1. Einer, der für andere sorgte!
„Die Menge der Gläubigen aber war ein Herz und eine Seele; auch nicht einer sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemeinsam. Und mit großer Kraft bezeugten die Apostel die Auferstehung des Herrn Jesus, und große Gnade war bei ihnen allen. Es war auch keiner unter ihnen, der Mangel hatte; denn wer von ihnen Äcker oder Häuser besaß, verkaufte sie und brachte das Geld für das Verkaufte und legte es den Aposteln zu Füßen; und man gab einem jeden, was er nötig hatte. Josef aber, der von den Aposteln Barnabas genannt wurde – das heißt übersetzt: Sohn des Trostes –, ein Levit, aus Zypern gebürtig, der hatte einen Acker und verkaufte ihn und brachte das Geld und legte es den Aposteln zu Füßen“ (Apg.4,32-37).
Wenn wir hören, dass durch die Predigt des Petrus an zwei Tagen achttausend Menschen zum Glauben an Jesus Christus gekommen waren (Apg.2,41; 4,4), dann kann man erahnen, dass sich die Ältesten der Gemeinde vor große Herausforderungen gestellt sahen!
Einerseits mussten die Gläubigen mit geistlicher Nahrung versorgt werden, weshalb die Apostel „das Wort Gottes nicht vernachlässigen“ durften und Zeit benötigten, „um ganz beim Gebet und beim Dienst des Wortes zu bleiben“ (Apg.6,2+4).
Andererseits mussten auch die Nöte derer berücksichtigt werden, die sich nicht selbst versorgen konnten.
Daher wurde beschlossen, Bedürftige täglich mit Nahrung zu versorgen (Apg.6,1-2) und „jedem zu geben, was er nötig hatte“, damit „keiner unter ihnen Mangel hatte“.
Wer aber sollte für die Kosten aufkommen, wo doch Petrus und Johannes gesagt hatten: „Silber und Gold haben wir nicht …“ (Apg.3,69)?
So kam es, dass Gläubige, die Äcker oder Häuser besaßen, ihre Güter verkauften und das Geld den Aposteln zur Verfügung stellten, um Notleidenden zu helfen.
Zu beachten ist, dass wohlhabende Gemeindeglieder nicht aufgefordert wurden, ihren Besitz zu verkaufen!
Jeder war frei, mit dem Seinen zu tun, was ihm beliebte, denn Petrus sagte zu Hananias: „Hättest du den Acker nicht behalten können, als du ihn hattest? Und konntest du nicht auch, als er verkauft war, noch damit tun, was du wolltest?“ (Apg.5,4)
Entscheidend dafür, was jemand tat, war allein seine Herzenshaltung, der Wunsch, dafür zu sorgen und mit dazu beizutragen, dass kein Bruder und keine Schwester Not leiden musste!
Uns wird nur gesagt: „Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam. Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nach dem es einer nötig hatte“ (Apg.2,44-45).
So erfahren wir, dass auch Josef seinen Acker verkaufte und den Erlös den Aposteln zur Verfügung stellte!
Bemerkenswert dabei ist, dass Josef ein Einwanderer war, denn er war in Zypern geboren worden und entstammte einer dort ansässigen Priesterfamilie.
Als Levit hätte er eigentlich keinen Grundbesitz haben dürfen, denn den Leviten war gesagt worden: „Darum werden die Leviten weder Anteil noch Erbe haben mit ihren Brüdern. Denn der Herr ist ihr Erbteil, wie der Herr, dein Gott, ihnen zugesagt hat“ (5.Mose 10,9).
Bedenkt man jedoch, dass Josef aus einem anderen Land kam, kann man verstehen, warum er einen Acker hatte: Er wollte in der Fremde nicht auf die Hilfe anderer angewiesen sein!
Eine Begründung dafür, warum Josef dennoch bereit war, seinen Besitz zu verkaufen, um Notleidenden in der Gemeinde zu helfen, ergibt sich aus dem Namen, den ihm die Apostel gegeben hatten: „Sohn des Trostes“.
