„Und Elia sprach zu ihm: Elisa, bleib du hier, denn der Herr hat mich nach Jericho gesandt. Er aber sprach: So wahr der Herr lebt und du lebst: ich verlasse dich nicht.“ 2.Könige 2,4
Als Elia und Elisa in Bethel eintrafen, wurden sie von Prophetenjüngern begrüßt, die sich dort niedergelassen hatten. Man kann verstehen, dass ein Mensch, der Bethel kennengelernt hat, sich hier sehr wohl fühlt und diesen Ort nur ungern wieder verlassen möchte. Doch der Herr sandte Elia weiter, nämlich nach Jericho! Und auch uns will Gott an diesen Ort bringen, um uns seine Macht und Herrlichkeit zu zeigen.
Wir erinnern uns: Kaum, dass die Israeliten das Gute Land betreten hatten, standen sie vor einem Bollwerk, das unüberwindlich schien. Hohe Mauern ragten vor ihren Augen auf und verwehrten ihnen den Zugang. Dieser ungastliche Ort hieß Jericho! Die Bibel berichtet: „Jericho war verschlossen und verwahrt vor den Kindern Israel, sodass niemand heraus- oder hineinkommen konnte.“
Jericho ist der Ort, der sich fest in Feindeshand befindet. Hier treibt Satan sein Unwesen! Hier hält er sich versteckt. Hier kann er schalten und walten, wie es ihm gefällt.
Jesus beschrieb die Atmosphäre, die in dieser Stadt herrscht, mit den Worten: „Das ist aber das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse. Wer Böses tut, der hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar wird, dass seine Werke in Gott getan sind.“
Jericho ist in Finsternis gehüllt! Kein Lichtstrahl dringt hier ein, denn wer sich hier aufhält, hasst das Licht. Warum? Weil seine Werke böse sind und nicht in Gott getan! Jericho bezeichnet demnach einen Bereich unseres Lebens, den wir Christus noch nicht ausgeliefert haben. Gott aber ist Licht und in ihm gibt es keine Finsternis! Deshalb will er jeden Teil unseres Seins mit dem heilsamen Licht seiner Gerechtigkeit und Wahrheit erleuchten und in Besitz nehmen. Kein Gedanke, dem wir anhängen, darf uns in die Dunkelheit führen! Nichts, was wir tun, soll das Licht scheuen müssen!
Gewiss, wir haben Jesus aufgenommen, doch damit haben wir ihm noch nicht alle Bereiche unseres Lebens ausgeliefert. Wir haben Gewohnheiten, Vorlieben und Eigenarten entwickelt, die unser Handeln bestimmen. Auch unsere Erziehung hat uns geprägt, ebenso die Umgebung, in der wir leben. Daher sind wir, obwohl Kinder Gottes, auch Kinder dieser Zeit und somit der Denkweise und dem Trachten dieser Welt unterworfen. Der lebendige Gott aber wird nicht ruhen, bis er jeden Bereich unseres Lebens eingenommen hat. Es ist seine Absicht, dich und mich in das Ebenbild seines Sohnes umzugestalten. Unser ganzes Wesen soll von ihm durchdrungen sein. Doch dazu bedarf es unserer Einwilligung!
Jesus, obwohl Herr aller Herren und König aller Könige, zwingt sich uns nicht auf! Wenn er vor einer verschlossenen Tür steht, klopft er an und wartet, bis wir bereit sind, ihm Einlass zu gewähren. Er sagt: „Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftut, zu dem werde ich hineingehen …“
Bedenken sollten wir auch, dass es in unserem Herzen kein „Niemandsland“ gibt. Jeder Bereich unseres Lebens, der Christus verschlossen bleibt und sich nicht unter seiner Herrschaft befindet, muss als Einfallstor des Feindes betrachtet werden – hier kann Satan seine Festung errichten und sein böses Werk treiben. Was aber wirst du tun, wenn deine Füße die Mauern Jerichos berühren? Wirst du den Kampf aufnehmen oder vor deinem Widersacher kapitulieren und zurückweichen?
Die Israeliten hatten Jericho sieben Tage lang umrundet. Keine Frage, dass sie inzwischen mit jeder Einzelheit des vor ihnen liegenden Hindernisses vertraut waren. Und auch wir können nur niederreißen, was wir kennen, die Bollwerke des Feindes nur zerschlagen, wenn wir wissen, wo sie sich in unserem Leben befinden.
