19. - 20. November

„Und der Herr wird dich immerdar führen und dich sättigen in der Dürre und dein Gebein stärken. Und du wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlt.“ Jesaja 58,11

 

Gibt es etwas Schöneres, als vom Herrn des Himmels und der Erde geführt zu werden - Tag für Tag, Stunde um Stunde? Doch Gott bietet uns nicht nur seine Führung und Leitung an. Unser himmlischer Vater sorgt sich auch um unser inneres Wohlergehen. Deshalb verheißt er uns Sättigung, Stärkung und  Zufriedenheit. Und das nicht nur in guten, sondern auch in bösen Tagen, dann nämlich, wenn uns die Situation, in der wir leben, unwirtlich und öde erscheint. Gott, unser Vater, will, dass wir eine Wasserquelle sind, der es nie an Wasser fehlt!

Vielleicht sind wir der Meinung, dass diese gewaltige Verheißung nur denen gilt, die Gott täglich ernsthaft suchen und unablässig danach trachten, seinen Willen zu tun. So mag jemand sagen: Wenn man den Herrn reich erfahren will, muss man allem anderen entsagen, viel beten, fasten und bereit sein, große Opfer zu bringen. Doch seltsam, obwohl die Kinder Israel zur Zeit Jesajas viele Opfer brachten, war der Herr damit nicht zufrieden, denn er sagte: „Sie suchen mich täglich und begehren meine Wege zu wissen, als wären sie ein Volk, das die Gerechtigkeit schon getan und das Recht seines Gottes nicht verlassen hätte. Sie fordern von mir Recht, sie begehren, dass Gott sich nahe. Warum fasten wir, und du siehst es nicht an? Warum kasteien wir unseren Leib, und du willst's nicht wissen?“

Warum verweigerte der Herr den Bemühungen seines Volkes die Anerkennung? Die göttliche Antwortet lautete: „Siehe, an dem Tag, da ihr fastet, geht ihr doch euren Geschäften nach und bedrückt alle eure Arbeiter. Siehe, wenn ihr fastet, hadert und zankt ihr und schlagt mit gottloser Faust drein.“

Während die Israeliten beteten und fasteten, stritten sie miteinander. Ja, sie benahmen sich wie Gottlose. Man war zwar bereit, auf Mahlzeiten zu verzichten, wollte aber nicht davon ablassen, Mitmenschen zu knechten, zu bedrücken und auf sie einzuschlagen. Sollte das der Weg sein, auf dem man Gott erkennen kann? Gewiss nicht!

Wer den Weg beschreiten will, auf dem Gott uns führen, sättigen und stärken kann, dem sagt er: „Das aber ist ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Lass los, die du mit Unrecht gebunden hast, lass ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst, reiß jedes Joch weg! Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entziehe dich nicht deinem Fleisch und Blut! Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des Herrn wird deinen Zug beschließen. Dann wirst du rufen, und der Herr wird dir antworten. Wenn du schreist, wird er sagen. Siehe, hier bin ich. Wenn du in deiner Mitte niemand unterjochst und nicht mit Fingern zeigst und nicht übel redest, sondern den Hungrigen dein Herz finden lässt und den Elenden sättigst, dann wird dein Licht in der Finsternis aufgehen, und dein Dunkel wird sein wie der Mittag.“

 

Wir alle haben Mangel – großen Mangel! Während wir in einem bestimmten Lebensbereich erfolgreich sind und besondere Qualitäten beweisen, versagen wir an anderer Stelle kläglich. So wähnte sich der reiche Jüngling, als er zu Jesus kam, ohne Fehl und Tadel, da er seit frühester Jugend die Gebote Gottes beachtet und, wie er meinte, erfüllt hatte. Als Jesus ihn jedoch aufforderte, sich von seinem Besitz zu trennen und den Erlös den Armen zu geben, ging er traurig davon, denn dazu war er nicht bereit. Daran erkennen wir, dass wir in unserem Urteil vorsichtig sein sollten. Ein Mensch, der sich eben noch stark und unüberwindlich dünkt, kann schon im nächsten Moment stürzen. Darum sagt die Schrift: „Wer meint, er stehe, mag zusehen, dass er nicht falle.“ Wer hingegen eben noch am Boden lag und überwunden schien, kann, durch die Vergebung Jesu, in einem Augenblick wieder aufstehen und vor Freude springen.

