31. August

„Und am nächsten Tag, als sie von Betanien weggingen, hungerte ihn. Und er sah einen Feigenbaum von ferne, der Blätter hatte; da ging er hin, ob er etwas darauf fände. Und als er zu ihm kam, fand er nichts als Blätter; denn es war nicht die Zeit für Feigen. Da fing Jesus an und sprach zu ihm: Nun esse niemand mehr eine Frucht von dir in Ewigkeit! Und seine Jünger hörten das. Und sie kamen nach Jerusalem. Und Jesus ging in den Tempel und fing an, auszutreiben die Verkäufer und Käufer im Tempel; und die Tische der Geldwechsler und die Stände der Taubenhändler stieß er um und ließ nicht zu, dass jemand etwas durch den Tempel trage. Und er lehrte und sprach zu ihnen: Steht nicht geschrieben: 'Mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker'? Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht.“  Markus 11,12-17

 

Wie schnell kann sich alles ändern. Gestern noch war Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem von der Menge freudig begrüßt und umjubelt worden. Heute schlugen ihm Unmut und Zorn entgegen. Keine Hand applaudierte, keine Hochrufe waren zu hören, niemand zollte ihm Anerkennung. Die Gesichter wirkten abweisend und verschlossen. Hier, im Tempel, schien „das Reich unseres Vaters David“, das die Volksmenge gestern noch willkommen geheißen hatte, nicht erwünscht zu sein. Im Gegenteil – hier trachtete man danach, Jesus umzubringen.

 

Bereits am Morgen war Jesus enttäuscht worden. Hungrig, wie er war, wollte er einige Feigen vom Baum pflücken. Doch er fand nur Blätter. Danach ging er in den Tempel und musste auch dort eine bittere Enttäuschung erleben. Denn da, wo er erwartete, Menschen im Gebet anzutreffen, fand er nur geschäftige Betriebsamkeit. Hier, im Hause Gottes, wurde geschachert und gefeilscht.

 

Warum, so fragen wir uns, musste Jesus einen unschuldigen Feigenbaum verfluchen. Schließlich erwähnt die Schrift ausdrücklich, dass es nicht die Zeit war, in der Feigen reiften. Hatte Jesus das etwa übersehen? Und warum musste er sich im Tempel derart wild gebärden? Die Händler, die dort ihren Geschäften nachgingen, wollten doch auch leben. Warum stieß er ihre Tische um, jagte er sie davon?

Wenn man den biblischen Bericht oberflächlich liest, möchte man solche Fragen stellen. Wir wissen jedoch, dass Jesus nie unbedacht handelte, nicht vordergründig urteilte. Was er tat, musste demnach eine tiefere Bedeutung haben.

Jesus wollte etwas essen, doch es gab nichts, womit er seinen Hunger stillen konnte – weder beim Feigenbaum noch im Tempel Gottes. Hier wie dort fand er nur Blätter, aber keine Frucht, die ihn hätte zufriedenstellen können.

 

Betriebsamkeit, Handel, Geschäftigkeit, Menschen, die kaufen, verkaufen, sich nach den Tagespreisen erkundigen oder auf Sonderangebote hoffen? Ist Gottes Haus ein Markt, auf dem Menschen ihre Ware feilhalten und nach persönlichem Gewinn trachten? Nein!

„Mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker“, hatte Gott verheißen. Dies war sein inniger Wunsch! Doch von dieser Bestimmung war der Tempel in Jerusalem weit entfernt.

 

Im Hause Gottes wird keine Ware angeboten. Hier gibt es auch nichts zu kaufen. Hier wird weder gefeilscht noch gehandelt. Hier hat auch keiner die Erlaubnis erhalten, aus der Not anderer persönlichen Profit zu schlagen. Gott will, dass sein Haus ein Bethaus ist – für jeden, der hierher kommt.

