19. - 20. Juli

„Seht, wie strahlend sind meine Augen geworden, weil ich ein wenig von diesem Honig gekostet habe.“ 1.Samuel 14,29

 

Auf diesen Tag des Sieges hatten Saul und die Kinder Israel lange warten müssen. Wie sehr hatten sie unter den Demütigungen durch die Philistern gelitten, denn die Bibel berichtet uns: „Es war aber kein Schmied im ganzen Lande Israel zu finden; denn die Philister dachten, die Hebräer könnten sich Schwert und Spieß machen. Und ganz Israel musste hinabziehen zu den Philistern, wenn jemand eine Pflugschar, Hacke, Beil oder Sense zu schärfen hatte ... Als nun der Tag des Kampfes kam, wurde kein Schwert noch Spieß gefunden in der Hand des ganzen Volks, das mit Saul und Jonatan war; nur Saul und sein Sohn hatten Waffen.“

Die aussichtslose Lage spitzte sich noch zu, als Jonatan, der Sohn Sauls, es wagte, eine Wache der Philister anzugreifen und niederzustrecken. Nun rüsteten sich die Feinde, um den Männern Israels mit „dreitausend Wagen, sechstausend Gespanne und Fußvolk, so viel wie Sand am Ufer des Meer“ entgegenzuziehen. Angesichts dieser Heeresmacht versuchten viele Israeliten ihre Haut zu retten, denn wir lesen: „Als aber die Männer Israels sahen, dass das Volk in Gefahr und Bedrängnis war, verkrochen sie sich in die Höhlen und Klüfte und Felsen und Gewölbe und Gruben ... Saul aber war noch in Gilgal; und alles Volk, das ihm folgte, war voller Angst.“

Doch Jonatan bewies erneut, dass er dem Herrn, seinem Gott, vertraute, denn er sagte zu seinem Waffenträger: „Komm, lass uns hinübergehen zu der Wache dieser Unbeschnittenen! Vielleicht wird der Herr etwas für uns tun, denn es ist dem Herrn nicht schwer, durch viel oder wenig zu helfen." Es wird uns berichtet: "Und Jonatan kletterte mit Händen und Füßen hinauf und sein Waffenträger ihm nach. Da fielen sie zu Boden vor Jonatan, und sein Waffenträger hinter ihm tötete sie. So traf der erste Schlag, den Jonatan und sein Waffenträger taten, ungefähr zwanzig Mann ... Und es entstand ein Schrecken im Lager und auf dem freien Felde; und das ganze Kriegsvolk, die Wache und die streifenden Rotten erschraken; und die Erde erbebte. Und so geschah ein Gottesschrecken.“

Der Herr honorierte den Glauben Jonatans und stellte sich auf seine Seite, sodass die Verwirrung im Lager der Philister immer größer wurde, bis schließlich „eines jeden Schwert gegen den andern ging.“

 

Saul und seine Männern hatten nicht bemerkt, dass Jonatan allein in den Kampf gezogen war. Als sie aber vom Aufruhr im Lager der Philister hörten, sammelten sie sich, um ihren Feinden nachzujagen. Die Bibel berichtet von einem überwältigenden Sieg der Israeliten. Sogar Männer, die sich zuvor versteckt oder auf der Seite des Feindes gekämpft hatten, fanden neuen Mut und kamen, um sich Sauls und seinen Männer anzuschließen, denn es heißt: „Auch die Hebräer, die vorher bei den Philistern gewesen und mit ihnen ins Feld gezogen waren, gingen über zu denen von Israel, die mit Saul und Jonatan waren. Und als alle Männer von Israel, die sich auf dem Gebirge Ephraim verkrochen hatten, hörten, dass die Philister flohen, jagten sie hinter ihnen her im Kampf. So half der Herr Israel an diesem Tag. Und der Kampf breitete sich aus bis Bet-Awen.“

 

Nur wenige Stunden zuvor erschien den Israeliten ihre Lage aussichtslos und verzweifelt, nun aber verhalf der Herr seinem Volk zum Sieg über seine Feinde – durch die Hand eines Mannes, der ihm vertraute.

