17. - 18. August

„Und David sprach: Ist noch jemand übriggeblieben von dem Hause Sauls, damit ich Barmherzigkeit an ihm tue um Jonatans willen?“  2.Samuel 9,1

 

Nach Jahren des Wartens war David endlich König über ganz Israel geworden. Für die meisten war dies sicherlich ein Anlass zur Freude, nicht aber für jene, die zuvor auf der Seite Sauls gegen David gekämpft und ihm nach dem Leben getrachtet hatten. Doch David sann nicht auf Rache – sein Herz war gütig, nachsichtig und frei vom Wunsch nach Vergeltung. Er überlegte sogar, wie er dem Hause Sauls Gutes tun konnte, denn wir lesen: „Und David sprach: Ist noch jemand übrig von dem Hause Sauls, damit ich Barmherzigkeit an ihm tue um Jonatans willen?“

Nach intensiver Suche fand sich schließlich ein Knecht Sauls, mit Namen Ziba, dessen Aussage Klarheit brachte: „Es ist noch ein Sohn Jonatans da, lahm an den Füßen.“

Die Bibel berichtet uns weiter: „Da sandte der König David hin und ließ ihn holen ... Als nun Mefi-Boschet, der Sohn Jonatans, des Sohnes Sauls, zu David kam, fiel er auf sein Angesicht und huldigte ihm. David aber sprach: Mefi-Boschet! Er sprach: Hier bin ich, dein Knecht. David sprach zu ihm: Fürchte dich nicht, denn ich will Barmherzigkeit an dir tun um deines Vaters Jonatans willen und will dir den ganzen Besitz deines Vaters Saul zurückgeben; du aber sollst täglich an meinem Tisch essen. Er aber fiel nieder und sprach: Wer bin ich, dein Knecht, dass du dich wendest zu einem toten Hund, wie ich es bin? Da rief der König den Ziba, den Knecht Sauls, und sprach zu ihm: Alles, was Saul gehört hat und seinem ganzen Hause, hab ich dem Sohn deines Herrn gegeben. So bearbeite ihm nun seinen Acker, du und deine Söhne und deine Knechte, und bring die Ernte ein, damit es das Brot sei des Sohnes deines Herrn und er sich davon nähre; aber Mefi-Boschet, der Sohn deines Herrn, soll täglich an meinem Tisch essen. Ziba aber hatte fünfzehn Söhne und zwanzig Knechte. Und Ziba sprach zum König: Ganz so, wie mein Herr, der König, seinem Knechte geboten hat, wird dein Knecht tun. Und Mefi-Boschet, sprach David, esse an meinem Tisch wie einer der Königssöhne. Und Mefi-Boschet hatte einen kleinen Sohn, der hieß Micha. Und alle, die im Hause Zibas wohnten, dienten Mefi-Boschet. Mefi-Boschet aber wohnte hinfort in Jerusalem, denn er aß täglich an des Königs Tisch. Und er war lahm an seinen beiden Füßen.“

 

Mefi-Boschet war fünf Jahre alt, als ihn die Nachricht vom plötzlichen Tod seines Vaters und Großvaters ereilte. Als seine Amme im Getümmel mit ihm zu fliehen versuchte, entglitt der Junge ihren Händen. Dabei stürzte er so unglücklich, dass er seither an beiden Füßen gelähmt war!

 

Welch bewegendes Schicksal: Mefi-Boschet gehörte zum Hause Sauls. Da er der einzige Sohn Jonathans, des Sohnes Saul war, war er auch dessen Erbe und der Anwärter auf den Thron. Sicherlich genoss er damit viele Privilegien. Bis Ereignisse eintraten, die deutlich machten, dass der Sohn Jonatans auf der falschen Seite stand, denn Gott, der Herr, hatte Saul verworfen und das Königtum einem anderen gegeben – David. Obwohl Mefi-Boschet kein eigenes Verschulden traf, geriet er doch in den Strudel jener dramatischen Ereignisse, die das Haus Sauls in seinen Grundfesten erschütterten: Er musste fliehen, wobei er stürzte und sich so schwer verletzte, dass er seine Beine nicht mehr gebrauchen konnte. Seither lebte er in ständiger Furcht vor Entdeckung. Als ein Nachkomme Sauls musste Mefi-Boschet davon ausgehen, dass ihn die Rache des neuen Herrschers unbarmherzig treffen würde. Dass der Sohn Jonatans zu jener Zeit tatsächlich den Tod vor Augen hatte, bestätigten seine Worte, denn er sagte zu David: „Meines Vaters ganzes Haus hätte ja den Tod erleiden müssen von meinem Herrn, dem König.“

