„Dann werdet ihr euch freuen, die ihr jetzt eine kleine Zeit, wenn es sein soll, traurig seid in mancherlei Anfechtungen, damit euer Glaube als echt und viel kostbarer befunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus.“ 1.Petrus 1,6-7
Wir sehnen uns nach der Wiederkunft Jesu. Davon redete schon der Propheten Maleachi, als er sagte: „Siehe, ich will meinen Boten senden, der vor mir her den Weg bereiten soll. Und bald wird kommen zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht; und der Engel des Bundes, den ihr begehrt, siehe, er kommt! spricht der Herr Zebaoth.“ Doch dann stellte der Prophet die Frage: „Wer wird aber den Tag seines Kommens ertragen können, und wer wird bestehen, wenn er erscheint? Denn er ist wie das Feuer eines Schmelzers und wie die Lauge der Wäscher. Er wird sitzen und schmelzen und das Silber reinigen, er wird die Söhne Levi reinigen und läutern wie Gold und Silber. Dann werden sie dem Herrn Opfer bringen in Gerechtigkeit.“
Bevor Jesus erscheinen wird, will er uns durch und durch heiligen, reinigen, läutern und seinem Ebenbild gleich gestalten, damit wir, wie Paulus sagte, „untadelig sind für seine Ankunft“. Und der Apostel fügte hinzu: „Treu ist er, der euch ruft; er wird's auch tun.“
Daran sollten wir immer denken, wenn wir den Eindruck haben, im „Schmelzofen Gottes“ zu sein und uns die Hitze unerträglich erscheint. Von solchen Erfahrungen redete auch Petrus, als er sagte: „Ihr Lieben, lasst euch die Hitze nicht befremden, die euch widerfährt zu eurer Versuchung, als widerführe euch etwas Seltsames, sondern freut euch, dass ihr mit Christus leidet, damit ihr auch zur Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben mögt." Und am Ende seines Briefes schrieb er: "Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus, er wird euch, die ihr eine kleine Zeit gelitten habt, vollkommen machen, befestigen, kräftigen, gründen.“
Gott wird unseren Glauben prüfen und testen, damit er einerseits echt und rein ist, andererseits immer mehr wächst und zunimmt. Und er wird in seiner Weisheit alles dazu benutzen, um uns in das Bild seines Sohnes umzugestalten – Hohes oder Tiefes, Gegenwärtiges oder Zukünftiges, Leben oder Tod. Deshalb können wir mit Paulus sagen: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.“
Denken wir an die Geschichte der Kinder Israel: Die Ägypter hatten ihnen nach anfänglichem Widerstand schließlich die Erlaubnis zur Ausreise erteilt. Mitten in der Nacht wurden Mose und Aaron gerufen und von Pharao gedrängt, Ägypten zu verlassen. Warum die plötzliche Eile? Weil in jener Nacht der Würgeengel durch die Häuser ging und alle Erstgeburten tötete. Doch kaum war der Schrecken überwunden, das Grauenhafte dem Licht des Tages gewichen, bereute Pharao, dass er die Israeliten hatte ziehen lassen. So beschloss er, ihnen mit sechshundert Wagen und Rossen und Reitern nachzujagen, um sie zurückzuholen und weiter zum Frondienst zu zwingen.
Als die Israeliten in der Ferne das Heer der Ägypter erblickten, schrien sie entsetzt. Harte Vorwürfe wurden erhoben und einige sagten zu Mose: „Waren nicht Gräber in Ägypten, dass du uns wegführen musstest, damit wir in der Wüste sterben? Warum hast du uns das angetan, dass du uns aus Ägypten geführt hast? Haben wir's dir nicht schon in Ägypten gesagt: Lass uns in Ruhe, wir wollen den Ägyptern dienen? Es wäre besser für uns, den Ägyptern zu dienen, als in der Wüste zu sterben.“
Seitdem die Kinder Israel die Stätte der Sklaverei und Unterdrückung, des Leids und der Tränen verlassen hatten, war der Herr vor ihnen hergezogen – am Tag in einer Wolkensäule und bei Nacht in einer Feuersäule – um seinem Volk, wie die Schrift sagt: „zu leuchten, damit sie Tag und Nacht wandern konnten.“ „Niemals“, so wird gesagt, „wich die Wolkensäule von dem Volk bei Tag noch die Feuersäule bei Nacht.“
Gott selbst ging den Seinen voran und leitete sie im hellen Licht seiner Anwesenheit. Und doch schienen die Israeliten die Wolkensäule zu ignorieren, als die Ägypter am fernen Horizont auftauchten. Nackte Angst packte sie, als sie die heranjagenden Reiter sahen. Schon glaubten sie, den heißen Atem der Rosse in ihrem Nacken zu spüren.