Josefs Sinnen und Trachten war darauf gerichtet, andere Menschen zu trösten, sie zu ermutigen und ihren Glauben zu stärken!
Wenn man bedenkt, dass nur der wahrhaft trösten kann, „den der Gott allen Trostes getröstet hat“ (2.Kor.1,3-4), dann dürfen wir davon ausgehen, dass Josef viel Trost erfahren hatte, vielleicht auch gerade deshalb, weil er sich als Einwanderer oftmals fremd und nicht angenommen gefühlt hatte.
Josef war zu einem „Sohn des Trostes“ geworden, weil in seinem Leben Wirklichkeit geworden war, was der Herr den Leviten verheißen hatte: Gott selbst war – durch Jesus Christus – zu seinem Erbteil geworden!
2. Einer, der Vorurteile überwand und Versöhnung bewirkte!
Nachdem Stephanus von wütenden Gesetzeshütern gesteinigt worden war, wird uns berichtet: „Es erhob sich aber an diesem Tag eine große Verfolgung über die Gemeinde in Jerusalem; da zerstreuten sich alle in die Länder Judäa und Samaria, außer den Aposteln“ (Apg.7,54-8,1).
Dass Saulus von Tarsus, einer der ärgsten Verfolger der Gemeinde, zum Glauben an Jesus Christus gekommen war, schien für alle, die davon gehört hatten, unglaubwürdig zu sein.
Vielmehr lag der Verdacht nahe, dass er nur vorgab, ein Jünger des Herrn zu sein, um sich in die Gemeinde einzuschleichen und noch mehr Unheil zu verbreiten, war doch allen bekannt, dass er „von Haus zu Hause gegangen war, Männer und Frauen fortgeschleppt und ins Gefängnis geworfen hatte“ (Apg.8,3).
Die Bibel berichtet uns aber, dass Saulus in Damaskus, nachdem sich ihm der auferstandene Herr offenbart hatte, „alsbald in den Synagogen von Jesus gepredigt hatte, dass ER Gottes Sohn ist“.
In der Folgezeit „gewann er immer mehr an Kraft und trieb die Juden in die Enge, die in Damaskus wohnten, und bewies, dass Jesus der Christus ist“ (Apg.9,20-22).
Doch hier, in Jerusalem, wollte das niemand glauben!
Wir lesen: „Als er (Saulus) aber nach Jerusalem kam, versuchte er, sich zu den Jüngern zu halten; doch sie fürchteten sich alle vor ihm und glaubten nicht, dass er ein Jünger wäre “ (Apg.9,26).
Wie fühlt man sich, wenn man überall nur Ablehnung erfährt?
Wie musste sich Saulus gefühlt haben, als ihm in Jerusalem auf Schritt und Tritt Furcht und Misstrauen begegneten?
Kein Glied der Gemeinde Jesu wollte ihn aufnehmen!
Keiner wollte glauben, dass er ein Jünger Jesu geworden war!
Nur einer war bereit, ihn anzuhören!
Nur einer war bereit, ihn aufzunehmen!
Barnabas – der Sohn des Trostes!
„Barnabas aber nahm ihn zu sich und führte ihn zu den Apostel und erzählte ihnen, wie Saulus auf den Weg den Herrn gesehen und das ER mit ihm geredet und wie er in Damaskus im Namen Jesu frei und offen gepredigt hätte“ (Apg.9,27-28).
Barnabas „achtete nicht auf das Vorige“ (Jes.43,18).
Er wollte kein Urteil übernehmen, das andere gefällt hatten!
Er wollte sich selbst Klarheit verschaffen!
Deshalb nahm er sich Zeit, um jemand zuzuhören, dem niemand zuhören wollte!
Er öffnete sein Herz für einen Mann, vor dem alle anderen ihr Herz verschlossen hatten!
Und so konnte Barnabas einen Mann vor sich erkennen, dessen Herz neu geworden war!
Er konnte Christus, den Herrn, in Saulus sehen!
