„Steh auf, nimm dein Bett und geh hin!“ Johannes 5,8

 

Die dünne Bettmatte, auf der der Gelähmte lag, war zu einem unverzichtbaren Teil seines Lebens geworden. Ein anderes Leben, ein Leben, in dem man gehen, laufen oder springen konnte, gab es für ihn nicht. Seit 38 Jahren konnte er seine Glieder nicht mehr bewegen. Er hasste die Bettmatte, obwohl er ohne sie nicht auskommen konnte.

 

Wie an jedem Tag war er auch heute von vielfachem menschlichen Leid umgeben. Die fünf Hallen, die am Teich Betesda standen, waren mit Kranken, Blinden und Ausgezehrten gefüllt. Während in nicht allzu großer Entfernung ein religiöses Fest gefeiert wurde, war hier niemand in Feierlaune. Zu groß war die Not derer, die es hierher verschlagen hatte.

 

Die Augen derer, die noch sehen konnten, glitten immer wieder zum Wasser. Ob sich heute ein weiteres Wunder ereignen würde? Ab und zu geschah es, dass ein Engel das Wasser des Teichs bewegte. Wem es dann gelang, als Erster in den Teich zu springen, der wurde geheilt.

Doch diese Hoffnung hatte der Lahme nicht! Wie sollte er, der seine Beine nicht spürte, aufstehen und in den Teich kommen können? Selbst ein Blinder würde das ersehnte Ziel noch vor ihm erreichen. Nein. Diese Chance, geheilt zu werden, bot sich ihm nicht.

 

Der Lahme war völlig überrascht, als plötzlich ein Fremder an seine Seite trat und ihn ansprach. Die Worte jedoch, die an sein Ohr drangen, schienen ihn verhöhnen zu wollen. „Willst du gesund werden?“ Für den Gelähmten hätte es eigentlich nur eine Antwort geben können: „Jaa!“ Doch weil er viel zu lange nur darüber nachgedacht hatte, warum eine Heilung für ihn unmöglich war, antwortete er: „Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich bringt, wenn sich das Wasser bewegt; wenn ich aber hinkomme, so steigt ein anderer vor mir hinein.“

 

Es war Jesus, der den Gelähmten ansprach. Er war an den Ort gekommen, an dem sich die Hoffnungslosen versammelt hatten. Hier erfuhr er, dass einer unter ihnen bereits seit 38 Jahren an sein Bett gefesselt war.

 

Die Gedanken, die den lahmen Mann bewegten, waren quälend: Ich schaffe es nicht! Ich bin nicht schnell genug! Ich kann meine Beine nicht bewegen! Ich habe keinen Menschen, der mir hilft!

 

Doch was sagte Jesus? „Steh auf, nimm dein Bett und geh hin!“ Die Schrift berichtet: „Und sogleich wurde der Mensch gesund und nahm sein Bett und ging hin.“

 

Was hast du vor Augen? Das, was dir unmöglich ist? Deine eigenen Begrenzungen? Dinge, die dich beherrschen und lähmen? Oder das, was Jesus zu tun vermag?

 

Jesus ruft dir zu: Höre auf, deine lahmen Beine anzustarren. Höre auf, auf die Hilfe anderer zu warten. Höre auf, die zu beneiden, die in deinen Augen besser, schneller und erfolgreicher sind. Was du nicht kannst, ist für mich nicht unmöglich! Du musst nicht selbst stark sein, um ein neues Leben empfangen zu können. Du brauchst nicht auf einen Engel zu warten! Du musst nicht länger auf eine Sternstunde hoffen. Ich bin da! Ich stehe direkt neben dir. Ich will dir schenken, was ich bin und was ich habe. Ich will dich an meinem Leben teilhaben lassen. Zusammen mit mir kannst du alles überwinden, was Macht über dich hat. In mir gibt es keine Schwachheit, kein Unvermögen, keine Lähmung. Ich will dir das sein, was du nicht bist! Ich will dir geben, was du nicht hast! Ich lasse dir meine Kraft zufließen und schenke dir mein eigenes Leben. Ich will deine Stärke sein, dein Vermögen, deine Grenzenlosigkeit – nicht irgendwann, sondern jetzt, hier, heute. „Steh auf, nimm dein Bett und geh hin!“

 

Ist das nicht eine gute Nachricht? Bei Christus musst du nicht der Erste sein. Er bringt die Letzten in die erste Reihe! Du brauchst dich also nicht nach vorne zu arbeiten. Du musst nicht deine eigenen Fähigkeiten mobilisieren. Bei ihm darfst du schwach sein. Höre also auf, von dir zu erwarten, was dir unmöglich ist!

 

Was Christus für dich zu tun vermag, hängt davon ab, wer er in deinen Augen ist!

