„Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er von dem Teufel versucht würde. Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn.“ Matthäus 4,1-2
Kein Mensch möchte ohne Nahrung vierzig Tage in der Wüste verbringen. Was aber würdest du sagen, wenn Gott für dich am Ende einer so entbehrungsreichen Zeit auch noch ein Treffen arrangieren wollte – mit dem Teufel? Ziel der Zusammenkunft: Deine Glaubenstreue und Liebe zu Gott soll getestet, deine Belastbarkeit und Standfestigkeit überprüft werden.
Während uns solche Gedanken eher den Angstschweiß auf die Stirn treiben, legte Jesus seine Hand vertrauensvoll in die Hand dessen, der ihn diesen Weg führen wollte. Er ging willig in die Wüste, um dort auf alles zu verzichten, was unser Leben lebenswert macht. Und, um seinem Widersacher gegenüberzutreten.
Warum wählte Gott, der Vater, eine so lebensfeindliche Umgebung, um seinen Sohn zu prüfen? Jesus musste, wie die Schrift sagt, „in allem seinen Brüdern gleich werden, damit er barmherzig würde.“ Keiner von uns, der eine Zeit der Dürre und Entbehrung erfährt, sollte sagen können, er habe erlebt, was kein anderer je erfahren hat. Jesus tat es! Er weiß, was Dürre bedeutet. Er kennt Entbehrungen und Zeiten der Versuchung!
Deshalb kann er uns verstehen und mit uns fühlen!
Die Bibel berichtet uns, dass Gott den Menschen, nachdem er ihn erschaffen hatte, nicht in eine Wüste setzte, die alles vermissen lässt, was das Leben angenehm macht. Nein! Gott, der Herr, pflanzte einen prächtig anmutenden und wohl riechenden Garten, der dem Menschen nicht nur alles bot, was er für seinen Lebensunterhalt benötigte, sondern ihm darüber hinaus auch Freude bereitete. Daran wird deutlich, dass der Schöpfer Himmels und der Erde kein „Wüstengott“ ist, der uns, mit guten Ratschlägen versehen, im kargen, unfruchtbaren Land aussetzt und von uns eine asketische Lebensweise verlangt. Die Bibel erwähnt sogar, dass der Ort, den Gott eigens für den Menschen geschaffen hatte, äußerst wasserreich und eine Stätte der Wonne und des Genusses war. Wir lesen: „Und Gott der Herr ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten ... Und es ging aus von Eden ein Strom, den Garten zu bewässern.“
Demnach ist die Wüste nicht das Werk unseres Gottes! Wer aber hat sie hervorgebracht? Eine Antwort auf diese Frage gibt uns der Prophet Jesaja. Während er die Rebellion und den Fall Satans beschreibt, des einst prächtigen „Morgensterns“, sagt er: „der den Erdkreis zur Wüste machte und seine Städte zerstörte und seine Gefangenen nicht nach Hause entließ.“
Zerstörung, Chaos, Wüste, Unterdrückung und Versklavung sind also das Werk des Teufels. Diese Tatsache lässt sich nicht nur global erkennen. Jeder Mensch, der den Bösen in seinem Leben nach Belieben schalten und walten lässt, wird früher oder später feststellen, dass sein Herz einer Wüste gleicht und einer zerstörten Stadt ähnelt. Jesus aber kam, „dass er die Werke des Teufels zerstöre.“
Wie zerstörte Jesus die Werke des Teufels? Nicht, indem er in einem gleißenden Licht vom Himmel herabstieg, seinen Widersacher mit einem Faustschlag niederstreckte und ihm den Kopf zertrat. Er überwand ihn auch nicht durch eine List. Nein! Der wunderbare Sohn Gottes trat dem Gott dieser Welt, dem Herrn der Finsternis, in der Gestalt eines schwachen, verwundbaren Menschen entgegen.
