„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn.“ Johannes 5,19
David, der König Israels, hatte den lobenswerten Entschluss fasste, die Bundeslade nach Jerusalem zu holen. Die Tatsache, dass er zu diesem Anlass dreißigtausend Männer aufgeboten hatte, macht deutlich, dass es David nicht an Eifer und Hingabe fehlte. Er und sein Volk waren mit ganzem Herzen dabei! Die Freude aller Beteiligten war groß! Doch noch bevor der Tag endete, waren alle zutiefst betroffen. Die euphorische Begeisterung war in tiefe Depression umgeschlagen. Ein Menschenleben war zu beklagen!
Der Grund, weshalb das Unternehmen scheiterte, war David zunächst verborgen geblieben, denn er hatte es unterlassen, den Herrn zu fragen! Dem Gott Israels aber war es nicht egal, wie und auf welche Weise ihm sein Volk diente!
David hatte die Bundeslade auf einen neuen Wagen stellen lassen, der von Rindern gezogen wurde. Usa und sein Bruder lenkten das Gefährt. Keiner dachte daran, was der Herr befohlen hatte, nämlich, dass die Lade von zwölf Priestern getragen werden musste. Als die Rinder unterwegs ins Straucheln kamen und ausglitten, drohte ihre kostbare Fracht vom Wagen zu rutschen. Das aber wollte Usa unbedingt verhindern. So sprang er herzu, um die Bundeslade festzuhalten. Zweifellos ein ehrenwerter Vorsatz! Doch die Bibel berichtet uns: „Da entbrannte des Herrn Zorn über Usa, und Gott schlug ihn dort, weil er seine Hand nach der Lade ausgestreckt hatte, so dass er dort starb bei der Lade Gottes.“ Weiter heißt es: „Und David fürchtete sich vor dem Herrn an diesem Tage und sprach: Wie soll die Lade des Herrn zu mir kommen?“
Auch wir suchen das Angesicht des Herrn zumeist erst dann, wenn „das Kind im Brunnen liegt“ und der Schaden offenkundig ist. Warum kommen wir nicht schon vorher zu ihm? Vielleicht sind auch wir der Ansicht, dass, im Dienst für Gott, unser guter Wille und unsere Begeisterung ausreichend sind. Doch dem Herrn genügt das nicht!
Wenn wir Christus dienen wollen, sollten wir von ihm lernen. Deshalb forderte er seine Jünger auf: „Lernt von mir!“
Während seines Erdenlebens gab uns Jesus ein wunderbares Beispiel dafür, wie Gott sich die Zusammenarbeit mit uns vorstellt. Zweifellos war er der vollkommene Mitarbeiter Gottes! Seine Speise war es, den Willen des Vaters zu tun! Doch er sagte auch: „Der Sohn kann nichts von sich aus tun; sondern nur, was er den Vater tun sieht; und was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn.“
Wie diente Jesus dem Vater? Wie arbeitete er mit ihm zusammen? Betrachten wir ihn auf der Hochzeit zu Kana: Er und seine Jünger waren eingeladen worden, ebenso seine Mutter. Während die Gäste zu Tische saßen, ging plötzlich der Wein zur Neige. Eine peinliche Situation! Doch was antwortete Jesus seiner Mutter, als sie sich an ihn wandte und ihn auf das Problem aufmerksam machte? Fast schroff sagte er zu ihr: „Was geht's es dich an, Frau, was ich tue? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ Warum reagierte der Herr so unwillig? Warum war er so abweisend? Weil er nichts von sich aus tat, sondern nur das, was er den Vater tun sah. Allein dem Willen des Vaters lebte er, nicht dem Willen der Menschen – auch nicht dem Willen seiner Mutter!
Später wird uns berichtet, dass die Juden Jesus nach dem Leben trachteten, weshalb er die Städte Judäas mied. Als seine Brüder zu ihm sagten: „Mach dich auf von hier und geh nach Judäa, damit auch deine Jünger die Werke sehen, die du tust. Niemand tut etwas im Verborgenen und will doch öffentlich etwas gelten. Willst du das, so offenbare dich vor der Welt“, gab ihnen Jesus zur Antwort: „Meine Zeit ist noch nicht da, eure Zeit ist allewege ... geht ihr hinauf zum Fest! Ich will noch nicht hinaufgehen zu diesem Fest, denn meine Zeit ist noch nicht erfüllt.“ Dann aber, nachdem sich seine Brüder auf den Weg gemacht hatten, ging auch er nach Jerusalem. Es ist höchst zweifelhaft, ob die Brüder Jesu seine Handlungsweise verstanden!
Doch Jesus lebte nicht sich selbst! Er handelte nicht nach eigenem Gutdünken. Er ließ sich auch nicht von äußeren Umständen oder menschlicher Logik leiten. Der Sohn tat nur das, was er den Vater tun sah!
Wenn Jesus sprach, waren es nicht seine eigenen Worte! Es waren die Worte des Vaters. Als ihn seine Gegner einmal hart attackierten, antwortete er ihnen: „Ich habe viel von euch zu reden und zu richten. Aber der mich gesandt hat, ist wahrhaftig, und was ich von ihm gehört habe, das rede ich zu der Welt.“ Einerseits wollte Jesus das Gespräch beenden, weil er erkannte, dass die Herzen seiner Zuhörer verhärtet waren. Andererseits hätte er ihre heuchlerische Gesinnung mit tausend Argumenten bloßstellen können. Doch Jesus tat weder das eine noch das andere – er redete nur das, was er von seinem Vater gehört hatte.
Es war am Tag seiner Auferstehung, als Jesus zu seinen Jüngern kam und sagte: „Nehmt hin den Heiligen Geist!“ Während er sie anhauchte, blies er sein eigenes Leben in sie hinein – Jesus wurde ihr Leben! Danach sagte er zu ihnen: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“ Von dieser Stunde an waren die Jünger Jesu genau so ausgerüstet, wie er es war, als er auf diese Erde kam, denn nun wohnte der Vater auch in ihnen! Und natürlich er selbst, Jesus, der wunderbare Triumphator über Sünde, Satan und Tod. Und gleicherweise auch der Geist des Lebens!
Es ist nicht unser menschlicher Eifer, den Gott sehen will! Dadurch könnten wir sogar Dinge tun, die ihm nicht gefallen, so wie Saulus von Tarsus, als er Jesus noch nicht erkannt hatte. Gott, der Vater, will, dass wir in Christus bleiben und er in uns! Was immer wir heute also tun – es soll durch Christus geschehen!
„Siehe, wie die Augen der Knechte auf die Hände ihrer Herren sehen, wie die Augen der Magd auf die Hände ihrer Frau, so sehen unsre Augen auf den Herrn, unsern Gott, bis er uns gnädig werde.“
2.Sam.6,1-9; 1.Chron.13,1-10; 15,2-3.11-15; Kol.1,17-18; Jh.2,1-5; 7,1-10; 8,25-26; 12,49-50; 20,21-22; Kol.3,17; Ps.123,2