„Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ Johannes 13,35
Woran lässt sich erkennen, dass wir Jesus Christus angehören und ihm nachfolgen? Etwa an unserem Bibelwissen? An unserem Eifer? Können wir mit einer beeindruckenden Predigt den Beweis erbringen, dass Gott uns ein neues Herz gegeben hat?
Was in der Nachfolge Jesu wirklich zählt, betonte der Apostel Paulus in seinem Brief an die Gemeinde zu Korinth. Er sagte: „Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle. Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, so dass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts. Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen und hätte die Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze.“
Wir können zweifelsfrei erkennen, was unserem himmlischen Vater wichtig ist und worauf er Wert legt. Er fragt nicht zuerst nach unserer Opferbereitschaft. Auch unsere natürlichen Fähigkeiten stehen bei ihm nicht im Vordergrund. Sein Wohlgefallen ruht weder auf den Redegewandten, noch lobt er die, die über eine umfassende Bibelkenntnis verfügen. Ein Mensch, dessen Glaube Berge versetzen kann, mag bei seinen Zeitgenossen große Beachtung finden, nicht aber bei Gott. Seine Anerkennung findet auch der nicht, der Entbehrungen erduldet und seinen Leib kasteit.
Unser biblisches Wissen und unsere Fähigkeit, geistliche Zusammenhänge erkennen zu können, werden dem Aufbau der Gemeinde Jesu nur dann nützen, wenn unser Herz mit brüderlicher Liebe erfüllt ist. Und eben zu diesem Zweck hat Gott uns seine Wahrheit anvertraut, nicht damit wir uns unseres Wissens rühmen können. Dies bezeugt auch die Schrift, denn wir lesen: „Die Erkenntnis bläht auf; aber die Liebe baut auf. Wenn jemand meint, er habe etwas erkannt, der hat noch nicht erkannt, wie man erkennen soll. Wenn aber jemand Gott liebt, der ist von ihm erkannt.“ Und Petrus schrieb: „Habt ihr eure Seelen gereinigt im Gehorsam der Wahrheit zu ungefärbter Bruderliebe, so habt euch untereinander beständig lieb aus reinem Herzen.“
Wenn Gott uns seine Wahrheit offenbart und uns seinen Ratschluss erkennen lässt, dann tut er es mit der Absicht, unsere Liebe zu Jesus, seinem Sohn, zu erwecken und zu stärken. Täglich sollen wir seine Liebe neu erkennen und unser Herz davon durchdringen lassen. Dann – nur dann – können auch wir ihn lieben, mit ganzer Kraft und all unserem Vermögen und unseren Nächsten so, wie wir uns selbst lieben.
Deshalb antwortete Jesus, als er gefragt wurde: „Meister, welches ist das höchste Gebot im Gesetz? ... Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt.“ Dann fuhr er fort und sagte: „Das ist das höchste und größte Gebot. Das andere aber ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.“
Die Bibel berichtet uns, dass Marta sehr bemüht war, Jesus angemessen zu bewirten, als er sie und ihre Schwester besuchte. Zweifellos wollte sie ihm dadurch ihre Wertschätzung zeigen. Doch während die Küche von allerlei Wohlgerüchen erfüllt wurde, ärgerte sich Marta plötzlich. Wo blieb nur ihre Schwester Maria? Anstatt ihr zu helfen, saß sie zu den Füßen Jesu und lauschte seinen Worten!
Was war geschehen? Die Opferbereitschaft der Marta war plötzlich zur trennenden Mauer zwischen ihr und ihrer Schwester geworden. Ja, sie machte dem Herrn, dem sie doch dienen wollte, sogar einen Vorwurf, denn sie sagte: „Herr, fragst du nicht danach, dass mich meine Schwester lässt allein dienen? Sage ihr doch, dass sie mir helfen soll!“
An Hingabe mangelte es Marta nicht. Was ihr fehlte, war die Liebe! So kam es, dass sie missmutig und ärgerlich wurde. Und das, obwohl Jesus, der Fürst des Friedens, unter ihrem Dach weilte!
