17. - 18. Dezember

„Aber was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden erachtet. Ja, ich erachte es noch alles für Schaden gegenüber der überschwänglichen Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn. Um seinetwillen ist mir das alles ein Schaden geworden, und erachte es für Dreck, damit ich Christus gewinne und in ihm erfunden werde.“ Philipper 3,7-9

 

Saulus von Tarsus lag im Staub der Straße. Seine Augen konnten das helle, gleißende Licht, das ihn umleuchtete, nicht ertragen. Der auferstandene und erhöhte Christus rief ihn beim Namen und in seine Nachfolge. Danach musste man Saulus bei der Hand nehmen und in die nahegelegene Stadt führen. Dort wartete er drei Tage und drei Nächte, bis Hananias, ein Jünger Jesu, zu ihm kam und die Hände auf ihn legte. „Alsbald“, sagt die Schrift „predigte er in den Synagogen von Jesus, dass dieser Gottes Sohn sei.“

Verständlich, dass alle, die davon hörten, entsetzt waren. War dieser Mann nicht in die Stadt gekommen, um alle, die den Namen Jesu anriefen, gefangen wegzuführen? Wieso glaubte er nun selbst an ihn? Die Schrift sagt: „Saulus aber gewann immer mehr an Kraft und trieb die Juden in die Enge, die in Damaskus wohnten, und bewies, dass Jesus der Christus ist. Nach mehreren Tagen aber hielten die Juden Rat und beschlossen, ihn zu töten. Aber es wurde Saulus bekannt, dass sie ihm nachstellten. Sie bewachten aber Tag und Nacht auch die Tore, um ihn zu töten. Da nahmen ihn seine Jünger bei Nacht und ließen ihn in einem Korb die Mauer hinab. Als er aber nach Jerusalem kam, versuchte er, sich zu den Jüngern zu halten; doch sie fürchteten sich alle vor ihm und glaubten nicht, dass er ein Jünger wäre.“

Schon sehr bald, nachdem Saulus in Jesus den Christus Gottes und Retter der Welt erkannt hatte, berührten seine Füße den „Jordan“. Beinahe alles, was ihm wichtig war, was er gelernt und als unumstößliche Wahrheit erachtet hatte, erwies sich nun, im Licht der göttlichen Offenbarung, als Holz, Heu und Stroh. Im Staub der Straße liegend, erkannte Saulus, dass seine eigene Gerechtigkeit nur ein unreines Kleid war. Die Herrlichkeit Jesu vor Augen, blieb ihm keine Wahl – er musste ablegen, was ihm zuvor wichtig und erstrebenswert erschien. Dort, vor Damaskus, endete das bisherige Leben eines Mannes, der sich für untadelig hielt. Er musste sogar erkennen, dass er ein Feind des lebendigen Gottes war. Sein glühender Eifer für die väterlichen Überlieferungen, der den meisten seiner Altersgenossen als vorbildlich galt, war nur blindwütiger Fanatismus gewesen!

Bevor Jesus in sein Leben trat, standen dem Mann aus Tarsus alle Türen offen. Der jüdische Ältestenrat hatte ihn mit allen Vollmachten ausgestattet, nach Damaskus ziehen lassen. Nun aber, nachdem er sich öffentlich zu Christus bekannt hatte, stand er plötzlich vor verriegelten Stadttoren. Seine einstigen Glaubensgenossen wollten ihn sogar umbringen! Doch Saulus war nicht allein! Durch sein Zeugnis und seine Verkündigung hatten auch andere Menschen in Jesus ihren Retter erkannt. Jetzt war er auf ihre Hilfe angewiesen! So steckten sie ihn, den wortgewaltigen Prediger, in einen Korb und ließen ihn bei der Nacht zur Stadtmauer hinab. Eine demütigende Erfahrung!

Als Saulus schließlich nach Jerusalem zurückkehrte, um die Gläubigen zu treffen, stand er erneut vor verschlossenen Türen – Herzenstüren. Keiner in der Gemeinde wollte diesem Mann vertrauen! Alle fürchteten sich vor ihm! Niemand wollte ihn aufnehmen! Nur einer war bereit, sich für ihn einzusetzen – Barnabas. Er berichtete den Aposteln, was vor Damaskus geschehen war und wie Saulus dort den Namen Jesu verkündigt hatte.