 

Im Haus des Herrn geht es einzig um die Beziehung Gottes mit uns Menschen. Gott, unser Vater, will Gemeinschaft mit uns habe. Deshalb sandte er seinen Sohn auf diese Erde. Jesus sollte uns, die wir weit von ihm entfernt waren, in seine liebenden Arme zurückbringen. So sagt die Schrift: „Christus ist einmal für eure Sünden gestorben, der Gerechte für die Ungerechten, auf dass er euch zu Gott führte.“

Das ist es, was im Hause Gottes verkündigt werden soll: Hier sollen Menschen mit der Person und dem Werk Jesu Christi vertraut gemacht werden. Und wenn wir ihn, den Wunderbaren, in unser Herz und Leben einlassen, werden wir selbst zu seiner Wohnstätte. Unser Herz, das zuvor eine „Räuberhöhle“ war, wird nun zum Tempel des Heiligen Geistes – zum Ort der Anbetung Gottes. Er selbst, unser Gott und Vater, wohnt in uns und wir in ihm! Und während wir ihn anbeten, breitet Jesus seine Wohnung in uns immer weiter aus. Die Gemeinschaft zwischen ihm und uns wird immer inniger und intensiver.

 

Danach verlangt es den lebendigen Gott. Das ist die Frucht, die er begehrt!

 

Als Jesus mit seinen Jüngern am nächsten Morgen am Feigenbaum vorüberging, war er bis zur Wurzel verdorrt. Daraufhin sagte Jesus: „Habt Glauben an Gott! Wer zu diesem Berge spräche: Hebe dich und wirf dich ins Meer! Und zweifelt nicht in seinem Herzen, sondern glaubt, dass geschehen  werde, was er sagt, so wird's ihm geschehen. Darum sage ich euch: Alles, was ihr bittet in eurem Gebet, glaubt nur, dass ihr's empfangt, so wird's euch zuteil werden. Und wenn ihr steht und betet, so vergebt, wenn ihr etwas gegen jemanden habt, damit auch euer Vater im Himmel euch vergebe eure Übertretungen.“

Gott sucht Frucht! Auch der Glaube, der Berge verschwinden lässt, ist Teil der Frucht, die Jesus in deinem Leben sehen will. Dabei hat er besonders den „Berg der Unversöhnlichkeit“ im Blick.

 

Im Hause Gottes hörst du, was der Herr in seiner Liebe für dich getan hat. Du erkennst, dass er in deinem Leben Neues schaffen will. Durch die Verkündigung des Evangeliums wird dir aber auch klar, dass es in deinem Herzen keine Unversöhnlichkeit geben darf, wenn du Gottes Vergebung empfangen willst. Die „Predigt vom Glauben“ stärkt dich innerlich und führt dich zu Christus. Du sollst empfangen, was er dir überfließend darreicht – auch die Fähigkeit zur Vergebung. Und während dir Jesus dient und deinen Glauben stärkt, kannst du ergreifen, was dir sein Wort verheißt: Berge werden vor dir weichen müssen und Zweifel verschwinden. Nicht genug damit, wird Gottes Geist in deinem Herzen eine Frucht aufwachsen lassen, die überaus kostbar ist. Die Schrift sagt: „Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit.“

Damals, als Jesus diese köstliche Frucht suchte, fand er sie nicht. Die Zeit war noch nicht erfüllt, denn Jesus war noch nicht durch Tod und Auferstehung gegangen und zum Geist des Lebens geworden. Heute aber will er sie in dir und in mir finden!

 

Gib Jesus die Erlaubnis, dein Herz von allem zu reinigen, was dich hindert, eins mit ihm zu sein. Bitte ihn, dass er in deinem Leben die Frucht aufwachsen lässt, die er zu sehen begehrt und die ihn ehrt. Eine Entschuldigung dafür, warum du nur „Blätter“ vorzuzeigen hast oder „verdorrt“ bist, wird Gott heute nicht gelten lassen. Wer in Christus bleibt, der bringt viel Frucht!

 

1.Petr.3,18a; Mt.3,10; 7,16-20; Jh.15,1-8+16; 1.Kor.3,16-17; Jh.14,18,20+23; Gal.3,5; Röm.10,17; Gal.5,22-23; Jh.7,39; 1.Kor.15,45b

 
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