25. - 26. Juni

„Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat, geschehen zu Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.“ Johannes 2,11

 

Die Evangelien berichten uns von vielen Wundern, die Jesus tat. Er öffnete den Blinden die Augen, reinigte Aussätzige und weckte Tote auf. Auch gebot er dem tobenden Meer und Wind und Wellen legten sich. Mit nur fünf Broten und zwei Fischen speiste er fünftausend Menschen, wobei zwölf Körbe, gefüllt mit Brot, übrig blieben. Was aber war das erste Zeichen, das Jesus tat? Es geschah nicht an einem Ort der Not, der Tränen und des Leids, sondern dort, wo freudiger Gesang erschallte – bei einer Hochzeit.

 

In Kana, einem kleinen Dorf in Galiläa, wurde eine Hochzeit gefeiert. Jesus, seine Jünger und auch seine Mutter waren dabei. Doch während Jubel und Gesang erschallten und die Freude überschäumte, geschah etwas, das dem Gastgeber wie ein Albtraum erscheinen musste – der Wein ging zur Neige. Man stelle sich die peinliche Situation vor. Sicherlich hätte das Missgeschick jenes Hausherrn noch lange für Gesprächsstoff gesorgt, denn offensichtlich hatte er mehr Gäste eingeladen, als es seine finanziellen Möglichkeiten erlaubten.

 

Auf einer Hochzeit in Kana ging der Wein aus – was aber hat diese Geschichte mit uns zu tun?

 

An einem Hochzeitstag scheinen sich viele Wünsche und Sehnsüchte zu erfüllen. Von diesem Moment an, so hofft man, wird alles anders sein – schöner, besser und sinnvoller. Nun ist man nicht mehr allein, nun geht man den Lebensweg gemeinsam. Jetzt werden Freud und Leid miteinander geteilt. Die Zukunft erstrahlt in hellem Licht, das Herz ist hoffnungsvoll und von großer Freude erfüllt.

Doch leider können wir Menschen auf Dauer kein Leben auf dem höchsten Stand menschlicher Tugenden führen – wir lassen nach, bauen ab, versagen, enttäuschen andere und zerstören die in uns gesetzten Erwartungen. Eben noch gelobten wir einander ewige Treue und nie endende Liebe, doch schon nach kurzer Zeit fügen wir uns gegenseitig tiefe Wunden zu. Worte fallen, die verletzen und die Harmonie trüben, Ereignisse bewirken Entzweiung und verursachen Herzeleid. Was ist geschehen? Uns ist der „Wein“ ausgegangen!

Wohin wir in dieser Welt auch schauen, wir können erkennen, dass Menschen der „Wein“ ausgeht: Ehen zerbrechen, Partner trennen sich, familiäre Bande zerreißen, Beziehungen werden zerstört, Nachbarn werden zu Gegnern, Volksgruppen zu erbitterten Feinden, ethische und moralische Werte gehen verloren. Warum? Weil wir Menschen nicht mit „bestem, edelstem Wein“ gefüllt sind, sondern, um im Bild zu sprechen, mit „gewöhnlichem Wasser“, ja, sogar mit Wasser des Todes. Und auch das muss uns klar sein: Kein Mensch ist in der Lage, dieses Wasser, das aus unseren Herzen fließt, in edlen Rebensaft, in köstlichen Spitzenwein zu verwandeln. Im Gegenteil, unsere Bemühungen werden das Wasser am Ende nur noch trüber machen, als es ohnehin ist. Ein Mensch nämlich, der versucht, die eigenen Fehler und Schwächen „in den Griff“ zu bekommen, wird Christus, die Gerechtigkeit Gottes, eher gering achten und sich seiner eigenen Gerechtigkeit rühmen.

 

Die Bibel berichtet: „Und am dritten Tag war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da. Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen. Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus spricht zu ihr: Was geht's dich an, Frau, was ich tue? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut. Es waren aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte, und in jeden gingen zwei oder drei Maße. Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan. Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt's dem Speisemeister! Und sie brachten's ihm. Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam - die Diener aber wußten's, die das Wasser geschöpft hatten -, ruft der Speisemeister den Bräutigam, und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein und, wenn sie betrunken werden, den geringeren; du hast den guten Wein bis jetzt zurückbehalten. Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat, geschehen in Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.“

 

Jesus wird sich uns nicht aufzwingen! Während wir auf unseren „Hochzeiten“ ausgelassen feiern, singen und lachen und meinen, unser Glück werde nie vergehen, wartet er mit großer Geduld auf den Moment, an dem wir erkennen, dass allein er unsere Sehnsüchte und Erwartungen stillen kann. So steht er auch heute neben dir und hofft, dass du ihn hineinlässt – in das, was du bist, was du hast und was du tust.

 

Paulus wies die Gläubigen in Rom darauf hin, dass Gott uns Menschen als Gefäße geschaffen hat, damit er: „den Reichtum seiner Herrlichkeit kundtue an den Gefäßen der Barmherzigkeit, die er zuvor bereitet hatte zur Herrlichkeit.“ Dann fuhr er fort und sagte: „Dazu hat er uns berufen!“

Wir sind Gefäße der Barmherzigkeit. Deshalb dürfen wir Gott bitten, dass er unser Gefäß mit himmlischem Wein füllt. Und tatsächlich, als seine Jünger am Tag der Pfingsten mit dem verheißenen Heiligen Geist erfüllt wurden, urteilten diejenigen, die bisher stets nur „gewöhnliches Wasser“ getrunken hatten: „Sie sind voll von süßem Wein.“

 

Auch wenn heute dein „Hochzeitstag“ wäre und sich dein sehnlichster Wunsch erfüllen würde, solltest du dich daran erinnern, was die eigentliche Bestimmung deines Lebens ist: Du bist ein Gefäß, dazu geschaffen, mit göttlichem Wein – der Person und dem Leben Jesu Christi – gefüllt zu werden. Deshalb sagt der Herr: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben und volle Genüge haben sollen!“

 

Jesus kann gewöhnliches Wasser in besten, edelsten Wein verwandeln. Mehr noch: Er kann bewirken, dass dir der Wein nie ausgehen. Wenn er dich innerlich erfüllt, werden deine „Feste“ nicht in Frustration und Hoffnungslosigkeit enden. Und während du himmlischen Wein genießt, vergisst du deinen Mangel. Dein Herz wird fröhlich und getrost sein. Du wirst das Wort des Psalmisten bestätigen können, der sagt: „Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist. Wohl dem, der auf ihn trauet!“

 

Du sollst dich heute am Köstlichen laben und erkennen, dass Gottes Fest nie zu Ende geht.

 

Röm.9,21,23-24; Apg.2,4.13-18.33,39; Eph.5,18-21; Jh.10,10b; Ps.34,9; Jes.55,1-2

 
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