Man bedenke: Jesus war und ist der Herr aller Herren, der König des Universums, der Sohn des Allerhöchsten. Doch als er seinem Widersacher entgegentrat, hatte er alles Hohe und Erhabene abgelegt, war er aller Macht und Herrlichkeit entkleidet. Für Jesus wäre es keine Anmaßung gewesen, dem, der sich einst gegen Gott erhoben hatte und dessen Herz falsch, selbstherrlich, hochmütig und ehrsüchtig geworden war, in göttlicher Gestalt gegenüberzutreten und ihn Kraft seiner Autorität zu vernichten. Die Schrift aber berichtet uns, mit welcher Gesinnung Jesu kam: „Der in Gottes Gestalt war und es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein. Aber er machte sich selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an, indem er den Menschen gleich geworden ist, und der Gestalt nach wie ein Mensch erfunden, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz.“
In den Geschichtsbüchern wird uns von vielen Zusammenkünften berichtet, bei denen die Großen dieser Welt Beschlüsse fassten und Entscheidungen trafen, die weit reichende Folgen hatten, das Weltgeschehen prägten und veränderten. Wer aber weiß um die Bedeutung und Tragweite jenes Treffens damals in der Wüste? Dort standen sich zwei Personen gegenüber, die nicht gegensätzlicher hätten sein können.
Auf der einen Seite Jesus, der wunderbare Sohn Gottes, Schöpfer des Himmels und der Erde, Urheber alles Guten und Schönen, Fürst des Lebens, voller Gnade und Wahrheit, in seinem Wesen heilig und gerecht, ohne Makel, rein und lauter, sanftmütig und von Herzen demütig, nicht mit Pracht und Herrlichkeit bekleidet, sondern in Gestalt eines schwachen Menschen, eingebunden in Zeit und Raum, niedrig, schwach, gering, seiner eigenen Stärke entledigt, verwundbar und Versuchungen ausgesetzt.
Ihm gegenüber stand Satan, ein ehemals hoher, angesehener Engelsfürst, nun aber Herr der Finsternis, Urheber allen Aufruhrs, der Böse, der Zerstörer, der Dieb und Mörder, in seinem Wesen durch und durch korrupt und verdorben, doppelzüngig und heuchlerisch, stolz und selbstherrlich, übelster Intrigant und Vater der Lüge.
Dort, in der Wüste, ging es um die Wiederherstellung unserer Beziehung zu Gott, um unsere Befreiung und Erlösung – hier wurde um unser aller Schicksal gerungen. An diesem öden Ort fiel die Entscheidung, wo wir Menschen die Ewigkeit verbringen – im Neuen Jerusalem, der herrlichen Stadt des lebendigen Gottes oder im Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennt und niemals verlöschen wird. Würde Jesus versagen, war unsere Hoffnung dahin!
Hier bot sich eine einzigartige Chance: Ein Mensch hatte die Gelegenheit, unsere Geschichte neu zu schreiben. Er konnte das Versagens und die Niederlage Adams, die uns alle ins Verderben gerissen hat, revidieren, das Geschehen mit seinen verheerenden Folgen für null und nichtig erklären. Dort in der Wüste konnten die Weichen neu gestellt und Negatives zum Guten gewendet werden.
Man stelle sich die Konsequenzen vor, wenn es einem schwachen Menschen gelänge, den Teufel zu besiegen. Von diesem Augenblick an wäre sein Zauber gebrochen, seine Macht dahin. Fortan könnte ihn jeder überwinden und unter seinen Fuß treten – sogar der Kleinste und Geringste, alle, die sich auf die Seite seines Bezwingers stellen würden. Die Tage Satans wären gezählt, sein Ende nahe! Die einstige Niederlage des Menschen könnte in einen überwältigenden Sieg verwandelt werden!
Der Böse wusste genau, warum Jesus gekommen war, nämlich, um seine Werke zu zerstören und ihn zu entmachten. Jesus war gesandt, uns Menschen aus dem Machtbereich des Teufels zu retten und in die liebenden Arme unseres himmlischen Vaters zurückzuführen. Verständlich, dass der Arge unbedingt vereiteln wollte, was Jesu zu tun beabsichtigte.