 

Wie sah es wohl im Herzen Mefi-Boschets aus? Was konnte er noch tun? Nicht nur war er ein Geächteter, ein Verfluchter – er war auch völlig mittellos, dazu lahm an beiden Füßen und auf die Hilfe anderer angewiesen. Welche Hoffnungen durfte sich sein kleiner Sohn, Micha, machen? Wie sah dessen Zukunft aus? Verzweifelt düster!

Dann kam der Tag, vor dem sich Mefi-Boschet gefürchtet hatte: Die Männer des Königs standen vor der Tür. David wollte den Enkel Sauls sehen. War nun der Tag der Abrechnung und Vergeltung gekommen?

 

Das Schicksal Mefi-Boschets spiegelt unsere eigene Geschichte wider: Wir alle wurden durch das Verschulden eines unserer Vorfahren in den Strudel der Sünde und des Todes gezogen. Sein Name war Adam! Wir wurden zu Teilhabern seiner Verfehlung, zu Partner seiner Übertretung. So sagt Gottes Wort: „Deshalb, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und der Tod durch die Sünde, so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben.“

Die todbringende Frucht, die Adam aß, wurde auch uns zum Verderben. Sie drang in jede Zelle unseres Seins und machte uns zu Feinden Gottes. Wir wurden zu Erben eines Abtrünnigen und Verfluchten, zu Söhnen und Töchtern eines Geschlechts, das die Herrschaft Jesu ablehnte und ihn kreuzigte.

Auf unserer Flucht vor Gott, während wir orientierungslos umherirrten, wurde unser Schaden immer größer. Am Ende saßen wir da, waren lahm an beiden Füßen und mussten dem Tag entgegenbangen, an dem uns ein gerechter Gott vor sich hinstellen und Rechenschaft von uns fordern würde. Was sollten wir ihm dann antworten?

Doch noch während wir unser Elend beklagten, erreichte uns eine Nachricht, die wir kaum glauben konnten: Gott, der gerechte Richter, hatte seinen eigenen Sohn für uns alle dahingegeben. Christus, der Heilige und Gerechte, das Lamm ohne Fehl, starb um unserer Schuld und Übertretung willen! Er trug unsere Strafe und erduldete um unsertwillen Schmach und Ablehnung. Er wurde verstoßen, war einsam und verlassen, damit wir mit Gott versöhnt würden. Ihm wurde zugerechnet, was wir verschuldet hatten! Jesus nahm unser Gericht auf sich und starb unseren Tod! Uns aber, die wir Gericht und Strafe verdient hatten, wurde Barmherzigkeit und Vergebung zuteil – um Jesu willen!

So lesen wir: „Wie nun durch die Sünde des Einen die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist, so ist auch durch die Gerechtigkeit des Einen für alle Menschen die Rechtfertigung gekommen, die zum Leben führt. Denn wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die Vielen zu Sündern geworden sind, so werden auch durch den Gehorsam des Einen die Vielen zu Gerechten.“

Gott vergibt uns und rechnet uns unsere Sünden nicht zu! Mehr noch, er hat uns mit sich selbst versöhnt und bittet uns nun zu seinem Festmahl!

 

Täglich darfst du nun zu ihm kommen, jederzeit Gemeinschaft mit ihm haben – so wie ein Königssohn! Gott macht keinen Unterschied – jedem, der im Glauben zu ihm kommt, steht die Tür seiner Gnade weit offen. Und wer da will, der komme und schöpfe aus dem Brunnen seiner Liebe und Barmherzigkeit – frei und umsonst. Deshalb ruft der Herr uns zu: „Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am Köstlichen laben. Neigt eure Ohren her und kommt her zu mir! Höret, so werdet ihr leben! Ich will mit euch einen ewigen Bund schließen, euch die beständigen Gnaden Davids zu geben.“

Gott lädt dich ein, mit ihm zu festen! Er will dir mit der beständigen, nie endenden Gnade Jesu Christi dienen und dich an seinem Tisch laben! Willst du ein ungetrübtes Fest mit ihm halten, darfst du jedoch nicht unter den Tisch schauen, denn dort wirst du nur deine lahmen Füße erblicken.