Wo sind die Befestigungen Satans? In welchem Bereich unseres Seins manifestiert sich seine Macht? Wo greift er an, um unser geistliches Wachstum zu blockieren? Es ist unsere gefallene Natur, die er sich zunutze macht! Gäbe es in uns keine Sünde und hätten wir nicht die gefallene Natur Adams ererbt, könnte uns der Teufel nicht zu Fall bringen. Dann könnte er in unserem Herzen auch keine Mauern aufrichten, die uns von Gott trennen. Den Beweis dafür lieferte uns Jesus selbst: Als er auf dieser Erde wandelte, gab es keine Sünde in ihm, weshalb der Böse auch keinen Ansatz fand, um ihn zu Fall zu bringen. So konnte Jesus sagen: „Es kommt der Fürst dieser Welt. Er hat keine Macht über mich.“
Wer „Jerichos Mauern“ kennenlernen will, sollte den Brief des Paulus an die Galater lesen, denn hier beschrieb der Apostel die „Werke des Fleisches“: „Unzucht, Unreinheit, Ausschweifung, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Spaltungen, Neid, Saufen, Fressen und dergleichen“.
Satan benutzt unsere gefallene Natur! Hier agiert er, hier zieht er seine Fäden, hier hat er seinen Herrschaftsbereich! Hier baut er die Mauern, die uns von Gott und unseren Mitmenschen trennen!
Wenn wir in diesem Bereich leben, nennt uns die Bibel „fleischlich“ und sie betont: „Fleischlich gesinnt sein ist Feindschaft gegen Gott, weil das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag's auch nicht. Die aber fleischlich sind, können Gott nicht gefallen.“
Vielleicht warst du gerade noch in „Bethel“, wo du über dir einen offenen Himmel gesehen hast. Doch schon nach wenigen Minuten schießen dir Gedanke durch deinen Kopf, die mit dem Ort, an dem du gerade verweiltest, nichts zu tun haben. Oder du begegnest einem Menschen, der dir mit seinem Gerede auf die Nerven geht. Es braucht nicht viel und schon sind wir verärgert, unwillig oder gereizt. Schnell sind wir beleidigt, fühlen uns verletzt. Und ehe wir uns versehen, wandeln wir nicht mehr im Geist, sondern im „Fleisch“. Dann regt sich unsere alte, gefallene, von der Sünde infizierte Natur. Dann blitzt der Zorn in unseren Augen! Dann klingt unsere Stimme hart, schroff und abweisend.
In diesem Moment scheinen wir alles vergessen zu haben, was Gott uns in Bethel gezeigt hat. Was ist passiert? Wir haben einen „Ortswechsel“ vorgenommen! Wir sind nach Jericho gekommen! Hohe Mauern ragen vor uns auf und nehmen uns die Sicht!
Was Satan vor dir aufbaut, um dein Vorangehen im Glauben zu hindern, hat viele Namen. Heute benutzt er deine Zunge, um dich zu beflecken und zu verunreinigen, morgen sind es deine Augen, durch die er dich schwächen will. Immer ist es dein „Fleisch“, das sich Satan zunutze macht. Hier und nur hier kann er dich blockieren. Stößt du jedoch die Mauern um, die er um dich herum aufbaut, ist er geschlagen und entmachtet! Und eben dies ist Gottes Wille, denn er möchte nicht, dass dein Weg in Jericho endet. Was er Josua zugesagt hat, das verheißt er auch dir, nämlich: „Siehe, ich habe Jericho samt seinem König und seinen Kriegsleuten in deine Hand gegeben.“
Willst du die „Mauern Jerichos“ fallen sehen? Dann musst du mit den Waffen Gottes streiten, denn mit deinen natürlichen Waffen kannst du in diesem Kampf nichts ausrichten. Deshalb sagt die Schrift: „Denn obwohl wir im Fleisch leben, kämpfen wir doch nicht auf fleischliche Weise. Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. Wir zerstören damit Gedanken und alles Hohe, das sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes, und nehmen gefangen alles Denken in den Gehorsam gegen Christus (oder "unter den Gehorsam Christi).“
Während du „Jericho“ umkreist, solltest du auf deine Gedanken achten, denn angesichts der hoch aufragenden Mauern fällt es deinem Widersacher nicht schwer, deine Schritte zu lähmen. Er wird dir einreden wollen, dass Gott dich unmöglich von deinem aufbrausenden Zorn, deiner Ungeduld, deinem Stolz oder deinen Minderwertigkeitsgefühlen befreien kann. Er wird behaupten, dass du dich nie ändern wirst!