Was, so muss man sich in diesem Augenblick fragen, hatten diejenigen, die der Gefangenschaft entronnen waren, tatsächlich von Gott erkannt? Gewiss, er hatte ihnen verheißen, sie in ein Land zu führen, darin Milch und Honig flossen. Doch schon beim ersten Hindernis, das sich ihnen in den Weg stellte, wollten sie aufgeben und umkehren.
Und so geschah es weiterhin: Während der Herr den Glauben seines Volkes bei jedem Schritt, den es tat, festigen und mehren wollte, murrten die Israeliten bei jedem Hindernis, das sich ihnen entgegenstellte. So war es in Mara, danach in der Wüste Sin und später auch in Refidim. Dann, als das Volk sein Ziel beinahe erreicht hatte und das verheißene Land vor ihnen lag, sandte Mose zwölf Männer aus, um es zu erkunden. Nachdem die Kundschafter zurückgekehrt waren, berichteten sie von Riesen, befestigten Städten und scheinbar unüberwindlichen Hindernissen. Nun verlor das Volk vollends den Mut, sodass es eine ganze Nacht lang weinte. Danach beschloss man, einen Anführer zu wählen, der das Volk nach Ägypten zurückführen sollte. Josua und Kaleb aber, zwei der ausgesandten Kundschafter, versuchten die aufgebrachte Menge zu beruhigen, indem sie sagten: „Wenn der Herr uns gnädig ist, so wird er uns in dies Land bringen und es uns geben, ein Land, darin Milch und Honig fließt. Fallt nur nicht ab vom Herrn und fürchtet euch vor dem Volk dieses Landes nicht, denn wir werden sie wie Brot auffressen. Es ist ihr Schutz von ihnen gewichen, der Herr aber ist mit uns. Fürchtet euch nicht vor ihnen!“ Die Bibel berichtet: „Aber das ganze Volk sprach, man sollte sie steinigen.“ Doch noch während sie redeten, geschah folgendes: „Da erschien die Herrlichkeit des Herrn über der Stiftshütte allen Kindern Israel. Und der Herr sprach zu Mose: Wie lange lästert mich dies Volk? Und wie lange wollen sie nicht an mich glauben trotz all der Zeichen, die ich unter ihnen getan habe?“
Die „Wüste“ offenbart, was in unserem Herzen ist! Hier wird unser Glaube geprüft und getestet. Gott will uns nicht nur vom Joch der Sünde befreien – er will uns zeigen, wer er ist. Aus diesem Grund führt er uns Wege, die uns verschlungen erscheinen und zeitweise sogar gefährlich anmuten.
Wer von uns möchte in stockfinsterer Nacht in einem kleinen Boot sitzen, während ein mächtiger Sturm tobt und die Wellen mit großer Gewalt über seinem Kopf zusammenschlagen? Doch gerade in dem Moment, in dem unser Herz vor Angst und Schrecken wie gelähmt ist, können wir im tobenden Brausen des Meeres eine Gestalt erkennen. Es ist Jesus, der Herr, der uns auf den Wellen entgegenkommt! Nichts kann seinen Fuß ins Wanken bringen. Er schreitet über das Meer wie über eine Asphaltstraße. Und während wir ihn sehen, spüren wir den Frieden, der von ihm ausgeht. Hoffnung keimt in uns auf. Dann hören wir, dass er unseren Namen ruft. Nun zögern wir nicht länger. Auf sein Geheiß verlassen wir das Boot der Angst und gehen ihm entgegen.
Gott, unser Vater, prüft und läutert unseren Glauben, nicht, um uns bloßzustellen, sondern damit wir Christus in einer tieferen Weise erfahren.
Erinnern wir uns an die Auferweckung des Lazarus. Er war tot und wurde in ein Grab gelegt. Als Jesus vier Tage später nach Betanien kam, schien die Situation hoffnungslos zu sein. Keiner der Anwesenden glaubte an eine Wende zum Besseren. Was aber lehrt uns diese Geschichte? Wir sollen Christus auch dann noch vertrauen, wenn unsere Lage aussichtslos erscheint. Jesus will, dass wir seine Auferstehungskraft erfahren. Das aber kann nur dann geschehen, wenn sich unsere eigenen Pläne und Vorstellungen als Makulatur erweisen, wenn wir an unserem „Grab“ stehen und beerdigen müssen, was uns lieb und teuer ist. Doch während uns „Grabbinden“ die Sicht nehmen, „Verwesungsgeruch“ in die Nase steigt und ein „Fels“ den Ausgang versperrt, hören wir, dass jemand leise unseren Namen ruft. Wir spüren, wie Gottes Liebe unser Herz berührt. Worte der Verheißung, die süßer nicht sein könnten, dringen an unser Ohr. Und plötzlich keimt Glaube in uns auf! Es ist die Kraft des Heiligen Geistes, die uns belebt, auf die Füße stellt und Felsen vor unseren Augen bersten lässt. Fesseln fallen von uns ab, unsere Sicht wird klar – Jesus steht vor uns! Er ruft uns zu sich und nimmt uns in seine Arme. Wir spüren, wie uns seine Liebe umfängt. Wir haben den Gott der Auferstehung erfahren! Unser Grab ist leer, die Macht des Todes besiegt! Unser Glaube wurde gestärkt und gefestigt. Der Fürst des Lebens hat sich uns hinzugefügt. Wir haben Christus gewonnen.