 

Ganz gleich, was wir tun, früher oder später stoßen wir an unsere Grenzen. Besonders im geistlichen Bereich! So beispielsweise, wenn wir Liebe üben sollen, Liebe gegenüber jedermann. Liebe, die langmütig ist, freundlich. Liebe, die ohne Bitterkeit ist. Liebe, die nie aufhört und das Böse nicht zurechnet. Liebe, die sich nicht aufbläst. Liebe, die frei ist von Selbstsucht und Neid. Liebe, die heilsam ist und nicht verletzend. Liebe, die nichts für sich selbst begehrt.

Wie sehr spüren wir unsere Lahmheit, wenn wir denjenigen, der uns gerade am nächsten ist, mit solcher Intensität und Hingabe lieben sollen! Oder, wenn wir dem vergeben sollen, der an uns schuldig wurde! Nicht nur siebenmal sollen wir ihm vergeben, sondern „siebzigmal siebenmal“. Wer kann das? Und wer jagt dem Frieden nach gegenüber jedermann, wie wir aufgefordert werden, es zu tun? Wer betet ohne Unterlass? Wer ist allezeit fröhlich? Wie sehr spüren wir unsere „Bettmatte“, wenn wir solche Worte hören?

 

Doch wie steht es mit Jesus? Hat er Probleme, andere zu lieben, heiß und innig, hingegeben und selbstlos? Wann endet seine Liebe? Wann hört sein Friede auf? Wird er jemals müde, für uns einzustehen? Hört er je auf, für uns zu glauben und zu hoffen? Gibt es für ihn einen Zeitpunkt, an dem er uns nicht mehr vergeben will? Nein! Wann hat seine Barmherzigkeit ein Ende? Wann erlahmt seine Hingabe? Wird ihm jemals Demut oder Sanftmut ermangeln? Kann er untreu werden? Nein! Niemals!

Doch er kam nicht zu uns, um von uns bestaunt und bewundert zu werden. Er kam, um uns an dem Leben teilhaben zu lassen, das in ihm in Fülle wohnt – an seiner Natur, seinen überragenden menschlichen Tugenden und göttlichen Eigenschaften.

 

Wir müssen bekennen, dass wir zu oft auf einen Glücksmoment warten, anstatt uns dem zuzuwenden, der gerade jetzt neben uns steht, mehr noch, der in unserem wiedergeborenen Geist lebt, um uns an allem teilhaben zu lassen, was er ist, was er hat und was er kann. Sollte es uns unmöglich sein, unsere Lahmheit zu überwinden, wenn das Leben Jesu Christi unser Leben ist? Sollte uns dann unsere „Bettmatte“ noch festhalten können?

Ja, es ist wahr: Wir können nicht lieben, wie Christus liebt. Wir können auch nicht vergeben, wie er vergeben kann. Doch er in uns kann lieben! Er kann vergeben! Wir selbst sind auch nicht stark genug, um zu überwinden, was uns lähmt. Aus eigener Kraft können wir unsere alte gefallene Natur so wenig beherrschen, wie der Lahme seine Bettmatte. Doch anstatt unsere eigenen Unmöglichkeiten zu beklagen, sind wir dazu berufen, an Christus teilzuhaben. Wir sollen aus seiner Fülle nehmen, was wir nicht sind und nicht haben. Deshalb wurden wir doch durch den Glauben in Christus hineinversetzt und zu seiner Fülle gebracht.

 

Wie lange willst du also noch auf eine „Sternstunde“ warten? Das größte Wunder ist in deinem Leben bereits geschehen! Es geschah, als Christus sich dir schenkte! Ein größeres Wunder kann es für dich nicht geben. Was soll dir Gott noch geben können, wo er dir doch mit seinem Sohn bereits alles geschenkt hat? Es gibt nichts Größeres, als dass Christus in dir wohnt und du durch ihn leben kannst. Eins gemacht mit ihm, dem Wunderbaren, dem Fürst des Lebens, kann jede Stunde deines Lebens zu einer Sternstunde werden. Wer in ihm bleibt und er in ihm, der ist eine neue Schöpfung, für den ist das Alte, das Vorige vergangen, für den ist alles neu geworden. Über ihn hat seine „Bettmatte“ keine Macht mehr! Das, was ihn einst beherrscht hat und gefangen hielt, kann ein Mensch, der Christus anhängt, nun aufheben und „unter den Arm“ nehmen. Du bist „gesund“, wenn du nicht durch dich selbst lebst, sondern durch Christus. Dann wird nicht deine gefallene menschliche Natur, die Natur Adams, zum Ausdruck kommen, sondern die Wesensart Jesu. Diese Wahl aber, gesund zu werden, kannst du, ja, musst du jeden Tag neu treffen!

Mit wem also wirst du heute eins sein – mit deiner „Bettmatte“ oder mit Christus, deinem Herrn und Retter? Wähle das Leben! Wende dich Jesus zu, der dir so nahe gekommen ist, wie sonst nichts und niemand. Entscheide dich, durch ihn zu leben! Dann steh auf, nimm dein „Bett“, und lebe ein Leben zu Seiner Ehre!

 

1.Kor.13,4-8a ; Mt.18,22; Jh.1,16; Kol.1,10; Röm.8,32; 2.Kor.5,17

 
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