27. - 28. Mai

„Herr, siehe, der, den du lieb hast, liegt krank!“  Johannes 11,3

 

Lazarus, der Bruder Martas und Marias, war nach kurzer Krankheit gestorben. Jesus hatte die Geschwister in ihrem Haus besucht und stand ihnen sehr nahe, denn wir lesen: „Jesus aber hatte Marta lieb und ihre Schwester und Lazarus.“ Daher stellt sich uns die Frage: Wieso kann ein Mensch, den Jesus gut kennt und lieb hat, krank werden – sogar todkrank? Vielleicht sind wir der Ansicht, dass beides nicht miteinander vereinbar ist.

Die Freunde Hiobs waren der Meinung, dass er selbst für das Unglück und das große Leid, das über ihn gekommen war, die Verantwortung trug. Vermutlich hatte sich Hiob eines schweren Vergehens schuldig gemacht und wurde deshalb von Gott gestraft.

Auch die Jünger Jesu vermuteten ein Mitverschulden, als sie einen Menschen sahen, der blind geboren war, denn sie fragten den Herrn: „Meister, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind geboren ist?“ Die Antwortet Jesu aber lautete: „Es hat weder dieser gesündigt noch seine Eltern, sondern es sollen die Werke Gottes offenbar werden an ihm.“

 

Lazarus war krank. Als sich sein gesundheitlicher Zustand rapide verschlechterte und zu ernster Sorge Anlass gab, ließen seine Schwestern Jesus eine Nachricht zukommen: „Herr, siehe, der, den du lieb hast, liegt krank.“

Wir dürfen annehmen, dass Marta und Maria danach mit dem baldigen Erscheinen Jesu rechneten. Was aber tat der Herr? Machte er sich sofort auf, um nach Betanien zu eilen? Nein! Die Schrift berichtet uns: „Als er nun hörte, dass er krank war, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er war; danach spricht er zu seinen Jüngern: Lasst uns wieder nach Judäa ziehen!“

Als Jesus endlich in Betanien eintraf, lag Lazarus „schon vier Tage im Grab“! Warum hatte der Herr so lange gewartet? Schon, als ihn die Nachricht von der Erkrankung des Lazarus ereilte, sagte er zu seinen Jüngern: „Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern zur Verherrlichung Gottes, damit der Sohn Gottes dadurch verherrlicht werde.“

 

Jesus ist immer Herr des Geschehens! Ihm entgeht nichts! Er übersieht alles. Er hat einen Plan! Er macht keinen Fehler! Er weiß, was zu tun ist! Er ist immer am Wirken, auch wenn wir meinen, dass er nichts tut.

 

Auch Marta und Maria waren der Überzeugung, dass Jesus zu spät gekommen war. Vorwurfsvoll sagten sie: „Herr, wärst du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben!“

Als Jesus schließlich vor dem Grab stand und befahl, den Stein wegzunehmen, sagte Marta: „Herr er stinkt schon, denn er liegt seit vier Tagen.“ Doch Jesus antwortete ihr: „Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?“ Danach rief er den Verstorbenen bei seinem Namen. Er befahl ihm sein Grab zu verlassen! Als das Unfassbare geschah, wurde allen Anwesenden deutlich, dass der, der vor ihnen stand, Herr über Leben und Tod war – die Auferstehung und das Leben!

Tatsächlich, die Krankheit und sogar der Tod hatten dazu geführt, dass der Sohn Gottes offenbart und verherrlicht wurde.

 

Jesus hat unser volles Vertrauen verdient, auch dann, wenn es so aussieht, als käme er zu spät. Weder leben wir allein, noch sterben wir allein. Immer sind wir in seiner starken Hand. Immer ruhen seine liebenden Augen auf uns. Immer befinden wir uns unter dem Schirm des Höchsten und unter dem Schatten des Allmächtigen. Wir gehören ihm, und er, der Fürst des Lebens, wohnt in uns! Deshalb kann er nie zu spät kommen – weil er schon da ist. Immer fühlt er, was wir fühlen. Und wenn wir ihm vertrauen, wird er sich herrlich an uns erweisen, auch in der Stunde größter Not und Bedrängnis.

 

Lazarus war in Grabtücher gehüllt. Ein Stein versperrte den Ausgang. Er konnte nichts tun, sich nicht selbst aus der Umklammerung des Todes befreien. Lazarus konnte sich nicht lebendig machen. Er konnte sein Grab nicht verlassen. Jesus aber konnte es!

Er kann auch unser „Grab“ öffnen, wenn wir nicht mehr weiter wissen und keinen Ausweg erkennen. Gerade dann sollen wir wissen, dass er sich uns offenbaren will und „dass die überschwängliche Kraft von Gott ist, und nicht von uns!“

Diese Erfahrung durfte auch Hiob machen, denn, als er um sich herum nur noch Staub und Vergänglichkeit sah, rief er: „Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der letzte wird er über dem Staub sich erheben.“

 

Auch Paulus wusste von einem Tag in seinem Leben zu berichten, an dem er glaubte, am Ende seines Weges angelangt zu sein. Er schrieb den Korinthern: „Wir wollen euch, liebe Brüder, nicht verschweigen die Bedrängnis, die uns in der Provinz Asien widerfahren ist, wo wir über die Maßen beschwert waren und über unsere Kraft, so dass wir auch am Leben verzagten und es bei uns für beschlossen hielten, wir müssten sterben. Das geschah aber, damit wir unser Vertrauen nicht auf uns selbst setzten, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt, der uns aus solcher Todesnot errettet hat und erretten wird. Auf ihn hoffen wir, er werde uns auch hinfort erretten.“

 

Herr, du bist der Gott der Auferstehung. Auf dich allein hoffe ich. "Du wirst mich nicht dem Tode überlassen!"

 

Jh.9,2-3; Röm.14,7-9; Ps.91,1-2.14-16; Hiob 19,25-27; 2.Kor.1,8-10; Ps.16,10

 
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