„Naaman, der Feldhauptmann des Königs von Aram, war ein trefflicher Mann vor dem Herrn und wertgehalten; denn durch ihn gab der Herr den Aramäern Sieg. Und er war ein gewaltiger Mann, jedoch aussätzig.“ 2.Könige 5,1
Naaman war an der Seite des Königs zum bedeutendsten Mann der Aramäer aufgestiegen. Sicherlich war sein Name im ganzen Land bekannt. Er wurde von allen geschätzt, war erfolgreich und gewiss nicht unvermögend. Ein angesehener Mann, dazu ein siegreicher Kriegsheld, der mitten im Leben stand. Bis er eines Tages an seinem Körper einen seltsamen Ausschlag bemerkte. Nach eingehender Untersuchung wurde der anfängliche Verdacht zur schrecklichen Gewissheit – Naaman war aussätzig. Von diesem Moment an war nichts mehr wie zuvor. Alles in seinem Leben veränderte sich! Sein Ruhm und sein Ansehen waren für ihn plötzlich bedeutungslos. Auch die Gunst des Königs und sein hohes Ansehen bei seinen Landsleuten konnten ihn nicht gesund machen. Was nützten ihm seine Fähigkeiten und sein Reichtum? Konnte er sich damit seine Heilung erkaufen? Nein! Er war ein Todgeweihter, ein Unreiner, ein Ausgestoßener, ein Hoffnungsloser.
Eine Israelitin, einst als junges Mädchen von den Aramäern während der Kriegswirren gefangen genommen und verschleppt, stand nun im Dienst der Frau des Naaman. Die Niedergeschlagenheit und Verzweiflung ihrer Herrin blieb ihr nicht verborgen. Als sie den Grund erfuhr, sagte sie: „Ach, dass mein Herr wäre bei dem Propheten in Samaria! Der könnte ihn von seinem Aussatz befreien.“
Wie gut, wenn in „Naamans“ Nähe ein Mensch lebt, der das Evangelium Jesu Christi kennt, an seine errettende Kraft glaubt und den Mut hat, davon zu reden. Paulus sagte: „Ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben!“
Naaman blieb keine Wahl! Nach anfänglichem Zögern entschloss er sich, nach Israel zu reisen. Er wusste, dass er die ersehnte Heilung im eigenen Land nicht finden würde. So machte er sich auf, um bei einem Volk Hilfe zu suchen, mit dem die Aramäer keine freundschaftlichen Beziehungen unterhielten. Im Gegenteil, immer wieder loderten Feindseligkeiten zwischen beiden Nationen auf. Damit nicht genug, musste er nun seine Hoffnung auf einen Mann setzten, der ihm völlig fremd war. Schließlich war er, der siegreiche Feldhauptmann, zuvor noch nie als Bittsteller aufgetreten. Immer hatte er die Befehle erteilt.
Als Naaman mit seinem Gefolge, mit Rossen und Wagen, vor dem Haus des Propheten Elisa anhielt, war er überrascht, ja, er war verärgert, als ihm Elisa durch seinen Diener ausrichten ließ: „Geh hin und wasche dich siebenmal im Jordan, so wird dir dein Fleisch wieder heil und du wirst rein werden.“ Wir lesen: „Da wurde Naaman zornig und zog weg und sprach: Ich meinte, er selbst sollte zu mir herauskommen und hertreten und den Namen des Herrn, seines Gottes, anrufen und seine Hand hin zum Heiligtum erheben und mich so von dem Aussatz befreien. Sind nicht die Flüsse von Damaskus, Abana und Purpar, besser als alle Wasser in Israel, so dass ich mich in ihnen waschen und rein werden könnte? Und er wandte sich und zog im Zorn.“
Naaman fühlte sich gedemütigt und in seiner Ehre gekränkt. Unerhört, dass der Prophet ihn nicht persönlich begrüßt, sondern nur seinen Diener geschickt hatte. Wusste der Mann nicht, wer er war? Wie einen Dienstboten hatte man ihn behandelt. Kein Gebet war gesprochen, keine religiöse Zeremonie vorgenommen worden. Und dann die Aufforderung, sich im Jordan zu waschen. Empörend! War er denn ein Schmutzfink? Gab es in seinem Land nicht größere und schönere Flüsse?
So wie der aramäische Feldhauptmann möchten auch wir innerlich rein werden. Doch nicht selten sind es unsere eigenen Vorstellungen, die verhindern, dass wir Gottes heilende Kraft erfahren. „Ich dachte ….“ Wer, wie Naaman, bei Gott Hilfe sucht, muss seinen eigenen Weg verlassen und Gottes Weg akzeptieren, auf dem er uns heilt.
