„Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen.“ Sacharja 4,6
Gott wird jeden, der ihm dienen will, reinigen und heiligen! Dafür finden wir in der Bibel viele Beispiele. Denken wir an Mose: Der Herr wollte sein Volk aus der Sklaverei Ägyptens befreien. Doch wen konnte er zu Pharao senden? Wer war fähig, sein Volk zu führen und zu leiten? Gott erwählte Mose und bereitete ihn für sein großes Errettungswerk vor.
Als Mose geboren wurde, war die Freude seiner Eltern nicht ungetrübt, denn über dem Leben des Neugeborenen hing bereits das Schwert Pharaos, der allen hebräischen Hebammen geboten hatte: „Wenn ihr den hebräischen Frauen helft und bei der Geburt seht, dass es ein Sohn ist, so tötet ihn.“
Zuletzt versuchte Moses Mutter ihren Sohn im Schilf zu verstecken, wo ihn die Tochter Pharaos fand und fortan wie ihren eigenen Sohn aufzog. Mose genoss die beste Ausbildung und wurde vierzig Jahre lang „in aller Weisheit der Ägypter gelehrt und war mächtig in Worten und Werken“. Danach war er, so würden wir meinen, bestens vorbereitet, das Volk Gottes zu führen. Auch an Mitgefühl und innerem Engagement fehlte es ihm nicht, denn seitdem er erfahren hatte, dass er jüdischer Abstammung war, zog es Mose mit Macht zu seinen Brüdern. Er wollte den Seinen helfen und die Zeit ihrer Unterdrückung beendet sehen. So lesen wir: „Zu der Zeit, als Mose groß geworden war, ging er hinaus zu seinen Brüdern und sah ihren Frondienst und nahm wahr, dass ein Ägypter einen seiner hebräischen Brüder schlug. Da schaute er sich nach allen Seiten um, und als er sah, dass kein Mensch da war, erschlug er den Ägypter und verscharrte ihn im Sande. Am andern Tage ging er wieder hinaus und sah zwei hebräische Männer miteinander streiten und sprach zu dem, der im Unrecht war: Warum schlägst du deinen Nächsten? Er aber sprach: Wer hat dich zum Aufseher und Richter über uns gesetzt? Willst du mich auch umbringen, wie du den Ägypter umgebracht hast? Da fürchtete sich Mose und sprach: Wie ist das bekannt geworden? Und es kam vor den Pharao; der trachtete danach, Mose zu töten. Aber Mose floh vor dem Pharao.“
Der Rettungsaktion Moses war kein großer Erfolg beschieden. Im Gegenteil, obgleich er sehr vorsichtig vorgegangen war und seine Spuren zu verwischen suchte, wurde doch schnell bekannt, wer den Ägypter erschlagen hatte. Auch Pharao erfuhr es! Deshalb musste Mose das Land unverzüglich verlassen und sich viele Jahre verstecken. So aber konnte er seinen Brüdern nicht mehr helfen.
Vierzig Jahre vergingen, in denen Mose die Schafe Jitros, seines Schwiegervaters, hütete. Sollte so die Vorbereitung eines Dieners Gottes aussehen? Hatte Mose die beste Zeit seines Lebens vergeudet? Ganz und gar nicht!
Kann Gott einen Mann berufen und zum Führer seines Volkes bestimmen, der Schwierigkeiten und Probleme mit eigener Faust zu lösen versucht? Nein! Deshalb musste Mose geformt und zugerüstet werden. Bedenke, welche Tugenden nötig waren, um Gottes Volk leiten zu können. Mose brauchte Geduld, unendlich viel Geduld. Aber auch Langmut und Güte waren nötig, um ein, wie sich später zeigte, halsstarriges Volk führen zu können. Schließlich musste er ein demütiger Mann sein, der nicht seine eigene Ehre suchte. Wo aber wurden Mose solche Tugenden zuteil? In Ägypten, am Hofe Pharaos? Nein! Während er Schafe hütete!
Schließlich kam der Tag, an dem Gott Mose berief: Er erschien ihm in einem brennenden Dornbusch.
Inzwischen war so viel Zeit ins Land gegangen, dass nichts mehr an den Mann erinnerte, der Mose einst gewesen war. Die vielen Jahre, die er beim Hüten der Schafe verbracht hatte, hatten tiefe Spuren hinterlassen. Nun schien er dem Dornbusch ähnlich, vor dem er stand – er, der einst so stark war, so wortgewaltig und entscheidungsfreudig, war innerlich verdorrt und zu einem dürren Gestrüpp geworden. Aber da waren die feurigen Flammen, die den Dornbusch erfüllten und ihn doch nicht verzehrten.
Unser eigenes Feuer wird schnell verlöschen, unser natürlicher Eifer und unsere eigene Hingabe werden wie Gras dahinwelken. Allein das Feuer der Liebe Gottes, wenn es in uns lodert, kann durch keine Macht der Welt ausgelöscht werden. Ohne diese Erkenntnis sind wir nicht qualifiziert, dem Herrn aller Herren zu dienen.
Als Gott Mose befahl: „So gehe nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Kinder Israel, aus Ägypten führst“, antwortete ihm der einst „Mächtige in Worten und Werken“: „Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe und führe die Kinder Israel aus Ägypten?“ Mose war von seinen eigenen Qualitäten nicht mehr überzeugt! Er bezweifelte, der richtige Mann für die ihm gestellte Aufgabe zu sein. Doch der Herr antwortete: „Ich will mit dir sein.“
Nun brachte Mose einen weiteren Einwand vor: „Ach, mein Herr, ich bin von jeher nicht beredt gewesen, auch jetzt nicht, seit dem du mit deinem Knecht redest; denn ich habe eine schwere Sprache und eine schwere Zunge.“
Seltsam! Wo war die einstige Kraft und Stärke dieses in aller Weisheit und Kunst der Ägypter ausgebildeten Mannes geblieben? Wo waren seine Überlegenheit und sein Mut, wo seine Entschlossenheit und sein Selbstvertrauen?
Mose vertraute nicht mehr seinen eigenen Fähigkeiten! Später stand er zwar vor dem Pharao und tat vor den Augen der Ägypter große Zeichen und Wunder. Auch führte er ein Millionenvolk aus der Sklaverei, durchs Rote Meer und schließlich sogar durch die Wüste. Das alles aber tat er nicht aus eigener Kraft. Es war Gott selbst, der sein Volk mit starker Hand errettete und dabei seine große Macht offenbarte. Und während dies geschah, lernte Mose den Gott Israels immer besser kennen und ihm zu vertrauen. Auch dies war ein wichtiger Teil seiner Zubereitung!
Während du Gott dienst, wird er dich reinigen und heiligen. Er wird dich nach seinem Willen formen und umgestalten – in das Ebenbild seines Sohnes. Gott wird nicht zulassen, dass du sein Werk eigenmächtig treibst und nach Gutdünken handelst. Erkenne deshalb, dass du ihm nicht in deiner eigenen Kraft und Stärke dienen kannst. Er sagt: „Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen!“
2.Mose 1,15-16.22; 2,1-10.11-22; Apg.7,19-33; 2.Mose 3,1-5.10-11; 4,10-13; Röm.8,29; 2.Kor.3,5-6