7. - 8. Februar

„Damit ich mich wegen der hohen Offenbarungen nicht überhebe, ist mir gegeben ein Pfahl ins Fleisch, nämlich des Satans Engel, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe. Seinetwegen habe ich dreimal zum Herrn gefleht, dass er von mir weiche. Und er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ 2.Korinther 12,7-9

 

Man ist überrascht, wenn man diese Zeilen liest. Als Paulus an die Gläubigen in Korinth schrieb, war er ein bewährter Apostel, der Christus seit vielen Jahren kannte und ihm treu diente. Paulus hatte oft erleben dürfen, wie Menschen durch seine Verkündigung aus dem Machtbereich Satans befreit und in die herrliche Freiheit der Kinder Gottes entlassen wurden. Nun aber hören wir, dass er selbst von bösen Mächten geplagt wurde. Diese Angriffe waren nicht nur schmerzlich, sie schwächten den Diener Christi und schränkten ihn ein.

Verständlich, dass der Apostel die Schläge, die ihn trafen, nicht widerspruchslos hinnehmen wollte. Möglich auch, dass er sich fragte, ob er, angesichts einer so schwerwiegenden Einschränkung, die Botschaft von der Befreiung Christi mit voller Überzeugung verkündigen konnte. War er, angesichts seiner eigenen Begrenzung und Schwachheit, überhaupt glaubwürdig?

 

Der Heilige Geist, der Inspirator der Heiligen Schrift, lässt uns nicht erkennen, wo genau die Faustschläge des Bösen den Mann Gottes trafen. Warum wohl? Damit sich keiner von uns in seinem Leid ausgeschlossen fühlt. Tatsache ist, dass der Apostel die Angriffe des Feindes nicht so einfach hinnehmen wollte. Dreimal bat er seinen Erlöser flehentlich, ihn vor diesen „Fäusten“ zu bewahren.

 

Nimm nichts als selbstverständlich hin! Denke auch nicht, dass dem Herrn egal ist, wie es dir geht. Keines deiner Anliegen erscheint ihm zu gering und unbedeutend. Im Gegenteil! Er will, dass du mit allem, was dich bewegt, zu ihm kommst. Suche deshalb sein Angesicht, und schütte dein Herz vor ihm aus! Lass ihn wissen, was dich bekümmert. Sage ihm, was dich anficht und quält. Nenne ihm den Grund deines Schmerzes. Klage ihm dein Leid! Erzähle ihm von jedem Faustschlag, der dich getroffen hat, und frage ihn, wie du dieses oder jenes deuten sollst. Und wenn du Jesus dein Herz ausgeschüttet hast, dann sei gewiss, dass er dein Flehen gehört hat.

Dann aber, wenn der Herr zu dir spricht, solltest du sein Wort festhalten und in deinem Herzen bewegen. So wird es dir zum Licht werden, das deinen Weg erhellt und zum festen Anker deiner Seele.

 

Im Gebet wurde Paulus eine wichtige Antwort zuteil: Der Herr offenbarte ihm, wer ihn mit Fäusten schlug, wer der Urheber seiner Schmerzen war, nämlich ein Engel Satans. Christus zeigte seinem Diener sogar, warum er den Schlägen des Bösen nicht gewehrt hatte, denn Paulus sagte. „Damit ich mich wegen der hohen Offenbarungen nicht überhebe!“

Erneut sind wir überrascht, denn wir hören, dass Paulus in der Gefahr stand, stolz zu werden und in den Fallstrick des Teufels zu geraten. Und das, obwohl er seinen Herrn und Retter über alles liebte und ihm seit vielen Jahren hingebungsvoll diente. Doch aus der Tatsache, dass Jesus dem Apostel auf seinem Weg nach Damaskus persönlich erschienen war, dass er zu ihm gesprochen und ihm viele Wahrheiten offenbarte, die vor ihm kein anderer erkannt hatte, durfte der Mann aus Tarsus keine Privilegien ableiten. Er durfte sich deshalb nicht höher erachten, sich nicht über andere Gläubige erheben.

Wir erkennen, dass in Paulus – nach wie vor – die Natur der Sünde wohnte. Sie ist die Ursache allen Stolzes! Deshalb möchten wir anderen Menschen gegenüber Stärke demonstrieren und uns aufblasen. Stolz und Überheblichkeit aber sind dem Herrn ein Gräuel! Die Bibel sagt uns, dass Gott dem Hochmütigen widersteht! Sobald wir Christus in unser Herz aufnehmen, fängt er an, uns von unserer alten, gefallenen Natur zu erretten. Er will uns in sein Bild umgestalten! Demnach befinden wir uns heute im gleichen Prozess der Umwandlung und Erneuerung, in dem sich auch der Apostel Paulus befand.

Was aber tat der Herr, um seinen Diener von Stolz und Überheblichkeit zu bewahren? Arrangierte er für ihn besonders widrige Umstände? Schlug er ihn mit Fäusten oder fügte er ihm auf andere Art Schmerzen zu? Nein! Im Gegenteil! Christus breitete über seinem Diener das Zelt seiner unendlichen Gnade aus, damit Paulus immer und zu jeder Zeit an seiner Freundlichkeit und Güte, seiner Barmherzigkeit und Liebe, sowie an seinem Trost und seiner Stärke teilhaben konnte.

