„Jesus aber wusste, dass ihm der Vater alles in seine Hände gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott ging, da stand er vom Mahl auf, legte sein Obergewand ab und nahm einen Schurz und umgürtete sich. Danach goss er Wasser in ein Becken, fing an, den Jüngern die Füße zu waschen, und trocknete sie mit dem Schurz, mit dem er umgürtet war. Da kam er zu Simon Petrus; der sprach zu ihm: Herr, solltest du mir die Füße waschen? … Jesus antwortete ihm: Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil an mir.“ Johannes 13, 3-6.8
Jesus wusste genau, was in den nächsten Stunden und Tagen geschehen würde. Doch vor seiner Kreuzigung wollte er noch einmal mit seinen Jüngern zusammen sein und ein letztes mal mit ihnen essen. In dieser Gemeinschaft sprach er auch von Leiden und einem Verräter aus ihrer Mitte. Das alles sorgte sicherlich für eine bedrückende Stimmung unter den Jüngern. Was würde nun geschehen? Was erwartete sie? Während sie voller Fragen waren, wusste Jesus genau, wohin sein Weg führte. Er ging zum Vater! Von ihm war er ausgegangen, zu ihm würde er nun zurückkehren. So sagt die Schrift: „Vor dem Passafest aber erkannte Jesus, dass seine Stunde gekommen war, dass er aus dieser Welt ginge zum Vater ... Jesus aber wusste ... dass er von Gott gekommen war und zu Gott ging.“
Was Jesus dann tat, sorgte für peinliche Betroffenheit. Uns wird berichtet: „Nach dem Mahl stand er auf, legte sein Obergewand ab und nahm einen Schurz und umgürtete sich. Danach goss er Wasser in ein Becken, fing an den Jüngern die Füße zu waschen, und trocknete sie mit dem Schurz, mit dem er umgürtet war.“
Petrus war beschämt, als sich Jesus plötzlich vor ihm niederbeugte, und er versuchte, seinem Meister zu wehren. Der aber antwortete ihm: „Was ich tue, das verstehst du jetzt nicht; du wirst es aber hernach erfahren.“
Warum sollte Petrus nicht verstehen, was Jesus tat? Sein Herr schickte sich an, ihm den Staub von den Füßen zu waschen. Was sollte daran seltsam und unverständlich sein? Täglich wurde müden Wanderern dieser Dienst als Geste der Gastfreundschaft erwiesen.
Es war mehr als nur ein äußerer Liebesbeweis, den Jesus seinen Jüngern erwies – es war eine Handlung, die eine tiefe Symbolik beinhaltete und eine geistliche Wahrheit offenbarte. Darum sagte er zu Petrus: „Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil an mir.“ Petrus reagierte erneut. Nun bat er Jesus: „Herr, nicht die Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt!“ Der Herr aber wehrte seinem Wunsch und antwortete: „Wer gewaschen ist, bedarf nichts, als dass ihm die Füße gewaschen werden; denn er ist ganz rein.“
Als wir Jesus unsere Schuld bekannten und ihn in unser Herz aufnahmen, wurden wir „ganz rein“. Deshalb sagt die Schrift: „Das Blut Jesu ... macht uns rein von aller Sünde.“ Doch unser Erlöser will in unserem Leben mehr bewirken als nur unsere Reinigung – er will, dass wir an ihm teilhaben. Sogar im letzten Kapitel der Bibel werden wir an diese Wahrheit erinnert, denn hier lesen wir: „Selig sind, die ihre Kleider waschen, dass sie teilhaben an dem Baum des Lebens und zu den Toren hineingehen in die Stadt.“
Deshalb muss uns Jesus die Füße waschen!
Tag für Tag berühren wir mit unseren Füßen den Staub der Erde, wodurch wir beschmutzt werden. Gleiches geschieht auch im geistlichen Bereich! Es sind zumeist keine schwerwiegenden Verfehlungen, keine ernsthaften Vergehen, die unsere Gemeinschaft mit Jesus beieinträchtigen und eine Distanz zwischen ihm und uns entstehen lassen. Auch wenn wir unsere Mitmenschen nicht anschreien, keinen belügen oder betrügen, so fühlen wir uns plötzlich „staubig“: Unsere geistliche Frische ist abhandengekommen! Unsere Liebe zu Jesus ist nicht mehr so heißt und brennend, unsere Beziehung zu ihm nicht mehr so innig und vertraut. Es ist kein dicker Teppich, der auf unseren Augen liegt, es ist ein hauchdünner Schleier, der unsere geistliche Sicht beeinträchtigt. Unsere „Füße“ sind staubig geworden – unsere Teilhabe an Christus ist gestört! Damit uns Jesus wieder das sein kann, was er uns sein will, muss er uns die „Füße“ waschen. Das aber kann er nur, wenn wir ihm unsere „staubigen Füße entgegenstrecken“.
Jesus hatte nicht zu Petrus gesagt: Was ich tue, das verstehst du jetzt nicht; du wirst es hernach verstehen. Nein! Er sagte: ... "du wirst es hernach erfahren"!
Unser Verständnis wird niemals ergründen können, wie es möglich ist, dass wir fehlerhafte Menschen an Jesus, dem Vollkommenen und Reinen, teilhaben können. Und doch wurden uns, wie Petrus schrieb, „die allergrößten Verheißungen geschenkt, damit wir dadurch Anteil bekommen an der göttlichen Natur“.
Unser Herr will, dass wir erfahren, was es bedeutet, eins mit ihm zu sein: Sein Leben und seine Natur sollen unser ganzes Sein durchdringen. Wir sollen sehen, was er sieht, in dem Frieden ruhen, in dem er ruht, den Sieg genießen, den er genießt. Wir sollen Stunde um Stunde erleben, dass er, der Auferstandene, uns an seiner Lebensfülle teilhaben lässt! Wir sollen erfahren, dass er in uns lebt! Wir sollen Jesus sehen! Kein „Staubkorn“ soll die Gemeinschaft zwischen ihm und uns stören können! Unser Herz soll sich freuen – in dem Herrn!
Danke, Herr Jesus, dass du mich ganz gewaschen hast. Ich bin rein durch dein Blut! Nun willst du, dass ich an dir Anteil habe. Dafür dienst du mir! Wasche den Staub des Tages von meinen Füßen. Nimm die Schleier von meinen Augen weg, damit ich deine Herrlichkeit sehen kann. Hebe mich aus den Niederungen meines Alltags empor. Nichts soll mich von dir trennen! Ich will an allem Anteil haben, was du mir heute sein willst.
Jh.13,1-10; 1.Jh.1,7; Offb.22,14; 2.Petr.1,4; Phil.4,4