23. - 24. September

„Als er aber vom Berge herabging, folgte ihm eine große Menge. Und siehe, ein Aussätziger kam heran und fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen. Und Jesus streckte die Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will's tun; sei rein! Und sogleich wurde er von seinem Aussatz rein.“ Matthäus 8,1-3

 

Was empfindest du, wenn du die Bergpredigt Jesu liest? Entspricht dein alltägliches Leben seinen Anforderungen?

Erinnern wir uns daran, was geschah, als Mose die Tafeln des Gesetzes empfing. Während Gott mit ihm auf dem Berg Sinai Zwiesprache hielt, vertrieben sich die Kinder Israel die Zeit des Wartens damit, dass sie aßen, tranken und spielten. In ihrer Ausgelassenheit kamen sie schließlich auf die Idee, ein goldenes Kalb zu gießen. Danach riefen sie: „Das ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägyptenland geführt hat!“ Als Mose wieder erschien, die Tafeln des Bundes in seinen Händen, waren die Herzen der Israeliten meilenweit von Gott entfernt. Am Ende dieses Tages lagen die Gebote Gottes zerbrochen im Staub der Wüste.

 

Zwischen dem Berg, auf dem Gott den Israeliten die Gesetzestafeln gab, und dem Berg, auf dem Jesus die Seligpreisungen verkündigte, besteht ein Unterschied, der größer nicht sein könnte.

Durch Mose offenbarte uns Gott, der Heilige und Gerechte, sein Wesen und seine Natur. Dort, auf dem Berg Sinai, tat er uns seinen Willen kund. Doch er bot uns nicht die Fülle seines Lebens an. Deshalb konnte das Gesetz auch keinen Menschen vor Gott rechtfertigen und vollenden. So schrieb Paulus den Galatern: „Denn nur, wenn ein Gesetz gegeben wäre, das lebendig machen könnte, käme die Gerechtigkeit wirklich aus dem Gesetz.“ Und im Hebräerbrief lesen wir: „Damit wird das frühere Gebot aufgehoben - weil es zu schwach und nutzlos war; denn das Gesetz konnte nichts zur Vollendung bringen -, und eingeführt wird eine bessere Hoffnung, durch welche wir uns zu Gott nahen.“

Dann aber wird uns gesagt: „Ihr seid nicht gekommen zu dem Berg, den man berühren konnte und der mit Feuer brannte, und nicht in Dunkelheit und Finsternis und Ungewitter und nicht zum Schall der Posaune und zum Ertönen der Worte, bei denen die Hörer baten, dass ihnen keine Worte mehr gesagt würde; denn sie konnten's nicht ertragen, was da gesagt wurde: 'Und auch wenn ein Tier den Berg anrührt, soll es gesteinigt werden.' Und so schrecklich war die Erscheinung, dass Mose sprach: 'Ich bin erschrocken und zittere.' Sondern ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu den vielen tausend Engeln, und zu der Versammlung und Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten und zu dem Mittler des neuen Bundes, Jesus und zu dem Blut der Besprengung, das besser redet als Abels Blut.“

 

Wir sind nicht zu einem Berg gekommen, den man mit Händen berühren kann und der mit Feuer brennt, wo man erschrickt und entsetzt zurückweicht, wenn man hört, was Gott von uns Menschen erwartet. Nein! Wir kamen zu einer wunderbaren und einzigartigen Person – zu Jesus, dem Mittler des Neuen Bundes! Deshalb stehen wir heute auch nicht vor einem Berg unerfüllbarer Forderungen. Wir sind zum Hügel Golgatha gekommen, wo Gott – aus Liebe zu uns – sein Bestes hingab, seinen eigenen Sohn. Wir sind zu dem Ort gekommen, an dem Jesus alle gerechten Forderungen Gottes erfüllt hat.

Alles, was Gott von uns erwartet, wird uns heute durch Christus dargereicht – frei und umsonst. Er ist sein Geist, der Geist des Lebens, der in uns, seinen Gläubigen, wohnt und alle gerechten Forderungen Gottes erfüllt. Wir sind seine Gemeinde – die Versammlung der Erstgeborenen! Gott ist unser Vater geworden. Wir besitzen sein Leben – ein Leben, das ewig und unzerstörbar ist und seinen Anforderungen uneingeschränkt entspricht.

Deshalb schrieb Paulus den Heiligen zu Rom: „Denn was dem Gesetz unmöglich war, weil es durch das Fleisch geschwächt war, das tat Gott: er sandte seinen Sohn ... damit die Gerechtigkeit, vom Gesetz gefordert, in uns erfüllt würde!“

Mose brachte uns nur den Buchstaben. Mit Jesus aber, dem Wunderbaren, erreichen uns keine unerfüllbaren Forderungen – mit ihm kommt die Lebensausteilung Gottes zu uns. Davon redete Johannes, als er sagte: „Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.“ So konnte er bezeugen: „Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade!“

 

Welche Aufgabe hatte das Gesetz? Es sollte uns den Gesetzgeber – Gott selbst – offenbaren. Gleichzeitig zeigte es unseren eigenen Mangel und unsere Bedürftigkeit, wodurch es zu einem „Zuchtmeister“ wurde, der uns zu Christus führt.

