diesem Punkt nicht zu Fall bringen können. Es war sein Prahlen, seine Selbstherrlichkeit und Gier nach Anerkennung, die ihn in den Abgrund stürzte. Es ist nicht deine Bestimmung, ihm auf seinem Weg zu folgen!

 

Wir dienen dem Herrn Christus! Alles, was wir sind und haben, verdanken wir ihm. Was wir unserem Nächsten an Liebe, Zuwendung, Kraft, Energie oder finanziellen Mitteln zukommen ließen, wird uns der Herr dereinst vergelten. Er verheißt im letzten Kapitel der Bibel: „Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, einem jeden zu geben, wie seine Werke sind.“ Was aber sollte uns der Herr an jenem Tage geben können, wenn wir unsere Belohnung bereits hier und heute eingefordert haben? Damit wäre unser Lohn dahin, den er uns geben will. Das aber wäre fürwahr ein schlechter Handel.

 

Jesus sagte: „Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten ... Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Angesicht, damit du dich nicht vor den Leuten zeigst mit deinem Fasten, sondern vor deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.“

 

Unser Vater wohnt im Verborgenen. Wie herrlich hat er alles geschaffen: Himmel und Erde sind seiner Hände Werk. Und doch bleibt er selbst im Hintergrund, ja, er kann es sogar ertragen, wenn Menschen sein wunderbares Schöpfungswerk bestaunen, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. Zu ihm müssen wir uns wenden, wenn wir von dem Streben nach Anerkennung befreit werden wollen. In seiner Gegenwart können wir die Tür zuschließen, durch die Stolz, Hochmut und Eigenliebe in unser Herz einziehen wollen. Wenn wir unseren Vater heute im Verborgenen treffen und dort seine Liebe erfahren, wird er uns geben, wonach uns in der Tiefe unseres Seins verlangt. Ist seine Anerkennung nicht viel kostbarer als die der Menschen? Auch will er uns vergelten, was wir gegenwärtig vermissen. Der größte Lohn aber, den er uns heute im Verborgenen zuteilwerden lässt, ist die Offenbarung seiner Herrlichkeit in dem Angesicht Jesu Christi. Hier, im Verborgenen, können wir die Gegenwart Jesu genießen und seine Schönheit bewundern. Wir können ihn in unserem Geist anschauen, ihn berühren und ergreifen. Er selbst ist unsere höchste Freude! An ihm Anteil zu haben, ist unserer sehr großer Lohn. Bei ihm findet unsere Seele Ruhe – Ruhe auch von aller Mühsal im Streben nach Lob und Anerkennung.

 

Jes.14,12-15; Hes.28,13-17; Spr.16,5.18; 2.Kor.12,7; Mt.11,28-29; 2.Kor.10,18; Jh.6,14-15; 5,41; 8,50; Phil.2,5-9; Röm.15,3; Jak.4,6; Gal.6,3; 1.Kor.4,7; Mt.6,2-4; Kol.3,23-24; Offb.22,12; 1.Mose 15,1

 
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