 

Es war der Feind und Widersacher, der Teufel, der den Apostel attackierte und in seinem Dienst schwächen wollte – nicht Jesus. Das aber, womit der Böse den Paulus entmutigen wollte, wodurch er dessen Beziehung zu Christus beeinträchtigen und ihn in seinem Dienst zu lähmen versuchte, das benutzte der Auferstandene, um seinem Knecht zu zeigen, wie stark und umfassend seine Gnade ist. Der Feind hatte Böses im Sinn, Jesus aber verwandelte den Fluch in Segen.

Jesus wollte das Herz seines Dieners völlig einnehmen, seine Liebe uneingeschränkt gewinnen. Das aber konnte nur geschehen, wenn Paulus Teilhaber der Gnade Christi werden würde. Dafür musste der Apostel ein Bedürftiger sein, ein Durstiger, denn nur dann würde er täglich aus der Fülle Christi schöpfen und vom Wasser des Lebens trinken.

Nachdem Paulus dies erkannt hatte, änderte sich seine Sicht. Ja, er war schwach, er wurde angegriffen und sogar niedergeworfen, er litt und ihm war oftmals bange. Doch während er Angriffen ausgesetzt war, befand er sich unter dem Zelt der Gnade Jesu. Je mehr sich der Apostel an Christus klammerte, umso mehr erfuhr er, wie dessen Kraft sich in ihm entfaltete. Schließlich kam der Tag, an dem Paulus seine eigene Begrenzung und Ohnmacht nicht mehr als Schande empfand, auch nicht als ein Hindernis in seinem Dienst für Christus. Im Gegenteil, er rühmte sich sogar seiner Schwachheit, denn er sagte: „Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi bei mir wohne. Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit ... denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark.

 

Vielleicht leidest auch du unter deiner eigenen Unzulänglichkeit. Oder du bist in einem bestimmten Lebensbereich an deine Grenzen gestoßen. Du erkennst, dass du nur ein schwacher Mensch bist – ein zerbrechliches, irdenes Gefäß. Möglich auch, dass du, wie Paulus, die Faust des Widersachers im Nacken spürst. Doch ganz gleich, was dir gerade zu schaffen macht oder womit du versucht wirst – Gott hat über dir das Zelt seiner Gnade ausgebreitet. Er liebt dich. Er ist dir nahe. Seine Stärke ist ungebrochen. Deshalb verzage nicht, wenn du attackiert wirst und dich die Schläge des Bösen treffen. Schäme dich nicht deiner Schwachheit und Begrenzungen. Versuche auch nicht, sie vor anderen zu verbergen. Du darfst schwach sein! Der aber, der in dir lebt, Christus, ist nicht schwach. Der, der in dir wohnt, ist nicht ratlos.

Erkenne, dass deine Schwachheit die Umgebung ist, in der die Kraft Christi für dich erfahrbar wird! Strecke deine Hand aus und „setzte deine Hoffnung ganz auf die Gnade“, die dir, wie Petrus sagte, „angeboten wird in der Offenbarung Jesu Christi“. Halte dich an Jesus fest! Blicke auf ihn, berühre ihn im Geist und lass dir an seinem Lebensstrom genügen! Berge dich in seiner Liebe und rühme die Kraft seiner Auferstehung. So wirst du erleben, dass die Kraft und Stärke Christi bei dir wohnt.

Auf dem Boden deiner eigenen Begrenzung und Unzulänglichkeit und unter dem Zelt der überfließenden Gnade Gottes entfaltet sich jedoch nicht nur die Fähigkeit und Stärke Christi, hier entsteht auch Abhängigkeit, wächst innige Liebe und tiefes Vertrauen zu ihm. Hier sprosst auch dein Verständnis und dein Mitempfinden für die Schwachheiten deiner Mitmenschen.

Der Herr wird in deinem Leben vieles zulassen. Das alles aber, damit du erkennst, dass über dir das Zelt der Gnade Jesu ausgebreitet ist und seine Kraft in den Schwachen zur Vollendung kommt. Urteile auch nicht so schnell, wenn du deinen Nächsten in Not siehst, er bedrückt und bekümmert ist. Du kannst nicht wissen, warum im Leben eines Menschen dieses oder jenes geschieht. Bete vielmehr, dass der, der angegriffen wird und leidet, sein Anliegen vor den Thron der Gnade bringt, damit Christus persönlich zu ihm reden kann und er das Zelt seiner Gnade über sich ausgespannt sieht.

Überhebe dich nicht! Willst du dich rühmen, dann rühme dich deiner eigenen Schwachheit. Bezeuge, wie die Kraft Christi darin zur Vollendung kommt. Gewiss wird dieses Zeugnis viele Elende ermutigen, Gottes Gnade zu beanspruchen, gemäß dem Wort des Psalmisten, der da sagt: „Als ich den Herrn suchte, antwortete er mir und errettete mich aus aller meiner Furcht. Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude, und ihr Angesicht soll nicht schamrot werden. Der Engel des Herrn lagert sich um die her, die ihn fürchten, und hilft ihnen heraus. Schmecket und sehet, wie freundlich der Herr ist. Wohl dem, der auf ihn traut! ... Meine Seele soll sich rühmen des Herrn, dass es die Elenden hören und sich freuen.“

 

Ps.62,9; Phil.4,6; Spr.16,5.18; 1.Petr.5,5; Röm.8,29; 1.Mose 50,20; 2.Kor.4,7-9; 13,4-5; 1.Petr.1,13; Ps.34,5-9.3

 
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