Barnabas erkannte, dass Saulus von Tarsus ein kostbarer Bruder war und ein „auserwähltes Gefäß“ für Christus (Apg.9,15 Elberfeld 1962).
Doch er nahm nicht nur einen Mann auf, vor dem sich alle anderen fürchten; er setzte sich auch für ihn ein und tat alles, damit die Wahrheit erkannt werden konnte!
Er führte Saulus zu den Aposteln!
Er bezeugte ihnen, was Saulus vor Damaskus erlebt und was er in Damaskus getan hatte!
Barnabas war es, der Türen öffnete und Brüder zusammenführte, Frieden schaffte und Versöhnung bewirkte!
Dadurch, das er Saulus aufgenommen und ihm vertraut hatte, wurde das Zeugnis Jesu Christi in Jerusalem gestärkt, denn uns wird weiter berichtet: „Und er (Saulus) ging bei ihnen in Jerusalem ein und aus und predigte im Namen des Herrn frei und offen. Er redete und stritt auch mit den griechischen Juden; aber sie stellten ihm nach, um ihn zu töten. Als das die Brüder erfuhren, geleiteten sie ihn nach Cäsarea und schickten ihn weiter nach Tarsus“ (Apg.9,28-30).
3. Einer, der sich über die Gnade freute!
Die Bibel berichtet uns weiter: „Die aber zerstreut waren wegen der Verfolgung, die sich wegen Stephanus erhob, gingen bis nach Phönizien und Zypern und Antiochia und verkündigten das Wort niemand als allein den Juden. Es waren aber einige unter ihnen, Männer aus Zypern und Kyrene, die kamen nach Antiochia und redeten auch zu den Griechen und predigten das Evangelium vom Herrn Jesus. Und die Hand des Herrn war mit ihnen, und eine große Zahl wurde gläubig und bekehrte sich zum Herrn. Es kam aber die Kunde davon der Gemeinde von Jerusalem zu Ohren; und sie sandten Barnabas, dass er nach Antiochia ginge. Als dieser dort hingekommen war und die Gnade sah, wurde er froh und ermahnte sie alle, mit festem Herzen an dem Herrn zu bleiben; denn er war ein bewährter Mann, voll Heiligen Geistes und Glauben. Und viel Volk wurde für den Herrn gewonnen“ (Apg.11,19-24).
Wir erfahren, dass das Evangelium, infolge der Christenverfolgung, auch in Antiochia gepredigt und angenommen worden war. Zunächst waren dort nur Juden zum Glauben an Jesus gekommen, bis man auch den Griechen die frohe Botschaft verkündigte und „eine große Zahl gläubig wurde und sich zum Herrn bekehrte“.
Als diese Nachricht auch Jerusalem erreichte, wollten die Apostel wissen, was genau geschehen war und wie es der jungen Gemeinde in Antiochia ging.
Doch wen sollte man dorthin senden?
Es war klar, dass man nur von einem „bewährten“ Mann ein ausgewogenes Urteil erwarten konnte!
Nur ein Mensch, der „voll Heiligen Geistes und Glauben war“, konnte diese Aufgabe erfüllen!
Dass die Apostel den Barnabas wählten, zeigt, dass sie keinen „Kontrolleur“ sandten, der nur das äußere Geschehen beurteilen und bewerten sollte!
Man schickte einen Mann, der fähig war, ein geistliches Urteil zu fällen!
Man stelle sich vor: Alles, was im Gemeindeleben in Jerusalem geschehen war, war einzigartig gewesen!
Nie zuvor in der Geschichte der Menschheit hatte es Vergleichbares gegeben!
Alles, was hier geschah, war durch das Wirken des Heiligen Geistes geschehen und durch Menschen, die Jesus vor SEINER Kreuzigung gekannt, IHM nachgefolgt und denen ER sich nach SEINER Auferstehung offenbart hatte!
Doch was wäre geschehen, wenn Barnabas dieses Gemeindeleben, so wie er es kennengelernt und erlebt hatte, nach Antiochia getragen hätte?
Er hätte bei allem, was er dort sah, sagen können: Das haben wir in Jerusalem so nicht gemacht!
