7. - 8. Januar

„Voll zog ich aus, aber leer hat mich der Herr wieder heimgebracht.“ Rut 1,21

 

Im Land der Moabiter war Noomi nicht reich geworden. Im Gegenteil, sie hatte dort bitteren Verlust erlitten. Ihr Mann und ihre beiden Söhne waren ihr genommen worden. So bekannte sie bei ihrer Rückkehr nach Bethlehem: „Voll zog ich aus, aber leer hat mich der Herr wieder heimgebracht.“ Damit nicht genug, hatte auch ihre Beziehung zu Gott Schaden erlitten, denn sie sagte: „Des Herrn Hand ist gegen mich gewesen.“ Und „Der Allmächtige hat mir viel Bitteres angetan.“ Und weiter: „… da doch der Herr gegen mich gesprochen und der Allmächtige mich betrübt hat.“

 

Noomi haderte mit Gott. Sie sah in ihm den Verursacher ihres Leids.

 

Wenn wir nicht in „Bethlehem“ sind – im Haus des Brotes –, nicht in der Gemeinschaft der Gläubigen und nicht im Genuss der Fülle Christi, dann kann unsere Beziehung zu Gott, unserem Vater, nicht gestärkt und gefestigt werden. Unser Glaube wird deshalb früher oder später Schaden erleiden.

So war es auch bei dem Knecht, von dem Jesus in seinem Gleichnis berichtete: Ihm hatte sein Herr ein „Pfund“ anvertraut, bevor er in ein „fernes Land“ reiste. Doch anstatt damit zu handeln, wie ihm befohlen worden war, tat der Knecht das Pfund in ein Schweißtuch. Als sein Herr nach einiger Zeit zurückkam und sich nach seinem Eigentum erkundigte, sagte jener Knecht zu ihm: „Herr, siehe, hier ist dein Pfund, das ich in einem Tuch verwahrt habe; denn ich fürchtete mich vor dir, weil du ein harter Mann bist; du nimmst, was du nicht angelegt hast, und erntest, was du nicht gesät hast.“

 

Müssen wir uns vor unserem Gott fürchten? Ist er ein harter Mann, ein unbarmherziger Treiber, der von uns fordert, was wir nicht geben können? Erwartet er Unmögliches von uns? Nein! Das aber will uns der Teufel einreden! Und wenn wir seinen Lügen glauben, werden wir am Ende die Betrogenen sein. Doch wie können wir vor solchen Lügen bewahrt bleiben? Nur, indem wir die Wahrheit Gottes immer wieder neu hören. Deshalb müssen wir dort sein, wo die Wahrheit verkündigt wird – in „Bethlehem“, im Haus des Brotes.

 

Wahrheit ist, dass Gott uns seine Liebe schenkt – frei und umsonst. Wahrheit ist, dass er uns mit Christus alles gibt, was er uns zu geben vermag. Mit seinem Sohn reicht Gott uns das ewige Leben dar, das uns zu seinen Kindern macht. In diesem Leben ist die Gerechtigkeit Jesu enthalten, seine Reinheit, seine Demut und Freundlichkeit, sein Friede und seine Freude. Gott versiegelt uns mit dem Heiligen Geist, der das Unterpfand unseres Erbes ist. Nachdem er uns so beschenkt und umfassend ausgerüstet hat, erwartet Jesus, unser Herr, dass wir mit dem anvertrauten Gut „Handel treiben" – bis er wiederkommt.

 

Die Knechte, die mit ihren Pfunden „wucherten“, erzielten hundertprozentigen Gewinn. Als ihr Herr dann zurückkam, wurden sie reich belohnt. Jener Knecht aber, der in seinem Herrn einen unbarmherzigen Schinder zu erkennen geglaubt hatte, ging leer aus. Es war seine eigene, falsche, irrige Sicht, die ihn zu einem Betrogenen machte.

„Warum“, so fragte ihn sein Herr, „hast du dann mein Geld nicht auf die Bank gebracht? Und wenn ich zurückgekommen wäre, hätte ich’s mit Zinsen eingefordert.“

Wo ist die „Bank“, der Ort, an dem unser himmlisches Gut vermehrt wird und reichlich Zinsen trägt? Wo können wir unsere Gaben gewinnbringend „deponieren“? In „Bethlehem“ – im Haus des Brotes! Hier, in der Gemeinschaft derer, die sich an Christus erfreuen und seinen Namen preisen, erkennen wir, wie reich uns Gott beschenkt hat. Schließlich sind wir bereit, auch unsere Gaben einzubringen – zum Wohl und Nutzen aller, die sich mit uns versammeln. Und eben dazu ermutigt uns die Schrift, denn sie sagt: „Dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnaden Gottes.“

 

Wenn es in „Bethlehem“ Menschen gibt, die den hier Versammelten die Liebe Gottes und die Gnade Jesus Christi nahebringen und vor Augen führen, dann werden alle Anwesenden erkennen, dass Gott kein harter Mann ist. Er fordert nicht von uns, was er uns nicht gegeben hat! Vielmehr sagt sein Wort: „Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?“

 

Damals, als Noomi mit ihrer Familie in die Fremde zog, träumte sie von einem besseren Leben. Doch sie hatte nicht bedachte, dass sie, wenn sie mit Bethlehem den Ort verlässt, an den Gottes Verheißungen geknüpft waren. Später, als sich ihre Hoffnungen zerschlagen hatten, fühlte sich Noomi innerlich leer und ausgebrannt. Sie war enttäuscht und verbittert. Doch es war nicht der Gott Israels, der sie in der Ferne beraubt hatte. Bitteren Verlust erlitt sie deshalb, weil sie eigene Wege gegangen war. Schließlich war es Gottes Barmherzigkeit zuzuschreiben, dass Noomi wieder an den Ort zurückkehrte, an dem sich Gott seinem Volk inzwischen neu offenbart hatte. Von diesem Tag an begann der Herr, die Wunden zu heilen, die Noomi in der Fremde zugefügt worden waren. Nun, nachdem sie innerlich leer und aufnahmebereit war, konnte Gott sich ihr neu offenbaren. Nun konnte er Neues in ihrem Leben schaffen!

Noomi durfte erleben, was Gott verheißt: „So spricht der Hohe und Erhabene, der ewig wohnt, dessen Name heilig ist: Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum und bei denen, die zerschlagenen und demütigen Geistes sind, auf dass ich erquicke den Geist der Gedemütigten und das Herz der Zerschlagenen.“

 

Rut 1,13.20-21; Lk.19,12-26; Jh.8,31-32; Röm.10,17; Eph.1,3.13-14; 2,4; 1.Petr.4,10; Röm.8,32; Jes.57,15

 
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