„Vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat“ Psalm 103,2
Vielleicht hat uns der Herr gestern ein Wort des Trostes zugesprochen und uns ermutigt. Doch heute denken wir schon nicht mehr daran. Wir haben seinen Trost ganz einfach vergessen! Deshalb mahnt uns der Schreiber des Hebräerbriefs: „Ihr ... habt bereits den Trost vergessen, der zu euch redet wie zu seinen Kindern.“
Möglich auch, dass uns Gott, der Vater, erst vorige Woche auf den „Berg der Verklärung“ geführt hat, um uns die Schönheit Jesu zu zeigen. In jenem Moment waren wir ergriffen von seiner Klarheit und haben seine Einzigartigkeit gerühmt. Heute aber befinden wir uns wieder im Tal, in den Niederungen unseres Alltags, und sind umgeben von menschlicher Schwachheit und Unzulänglichkeit. Wir haben vergessen, was wir erst kürzlich erkannt haben. Dann misstrauen wir unserem himmlischen Vater und zweifeln daran, dass er es gut mit uns meint und in unserem Leben alles zum Besten wenden wird.
Auch der Psalmist, als er rückblickend der Wunder gedachte, die Gott vor den Augen Israels getan hatte, beklagte die Vergesslichkeit seines Volkes: „Er (der Herr) half ihnen um seines Namens willen, dass er seine Macht beweise. Er schalt das Schilfmeer, da wurde es trocken, und führte sie durch die Tiefen wie durch trockenes Land und half ihnen aus der Hand dessen, der sie hasste, und erlöste sie von der Hand des Feindes. Und die Wasser ersäuften ihre Widersacher, dass nicht einer übrigblieb. Da glaubten sie an seine Worte und sangen sein Lob. Aber sie vergaßen bald seine Werke ... Sie vergaßen Gott, ihren Heiland, der so große Dinge in Ägypten getan hatte.“
Es ist nicht nur der in uns wohnenden Sünde zuzuschreiben, dass wir so schnell vergessen, was Christus für uns getan hat und was er uns sein will. Auch unser Widersacher, der Teufel, geht umher und sucht unablässig, wie er uns verschlingen kann. Er tut dies auch, indem er das Wort zu verschlingen sucht, das Christus uns zugesprochen, mit dem er uns ermutigt oder auch ermahnt hat. In einem Gleichnis warnte Jesus deshalb vor den Vögeln, die alsbald kommen und den kostbaren Samen aufpicken, der ausgestreut worden ist. Gleiches erleben auch wir! Denn wenn wir nicht aufpassen, nimmt der Feind das Wort weg, das Gott in unser Herz gesät hat, sodass es keine Frucht bringen kann. Oder der Same geht zwar auf, aber die Dornen ersticken ihn. Das geschieht, wenn wir über den Sorgen der Welt und dem Streben nach dem betrügerischen Reichtum, das kostbare Wort Christi gering achten und es schließlich vergessen.
Auch David war sich der Tatsche bewusst, dass wir Menschen schnell vergessen, was Gott, der Herr, an uns getan hat. Deshalb sagte er: „Lobe der Herrn, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen! Lobe den Herrn, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“ Dann erinnert er sich der Vergebung seiner Sünden und rühmt die Heilungskraft seines Gottes. Er gedenkt der Erlösung und Befreiung vom Verderben. Er lobt die Gnade und Barmherzigkeit Gottes, die er erfahren darf und fühlt sich dadurch gekrönt. Schließlich preist er den Herrn für die Freude, mit der er ihn erquickt hat und die ihn jung werden lässt wie ein Adler.
Immer dann, wenn wir Jesus mit unserem Mund erheben, ihn loben und ihm die Ehre geben, geschieht es auch zu unserem eigenen Nutzen – unser Lobpreis und unsere Danksagung werden für uns zu einer heilsamen Medizin wider das Vergessen! Wir erinnern uns, wie viel Herrliches der Herr an uns getan hat. Gleiches geschieht, wenn wir uns mit Gottes Wort beschäftigen – wir erneuern unseren Denksinn und unsere inneren Augen werden erleuchtet, so dass wir Jesus, den Fürst des Lebens, erkennen können. Die Wahrheit, die wir erkennen, macht uns frei – frei von den Lügen Satans. Unverzichtbar ist deshalb für uns auch, dass wir uns regelmäßig mit anderen Gläubigen versammeln, denn der Glaube kommt durch das Hören des Wortes Christi. Auch die Erfahrungen, die wir in der Nachfolge Jesu machen und miteinander teilen, sind ein wirksames Mittel gegen das Vergessen!
Es genügt jedoch nicht, wenn wir Gottes Wort nur lesen oder hören – wir sollen Täter des Wortes sein. Sonst passiert das, was Jakobus beschrieb: „Denn wenn jemand ein Hörer des Wortes ist und nicht ein Täter, der gleicht einem Mann, der sein leibliches Angesicht im Spiegel beschaut; denn nachdem er sich beschaut hat, geht er davon und vergisst von Stund an, wie er aussah.“
Täter des Wortes sind wir bereits dann, wenn wir Gottes Wort in unserem Herzen wohnen lassen und es in uns bewegen.
Gott, unser Vater, kennt unsere Schwachheit, er weiß, wie schnell wir vergessen. Daher hat er uns in seiner unendlich großen Weisheit ein überaus kostbares Geschenk gemacht. Er hat uns einen wunderbaren Helfer, einen Beistand, zur Seite gestellt, der unablässig bemüht ist, uns die Wahrheit Gottes vor Augen zu führen und lebendig zu erhalten. Es ist der Tröster, der Heilige Geist! Von ihm sagte Jesus, als er sein Kommen ankündigte: „Aber der Tröster, der heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“
Wie wunderbar, dass jemand da ist, ganz in deiner Nähe, immer und zu jeder Tageszeit, der die göttliche Wahrheit in ihrer ganzen Umfassendheit kennt und sie nie vergisst! Er, der Tröster, der Geist der Wahrheit, wohnt in dir, um dich beständig daran zu erinnern, wer Christus ist, was er für dich getan hat und was er dir sein will. Er erinnert dich auch an alles, was dir der Herr in der Vergangenheit bereits gesagt hat. Gottes Geist ist somit ein Streiter gegen dein Vergessen! Er sorgt dafür, dass die Herrlichkeit Jesu vor deinen inneren Augen immer heller erstrahlt und niemals verblassen wird.
Und wenn du heute alles vergessen hättest, was er dir gestern gesagt hat, dann höre, was er dir jetzt verheißt: „Kann auch eine Frau ihres Kindes vergessen, dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie seiner vergäße, so will ich doch deiner nicht vergessen. Siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet.“
Hebr.12,5; Ps.106,8-13.26; Mt.13,4.7.19.22; Ps.103,1-5; Jak.1,22-24; Jh.14,26; Ps.107,43; Jes.49,15-16a