Was aber tat Saul? Wir lesen: „Und als die Männer Israel in Bedrängnis kamen an jenem Tage, belegte Saul das Volk mit einem Fluch und schwor: Verflucht sei jedermann, der etwas isst bis zum Abend, bis ich mich an meinen Feinden räche. Da aß das ganze Volk nichts. Es waren aber Honigwaben auf dem Felde, und als das Volk hinkam zu den Waben, siehe, da floss der Honig. Aber niemand nahm davon etwas mit der Hand in seinen Mund; denn das Volk fürchtete den Schwur. Jonatan aber hatte nicht gehört, dass sein Vater das Volk mit einem Schwur belegt hatte. Und er streckte seinen Stab aus, den er in seiner Hand hatte, und tauchte die Spitze in den Honigseim und führte seine Hand zum Munde; da strahlten seine Augen. Da hob einer aus dem Volk an und sprach: Dein Vater hat das Volk mit einem Fluch belegt und geschworen: Verflucht sei jedermann, der heute etwas isst! So ist das Volk nun matt geworden. Da sprach Jonatan: Mein Vater bringt das Land ins Unglück; seht, wie strahlend sind meine Augen geworden, weil ich ein wenig von diesem Honig gekostet habe. Fürwahr, hätte doch das Volk heute gegessen von der Beute seiner Feinde, die es gemacht hat! Wäre dann die Niederlage der Philister nicht noch größer geworden? Sie schlugen aber die Philister an jenem Tage von Michmas bis nach Ajalon. Und das Volk wurde sehr matt.“

 

Saul ließ sich von den Ereignissen mitreißen. Er reagierte nur auf das, was vor seinen Augen geschah. Sein Herz war nicht dem lebendigen Gott zugewandt. Er war nicht um eine Zusammenarbeit mit dem Herrn der Heerscharen bemüht. Die Folge davon war, dass er einen verhängnisvollen Fehler beging: Anstatt sich um das Wohlergehen seiner Männer zu sorgen, startete Saul einen persönlichen Rachefeldzug. Nur darauf bedacht, sein Ansehen zu mehren, verbot er seinen Männern, etwas zu essen, während sie gegen die Philister kämpften. Das aber entsprach nicht dem Willen Gottes!

Der Herr wollte sein Volk nicht unbarmherzig vorantreiben, während ihre Mägen leer und ihre Hände kraftlos waren. Im Gegenteil: In weiser Voraussicht hatte Gott dafür gesorgt, dass sich die Israeliten während des Kampfes stärken und laben konnten. Deshalb gab es in der Nähe Honig im Überfluss! Doch niemand wagte, etwas davon zu essen. So blieben die Männer Israels von der fürsorglichen Versorgung Gottes ausgeschlossen. Nur Jonatan, der nichts von dem Gebot seines Vaters wusste, kam in den Genuss der Stärkung, die der Herr seinem Volk zugedacht hatte. Als die Philister geflohen waren, fielen die Israeliten ausgehungert über die Beute ihrer Feinde her. Sie schlachteten Schafe und Rinder und aßen das Blutige, was Gott ausdrücklich verboten hatte.

Der persönliche Ehrgeiz Sauls schmälerte nicht nur den Triumph und die Siegesfreude des Volkes Gottes, sein Eigensinn führte die Israeliten am Ende sogar ins Verderben. Daher sagte Jonatan, als er von dem Fluch seines Vaters hörte: „Mein Vater bringt das Land ins Unglück.“

 

Wenn wir Gott dienen wollen, sollten wir wissen, was ihm wichtig ist.

 

Was liegt dem Herrn besonders am Herzen? Was ist sein Wille für unser Leben? Steht bei ihm der Kampf im Vordergrund? Treibt er seine Kinder unablässig voran, damit sie seine Kriege führen? Benutzt er uns etwa, um sich an seinem Widersacher, dem Teufel, zu rächen? Nein! So ist unser Gott nicht!

Gott, unser Vater, opfert uns nicht einem persönlichen Ehrgeiz. Im Gegenteil! Bevor er uns zu seinen Mitarbeitern beruft, sorgt er dafür, dass wir im Genuss des von ihm verheißenen Erbteils stehen und „Milch und Honig“ essen. Sagt sein Wort nicht, dass er sogar „im Angesicht unserer Feinde“ einen Tisch bereitet hat, zu dem er uns einlädt?

Unser himmlischer Vater weiß genau, dass unsere Feinde vor uns fliehen werden, wenn unsere Augen vor Freude strahlen und wir im Genuss seiner Gnade stehen. Deshalb sagt uns die Schrift: „Habe deine Lust am Herrn; der wird dir geben, was dein Herz wünscht.“

 

Wenn Gott etwas von uns, seinen Kindern, erwartet, dann sorgt er zuerst dafür, dass wir volle Genüge haben. Rechnet er mit unserer Mitarbeit, so ist er es, der uns zuerst dient und uns den vollen Zustrom seiner Gnade zukommen lässt. Immer wird er darauf achten, dass wir im Genuss seiner Liebe stehen und es uns nicht an seinem Trost und seiner Freude mangelt.