Auch jetzt war ein weiser Ratgeber in der Nähe, der Naaman empfahl: „Wenn dir der Prophet etwas Großes geboten hätte, hättest du es nicht getan? Wie viel mehr, wenn er zu dir sagt: Wasche dich, so wirst du rein!“
Kann ein Mensch, wenn er den Namen Jesu anruft, den lebendigen Gott berühren, seine Vergebung empfangen und das ewige Leben ererben? Soll das alles sein? Wird man auf so einfache Art gerettet? Ist Christus, der Herr, wirklich reich für alle, die ihn anrufen? Empfängt man so die Fülle seiner Gerechtigkeit? Wird so unsere Unreinheit abgewaschen? Ja! Gottes Wort sagt: „Es ist hier kein Unterschied zwischen Juden und Griechen; es ist über alle derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen. Denn wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll gerettet werden.“
Diese Botschaft haben sicherlich schon viele Menschen gehört und sich ärgerlich abgewandt. Ja, wenn man sie aufgefordert hätte, an einen weit entfernten Ort zu pilgern, in Sackleinen gekleidet und ohne Schuhe, dann wäre ihr Interesse geweckt worden.
Haben wir nicht unsere eigenen „Flüsse“, in denen wir uns reinigen können? Ein „Fluss“, den wir besonders lieben und dessen Wasser uns äußerst verheißungsvoll erscheint, heißt: „Bemühe dich, ein guter Mensch zu sein!“ Doch in seinen Fluten fand Naaman keine Reinigung!
Die Bibel berichtet uns, wie dem Aramäer geholfen wurde. Wir lesen: „Da stieg er ab und tauchte unter im Jordan siebenmal, wie der Mann Gottes geboten hatte. Und sein Fleisch wurde wieder heil wie das Fleisch eines jungen Knaben, und er wurde rein.“
Wie werden wir geheilt? Indem wir absteigen und unsere eigenen Vorstellungen lassen! Alles, was uns hindert, Gottes Wort Glauben zu schenken, müssen wir ablegen – unseren Stolz, unsere Unabhängigkeit und eigene Stärke.
Siebenmal musste Naaman untertauchen, siebenfach ablegen, was ihn hinderte, Gottes Heil zu empfangen: Zuerst musste er, der berühmte Feldhauptmann, der alle seine Feinde siegreich vor sich hergetrieben hatte, einsehen, dass er sein Problem nicht aus eigener Kraft lösen konnte. Was seine Heilung betraf, so war er auf die Hilfe eines anderen angewiesen! Auch musste er dem Rat einer unbedeutenden Magd folgen. Danach reiste er in ein fremdes Land, um bei einem Volk als Bittsteller zu erscheinen, das er zuvor verachtet hatte, mit dem er sich sogar im Kriegszustand befand. Dort angekommen, musste er akzeptieren, dass ihn der Prophet nicht selbst begrüßte, sondern seinen Diener schickte. Er musste einsehen, dass sein Ansehen und seine bisherigen Erfolge an diesem Ort völlig belanglos waren, ebenso die Geschenke, die er mit sich führte. Naaman musste auch seine Vorstellung lassen, auf welche Weise er geheilt werden sollte. Nicht die Hand des Propheten, zum Heiligtum ausgestreckt, brachte ihm die ersehnte Heilung, auch nicht dessen vollmächtiges Gebet. Zuletzt musste Naaman auch den vertrauten Gewässern von Damaskus den Rücken kehren und sich im Jordan untertauchen – sogar siebenmal – wobei seine Untergebenen zuschauten.
Kein Zweifel: Naaman hatte den Weg Gottes zu seiner Heilung akzeptiert. Und so konnte ihm geholfen werden!
Ja, würde Gott etwas Großes und Außergewöhnliches von uns verlangen, würden wir uns bemühen, seinem Wunsch zu entsprechen. Doch alles was er von uns erwartet, ist unser Eingeständnis, unser Bekenntnis: Herr Jesus, ich brauche dich! Vergib mir! Dein Tod ist meine Errettung! Nur dein vergossenes Blut kann mich von meinem 'Aussatz' reinigen.
Gottes Wort sagt: „Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit.“
Der Tod Christi ist das Ende unserer Unreinheit und Befleckung! Gott hat uns im Kreuzestod Jesu mit sich selbst versöhnt und unsere Sünden abgewaschen. Nun stellt er uns vor sein Angesicht, nimmt er uns in seine Arme, nennt er uns seine Kinder, sieht er uns vollkommen und ohne Tadel. „Er macht uns selig – nicht um der Werke willen, die wir getan haben, sondern nach seiner Barmherzigkeit – durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung im heiligen Geist, den er über uns reichlich ausgegossen hat durch Jesus Christus, unsern Heiland, damit wir, durch dessen Gnade gerecht geworden, Erben des ewigen Lebens würden nach unsrer Hoffnung. Das ist gewisslich wahr.“
Lass los, was du festhältst und steige ab! Demütige dich unter die gewaltige Hand Gottes. Blicke auf den Gekreuzigten und berge dich in seinem Tod. Wenn du „absteigst“ und im Tod Jesu Christi „untertauchst“, wirst du rein. Dann wird dir vergeben. Dann wirst du innerlich gesund werden. In Christus sieht dich Gott, der Vater, ohne Makel. Und während du in seinem vollbrachten Werk ruhst, ruft dir der Auferstandene zu: „Dein Glaube hat dir geholfen; geh hin in Frieden!“
Röm.1,16; 10,12-13; 1.Jh.1,8-9; 2.Kor.5,17-19; Offb.7,14-17; Tit.3,4-8; 1.Petr.5,6; Lk.7,50