Doch ganz gleich, wie wir uns selbst einschätzen oder worin unsere Stärken und Schwächen bestehen, wenn es um unsere Beziehung zu Gott geht, ermangeln wir alle des Ruhmes und der Herrlichkeit, die wir vor ihm haben sollten. Vor ihm kann sich kein Mensch rühmen!

Niemals könnten wir vor einem heiligen und gerechten Gott untadelig erscheinen, wäre Christus nicht unsere Gerechtigkeit und Heiligung. Wir blieben elend, jämmerlich, arm, blind und bloß! Doch Jesus kennt unseren Mangel. Er weiß, dass es uns an Übereinstimmung mit Gott mangelt, an Vollmacht über die Sünde und die Macht des Tod. Er kennt unseren Mangel an Reinheit und Demut und auch unseren Mangel an Mitgefühl und Liebe gegenüber unserem Nächsten. Und weil der Herr unseren Mangel sah, kam er zu uns. Er machte sich auf, um unsere Blöße zu bedecken. Er will uns Kleider des Heils anziehen und uns mit dem Mantel seiner Gerechtigkeit kleiden. Er will sich unserer Wunden annehmen und Öl und Wein hinein gießen. Er möchte uns mit himmlischem Manna speisen und unsere Seele wahrhaft zufriedenstellen. Nicht genug damit, bringt er uns, die Obdachlosen und Waisen, an den Ort unserer Bestimmung – ins Haus Gottes, des Vaters, in seine liebenden Arme und in die Gemeinschaft seiner Erlösten.

Wenn sich uns der Sohn Gottes auf so wunderbare Weise erbarmt und uns aufgenommen hat, dann dürfen wir uns auch nicht abwenden, wenn wir sehen, dass der, der uns am nächsten ist, Not leidet. Wenn Gott uns, um Jesu Willen, unsere Fehler nicht vorhält, uns nicht ausschimpft und verurteilt, dann haben wir kein Recht, mit unserem Bruder zu hadern oder mit gottloser Faust auf ihn einzuschlagen.

Vielleicht sagst du: So etwas tue ich nicht! Du legst jedoch bereits ein Joch auf die Schultern deines Nächsten, wenn du ihm Vorhaltungen machst und erwartest, dass er sein Verhalten ändert. In diesem Moment belastest und bedrückst du ihn unrechtmäßig! Denn was nützt es ihm, dass du seine „Blöße“ erkannt und ihn darauf hingewiesen hast? Bekleidet hast du ihn damit noch lange nicht! Durch dich wurde sein Mangel zwar offenbar, doch Brot hast du ihm nicht gegeben. So bleibt er äußerlich nackt und bloß und innerlich hungrig und leer. Und ohne Obdach, weil du ihn nicht ins Haus geführt hast! Was aber sagt Gottes Wort: „Entziehe dich nicht deinem Fleisch und Blut?“

 

Wir sind nicht besser als andere! Und doch möchten wir uns nicht selten über andere erheben. Besonders dann, wenn wir mit großem Eifer die Fehler unserer Mitmenschen aufdecken und lautstark verurteilen. Wenn du im Auge deines Bruders einen Splitter siehst, dann erinnere dich des Balkens in deinem eigenen Auge! Wenn du heute nicht in der Finsternis wandelst, sondern im Licht, dann doch nur deshalb, weil dir der Herr seine Barmherzigkeit erwiesen, deine Schuld vergeben, dich bekleidet, gespeist und an seiner Hand ins Vaterhaus geführt hat. Ohne ihn würdest du immer noch am Wegesrand liegen, unfähig, deinem Leben eine Wende zum Besseren zu geben.