In seinem Gleichnis vom verlorenen Sohn erwähnte Jesus auch den älteren Bruder: Er war nicht in die Fremde gezogen, um sein Gut zu vergeuden, so wie es sein jüngerer Bruder getan hatte. Er hatte seinem Vater Tag für Tag in aufopfernder Weise gedient. Doch als sein Bruder plötzlich vor der Tür stand und ihm zu Ehren ein Fest gefeiert wurde, da wurde er zornig. Er weigerte sich sogar, das Haus zu betreten. Als sein Vater zu ihm herauskam und ihn bat, seinen Bruder zu begrüßen, schlug ihm schroffe Ablehnung, ja, Verbitterung entgegen: „Siehe, so viele Jahre diene ich dir und habe dein Gebot noch nie übertreten; und du hast mir nie einen Bock gegeben, dass ich mit meinen Freunden fröhlich gewesen wäre.“
Was war aus der augenscheinlich so vorbildlichen Hingabe des älteren Sohnes geworden? Bei allem, was er tat, hatte er Buch geführt. In seinem Innern waren seine Leistungen aufgelistet, die vielen Stunden, Tage, Wochen, Monate und Jahre, die er dem Vater gedient hatte. Nun fragte er sich, was jener vorweisen konnte, der am festlich gedeckten Tisch Platz genommen hatte und sich bewirten ließ? Steckte sein Bruder, aufgrund seines verdorbenen Lebenswandels, nicht tief in den „roten Zahlen“? Wieso wurde ihm das nicht angerechnet? Und wo blieb der väterliche Lohn für seine eigene geleistete Arbeit?
In diesem Augenblick wurde deutlich, was dem älteren Sohn all die Jahre gefehlt hatte, nämlich eine innige Beziehung zum Vater. Er hatte ihm zwar hingebungsvoll gedient, doch ohne die Liebe seines Vaters berührt und erfahren zu haben.
Gott erwartet nicht von uns, dass wir wie Tagelöhner für ihn arbeiten – er will, dass wir uns seiner Gegenwart und Liebe erfreuen. Er selbst will unser höchstes Glück und unsere Freude sein! Und wenn wir an seinem Herzen ruhen und inniglich mit ihm verbunden sind, dann ist er glückselig und zufrieden!
Berühre heute das Herz Gottes, deines himmlischen Vaters! Suche deine Befriedigung nicht in der Arbeit für Gott, sondern diene ihm selbst und lass ihn deine höchste Freude sein! Je mehr du erkennst, wie umfassend die Liebe Jesus ist und wie sehr er dich liebt, umso mehr wird er dein Herz mit seiner Liebe füllen können. Davon sprach der Apostel Paulus, als er den Ephesern schrieb: „… auch die Liebe Christi erkennen, die alle Erkenntnis übertrifft, damit ihr erfüllt werdet mit der ganzen Gottesfülle.“
Gott sucht Frucht! Die Frucht des Geistes aber ist Liebe! Liebe wiederum ist der Ausdruck des Lebens, das aus Gott ist. Wenn es uns daran mangelt, sind wir nur ein tönendes Erz und eine klingende Schelle.
Willst du den Aufbau der Gemeinde Jesu fördern? Dann lass dir von Paulus den edelsten Weg zeigen. Er sagte: „Ich will euch noch einen besseren (köstlicheren) Weg zeigen! ... Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe hört niemals auf!“
Diese Worte beschreiben das Wesen und die Natur Jesu Christi! Es ist seine Liebe, die alles überragt. Die Liebe Jesus ist ausreichend – sie deckt jeden Bedarf. Sie gibt freimütig und uneingeschränkt. Sie triumphiert über jede Anfeindung. Sie hört niemals auf. Sie bringt Gott und Menschen zusammen und macht unsere Herzen eins.
Gottes Wort sagt: „Ihr Lieben, lasst uns einander lieb haben; denn die Liebe ist von Gott, und wer liebt, der ist von Gott geboren und kennt Gott.“
1.Kor.13,1-3; 8,1b-3; 1.Petr.1,22; Mt.22,36-40; Lk.10,38-42; 15,20-30; Eph.3,19; Ps.37,4; 1.Tim.1,4-6; 2.Tim.2,23-24; Gal.5,13-15.22; 1.Kor.13,4-9; 1.Jh.4,7-8