Höre nicht auf solche Lügen! Sage Jesus, deinem Herrn und Retter, was dich quält, gefangen nimmt und dir zu schaffen macht. Bekenne ihm, was bisher im Finstern lag und verberge nichts vor ihm! Öffne ihm die Tür deines Herzens und lass sein Licht auch in die verborgene Kammer eindringen. Johannes schrieb: „Und das ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen, Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis. Wenn wir sagen, dass wir Gemeinschaft mit ihm haben, und wandeln in der Finsternis, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit. Wenn wir aber im Licht wandeln, wie er im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft untereinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde. Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.“
Auch Paulus ermahnte die Gläubigen, „Jericho“ niederzureißen, denn er sagte: „Ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Lebt als Kinder des Lichts ... und habt nicht Gemeinschaft mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, deckt sie vielmehr auf. Denn was von ihnen heimlich getan wird, davon auch nur zu reden ist schändlich. Das alles aber wird offenbar, wenn's vom Licht aufgedeckt wird; denn alles, was offenbar wird, das ist Licht. Darum heißt es: Wach auf, der du schläfst, und stehe auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten.“
Jesus steht vor deiner Herzenstür und klopft an! Gewährst du ihm Einlass, wird sein heilsames Licht dein Innerstes durchfluten – seine Gedanken werden dein Denken erfüllen, seine Liebe und sein Friede deine Gefühle durchströmen, seine Kraft deinen Willen stärken. Die Werke der Finsternis werden aufgedeckt, du legst ab, was Christus nicht verherrlicht. Jerichos Mauer werden fallen – der Böse muss weichen, der Finsternis bleibt kein Raum in deinem Herzen!
Das war es, was ein Mann erlebte, der in Jericho wohnte und in tiefster Dunkelheit lebte. Sein Name war Zachäus! Er war ein Oberzöllner und stadtbekannter Betrüger! Wahrscheinlich hätte es in seinem Leben keine Veränderung zum Besseren gegeben, wäre Jesus nicht in diese fluchbeladene Stadt gekommen. Um ihn besser sehen zu können, stieg Zachäus sogar auf einen Baum. Als der Herr stehenblieb, zu ihm aufschaute und rief: „Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren!“, wurde der Mann aus Jericho vom hellem Lichtstrahl Gottes erfasst! Später, als das Licht des Lebens sein Haus bis in die letzten Winkeln erfüllt hatte, trat Zachäus vor Jesus hin und sagte: „Siehe, Herr, die Hälfte von meinem Besitz gebe ich den Armen, und wenn ich jemand betrogen habe, so gebe ich es vierfach zurück!“ Jesus antworte: „Heute ist diesem Haus Heil wiederfahren!“
Es war eine höchst ungewöhnliche Kriegsstrategie, mit der die Kinder Israel Jericho einnahmen. Schweigend umrundeten sie sieben Tage lang die Stadt. Nur die Posaunen wurden geblasen! Den Zug führten die Priester an – sie trugen die Bundeslade. Dann aber, am siebten Tag, wurden nicht nur die Posaunen geblasen – aus dem Mund jedes Israeliten ertönte ein Kriegsgeschrei, der sich zum Orkan steigerte und dem Feind das Blut in den Adern erstarren ließ. Daraufhin stürzten die Mauern Jerichos wie ein Kartenhaus zusammen. Und am Ende dieses Tages hatte Gottes Volk einen überwältigenden Sieg errungen!
Auch du musst die „Posaune“ blasen, während du die Mauern Jerichos umrundest: Rühme das kostbare Blut Jesu, das dich von aller Sünde reinigt. Lobe den Herrn für seinen Tod am Kreuz, dafür, dass er auf sich genommen und hinweggetragen hat, was dich gerade schwächen und lähmen will. Danke ihm dafür, dass er der Schlange den Kopf zertreten und alle Bande des Todes zerrissen hat. Und wenn dir der Feind im Nacken zu sitzen scheint, dann schweige nicht, sondern lass ihn Gottes Wort hören und befiehl ihm: Hebe dich weg von mir Satan, denn es steht geschrieben: „Dazu ist erschienen der Sohn Gottes, dass er die Werke des Teufels zerstöre. Wer aus Gott geboren ist, der tut keine Sünde.“ Gottes Wort verheißt dir: „Widerstehet dem Teufel, so flieht er von euch.“
Die Waffen unseres Kampfes sind das helle Licht des Wortes Gottes, die reinigende Kraft des Blutes Jesu und die belebende Gegenwart seines Geistes! Und sobald wir den Sieg Jesu über den Widersacher rühmen, muss er von uns fliehen.
Jesus verheißt dir: „Siehe, ich habe Jericho samt seinem König und seinen Kriegsleuten in deine Hand gegeben.“
Jos.6,1-21; Jh.3,19-21; Offb.3,20; Mt.15,19; Röm.7,18; Jh.14,30; Gal.5,19-21; Röm.8,7-8, 2.Kor.10,3-4; 1.Jh.1,5-8; Eph.5,3-21; Lk.19,1-10; Offb.12,11; Mt.4,10; 1.Jh.3,8-9; Jak.4,7