9. - 10. Januar

„Lass mich aufs Feld gehen und Ähren auflesen, bei einem, vor dessen Augen ich Gnade finde.“ Rut 2,2

 

Der Mann, den Rut in Bethlehem kennenlernte, war von edlem Charakter. Sein Name war Boas. Von ihm wird uns berichtet: „Es war aber ein Mann, ein Verwandter des Mannes der Noomi, von dem Geschlecht Elimelechs, mit Namen Boas; der war ein angesehener Mann. Und Rut, die Moabiterin, sprach zu Noomi: Lass mich aufs Feld gehen und Ähren auflesen, bei einem, vor dessen Augen ich Gnade finde. Sie aber sprach zu ihr: Geh hin, meine Tochter! Sie ging hin und las auf, den Schnittern nach, auf dem Felde. Und es traf sich, dass dies Feld dem Boas gehörte, der von dem Geschlecht Elimelechs war. Und siehe, Boas kam eben von Bethlehem.“

 

Als uns das Evangelium erreichte, erstrahlte ein Name leuchtend hell vor unseren Augen – der Name Jesu Christi. Er ist der himmlische „Boas“, den Gott zu unserer Errettung gesandt hat. An ihm, dem Wunderbaren, hat er sein  Wohlgefallen. Den Namen Jesu preisen Himmel und Erde! Ihn hat der Vater hoch erhöht, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt. Der Menschensohn, der Heilige und Gerechte, genießt jedoch nicht nur höchstes Ansehen, er ist auch unermesslich reich, denn in ihm „verborgen liegen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis“. Gleichzeitig ist Jesus die liebenswerteste Person des ganzen Universums und „der Schönste unter den Menschenkindern“. Er ist freundlich und barmherzig, dazu „sanftmütig und von Herzen demütig“. Sein besonderes Augenmerk gilt nicht den Großen dieser Welt, sondern den Geringen und Bedürftigen. Er ist dir in Liebe zugetan, wie kein anderer. Keiner ist wie er! Vor seinen Augen findest du Gnade, ungeachtet deiner Herkunft und Abstammung! Wer Christus, den Wunderbaren, gefunden hat und „auf seinem Feld“ angekommen ist, der kann seine eigene Vergangenheit getrost vergessen, wie bitter und enttäuschend sie auch gewesen sein mag. Denn nun heißt es: „Das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden“. In Christus beginnt für uns das wahre Leben!

 

Boas bedeutet „der Stärke hat“, „Tapferkeit“ aber auch „Lebendigkeit, Lebensfülle“. All das finden wir in Jesus, unserem Heiland und Erlöser! Er stammt aus Bethlehem, dem Haus des Brotes! Er will zu speisen, sättigen und innerlich zufriedenzustellen. Deshalb sagte er: „Ich bin das Brot des Lebens. Wer zu mir kommt, den wird nicht hungern; und wer an mich glaubt, den wird nimmermehr dürsten.“

 

Nachdem Boas seine Schnitter freundlich gegrüßt hatte, fragte er sie: „Zu wem gehört das Mädchen? Der Knecht, der über die Schnitter gestellt war, antwortete und sprach: Es ist eine Moabiterin, die mit Noomi gekommen ist aus dem Land der Moabiter. Sie hat gesagt: Lasst mich doch auflesen und sammeln hinter den Garben den Schnittern nach, und ist gekommen und dageblieben vom Morgen an bis jetzt und hat nur wenig ausgeruht. Da sprach Boas zu Rut: Hörst du wohl, meine Tochter? Du sollst nicht auf einen andern Acker gehen, um aufzulesen; geh auch nicht weg, sondern halt dich zu meinen Mägden. Und sieh, wo sie schneiden im Felde, da geh ihnen nach. Ich habe meinen Knechten geboten, dass dich niemand antaste. Und wenn dich dürstet, so geh hin zu den Gefäßen und trinke von dem, was meine Knechte schöpfen. Da fiel sie auf ihr Angesicht und beugte sich nieder zur Erde und sprach zu ihm: Womit habe ich Gnade gefunden vor deinen Augen, dass du mir freundlich bist, die ich doch eine Fremde bin? Boas antwortete und sprach zu ihr: Man hat mir alles angesagt, was du getan hast an deiner Schwiegermutter nach deines Mannes Tod; dass du verlassen hast deinen Vater und deine Mutter und dein Vaterland und zu einem Volk gezogen bist, das du vorher nicht kanntest. Der Herr vergelte dir deine Tat, und dein Lohn möge vollkommen sein bei dem Herrn, dem Gott Israels, zu dem du gekommen bist, dass du unter seinen Flügeln Zuflucht hättest.“