 

Nachdem Jesus in seiner Bergpredigt die höchsten Forderungen erhoben hatte, die je an eines Menschen Ohr gedrungen sind, stieg er vom Berg herab, wo ihm alsbald ein Aussätziger begegnete, der vor ihm niederkniete und ihn bat: „Herr, wenn du willst, kannst du mich reinigen.“ Wir lesen: „Und Jesus streckte seine Hand aus, rührte ihn an und sprach: Ich will's tun; sei rein! Und sogleich wurde er von seinem Aussatz rein.“

 

Wenn wir die Worte Jesu hören, die er auf dem Berg gesprochen hat, sind wir vielleicht der Meinung, Gott habe uns aufgefordert, diesen Berg zu erklimmen und zu erfüllen, was dort von uns gefordert wird. Doch die Schrift berichtet uns, dass Jesus, nachdem er seine Rede beendet hatte, vom Berg herabstieg, um einen Aussätzigen anzurühren und zu reinigen. Er sagte nicht zu dem Leidenden: Finde dich mit deinem Schicksal ab und bemühe dich, deine Krankheit geduldig zu tragen. Nein! Jesus sagte mit Autorität, Vollmacht und voller Mitgefühl: „Sei rein!“

Jesus, der Herr, wollte mit seiner Bergpredigt nicht noch höhere Anforderungen an uns stellen. Er wusste genau, dass wir unfähig sind, seinen Erwartungen zu entsprechen. Stattdessen kam er zu uns, um zu vollbringen, was uns unmöglich war. Er wurde ein Mensch und stieg auf unsere Ebene herab. Er nahm unsere Schwachheit auf sich, trug unsere Krankheit und ließ sich unser Versagen anrechnen. Er wurde für uns zur Sünde gemacht und erduldete unser Gericht. Dann aber überwand er die Macht der Finsternis und nahm dem Tod seine Macht, um in seiner Auferstehung „das Leben und unvergängliches Wesen ans Licht zu bringen“. Das alles tat er, damit wir an seiner Fülle teilhaben können.

 

Es ist richtig, dass der Heilige und Gerechte uns auffordert, alles Unreine und Ungerechte abzulegen und zu überwinden. Doch er hilft uns dabei, indem er uns entgegenkommt, sich uns schenkt und wir an seinem reinen, gerechten, siegreichen Leben und seiner einzigartigen Natur teilhaben dürfen.

Was also sollen wir tun, wenn in unserem Herzen böse, unreine Gedanken – Stolz, Neid oder Hochmut – Eingang gefunden haben? Wie wollen wir Sorgen, Ängste und Zweifel überwinden?

Wir sollten, so wie der Aussätzige, zu Jesus eilen und zu ihm sagen: „Herr, du kannst mich reinigen!“ Und während wir in seine Augen blicken und seine Liebe erkennen, dürfen wir ihm bekennen, wie es um uns steht. In seiner Gegenwart brauchen wir keine Angst zu haben, denn wir sind zum Berg Zion, der Stadt Gottes, dem himmlischen Jerusalem, gekommen. Hier werden wir nicht beschämt oder gar totgeschlagen. Nein! Hier stehen wir vor Jesus, dem Mittler des Neuen Bundes, der sich mit uns identifiziert. Es ist sein kostbares Blut, das Blut der Besprengung, das für uns spricht und uns von jeder Befleckung reinigt. Mehr noch, hier wird uns die Gerechtigkeit Christi zuteil. Hier endet jede Anklage und Verdammnis, denn die Schrift sagt: „So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind!“ Wen wir uns also fragen: „Wer will verdammen?“ gibt es nur eine Antwort: „Christus Jesus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, zur Rechten Gottes ist und uns vertritt.“

 

Christus, der Sohn Gottes, wurde zum Geist des Lebens, um heute in dir zu wirken, was für dich unmöglich ist. Er schafft in dir die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt. Er steht für dich ein. Er hilft deiner Schwachheit auf. Er seufzt mit dir und vertritt dich aufs Beste. Er streitet in dir siegreich gegen die Sünde, überwindet die Macht des Todes und widersteht jeder List des Teufels.

Du bist zu Christus gekommen, dem Mittler des Neuen Bundes. Sehnst du dich nach Reinheit, Gerechtigkeit, Demut, Sanftmut, Freundlichkeit, Glauben, Freude und göttlichem Frieden? Dann kommt dir Jesus gerade jetzt entgegen, um sich dir zu schenken, um dir das zu sein, was du begehrst. Aus seiner Fülle darfst du nehmen – Gnade um Gnade, Lebenszustrom um Lebenszustrom – frei, umsonst.

Jesus selbst ist die nie versiegende Quelle des Lebens, aus der du allezeit schöpfen kannst. Das ist Gnade!

 

Gottes Wort sagt: „Der Gott des Friedens aber, der den großen Hirten der Schafe, unsern Herrn Jesus, von den Toten heraufgeführt hat durch das Blut des ewigen Bundes, der mache euch tüchtig in allem Guten, zu tun seinen Willen, und schaffe in uns, was ihm gefällt, durch Jesus Christus; welchem sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.“

 

2.Mose 31,18-32,8; 1.Kor.10,5-12; Gal.3,21; Hebr.7,18-19; 10,1; 12,18-24; Röm.8,3-4; Jh.1,16-17; Röm.3,20; 7,7; Gal.3,24-26; Jes.53,4-5; 2.Kor.5,21; 2.Tim.1,10; Röm.8,1,10-11.26-28.32-34; Gal.5,5.16.22; Jh.4,14; Hebr.13,20-21

 
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