9. - 10. Juni

"Da hob Jesus seine Augen auf und sieht, dass viel Volk zu ihm kommt, und spricht zu Philippus: Wo kaufen wir Brot, damit diese zu essen haben? Das sagte er aber, ihn zu prüfen; denn er wusste wohl, was er tun wollte. Philippus antwortete ihm: Für zweihundert Silbergroschen Brot ist nicht genug für sie, dass jeder ein wenig bekomme. Spricht zu ihm einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus: Es ist ein Kind hier, das hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; aber was ist das für so viele?" Johannes 6,5-9

 

Jesus hatte sich um die Kranken gekümmert und viele waren gesund geworden. Die Menschen spürten, dass das Herz des Mannes aus Nazareth voller Erbarmen und Mitgefühl war. Liebevoll rührte er die Kranken an und ließ sie die Anteilnahme, aber auch die Kraft Gottes erfahren. Verständlich, dass Jesus eine große Menschenmenge folgte. Doch der Herr sah, als seine Augen über die Volksmenge streiften, noch eine andere Not, die tiefer verborgen lag. Er sah den Hunger der Menschen nach dem Brot des Lebens. Und er war gekommen, um sie innerlich zu sättigen.

Als Jesus seinen Jünger, Philippus, fragte: „Wo kaufen wir Brot, damit diese zu essen haben?“, muss der überrascht gewesen sein. Danach, als er die Kosten überschlagen hatte, schüttelte er resignierend den Kopf. Auch zweihundert Silbergroschen würden nicht ausreichen, um die vielen hungrigen Mägen zu sättigen. Andreas hatte das Gespräch der beiden Männer verfolgt und sich etwas umgeschaut. Doch was er an Essbarem fand, war nicht viel. Ein kleiner Junge war bereit, das, was er besaß, zur Verfügung zu stellen, allerdings erschien es lächerlich, die fünf Brote und zwei Fische zur Disposition zu stellen. Jesus aber, so sagt uns die Schrift, wusste ganz genau, was er tun wollte!

Die Jünger fühlten sich, angesichts der großen Volksmenge überfordert, und nannten dem Herrn die Gründe, weshalb er die Menschen wegschicken sollte: „Die Gegend ist öde, und die Nacht bricht herein; lass das Volk gehen, damit sie in die Dörfer gehen und sich zu essen kaufen.“ Doch Jesus antwortete: „Es ist nicht nötig, dass sie fortgehen; gebt ihr ihnen zu essen.“

Welch ungeheuerliche Aussage! Wer kann mit der Mahlzeit eines Kindes fünftausend Menschen sättigen? Keiner von uns! Da müssen alle mathematischen Berechnungen versagen! Und selbst wenn wir einen Erwachsenen, einen Schwerstarbeiter vielleicht, finden würden, der einen Rucksack gefüllt mit den schmackhaftesten und nahrhaftesten Speisen bei sich trüge, auch er könnte den Bedarf nicht decken – am Ende gäbe es nur enttäuschte Gesichter.

 

Wenn wir uns umschauen und die Bedürfnisse der Menschen realisierten, dann möchten auch wir resignieren. Von wo soll ihnen Hilfe zukommen? Wer kann sie von ihren vielfältigen Sorgen, Ängsten und Gebundenheiten befreien? Wer schafft ihnen Gerechtigkeit? Wer lindert ihre Not? Wer beendet den Hass? Wer gibt den Ruhelosen und Gejagten den ersehnten Frieden? Wer nimmt sich der Schwachen und Unterdrückten an? Und wer vermag den inneren Hunger der Menschen zu sättigen – den Hunger nach wahrer Zufriedenheit?

Dann hören wir die Worte Jesus: „Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur“ … „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ ... „Einer trage des andern Last“ ... „Nehmt euch der Nöte der Heiligen an. Übt Gastfreundschaft“ ... „Seid untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern“ ... „Wenn deinen Feind hungert, gib ihm zu essen.“

Müssen wir uns, wenn wir solche Aufforderungen hören, nicht, wie Philippus und Andreas, überfordert fühlen? Und doch hat Gott dich und mich vor eine unübersehbare Menschenmenge gestellt und ruft uns zu: Verschließe dich nicht der Not anderer, sondern erweist allen meine Liebe! Gib du ihnen zu essen!

 

Was können wir tun, wenn wir Menschen sehen, die Christus noch nicht in ihr Herz und Leben aufgenommen haben? Wie steht es um unsere Angehörigen, Freunde, Nachbarn und Arbeitskollegen? Sie alle sollen wir lieben wie uns selbst, ja, wir sollen sogar bereit sein, unser Leben für unsere Freunde hinzugeben. Jeder, der angesichts solch hoher Erwartungen auf sich selbst blickt, kann nur resignierend den Kopf schütteln. Dabei übersehen wir aber, dass Jesus uns prüfen will. Er weiß sehr wohl, dass wir weder über die nötigen Mittel verfügen, noch die Kraft und das Vermögen besitzen, um diesen hohen Anforderungen gerecht werden zu können. Nur er vermag fünftausend Hungrige mit fünf Broten und zwei Fischen zu sättigen! Was der Herr jedoch von uns erwartet, ist unsere Bereitschaft und Willigkeit. Er will, dass wir das, was wir besitzen, vertrauensvoll in seine Hände legen. So forderte er seine Jünger auf: „Bringt sie mir her!“, worauf sie ihm brachten, was ihnen der Junge gegeben hatte.

