„Ich will den Vater bitten, und er wird euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit.“ Johannes 14,16

 

Nehmen wir einmal an, wir wären an jenem Abend dabei gewesen, als Jesus sich zu einem letzten gemeinsamen Mahl mit seinen Jüngern versammelte. Nachdem jeder Platz genommen hatten, sagte er: „Mich hat herzlich verlangt, dies Passahlamm mit euch zu essen, ehe ich leide ... Doch siehe, die Hand meines Verräters ist mit mir am Tisch ... Ich bin noch eine kleine Weile bei euch ... Wo ich hingehe, da könnt ihr nicht hinkommen.“

Solche Worte werden auf die Jünger nicht gerade beruhigend gewirkt haben. Leiden? Jesus wollte sie bald verlassen? Sie würden ihm nicht folgen können? Und einer von ihnen war ein Verräter?

Was würde in dieser Nacht geschehen? Viele Fragen bewegten die Jünger. Eine große Ungewissheit lastete auf ihnen. Furcht erfüllte ihre Herzen. Nach dem Mahl erhob sich Jesus und begann, ihnen die Füße zu waschen. Danach setzte er sich nieder und sagte: „Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht!“

Hätten wir in dieser Stunde mit ungeteilter Aufmerksamkeit den Worten Jesu lauschen können? Wären wir, angesichts dessen, was uns bevorstand, ruhig und entspannt geblieben? Schwer vorstellbar!

Doch während die Jünger nur vage erahnen konnten, was Jesus erwartete, wusste er es ganz genau. Das aber ließ ihn nicht unruhig werden. Weder verfiel er in Hektik, noch gab er sich düsteren Gedanken hin. Im Gegenteil: Er nahm sich Zeit – Zeit für seine Jünger. Und er sprach Wahrheiten aus, deren Tiefe wir bis heute nicht völlig ermessen und ergründen können. Er ruhte völlig im Frieden Gottes, seines Vaters. Und er lebte nicht sich selbst, sondern diente seinen  Jüngern. Wunderbar! Einzigartig!

 

Es ist wenig wahrscheinlich, dass einer der Jünger an jenem Abend ein Notizblock bei sich hatte und die Worte Jesu mitschrieb. Bibelausleger behaupten sogar, dass das Johannesevangelium erst am Ende des Ersten Jahrhunderts geschrieben wurde, also etwa 60 Jahre nach jenem denkwürdigen Abend. Das aber muss als ein göttliches Wunder erachtet werden, denn wer von uns wäre dazu in der Lage?

Versuche doch bitte folgendes: Lies Kapitel 13 – 17 des Johannesevangeliums. Dann lege die Bibel zur Seite und schreibe auf, was du gerade gelesen hast – Wort für Wort. Wird es dir gelingen? Was aber, wenn du es nach 20 Jahren versuchen wirst? Wie viele von den kostbaren Worten, die Jesus in der Nacht vor seiner Kreuzigung sprach, könntest du dann noch zu Papier bringen?

Wie aber gelang Johannes das Unmögliche? Er schrieb nicht nur jedes Wort auf, das Jesus an jenem Abend sprach, er wusste sogar, welche Gedanken Jesus bewegten, als er aufstand, um ihnen die Füße zu waschen. Wie ist das zu erklären? Auf diese Frage gibt es nur eine Antwort: Jesus hatte gesagt: „Das habe ich zu euch geredet, solange ich bei euch gewesen bin. Aber der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe ... Ich habe euch noch viel zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten.“

Jesus nannte den Heiligen Geist „den Geist der Wahrheit“, und er fügte hinzu ... „den die Welt nicht empfangen kann. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.“

Zweifellos ist der Heilige Geist mit jeder Wahrheit vertraut, die Jesus an jenem denkwürdigen Abend aussprach. Mehr noch, er selbst war und ist die Wirklichkeit jedes einzelnen Wortes. Er will in uns verwirklichen, was Jesus gesprochen hat. Deshalb sagte der Herr: „Er wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er’s nehmen und euch verkündigen.“

 

Wie gut, dass der Geist der Wahrheit in uns wohnt! Er kennt die göttliche Wahrheit und ist aufs Beste mit ihr vertraut. Er vergisst sie auch nicht. Er vergisst auch nicht die Wahrheit, die wir schon gehört haben. Er erinnert uns an sie! Er lehrt uns! Er kennt nicht nur die Tiefe der Gottheit, er führt uns auch in die Erfahrung hinein. Deshalb sagt die Schrift: „Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben. Uns aber hat es Gott offenbart durch seinen Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen der Gottheit. Denn welcher Mensch weiß, was im Menschen ist, als allein der Geist des Menschen, der in ihm ist? So weiß auch niemand, was in Gott ist, als allein der Geist Gottes. Und davon reden wir auch ... mit Worten, die der Geist lehrt.“

Der Heilige Geist, den wir empfangen haben, als wir gläubig wurden, kennt Gott. Er ist aus Gott! Er bringt Gott zu uns und uns in Gott hinein! Er ist aber auch der Geist Christi! Er führt uns in die Erfahrung der Wirklichkeit Jesu hinein und macht uns mit ihm vertraut! Stunde um Stunde dient er uns mit dem Leben Jesu! Er verherrlicht den Sohn Gottes in uns. Er macht ihn uns groß und malt ihn uns vor die Augen! Und wenn wir niedergeschlagen und mutlos sind, tröstet er uns. Er hilft uns, im Glauben an Jesus festzuhalten. Und er bringt uns zurück, wenn wir uns verirrt haben. Er öffnet uns die Augen und lässt uns erkennen, dass Christus unsere Gerechtigkeit ist. Auch erinnert er uns daran, dass unser Widersacher, der Teufel, gerichtet ist und keine Macht mehr über uns hat.

 

Vertraue dem Geist der Wahrheit! Er ist bei dir! Er ist in dir! Er lehrt dich! Er erinnert dich! Er öffnet dir die Augen! Er dient dir mit dem Reichtum Christi! Er eifert um dich! Er hilft deiner Schwachheit auf! Er vertritt dich aufs Beste! Er kämpft und streite für dich! In deinem Herzen ruft er: Abba, lieber Vater!

 

Und so tröstet er dich!

 

Lk.22,15.21; Jh.13,33; 14,1a+27b; 13,3-5; 14,25-26; 16,12-13; 14,17; 16,14-15; 1.Kor.2,11-13; Phil.1,19; Röm.8,9; 15,26; 16,7-11; Röm.8,26-27; Gal.4,6

 
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