Als Saulus auch in Jerusalem das Evangelium verkündige, regte sich schon bald erbitterter Widerstand. Offene Feindschaft schlug ihm entgegen. Um sein Leben zu retten, beschlossen die Brüder schließlich, ihn in seine Heimatstadt Tarsus zu schicken. Dort blieb er, bis Barnabas kam und ihn mit nach Antiochia nahm, wo sie dem Herrn ein Jahr lang dienten. Danach berief der Heilige Geist beide zu ihrer ersten Missionsreise.

 

Seinen letzten Brief, der uns übermittelt wurde, schrieb Paulus im Kerker zu Rom: Er fror, denn er war ohne Mantel. Auch erwähnte er, dass ihn alle Gläubigen, die in Kleinasien lebten, verlassen hatten. Bei seinem letzten Verhör stand ihm niemand zur Seite. Er war ganz allein! Nur der Auferstandene stärkte und tröstete seinen Diener. Er blieb treu an seiner Seite.

Was war aus dem einst so fähigen, selbstsicheren und erfolgreichen Mann  geworden? Wo waren sein Ruhm und seine Ehre geblieben? All das war Saulus von Tarsus genommen worden! Er selbst aber sah darin keinen Verlust, denn er schrieb: „Aber was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden erachtet. Ja, ich erachte es noch alles für Schaden gegenüber der überschwänglichen Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn. Um seinetwegen ist mir das alles ein Schaden geworden, und erachte es für Dreck, damit ich Christus gewinne und in ihm erfunden werde.“

Ja, Paulus, der Sklave Christi, hatte Verlust erlitten. Er hatte hingegeben, was ihm einst Gewinn war. Doch wer kann ermessen, was er stattdessen, in der Gemeinschaft mit Jesus, an ewigem, unvergänglichem Reichtum empfing? Er, der „viele zur Gerechtigkeit wies", wird dereinst „leuchten wie des Himmels Glanz und wie die Sterne immer und ewiglich“. Paulus wurde verachtet, verlästert, verfolgt, mehrfach geschlagen und gesteinigt. Er sprach sogar davon, dass er zeitweilig wie „Abschaum“ und „Kehricht“ behandelt wurde. Auch musste er Entbehrungen erdulden und mancherlei Enttäuschungen erfahren. Doch bis zum heutigen Tag erhellt sein Zeugnis das Dunkel dieser Welt und weist mit großer Klarheit auf Jesus, den Wunderbaren, hin. Der Segen, mit dem Gott ihn gesegnet hat, fließt, Strömen gleich, bis in die äußersten Winkel der Erde.

 

Kein Zweifel: Paulus war an den „Jordan“ geführt worden! Hier, im Tod Jesu Christi, legte er alles Eigene ab, nicht gezwungen, sondern freiwillig. Er war ein „freigelassener Sklave“, einer, der seinen Herrn liebte und ihm nicht mehr von der Seite weichen wollte. So konnte Gott sich ihm anvertrauen und Geheimnisse offenbaren, von denen kein Menschen zuvor gehört hatte. In Paulus sah Gott einen Menschen, der das, was ihm gegeben wurde, einzig und allein zur Verherrlichung Jesu Christi einsetzte – nicht zu seiner eigenen Ehre.

 

Verzage nicht, wenn deine Füße am „Jordan“ stehen!

 

Vielleicht stößt du heute an deine Grenzen und erkennst deine eigene Unfähigkeit. Du berührst den „Jordan“! Dir mag es wie ein Verlust erscheinen, doch Gott will dich nicht berauben – er will dich reicher machen! Beklage also nicht den Verlust, der doch nur zeitlich ist, sondern freue dich über den Gewinn, der ewig ist! Du gewinnst mehr von Christus! Gottes Geist gewinnt mehr Raum in deinem Herzen!

 

Vergiss niemals, was dir Jesus verheißen hat – auch dann nicht, wenn du den „Jordan“ durchschreiten musst. Er ruft dir zu: „Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen.“

 

Apg.9,1-30; Jes.64,5; Apg.11,25-26; 13,1-3; 2.Tim.1,15; 4,9-18; Dan.12,2-3; 1.Kor.4,10-13; 2.Kor.11,23-28; 5.Mose 15,12-16; Röm.1,1; 1.Kor.15,31.36; 2.Kor.4,10-12+17-18; Röm.8,18; Jes.43,2a

 
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