Barnabas war kein Neuling, weder im Glauben, noch im Gemeindeleben!
Er hatte viele kostbare Wahrheiten erkannt und wichtige geistliche Erfahrungen gemacht!
Doch alles, was ihm wichtig geworden war, war für ihn nicht zu einem Kriterium geworden, anhand dessen er andere Gläubige beurteilte!
Zweifellos war die Gemeinde in Antiochia kein Spiegelbild der Jerusalemer Gemeinde!
Wir dürfen annehmen, dass die Gläubigen in Antiochia nicht dieselben Lieder sangen, die in Jerusalem gesungen wurden!
Wir dürfen auch davon ausgehen, dass hier nicht dieselben Predigten gepredigt wurden!
Doch alldem schenkte Barnabas keine Beachtung!
Er sah etwas Wichtigeres, etwas Größeres, etwas Herrlicheres!
„Als dieser dort hingekommen war und die Gnade sah, wurde er froh und ermahnte sie alle, mit festem Herzen an dem Herrn zu bleiben“.
Man staunt, wenn man hört, dass Barnabas keine Vergleiche anstellte, keine Verbesserungsvorschläge einbrachte, nichts zu bemängeln, nichts zu kritisieren hatte!
Er sah die Gnade und freute sich!
„Als dieser dort hingekommen war und die Gnade sah, wurde er froh!“
Was hatte Barnabas gesehen? Was hatte ihn so froh gemacht?
Hier, in Antiochia, kamen Menschen zusammen, die die Gnade Gottes rühmten!
Hier waren Menschen, die den Namen des Herrn anriefen!
Hier waren Menschen, die Jesus lobten, IHM dankten und IHM zujubelten!
Barnabas hörte Zeugnisse von Menschen, die der Teufel geknechtet und gebunden hatte!
Er hörte, wie Menschen sich darüber freuten, dass Gott ihnen ihre Verfehlungen vergeben hatte!
Er hörte, dass Menschen bezeugten, wie Jesus sie von schweren Lasten befreit hatte, die sie gequält und niedergedrückt hatten!
Er hörte, dass Menschen denen vergeben konnten, die ihnen Böses angetan hatten!
Er hörte, dass Menschen bezeugte, wie Jesus in ihrem Leben Neues gewirkt hatte!
Barnabas sah, dass die Lebensausteilung Jesu Christi in denen, die IHN aufgenommen hatten, eine Veränderung bewirkt hatte!
Und das war es, was ihn froh machte und jubeln ließ!
Was kann man Menschen sagen, die in der Gnade Jesu Christi stehen?
„Als dieser dort hingekommen war und die Gnade sah, wurde er froh und ermahnte sie alle, mit festem Herzen an dem Herrn zu bleiben“.
„Er ermutigte alle, sich mit ganzem Herzen an den Herrn zu halten“ (Zürcher).
4. Einer, der die Ergänzung suchte!
Nachdem Barnabas erkannt hatte, was die Gnade Jesu Christi in Antiochia bewirkt hatte, traf er eine wichtige Entscheidung, denn wir lesen: „Barnabas aber zog nach Tarsus, Saulus zu suchen. Und als er ihn fand, brachte er ihn nach Antiochia. Und sie blieben ein ganzes Jahr bei der Gemeinde und lehrten viele. In Antiochia wurden die Jünger zuerst Christen genannt“ (Apg.11,25-26).
Erneut war es Barnabas, der Saulus aufsuchte, um sich nach dessen Wohlergehen zu erkundigen, nachdem ihn die Brüder in Jerusalem nach Tarsus geschickt hatten.
Barnabas hatte in Saulus ein geistliches Potenzial erkannt, das nicht ungenutzt bleiben durfte!
Nicht nur das!
Barnabas war auch ein Mann, der in seinem Dienst für Christus die Ergänzung suchte!
Deshalb brachte er Saulus nach Antiochia!
Und tatsächlich: Gottes Wort lässt uns wissen, dass beide ein Jahr lang viele Menschen im Wort der Wahrheit unterwiesen!