Die Israeliten empfanden es als Unglück, als sie die Armee Pharaos hinter sich sahen. Doch es war kein göttliches Versagen, das sie in die Enge trieb – was geschah, entsprach dem Willen des Allmächtigen. Noch bevor die Ägypter am Horizont aufgetaucht waren, hatte der Herr kundgetan, was er mit Pharao zu tun gedachte: „Ich will sein Herz verstocken, dass er ihnen nachjage, und will meine Herrlichkeit erweisen an dem Pharao und aller seiner Macht, und die Ägypter sollen innewerden, dass ich der Herr bin.“
Auch der Weg durch die Wüste entsprach dem Plan Gottes, denn wir lesen: „Als nun der Pharao das Volk hatte ziehen lassen, führte sie Gott nicht den Weg durch das Land der Philister, der am nächsten war; denn Gott dachte, es könnte das Volk gereuen, wenn sie Kämpfe vor sich sähen, und sie könnten wieder nach Ägypten umkehren. Darum ließ er das Volk einen Umweg machen und führte es durch die Wüste zum Schilfmeer.“
Der Herr wollte sein Volk vor kriegerischen Auseinandersetzungen bewahren. Hätte er die Israeliten durch das Land der Philister geführt, wären Kämpfe unausweichlich geworden. Dazu aber waren die aus der Sklaverei Entronnenen zu schwach. Am Schilfmeer angekommen, musste kein Israelit auch nur einen Finger rühren, denn Gott selbst kämpfte für sein Volk. Er ließ durch Mose sagen: „Fürchtet euch nicht, stehet fest und sehet zu, was für ein Heil der Herr heute an euch tun wird. Denn wie ihr diese Ägypter heute seht, werdet ihr sie niemals wiedersehen. Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein.“
Dir mag ein Pfad, der durch trockenes Wüstenland führt, beschwerlich erscheinen, doch Gott weiß, warum er dich gerade diesen Weg führt. Er tut es nicht, um dich zu belasten oder zu beschweren. Er möchte sich dir offenbaren. Du sollst ihn in einer tieferen Weise erkennen. Gleichzeitig will der Herr alle deine Feinde zermalmen. Er will Satan, den Dieb und Mörder, den Lügner und Verleumder, unter deinen Fuß treten. Denke daran, wenn du heute im „Feuerofen“ steckst oder durch die „Wüste“ wanderst. Denke daran, wenn dir der „Sturm ins Gesicht bläst“ und du im „Boot der Angst“ sitzt. Vergiss nicht, dass sich dein Glaube Tag für Tag auf dem Prüfstand befindet, besonders dann, wenn du den Atem deiner Feinde im Nacken spürst. Vergiss auch nicht, dass Gott deinen Glauben festigen und gründen will, wenn dir ein „Grabtuch“ die Sicht nimmt und dir dein eigener „Leichengeruch“ unerträglich erscheint. Dein himmlischer Vater will sich dir heute offenbaren. Er will sich herrlich an dir erweisen! Du sollst ihn besser kennen lernen. Blicke deshalb nicht zurück. Murre auch nicht wider deine eigene Errettung! Die „Wolkensäule“ wird nicht von dir weichen – weder bei Tag, noch in finsterster Nacht. Hebe deine Augen auf, und lege deine Hand vertrauensvoll in die Hand Jesu, deines Herrn. Erkenne, dass der Herr seine Heiligen wunderbar führt!
„Unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit.“
Mal.3,1-3; 1.Thess.5,23-24; 1.Petr.4,12-13; 5,10 (Elberfeld); Röm.8,28-29; 1.Kor.3,21-22; 2.Mose 12,29-33; 14,5-12,3-4; 13,21-22; 3,8; 15,24; 16,1-2; 4.Mose 13,25-33; 14,1-11; Mt.14,22-33; Jh.11,32-45; 2.Mose 14,2-4; 13,17-18; 14,13-14; Röm.16,20; Ps.4,4; 2.Kor.4,17