 

Das ist es, was wir tun können: Wir können uns Jesus zur Verfügung stellen! Wir selbst sind das Gefäß, dazu bestimmt ist, ihn selbst aufzunehmen und die Fülle seines Lebens zu beinhalten. Was aber wird geschehen, wenn seine überragende, selbstlose Liebe unsere Liebesfähigkeit ausfüllt? Was kann geschehen, wenn sich sein herzliches Erbarmen unserer Empfindungsfähigkeit hinzufügt? Welche Gedanken werden wir sinnen, wenn die Gedanken Jesu unser Denken durchdringen? Wie weise und umsichtig werden wir handeln können, wenn uns sein Geist leiten, führen und beraten kann? Wie stark werden wir sein, wenn der Sieger von Golgatha unseren Willen stärkt?

Das, was wir sind und haben, können, ja sollen wir dem Herrn bringen. Er ist bereit, das Seine – sich selbst – hinzuzufügen! Tun wir es, werden wir Erfahrungen mit ihm machen, die unseren Glauben stärken. Jesus wird in uns wachsen und zunehmen, wodurch er sich noch herrlicher an uns erweisen und noch Größeres durch uns wirken kann.

 

Öffne Jesus dein Herz und bitte ihn, dass er dich mit seinem Erbarmen und seinem Mitgefühl füllt. Er will in dir mehren, was ihm wohlgefällig ist! Das, was du ihm bringst, wird er zum Wohl und Nutzen anderer einsetzen und Hungrige damit speisen. Du wirst sehen, dass er nicht nur das Vorhandene segnen und mehren wird – er wird sogar Neues schaffen!

 

Es war ein kleiner Junge, der bereitwillig gab, was er besaß. Seltsam! Sollte er unter den vielen Menschen der einzige gewesen sein, der etwas Essbares bei sich hatte? Es ist eher anzunehmen, dass er der einzige war, der angesichts der großen Menschenmenge einfältig genug war, das Seine zur Verfügung zu stellen.

 

Es bleibt bedeutungslos, ob das, was wir Jesus bringen, viel oder wenig ist. Das Scherflein der Witwe schien wenig zu sein, in den Augen des Herrn aber war es sehr viel! Blicke deshalb nicht auf dich, sondern auf den, der sich dir schenken will. Wenn du auf dich schaust, wirst du nur ein irdenes, schwaches und zerbrechliches Gefäß erkennen können. Doch Gottes Wort sagt: „Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, damit die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns.“

Rechne mit dem überströmenden Reichtum Christi!

 

Als man Jesus die fünf Brote und zwei Fische brachte, dankte er dem Vater dafür! So auch du! Lobe den Vater für das, was er dir mit seinem wunderbaren Sohn geschenkt hat. Danke ihm für die unbegreifliche Tatsache, dass Christus in dir lebt und sich deinem ganzen Sein hinzufügen will. Er selbst ist deine Kraft! Er selbst ist dein Vermögen! Er ist auch das Brot des Lebens, das dich sättigen und innerlich zufrieden stellen kann. Lass deine eigenen Unzulänglichkeiten nicht zum Hindernis werden, sondern vertraue der göttlichen Mathematik: Er kann mit fünf Broten und zwei Fischen fünftausend Menschen speisen. Und selbst wenn du nur ein halbes Brot besitzt und überhaupt keinen Fisch, so kann er auch das mehren und für andere zum Segen werden lassen! Sage ihm heute: Herr Jesus, hier ist ein „Kind“, das bereit ist, in deine Hände zu legen, was es besitzt. Füge du dich mir hinzu! Mehre, was ich bin und was ich habe, und speise damit andere! Herr Jesus, verherrliche dich durch mein Leben!

Du ahnst nicht, was der Herr mit dem Wenigen tun kann, dass du ihm zur Verfügung stellst. Die Bibel fordert dich auf: „Lass dein Brot über das Wasser fahren; denn du wirst es finden nach langer Zeit. Verteile es unter sieben oder unter acht; denn du weißt nicht, was für Unglück auf Erden kommen wird ... Am Morgen säe deinen Samen und lass deine Hand bis zum Abend nicht ruhen; denn du weißt nicht, was geraten wird, ob dies oder das, oder ob beides miteinander gut gerät.“

 

Mt.14,14-21; Mk.16,15; Mt.22,39; Eph.4,32; Röm.12,10.13.20; Jh.15,13; Lk.21,1-4; 2.Kor.4,7; Pred.11,1-2.6

 
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