Als Satan sah, dass sich Jesus seinem Territorium, der Wüste, näherte und dort vierzig Tage und Nächte verweilte, ohne etwas zu essen, keimte Hoffnung in ihm auf. Dann, als der Menschensohn großen Hunger litt und körperlich geschwächt war, glaubte der Teufel seine Chance gekommen. Jetzt konnte er ihn zu Fall bringen. So trat er an ihn heran und sprach: „Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden.“
Wie hättest du dich auf dieses wichtige und bedeutsame Treffen vorbereitet? Was tat Jesus? Wir lesen: „Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn.“ Welch seltsame Vorbereitung? Wir dürfen annehmen, dass Jesus am Ende seiner langen Fastenzeit nicht in bester körperlicher Verfassung war. Würde er, so geschwächt, seinem listigen Feind überhaupt widerstehen können? Warum bereitete sich der Menschensohn gerade so auf sein Zusammentreffen mit dem Versucher vor?
Jesus wollte uns durch seinem Sieg über die alte Schlange ein Beispiel geben, dem auch der Schwächste unter uns mühelos folgen kann!
Indem er vierzig Tage und Nächte nichts gegessen hatte, demonstrierte er uns, dass es zur Überwindung des Versuchers nicht auf unsere eigene Stärke ankommt – allein die Kraft des göttlichen Wortes ist ausschlaggebend. Daher antwortete Jesus auf jedes Angebot, das ihm der Böse unterbreitete, mit einem Wort Gottes. Er sagte: „Es steht geschrieben!“
Äußerlich befand sich der Menschensohn in der Wüste, wo er allerlei Einschränkungen und Entbehrungen zu ertragen hatte. Seine Füße berührten sogar feindliches Terrain. Nicht genug damit, war er stark geschwächt. Auch gab es weit und breit keinen, der ihn unterstützt oder versorgt hätte. Doch wie sehr sich der Teufel in der Einschätzung der gegenwärtigen Situation irrte, wurde deutlich, als ihm Jesus antwortete: „Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.“
Während der gesamten Zeit seines Aufenthalts in der Wüste und auch jetzt noch, während der Versucher vor ihm stand, hing Jesus an den Lippen seines himmlischen Vaters. Unentwegt empfing er Worte des ewigen Lebens, die ihm zum Trost und zur Stärkung wurden. Es gab keinen Augenblick, in dem sich der Menschensohn nicht von Gott, seinem Vater, umgeben, geliebt, getragen und geschützt wusste. Immer war er sich des Beistands dessen bewusst, der ihn nicht nur auf diese Erde, sondern auch in diese öde Gegend gesandt hatte. Auch jetzt konnte er bezeugen: „Der mich gesandt hat, ist mit mir. Er lässt mich nicht allein.“
Die liebevollen Worte, die Jesus unablässig aus dem Munde des Vaters empfing, waren für ihn stärkendes und ernährendes „Brot“. Sie ließen ihn zuversichtlich und getrost sein und verhinderten, dass er schwach und mutlos wurde.
Auch du wirst in deinem Leben quälenden „Hunger“ verspüren und wünschen, dass sich alle ungenießbaren „Steine“, die dich umgeben, in Brot verwandeln mögen. Wenn du dann auch noch deine eigene Schwachheit erkennst und weit und breit kein Mensch zu sehen ist, der dich versteht, dann wird der Versucher schon bald neben dir stehen, um dir seine Vorschläge zu unterbreiten und seine Hilfe anzubieten.
Du musst wissen, dass Gott jetzt nicht von dir erwartet, dass du den Widersacher aus eigener Kraft überwindest. Im Gegenteil! Er wird sich freuen, wenn du dein Vertrauen allein auf ihn setzt, anstatt dir mit eigener Hand zu helfen.
