„Er gibt dem Müden Kraft, und Stärke genug dem Unvermögenden. Männer werden müde und matt, und Jünglinge straucheln und fallen; aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.“ Jesaja 40,29-31

 

Was antwortet der Herr denen, die behaupten: „Mein Weg ist dem Herrn verborgen, und mein Recht geht vor meinem Gott vorüber?“ Er sagt nicht: Was du sagst, stimmt nicht, denn ich sehe dich sehr wohl und weiß genau, wie es dir geht. Die Antwort unseres himmlischen Vaters erfolgt auf einer höheren Ebene – er sagt: „Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich.“

Wenn wir klagen und seufzen und der Meinung sind, dass der Herrn unsere gegenwärtige Situation nicht kennt, ja, wenn wir an ihm zweifeln und uns alleingelassen fühlen, dann antwortet er uns: Schau dich doch einmal um: Alles, was du siehst, habe ich geschaffen. Ich habe nur gesprochen und aus dem Nichts entstand, was vor deinen Augen ist. Und dabei wurde ich nie müde. Nichts konnte mich erschöpfen. Und noch etwas solltest du wissen: Alles was ich tue, hat einen Sinn und eine Bedeutung. Mir entgeht nichts! Mir entgleitet nichts! Auch deine Lebenssituation ist mir bestens vertraut. Ich kann sie meistern und dir jederzeit beistehen. Denke nicht, dass auch ich ratlos bin, nur weil du nicht mehr weiter weist. Weil du auf deinem Weg matt geworden bist, spüre ich doch keine Ermüdung. Vergleiche nicht deine Sicht mit meiner, deinen Verstand nicht mit meinem.

 

Vor seiner Gefangennahme sagte Jesus zu seinen Jüngern: „In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“

Ja, Herr, möchten wir erwidern, du gehst zum Vater. Du hast die Welt, in der wir weiterhin leben müssen, überwunden. Du lässt alle Beschwernisse hinter dir. Du hast es gut. Ich aber stecke mitten drin und werde, wie du richtig sagst, von allen Seiten bedrängst. Wie sollen mir deine Worte Trost geben können?

Wenn wir sagen: Herr, mir geht es miserabel, antwortet er uns: Ich habe überwunden! Sagen wir: Ich fühle mich ausgelaugt und kraftlos, bekennt er: Ich werde nicht müde und matt! Während wir auf unsere gegenwärtige Situation verweisen, erinnert er uns an seinen Sieg über die Welt, die Sünde und die Macht Satans. Beklagen wir unsere Schwäche, rühmt er seine Stärke. Reden wir von unserem Mangel und unseren Begrenzungen, verweist er auf seine Fülle und grenzenlose Macht.

Was will uns unser Herr damit zeigen? Wir sollen erkennen, wer der ist, der in uns Wohnung gemacht hat. Niemals dürfen wir bei uns selbst stehen bleiben! Wir dürfen uns nicht getrennt von Christus sehen!

Betrachte Jesus, deinen Herrn: Geduldig konnte er dreißig Jahre warten, bis ihn der Vater salbte und zu den Armen, Gefangenen, Blinden und Zerschlagenen sandte. Zu keiner Zeit gab er den Verlockungen seines Widersachers nach, auch dann nicht, nachdem er vierzig Tage gefastet hatte. Er erduldete Widerspruch, ertrug Ablehnung, Spott und Hohn, ohne zu hadern oder zu drohen. Und auch als alle gegen ihn waren, strauchelte sein Fuß nicht. Er zerbrach nicht, als ihn einer seiner engsten Mitarbeiter verriet und ein anderer ihn verleugnete. Immer war er mit seinem Vater aufs Engste verbunden! Er bekannte sogar: „Ich und der Vater sind eins.“ Jesus lebte durch den Vater! Von dessen Liebe ließ er sich tragen und emporheben, so, wie sich ein Adler von der aufsteigenden Thermik emporheben lässt. Deshalb konnte Jesus laufen, ohne zu ermüden! Auch als er am Kreuz hing und eine Einsamkeit spürte, die kein Mensch ermessen kann, hatte er den Vater vor Augen, sehnte er sich nach dessen Gegenwart. Schließlich befahl er seinen Geist in die Hände des Vaters. Danach nahm ihn das Totenreich auf! Doch der Tod konnte ihn, den „Adler des Universums“ nicht festhalten. Jesus erhob sich aus der tiefsten Tiefe und stieg empor – zu einem Ort, der alles und jeden überragt, wo er sich zur Rechten des Höchsten niedersetzte. Das alles tat er, damit wir, die Ohnmächtigen und Unvermögenden, an seiner Kraft und Stärke teilhaben können.

 

Wenn du auf dich schaust, darfst du nicht nur einen kleinen, begrenzten, vergänglichen, fehlerhaften Menschen sehen! Nein! Du sollst erkennen, wer in dir lebt: Jesus, der wunderbare Sohn Gottes, der Vollkommene und Gerechte, der Ewige und Unwandelbare, der siegreiche Held, der Herr und König aller.

 

Gott, der Vater, macht dir ein großartiges, ja, ein unfassbares Angebot: Du kannst dich auf Christus, den Adler des Universums, lehnen und mit ihm auffahren. Er trägt dich empor, höher, als du es dir vorstellen kannst. Lehne dich auf seine Schwingen! Mache dich eins mit seiner Liebe! Berühre die aufsteigende Thermik Gottes! Lass dich von deinem Erlöser zum Thron seiner Gnade bringen! Bleibe nicht bei dir stehen, nicht bei dem, was du bist oder hast. Mach dich eins mit dem, der das Grab verließ und die Macht des Todes überwand.

Ihm darfst du bekennen, wie du dich fühlst. Sage ihm: Herr Jesus, ich bin schwach und fühle mich ohnmächtig. Ich liege im Staub der Erde. Doch du bist der Adler des Universums! Du hast überwunden. Du bist aufgefahren. Du bist stark und mächtig. Du wirst nicht müde. Du ermattest nicht. Weil du im Gericht Gottes und im Tod mit mir eins geworden bist, darf ich nun im Leben mit dir eins sein. Herr, ich berühre deine Liebe. Ich lehne mich auf dich! Du bist der Adler, auf dessen Schwingen ich emporsteige. Du trägst mich zum Vater! Ich spüre, wie mir neue Kraft zufließt, wenn ich auf dich blicke. Mit dir zusammen kann ich laufen, ohne zu ermüden. Eins mit dir, werde ich heute nicht straucheln.

 

„Wer ist sie, die heraufsteigt von der Wüste und lehnt sich auf ihren Freund?“

 

Jh.16,33; Lk.4,18.2-12; Jh.10,30; Hoheslied 8,5a

 
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