 

Mit welchen Worten beschrieb der Herr das Land, das er den Israeliten zum Erbteil geben wollte? Sagte er: Ich führe euch in ein Land, in dem ihr gegen viele Feinde kämpfen müsst? Nein! Er verhieß, sie in ein Land zu bringen, in dem „Milch und Honig fließen“.

Gott hat uns in ein Land geführt, darin Milch und Honig fließen: Wir wurden in Christus versetzt und eins gemacht mit dem, in dem die ganze Fülle der Gottheit wohnt. Wo immer wir sind und was immer wir tun, immer können wir an der Fülle Christi teilhaben und Leben im Überfluss genießen. So kann Gott uns innerlich erquicken, beleben und stärken, damit wir „zu jedem guten Werk geschickt“ sind. Und wenn wir unsere Augen aufheben und die Schönheit und Lieblichkeit Jesu betrachten, dann werden unsere Augen voller Glanz, dann wird unser Herz mit dem Frieden und der Freude Christi erfüllt. Dieser Teilhabe sollten wir den Vorrang geben – in allem, was wir tun.

 

Nicht die Anforderungen und Verpflichtungen des heutigen Tages sollten dir vor Augen stehen, sondern die Fülle Christi, mit der dir Gottes Geist heute dienen will. Er will dich mit „Milch und Honig“ stärken, damit deine Augen nicht glanzlos bleiben. Er will dich mit dem „Köstlichen laben“, damit du dich in keinem Moment überfordert fühlst und kraftlos bist. Dein himmlischer Vater will dich innerlich sättigen und zufrieden stellen, damit du nicht nach Dingen trachtest, die dir schaden können. Er will dir die Augen öffnen, damit du erkennst, wie wunderbar er ist und was er dir in seiner Liebe bereitet hat.

 

Wer im Genuss der Fülle Christi steht, wird sich nicht so schnell auf Wege begeben, auf denen man Schaden erleidet. Er wird aber auch anderen Menschen keinen Schaden zufügen und sie nicht für eigennützige Zwecke missbrauchen.

Wer im Genuss der Fülle Christi steht, wird auch nie ohne Waffen sein, wenn ihn der Böse angreift. Im Gegenteil, wer „Honigseim“ isst und sich am Reichtum der göttlichen Gnade labt, kann „auf Schlangen und Skorpione treten“ und nichts wird ihm schaden.

 

Wer im Genuss der Fülle Jesu steht, wird auch seinem persönlichen Ehrgeiz nicht so schnell Raum geben.

Ein Mensch, der seine Lust an Gott hat und „Milch und Honig“ genießt, wird den Gliedern des Haushalts Gottes auch keine Lasten aufbürden. Er wird ihnen dienen, anstatt sie für seine eigenen Zwecke einzuspannen.

Gott hat uns nicht zu „Generälen“ berufen, die andere herumkommandieren und ihnen Befehle erteilen. Wir sind nicht Herren über den Glauben anderer! Wir sind Gehilfen ihrer Freude!

 

Wenn wir wollen, dass die Gemeinde Jesu ein strahlendes Zeugnis und festes Bollwerk gegen den Feind ist, dann müssen wir darauf achten, dass die Gläubigen im Genuss der Reichtümer Jesu Christi stehen.

Willst du ein treuer Haushalter Christi sein, dann ruft dir dein Herr zu: „Wer ist nun der treue und kluge Knecht, den der Herr über seine Leute gesetzt hat, damit er ihnen zur rechten Zeit zu essen gebe? Selig ist der Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, das tun sieht. Wahrlich, ich sage euch: Er wird ihn über alle seine Güter setzen.“

 

1.Sam.13-14,1-33; 15,1-30; 3.Mose 3,17; 7,23+26; Ps.23,5; 37,4; 2.Mose 3,8.17; 5.Mose 8,7-10; 2.Tim.3,17; Jes.55,1-2; Lk.10,19; Eph.3,8.16-19; Kol.2,2.9-10; Phil.2,3; Mt.23,4; 1.Petr.5,2-4; 2.Kor.1,24; Eph.3,8-10; Mt.24,45-47

 
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