7. - 8. Juli

„Da führte ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben: 'Er wird seinen Engeln deinetwegen Befehl geben; und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößt.' Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben: 'Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.' Darauf führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest. Da sprach Jesus zu ihm: Weg mit dir, Satan! denn es steht geschrieben: 'Du sollst anbeten den Herrn, deinen Gott, und ihm allein dienen.' Da verließ ihn der Teufel. Und siehe, da traten die Engel zu ihm und dienten ihm.“ Matthäus 4,5-11

 

Der Versucher kam nicht schon nach einer Woche zu Jesus. Er wartete, bis der Mann aus Nazareth 40 Tage lang gefastet hatte. Sicherlich hoffte er auch, dass die lebensfeindlichen Bedingungen der Wüste die Widerstandskraft Jesu in dieser Zeit schwächen würden. Das Angebot, das er Jesus machte, klang verlockend: Beende deine Leidenszeit! Beweise, wer du bist und offenbare deine Allmacht.

 

Jesus wusste, dass er sich im Willen Gottes befand, denn er war nicht aus eigenem Entschluss in diese Wüste gekommen – der Heilige Geist hatte ihn hierher geführt. Auch dass er nun körperlich so geschwächt war, entsprach dem Plan des Allerhöchsten. Wie also sollte Jesus die Zeit des Fastens nun eigenmächtig beenden, noch dazu, indem er ein Wunder beanspruchte? Durfte er seine eigenen Interessen über die seines Vaters stellen? Nein! Jesus war nicht bereit, seine Lebensumstände eigennützig zu verändern. Das stand nur dem zu, der ihn hierher gesandt hatte.

Dass die Aufforderung, aus Steinen Brot zu machen oder sich von der Zinne des Tempels hinabzustürzen, aus dem Mund des Teufels kam, war für Jesus ein weiterer Grund, entschieden abzulehnen. Wer die Ratschläge des Versuchers befolgt, wird immer einen hohen Preis bezahlen müssen.

Jesus war nicht bereit, dem Versucher auch nur eine Minute untertan und willens zu sein. Er tat nur, was er den Vater tun sah! Das aber setzte voraus, dass er den Vater ununterbrochen vor Augen hatte. Und eben dies bezeugte er auch, denn er sagte: „Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn. Denn der Vater hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er tut.“

Während wir zumeist nur das tun, was uns gerade vorteilhaft, wichtig und nötig erscheint, war es die Speise Jesu, den Willen seines Vaters zu tun! Die Gewissheit, dass er sich dort in der Wüste – trotz widriger Lebensumstände und trotz seiner eigenen Schwachheit – im Willen des Vaters befand, stärkte und erquickte sein ganzes Sein.

 

Was wäre geschehen, wenn sich Jesus von der Zinne des Tempels hinabgestürzt hätte? Durfte sich der Gesandte Gottes auf diese Weise des Beistands und der Unterstützung seines himmlischen Auftraggebers vergewissern? Konnte er den, der ihn gesandt hatte, testen, prüfen, herausfordern und sogar versuchen? Lag es im Interesse Gottes, dass sich sein Knecht selbst ins Rampenlicht stellte, indem er sich in Jerusalem auf die Zinne des Tempels stellte und todesmutig in die Tiefe stürzte, um der ganzen Welt eine faszinierende Show, ein einzigartiges Spektakel zu bieten?

Auch hier hätte Jesus nicht im Einklang mit seinem Gott und Vater gehandelt. Sein Handeln wäre eigennützig und selbstsüchtig gewesen! Und eben dies war es, was Satan, den einst so prächtigen Cherub, zu Fall gebracht hatte. Er hatte sich emporschwingen und in den Mittelpunkt stellen wollen. Er wollte von allen gesehen, anerkannt, bestaunt und bewundert werden!

Jesus aber, wenn er den Teufel als ein Mensch überwinden und besiegen wollte, konnte und durfte diesen Weg nicht gehen! Im Gegenteil, wollte Jesus die Ehre dessen suchen, der ihn gesandt hatte, musste er alles Eigene zurückstellen und in den Tod geben. Das bezeugte er auch, denn er sagte: „Ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat ... Ich suche nicht meine Ehre.“

 

Die Zeichen, die Jesus tat, dienten zu keiner Zeit seiner Selbstdarstellung! Nie stellte er sich in den Vordergrund, nie suchte er nach Anerkennung. Immer war es der Vater, den er offenbaren und verherrlichen wollte. Ihm allein diente er – nur ihn betete er an! Und deshalb, weil er bis zum Tod am Kreuz nur dem Vater untertan und gehorsam war, wurde er, der Menschensohn, nach seiner Auferstehung und Himmelfahrt, hoch erhöht, bekam er den Namen, der über allen Namen ist und in dem sich alle Knie werden beugen müssen.

 

Die Frage bleibt unerheblich, ob Gott seine Engel geschickt und seinen Knecht auf Händen getragen hätte, oder ob Jesus, bei seinem Versuch, sich von der Zinne des Tempels hinabzustürzen, am Boden zerschellt wäre. Seine Absicht aber, uns in allem gleich zu werden, wäre zerstört worden. Denn wie könnte uns ein Mensch verstehen oder gar helfen, dessen Füße über dieser Erde schweben und der auf Mittel zurückgreifen konnte und Privilegien genoss, die für uns unerreichbar sind?

Und was hätte der Teufel gesagt, wenn ihn Jesus kraft seiner göttlichen Autorität und Allmacht überwunden hätte?

Es war der Mensch Jesus, der Same der Frau, der der alten Schlange den Kopf zertreten hat! So erfüllte sich das Wort, mit dem Gott einst die Schlange verflucht hatte: „Ich will Feindschaft setzten zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen; der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.“

 

Erlaube es dem Versucher heute nicht, dass er deine Beziehung zu Gott beeinträchtigt oder zerstört. Lass dich durch nichts von ihm wegziehen! Nimm nichts an, was die Liebe zu deinem himmlischen Vater trübt oder schmälert.

Als ein wiedergeborenes Kind Gottes und Erbe seiner himmlischen Güter musst du nicht um die Aufmerksamkeit und Anerkennung deiner Mitmenschen buhlen. Erhöhe dich nicht selbst, und suche nicht deine eigene Ehre! Warte, bis Gott dich erhöhen wird!

Wenn du dies tust, wird der Versucher keinen Raum in deinem Herzen finden. Gottes Engel aber werden sich dir nahen, um dir zu dienen. Die Schrift sagt: „Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade.“ Und sie fordert uns auf: „So seid nun Gott untertan. Widerstehet dem Teufel, so flieht er von euch. Naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch.“

 

Jh.5,19-20; Jes.14,13-14; Hes.28,17; Jh.4,34; 5,30; 8,50; Phil.2,8-11; 1.Mose 3,15; Kol.3,3; Jak.4,6-8

 
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