„Es war aber um die Zeit, da die Gerstenernte anging, als Noomi mit ihrer Schwiegertochter Rut, der Moabiterin, zurückkam vom Moabiterland nach Bethlehem.“ Rut 1,22
Noomi hatte im Land der Moabiter alles verloren, was ihr lieb und teuer gewesen war. Nun kehrte sie mit leeren Händen nach Bethlehem zurück. So wie ihr erging es auch dem verlorenen Sohn, von dem Jesus in seinem Gleichnis berichtete. Auch er hatte in der Fremde all das Seine verzehrt. Er war ausgenutzt und ausgebeutet worden. Enttäuscht machte er sich schließlich auf, um in sein Vaterhaus zurückzukehren. Dort hoffte er, seinen nagenden Hunger stillen zu können, denn er sagte sich: „Wie viele Tagelöhner hat mein Vater, die Brot in Fülle haben, und ich verderbe hier im Hunger! Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen.“ Danach wird uns berichtet, dass sich Vater und Sohn in den Armen lagen und ein großes Fest gefeiert wurde.
Auch Noomi kehrte zurück. Und auch ihre Not fand ein Ende, denn es heißt, dass die Zeit der Gerstenernte angefangen hatte, als sie und ihre Schwiegertochter Bethlehem erreichten. Warum gerade zur Gerstenernte?
Die Bibel berichtet uns von verschiedenen Ereignissen, bei denen Gerstenbrote erwähnt werden: In den Tagen Elisas gab es eine große Hungersnot. Wir lesen: „Es kam aber ein Mann von Baal-Schalischa und brachte dem Mann Gottes Erstlingsbrot, nämlich zwanzig Gerstenbrote, und neues Getreide in seinem Kleid. Er aber sprach: Gib's den Leuten, dass sie essen! Sein Diener sprach: Wie soll ich davon hundert Mann geben? Er sprach: Gib den Leuten, dass sie essen! Denn so spricht der Herr: Man wird essen, und es wird noch übrigbleiben. Und er legte es ihnen vor, dass sie aßen; und es blieb noch übrig nach dem Wort des Herrn.“
Wer diese Geschichte liest, wird an eine Begebenheit erinnert, die zurzeit Jesu geschah: Fünftausend Menschen waren zusammengekommen, um Jesu zu sehen. Als er die Menge sah, fragte er Philippus, einen seiner Jünger: „Wo kaufen wir Brot, damit diese zu essen haben?“ Philippus antwortete: „Für zweihundert Silbergroschen Brot ist nicht genug für sie, dass jeder ein wenig bekomme.“ Die Schrift sagt weiter: „Spricht zu ihm einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus: Es ist ein Kind hier, das hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; aber was ist das für so viele?“ Jesus nahm die Brote, dankte und gab sie denen, die sich gelagert hatten und alle wurden satt. Es blieben sogar noch zwölf Körbe voller Brocken übrig!
Gerste ist ein Bild für die Fülle, die uns Gott in Christus darreicht, um unseren Hunger zu stillen. Schließlich ist Gerstenbrot ein Symbol für den überwältigenden Sieg Jesu, an dem Gott uns teilhaben lassen will. Es war Gideon, den der Herr in der Nacht ins Lager der Midianiter führte, wo er Zeuge eines Gesprächs wurde, das ihn ermutigen sollte: Ein Midianiter erzählte einem anderen seinen Traum, in dem er gesehen hatte, wie ein Laib Gerstenbrot auf ihr Lager zurollte und es unter sich zermalmte.
Immer dann, wenn du Jesus, den Sieger von Golgatha, in deinem Herzen erhöhst, berührst du auch die Kraft seiner Auferstehung, mit der du den Satan unter deine Füßen treten kannst – „in Kürze“.
Noomi war, als sie nach Bethlehem zurückkam, zutiefst enttäuscht und verbittert. Sie wollte sogar einen anderen Namen annehmen, um ihre große Betrübnis ausdrücken zu können. Was aber geschah, nachdem sie einige Zeit in Bethlehem wohnte? Es kam ein Tag, an dem die Frauen zu ihr sagten: „Gelobt sei der Herr, der dir zu dieser Zeit einen Löser nicht versagt hat! Dessen Name werde gerühmt in Israel! Der wird dich erquicken und dein Alter versorgen. Denn deine Schwiegertochter, die dich geliebt hat, hat ihn geboren, die dir mehr wert ist als sieben Söhne.“
Noomi war von Gott getröstet und reich beschenkt worden! Er hatte ihr eine neue Familie gegeben, die sie inniglich liebte. Auch war sie nun bestens versorgt, und es mangelte ihr an nichts. Auf ihrem Schoß aber saß ein Kind, das sie hegen und pflegen durfte, das ihre Freude und Erquickung war. Dabei konnte Noomi nicht einmal das volle Ausmaß des Segens erkennen, das Gott in ihren Schoß gelegt hatte, denn der Junge, den sie an ihr Herz drückte, hieß Obed. Er war der Vater Isais, der einen der größten und mächtigsten Könige Israels hervorbrachte – David. Tatsächlich: Gott hatte das Unheil, das Noomi getroffen hatte, in Bethlehem gewendet. Er hatte sie getröstet und reich beschenkt! Nun konnte sie zu ihren Freunden und Nachbarn sagen: Ihr dürft mich wieder Noomi nennen – lieblich –, denn der Allmächtige hat Wunderbares in meinem Leben getan. Als ich nach Bethlehem zurückkam, war ich verbittert, innerlich leer und betrübt. Hier habe ich die Liebe und Barmherzigkeit Gottes erfahren! Diese Liebe, mit der ich geliebt werde, darf ich nun weitergeben! Gott hat mir viel Gutes getan! Ich habe einen wunderbaren Erlöser gefunden!
Lk.15,11-20; 2.Kön.4,38.42-44; Jh.6,9-13; Richter 7,13; Eph.1,19-20; Röm.16,20; Rut 1,20-21; 4,14-17