Die Folge davon war, dass die Gläubigen an diesem Ort einen Namen erhielten, den man den Jüngern Jesu zuvor noch an keinem anderen Ort gegeben hatte. Man nannte sie „Christen.“
Hier waren Menschen, die an Christus glaubten, SEINEN Namen anriefen und IHN anbetete!
Hier waren Menschen, die mit Christus lebten, begeistert von IHM sprachen, IHN bezeugten und innig liebten!
5. Leiterschaft – nur auf Zeit!
Uns wird weiter gesagt: „Es waren aber in Antiochia in der Gemeinde Propheten und Lehrer, nämlich Barnabas und Simeon, genannt Niger, und Luzius von Kyrene und Manaen, der mit dem Landesfürsten Herodes erzogen worden war, und Saulus. Als sie aber dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist: Sondert mir aus Barnabas und Saulus zu dem Werk, zu dem ich sie berufen habe. Da fasteten sie und beteten und legten die Hände auf sie und ließen sie ziehen. Nachdem sie nun ausgesandt waren vom heiligen Geist, kamen sie nach Seleuzia und von da zu Schiff nach Zypern. Und als sie in die Stadt Salamis kamen, verkündigten sie das Wort Gottes in den Synagogen der Juden; sie hatten aber auch Johannes als Gehilfen bei sich“ (Apg,13,1-5).
Barnabas und Saulus hatten in Antiochia vielen Menschen geholfen und gedient!
Doch hier wird uns berichtet, dass sie sich auch Zeit nahm, dem Herrn zu dienen!
Und das ist es, was wir stets bedenken sollen: Wer Menschen mit göttlichem Trost und dem Wort der Wahrheit dienen will, der muss sich Zeit nehmen und dem Herrn dienen!
Nur das, was wir von Christus erkannt und empfangen haben, dient dem Aufbau der Gemeinde Jesu!
Deshalb schrieb Paulus an die Gläubigen in Rom: „Denn Gott ist mein Zeuge, dem ich diene in meinem Geist“ (Röm.1,9).
Christus, dem Herrn, zu dienen, in unserem Geist, ist unsere wichtigste Aufgabe!
Nur dann, wenn wir mit IHM eins geworden sind, können wir IHN zum Ausdruck bringen!
„Als sie aber dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist: Sondert mir aus Barnabas und Saulus zu dem Werk, zu dem ich sie berufen habe.“
Der Heilige Geist sah die Zeit für gekommen, zwei Männer für ein Werk auszusenden, zu dem ER sie bestimmt hatte: Barnabas und Saulus!
Zunächst war gesagt worden: „Es waren aber in Antiochia in der Gemeinde Propheten und Lehrer, nämlich Barnabas und Simeon … und Luzius … und Saulus!“
Danach heißt es: „Sondert mir aus Barnabas und Saulus!“
Weiter lesen wir: „Saulus aber, der auch Paulus heißt, voll Heiligen Geistes …“ (Apg.13,9).
Dann wird plötzlich gesagt: „Paulus aber und die, die mit ihm waren“ (Apg.13,13).
Und: „Paulus und Barnabas …“ (Apg.13,46).
Was war geschehen?
Der Heilige Geist hatte eine Änderung in der Leiterschaft vorgenommen!
Jetzt war es Paulus, der das Team anführte!
In der Gemeinde in Antiochia hatte keiner die Führung beansprucht – weder Barnabas, noch Saulus!
Doch jetzt, in dem Werk, zu dem sie berufen worden waren, war Paulus zum Leiter bestimmt worden!
So hatte es der Heilige Geist gewollt und für gut befunden!
Das zu erkennen und zu akzeptieren, war für Barnabas nicht einfach!
Schließlich war er es gewesen, der Saulus sowohl in Jerusalem, als auch in Antiochia eingeführt hatte!
Doch Barnabas fand ein „Ja“ zu Gottes Erwählung!
Vielleicht erinnerte er sich an das, was Johannes der Täufer einst gesagt hatte, als er hörte, dass der, den er einst getauft hatte, jetzt auch taufte und dass „jedermann zu IHM kommt“.
