29. - 30. November

„Und wie er die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende.“ Johannes 13,1

 

Jesus wusste genau, was vor ihm lag: Gefangennahme, Verhör, Erniedrigung, Schläge und Kreuzigung. Doch zuvor wollte er ein letztes Mal mit seinen Jüngern zusammen sein und das Mahl mit ihnen halten. Er sagte: „Mich hat herzlich verlangt, dies Passahlamm mit euch zu essen, ehe ich leide.“

Bis zu dieser Stunde war Jesus dem Vater treu gewesen. Ihm hatte er in vollkommener Hingabe gedient. Doch nun erwartete ihn die schwerste Aufgabe – der Tod am Kreuz. Jesus wusste, dass er vom Vater ausgegangen war und in Kürze zu ihm zurückkehren würde. Alles war ihm übergeben worden. Trotz Entäußerung und Erniedrigung war er der Erbe Gottes, der Geliebte des Vaters. Deshalb sagt uns die Schrift: „Jesus wusste, dass ihm der Vater alles in seine Hände gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott ging.“

Was tat Jesus in dieser für ihn so wichtigen Stunde? Worüber sprach er mit seinen Jüngern? Erinnerte er sie an seine Taten? Rühmte er sich der Zeichen und Wunder, die er getan hatte? Beklagte er die Ablehnung und Zurückweisung, die er durch die Ältesten seines Volkes erfahren musste? Forderte Jesus von seinen Jüngern einen Treueschwur? Gab er ihnen letzte Anweisungen, wie sie sich künftig verhalten sollten? Nein! Jesus tat nichts von alledem!

Die Bibel sagt uns: „Und beim Abendessen ... stand er vom Mahl auf, legte sein Obergewand ab und nahm einen Schurz und umgürtete sich. Danach goss er Wasser in ein Becken, fing an, den Jüngern die Füße zu waschen, und trocknete sie mit dem Schurz, mit dem er umgürtet war.“ In den letzten Stunden ihres Beisammenseins diente Jesus seinen Jüngern wie ein Sklave! Er erwies ihnen seine Liebe!

Jesus wusch den Seinen den Staub der Straße von den Füßen. Er tat dies, obwohl er wusste, dass ihn seine Jünger in der Stunde seiner Gefangennahme allein lassen würden. Dennoch diente er ihnen wie ein Sklave, erwies er jedem einzelnen seine Liebe. Und trotz des großen Leids, das er in wenigen Stunden erleben würde, gingen in diesem Moment nur Herzlichkeit und Wärme von ihm aus.

 

Das Kapitel, welches uns von der Fußwaschung erzählt, offenbart nicht nur die Herrlichkeit Jesu, es zeigt auch unsere eigene Schwachheit und unser Versagen. Mehr noch: Der uns übermittelte Bericht ist eingerahmt von Verrat und Verleugnung, denn er beginnt mit den Worten: „... beim Abendessen, als schon der Teufel dem Judas, Simons Sohn, dem Iskariot, ins Herz gegeben hatte, ihn zu verraten ...“ Am Ende steht die Warnung an Petrus: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Der Hahn wird nicht krähen, bis du mich dreimal verleugnet hast.“ Doch wie hell und klar leuchtet – mitten in der Nacht unseres eigenen Versagens – das Wort der Schrift: „Wie er (Jesus) die Seinen geliebt hatte, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende.“

Es gibt etwas, das unsere Treulosigkeit und unseren Wortbruch überragt – die Liebe Jesu. Sie hört niemals auf! Nichts und niemand vermag uns von ihr zu trennen. Gottes Wort lässt uns sogar wissen: „Sind wir untreu, so bleibt er doch treu; denn er kann sich selbst nicht verleugnen.“

 

Wem diente der Herr? Wusch er etwa nur Johannes die Füße, dem Jünger, der an seiner Brust lag? Nein! Jesus diente allen, die mit ihm versammelt waren. Er machte keine Ausnahme! Jedem seiner Jünger erwies er seine Aufmerksamkeit, jeden ließ er seine Liebe spüren. Er diente auch Judas, obwohl der bereits den Entschluss gefasst hatte, seinen Herrn und Meister zu verraten und an seine Widersacher auszuliefern. Jesus diente auch Petrus, wohl wissend, dass der ihn in wenigen Stunden dreimal verleugnen würde. Der Herr überlegte nicht, wer seines Brotes würdig war; er reichte es allen dar, auch demjenigen, der ihn hernach mit Füßen trat. Darum steht geschrieben: „Der mein Brot isst, tritt mich mit Füßen.“

Nachdem Jesus seinen Jüngern so gedient hatte, sagte er zu ihnen: „Ihr nennt mich Meister und Herr und sagt es mit Recht, denn ich bin's auch. Wenn nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr euch untereinander die Füße waschen. Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe.“

So etwas hatte Jesus zuvor noch nie gesagt, nicht als er fünftausend Menschen mit nur fünf Broten und zwei Fischen gespeist hatte, und auch nicht, als er den entfesselten Winden gebot und den tobenden Sturm stillte. Nun aber, bei der Fußwaschung, sollten die Jünger seinem Beispiel folgen! Und tatsächlich, würden wir dem Herrn dabei unsere Mitarbeit verwehren, könnte seine Gemeinde nicht gebaut werden.

 

Es wird immer wieder Stunden geben, in denen du zurückweichen willst. Bei dem Versuch, deine Seele zu erretten, wirst du Jesus sogar allein lassen. Doch du sollst wissen, dass seine Liebe niemals aufhören wird. Er liebt dich – bis ans Ende! Er fragt dich nicht, ob du dich seiner Liebe würdig erweisen wirst. Er liebt dich um deiner selbst willen! Deshalb wird er dir immer wieder den Staub der Straße von den Füßen waschen und das Brot des Lebens darreichen, egal, wie du darauf reagieren wirst. Trittst du ihn heute mit Füßen, wird er nicht aufhören, dich zu lieben und dir zu dienen! Nimmst du heute seine Gnade an, wird der Himmel jubilieren.

 

Dann gehe hin und erweise deinem Nächsten dieselbe Liebe, mit der du geliebt wirst!

 

Jh.13; Lk.22,15; Jes.9,5; Jh.13; 2.Tim.2,13; Jes.53,2; Lk.10,25-37

 
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