Zuerst einmal sollst du dich nicht fürchten, wenn du in der „Wüste“ wandelst und die Stimme des Versuchers an dein Ohr dringt. Bedenke vielmehr, wen Gott zu deiner Errettung gesandt hat: Jesus. Er scheute sich nicht, den Teufel in seinem „Hauptquartier“ aufzusuchen. Mehr noch, Jesus überwunden und besiegt ihn dort sogar – nicht durch eigene Stärke, sondern Kraft des Wortes Gottes. Und es ist dieser Jesus, der heute in dir lebt!
Kümmere dich also nicht um den Versucher, sondern sorge dafür, dass du ein frisches, lebendiges Wort aus dem Munde Gottes empfängst – ein Wort seines Trostes, ein Wort, mit dem er dich ermutigt, ein Wort, mit dem er dir seine Gegenwart, seine Liebe und seinen Beistand versichert.
Du magst auf dein Frühstück verzichten können und das Mittagessen hintanstellen, du wirst bestimmt auch noch aufrecht stehen, wenn das Abendbrot ausfällt – doch verzichte keinen Tag auf die ernährenden und stärkenden Worte, die aus dem Munde deines himmlischen Vaters kommen. Habe dein Ohr unentwegt an seinen Lippen, bis er durch sein Wort zu dir spricht, bis er dich an seine große Liebe erinnert, bis er dich tröstet und stärkt, bis er dir eine kostbare Verheißung zuruft und dich mit neuer Hoffnung ausrüstet.
Was außer Gottes Wort – dem Wort der Wahrheit – willst du dem Versucher entgegenhalten, wenn er sich dir naht und dir deine Lage als verzweifelt schlimm und ausweglos schildert? Was wirst du ihm sagen, wenn er dir einzureden versucht, du wärst allein, mittellos, ungeliebt und von Gott verlassen? Sagt die Schrift nicht, dass du mit Gottes Wort, dem Schwert des Geistes, alle feurige Pfeile – alle Lügen, Verdrehungen und Beschuldigungen, mit denen der Böse auf dein Herz zielt, auslöschen kannst?
Ergreife, wie Jesus es tat, ein Wort, das dem Herzen Gottes entstammt und dich seiner Nähe und seines Beistands, seiner Liebe und Treue versichert. Halte es fest, bewege es in deinem Herzen, sinne darüber nach und lobe den Herrn dafür. Proklamiere es laut, besonders dann, wenn sich dir der Versucher naht. So bezeugt der Psalmist: "Ich behalte dein Wort in meinem Herzen, damit ich nicht wider dich sündige."
Lass dich von der alten Schlange auch nicht dazu überreden, aus „Steinen Brot zu machen“, wenn dir eine bestimmte Situation „hart und ungenießbar“ erscheint. Versuche nicht, sie für dich „genießbar“ zu machen.
Wisse, dass der Heilige Geist gerade jetzt seine Hand in deine legt. Sei getrost und ergreife sie, denn er war es, der dich an diesen Ort geführt hat. Er tat es, um den Widersacher unter deinen Fuß zu treten! Du brauchst nicht selbst stark zu sein. Die Kraft, die du benötigst, um den Versucher zu überwinden, befindet sich in dem Wort, das Gott in deinen Mund gelegt hat. Deshalb heißt es: „Das Wort ist dir nahe, in deinem Munde und in deinem Herzen. Dies ist das Wort vom Glauben, das wir predigen.“
Sprich das Wort des Glaubens aus! Lass Wahrheit erschallen! Glaube und vertraue seiner Zusage: „Der in euch ist, ist größer als der, der in der Welt ist.“
1.Mose 2,8-10; Jes.14,12-17; 1.Jh.3,8b; Phil.2,6-11 (Elberfeld); Kol.1,15-17; Apg.3,14-15; Jh.1,14; Röm.5,12.16-19; Kol.2,14-15; Lk.11,22; 10,19; Offb.12,11-12; Jh.8,29; 14,18.23; Eph.6,11-13.16-17; Ps.119,11; Jh.8,31-32; Röm.16,20; 10,8; 1.Jh.4,4