Gewiss ist es nötig, dass wir unserer eigenen Schwachheiten gedenken und nicht versuchen, sie zu verbergen oder zu leugnen. Doch unsere eigene Unzulänglichkeiten und unser Versagen dürfen uns nicht davon abhalten, der göttlichen Einladung zu folgen – täglich. Im Gegenteil, sobald wir uns unserer „lahmen Füße“ erinnern, sollten wir auch der Einladung des Königs gedenken. Nur hier, an seinem Tisch – im Genuss der Gegenwart und Liebe Jesu Christi – können wir von unserem Schaden geheilt werden!

 

Willst du täglich am Tisch des Königs festen – frei und unbeschwert? Dann erinnere dich täglich an das, was Jesus für dich vollbracht hat. Genieße, was er dir in seiner Liebe darreicht, anstatt auf deine eigene „Behinderung“ zu starren. Davon redete Paulus, als er sagte: „Nicht, dass ich's schon ergriffen habe oder schon vollkommen sei; ich jage ihm aber nach, ob ich's wohl ergreifen könnte, weil ich von Christus Jesus ergriffen bin. Meine Brüder, ich schätze mich selbst noch nicht so ein, dass ich's ergriffen habe. Eins aber sage ich: Ich vergesse, was dahinten ist, und strecke mich aus nach dem, was da vorne ist.“

 

Denke immer daran, dass du ein Geladener bist, einer, den der König aller Könige zum Festmahl erwartet. Gott selbst will dich an seinem Tisch speisen! An seiner Seite ist ein Ehrenplatz für dich reserviert! Auch heute wird es für dich von entscheidender Bedeutung sein, ob du seiner Einladung folgen wirst oder nicht! Du brauchst nicht länger unter dem Fluch Adams zu leiden – Christus hat deinen Fluch getragen! Er wurde zu deiner Gerechtigkeit! Der Weg zum Thron seiner Gnade ist frei! Mehr noch: Durch die Wiedergeburt bist du ein Kind des Königs geworden. Nun lädt er dich zu seinem Festmahl ein: Du darfst heute an seinem Auferstehungsleben teilzuhaben und aus der Fülle seiner Gnade schöpfen – um Jesu willen!

 

Ein Mensch, der täglich am Tisch des Königs speist, hat Hoffnung und Zukunft! Er braucht sich nicht seiner „lahmen Füße“ zu schämen, denn während er genießt, was ihm Christus darreicht, darf er erfahren, dass sich sein Gastgeber aller seiner Gebrechen annimmt. Deshalb sagt der Psalmist: „Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen! Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: der dir alle deinen Sünden vergibt und heilet alle deine Gebrechen, der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit, der deinen Mund fröhlich macht, und du wieder jung wirst wie ein Adler.“

 

Nutze jede Gelegenheit, die sich dir bietet, um das Festmahl mit Christus, deinem Herrn und Retter, zu halten: Erfreue dich seiner lebendigen Gegenwart. Bade im Strom seiner Liebe. Genieße und ergreife, was er für dich vollbracht hat. Erinnere dich seiner kostbaren Verheißungen, und lobe ihn für sein weises Handeln in deinem Leben, seine nie endende Geduld und Treue. Rühme die Kraft des Blutes Jesu und seinen Sieg über alle Mächte der Finsternis. Du wirst feststellen, dass dich jede Gemeinschaft, die du mit Christus pflegst und jedes Festmahl, das du mit ihm hältst, etwas mehr gesunden lässt.

 

Herr Jesus, rette mich vom Fluch des „Hauses Saul“. Heile jeden Schaden meines Herzens. Bringe mich täglich an deinen Tisch! Ich will dich mehr erkennen, deine Barmherzigkeit und Liebe genießen und mich meines himmlischen Erbteils erfreuen. Ich preise dich, dass du mich an deiner Fülle teilhaben lässt.

 

2.Sam.4,4; 19,29; Röm.5,12; Eph.2,1-3.4.8-9; Hebr.9,27; 1.Petr.4,5; Röm.14,12; Jes.53,4-8; Offb.22,17; Jes.55,1-3; Phil.3,12-13; Jh.21,12a; Gal.3,13; Röm.3,22-24; Hebr.4,15-16; Jh.1,12-12.16; Gal.4,6-7; Ps.103,1-5; Jh.1,16

 
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