 

Rut wurde nicht nur erlaubt, die Trinkgefäße der Knechte zu benutzen, sie stand sogar unter dem persönlichen Schutz des Boas. Niemand durfte sie antasten! Mehr noch: Die Schrift berichtet uns weiter: „Boas sprach zu ihr, als Essenszeit war: Komm hierher und iss vom Brot und tauche deinen Bissen in den Essigtrank! Und sie setzte sich zur Seite der Schnitter. Er aber legte ihr geröstete Körner vor, und sie aß und wurde satt und ließ noch übrig. Und als sie sich aufmachte zu lesen, gebot Boas seinen Knechten und sprach: Lasst sie auch zwischen den Garben lesen und beschämt sie nicht; auch zieht etwas für sie aus den Garben heraus und lasst es liegen, dass sie es auflese, und niemand schelte sie darum. So las sie bis zum Abend auf dem Felde und klopfte die Ähren aus, die sie aufgelesen hatte, und es war ungefähr ein Scheffel Gerste. Und sie hob's auf und kam in die Stadt, und ihre Schwiegermutter sah, was sie gelesen hatte. Da zog Rut hervor und gab ihr, was sie übrigbehalten hatte, nachdem sie satt geworden war. Da sprach ihre Schwiegermutter zu ihr: Wo hast du heute gelesen, und wo hast du gearbeitet? Gesegnet sei, der dir freundlich gewesen ist!“

 

Boas unterhielt sich mit Rut. Er sprach freundlich mit ihr. Er behandelte sie respektvoll und zuvorkommend. Keinen Augenblick ließ er sie spüren, dass sie eine Fremde war, arm und mittellos. Er lud sie sogar ein, auf seinem Acker zu bleiben. Gleichzeitig gebot er seinen Schnitter, die Frau nicht zu beschämen. Sie sollten sogar dafür sorgen, dass Rut genügend Ähren finden konnte. Schließlich legte Boas ihr zur Essenszeit eigenhändig geröstete Körner vor und achtete darauf, dass sie satt wurde.

Dies ist die Gesinnung, die Jesus, der Herr, „auf seinem Feld“ anzutreffen wünscht! Diese Herzenshaltung sollen alle Armen und Bedürftigen spüren, wenn sie in sein Haus kommen. Hier will Christus die Elenden freundlich willkommen heißen, ihnen dienen und sie speisen. Hier soll keiner bloßgestellt und beschämt werden.

 

Jesus, der Herr, beugte sich nieder, um seinen Jüngern die Füße zu waschen. Er diente ihnen wir ein Sklave. Und so will er auch dir und mir dienen! Es ist diese Menschlichkeit – seine Sanftmut und Freundlichkeit –, die uns zur Buße, zur Umkehr leitet. So gewinnt Jesus unser Herz und schließlich sogar seine Braut – indem er uns nährt und pflegt. So schafft er uns Ruhe, weshalb Noomis zu Rut sagte: „Meine Tochter, ich will dir eine Ruhestatt suchen, dass dir's wohlgehe.“

 

Wenn wir unseren Mitmenschen mit der Wertschätzung und Freundlichkeit begegnen, die uns Jesus täglich neu erweist, dann wird es „Bethlehem“ nicht an Mitgefühl und Anteilnahme mangeln. Davon angezogen werden Menschen kommen, die sich nach dieser „Speise“ sehnen. Sie werden, wie Rut, mit uns zusammen auflesen, was auch wir einsammeln und genießen, nämlich Christus, das Brot des Lebens. So werden sie den kennen und lieben lernen, den auch wir verehren und dem wir dienen. Jesus wird sie gnädig anschauen und freundlich mit ihnen reden. Und wenn man sie fragen wird: „Wo hast du heute gelesen, und wo hast du gearbeitet?“, dann werden sie antworten: Ich komme von Bethlehem, dem Haus des Brotes, wo mir der himmlische Boas, Jesus Christus, gedient hat. Er hat freundlich mit mir geredet und mich nicht beschämt. Er hat mich getröstet und innerlich erquickt. Wohl denen, die unter seinen Flügeln Zuflucht suchen. Sie werden gesättigt werden und ihr Lohn wird vollkommen sein!

 

Lk.3,22; Phil.2,9; Hebr.2,7-9; Apg.3,14; Kol.2,3.9; Ps.45,3; Mt.11,29; 2.Kor.5,17; Jh.6,35; 13,4-5+14-15; Röm.2,4; Eph.5,25.29; Mt.11,28-29; Phil.2,5; Kol.3,12-14; Rut 2,1-23; 4,10-11,13

 
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