 

Gott will dir antworten, wenn du zu ihm rufst. Er wird zu dir sagen: „Hier bin ich.“ Er tut es, „... wenn du in deiner Mitte niemand unterjochst und nicht mit Fingern zeigst und nicht übel redest, sondern den Hungrigen dein Herz finden lässt und den Elenden sättigst.“ Dann verheißt er dir: „… wird dein Licht in der Finsternis aufgehen, und dein Dunkel sein wie der Mittag.“

 

Solange du mit Fingern auf andere zeigst und sie bloßstellst, lebst du in der Finsternis. Dann tappst du sogar noch am Mittag im Dunkeln! Sobald du aber an die Seite deines Bruders trittst, um vor dem Thron Gottes für ihn einzustehen, wird auch deine eigene „Heilung schnell voranschreiten“. Und wenn du deinem Nächsten, so es möglich ist, das Brot des Lebens darreichst und ihn mit Christus bekleidest, dann wird nicht nur er gesättigt werden, sondern auch du selbst. Warum? Weil du, um so handeln zu können, ein anderes Leben und eine andere Gesinnung benötigst – das Leben und die Gesinnung Jesu Christi. Er kann sich auch dem Elendesten unter den Elenden zuwenden, ohne ihn zu tadeln oder zu verurteilen. Er tut es in herzlicher Liebe, mit unendlicher Langmut und ohne Vorbehalt.

Doch wann werden wir zu Jesus kommen und ihn bitten, dass er unser steinernes Herz wegnimmt und uns ein fleischernes Herz gibt, ein Herz, das voller Barmherzigkeit und Mitgefühl ist und den Mangel unseres Bruders bedecken will, anstatt ihn bloßzustellen? Sicherlich erst dann, wenn wir von unserer Selbstherrlichkeit und Kritiksucht genug haben!

Was aber geschieht, während du mit einem gedemütigten und zerbrochenen Geist zu Jesus, deinem Herrn und Retter, kommst? Dann kann er mit seinem heilenden Licht, dem Licht des Lebens, tief in dein Inneres leuchten. Und so wird deine Heilung schnell voranschreiten! Wenn du dann rufen wirst, wird er dir antworten und sagen: „Siehe, hier bin ich!“

 

Verwehre deinem Nächsten nicht deine Hilfe und deinen Beistand. Nimm ihn auf und vergib ihm, wenn er an dir schuldig geworden ist. Speise ihn mit dem Brot, das dich gesättigt hat und hilf ihm, die liebende Hand des Vaters zu ergreifen. Segne ihn, anstatt ihm Vorwürfe zu machen. Lass ihn dein Herz finden, anstatt Forderungen an ihn zu richten, und zwinge ihm nicht deinen eigenen Willen auf. Sage dem Mühseligen und Beladenen, dass Jesus seine Lasten tragen und das Joch von seiner Schulter nehmen will. Nimm den Elenden und Verirrten bei der Hand und führe ihn ins Vaterhaus!

Wenn du das tust, wirst du das Herz Jesu berühren, in seine Augen schauen und seine Stimme hören. Er wird dich „immerdar führen und sättigen und dein Gebein stärken“. Du wirst wie ein „bewässerter Garten“ sein, wie eine sprudelnde „Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlt“.

 

2.Petr.1,3-4; Jes.58,1-10; Mt.19,16-22; 1.Kor.10,12; Röm.3,23; Offb.3,17-18; Jes.61,10; Lk.10,33-34; Jh.6,33.35; Mt.18,21-35; 23,4; 7,3-5; Hes.36,26; Jes.57,15; Gal.6,1-5; Kol.3,12-14; Mt.11,28-30; Jh.7,38

 
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