Johannes sagte: „Ein Mensch kann nichts nehmen, wenn es ihm nicht vom Himmel gegeben ist“ (Jh.3,26-27).
Gott, der Herr, hat das Recht, zu berufen, wen ER berufen will!
ER kann einzusetzen, wen er einsetzten will!
ER bestimmt, wann, wo und wie wir IHM dienen sollen!
ER kann erhöhen, wen ER erhöhen will!
ER kann zum Leiter bestimmen, wen ER zum Leiter bestimmen will!
Und wir?
Wir müssen dazu ein „Ja“ finden, wenn wir Gott im Frieden dienen wollen!
6. Einer, der noch einmal „graben“ wollte!
Wir lesen: „Nach einigen Tagen sprach Paulus zu Barnabas: Lass uns wieder aufbrechen und nach unsern Brüdern sehen in allen Städten, in denen wir das Wort des Herrn verkündigt haben, wie es um sie steht. Barnabas aber wollte, dass sie auch Johannes mit dem Beinamen Markus mitnähmen. Paulus aber hielt es nicht für richtig, jemanden mitzunehmen, der sie in Pamphylien verlassen hatte und nicht mit ihnen ans Werk gegangen war. Und sie kamen scharf aneinander, sodass sie sich trennten. Barnabas nahm Markus mit sich und fuhr nach Zypern. Paulus aber wählte Silas und zog fort, von den Brüdern der Gnade Gottes befohlen. Er zog aber durch Syrien und Zilizien und stärkte die Gemeinden“ (Apg.15,36-41).
Paulus und Barnabas stritten nicht miteinander, weil sie unterschiedlicher Lehrmeinung waren!
Sie gerieten heftig aneinander, weil sie in der Beurteilung eines Mitarbeiters unterschiedlicher Meinung waren!
„Paulus aber hielt es nicht für richtig, jemanden mitzunehmen, der sie in Pamphylien im Stich gelassen und sich nicht an ihrem Werk beteiligt hatte“ (Züricher).
Wir wissen nicht, warum Markus die beiden Apostel in Pamphylien verlassen hatte (Apg.13,13), doch Paulus wollte das kein zweites Mal erleben!
Er wollte Mitarbeiter haben, die verlässlich und belastbar waren!
Barnabas hingegen war der Meinung, man müsse diesem jungen Mann eine zweite Chance geben!
Darf ich in der Gemeinde Jesu Gläubige danach beurteilen, wie verlässlich und belastbar sie sind?
Kann ich in der Gemeinde Jesu sagen: „Dieser Bruder“ (oder jene Schwester) „ist mir nützlich zum Dienst“ (2.Tim.4,11)?
Oder: „diese sind meine Mitarbeiter am Reich Gottes“ (Kol.4,11).
Darf ich in der Gemeinde jemand zurückweisen, weil er in der Vergangenheit die Versammlung verlassen hat?
Darf ich im Gemeindeleben jemand ausschließen, den ich für geistlich schwach erachte?
Nein! Hier heißt es: „Den Schwachen im Glauben nehmt an“ (Röm.14,1)
Und: „Wir aber, die wir stark sind, sollen das Unvermögen der Schwachen tragen“ (Röm.15,1).
In der Gemeinde Jesu ist jeder willkommen, auch der, der nur einmal im Jahr unsre Versammlung besucht!
In der Gemeinde Jesu ist jeder willkommen, auch der, der zum Aufbau der Gemeinde nicht beitragen kann oder will!
Immer sind wir aufgefordert, den Schwachen und Unvermögenden zu dienen, sie zu tragen, zu trösten, zu ermutigen, zu stärken und ihnen die Liebe Jesu zu erweisen!
In der Gemeinde Jesu gibt es keinen, der dir oder mir etwas schuldet!
Im Gegenteil: Wir sind aller Schuldner, denn wir schulden jedem die Barmherzigkeit und Liebe, die uns der Herr erwiesen hat und täglich erweist (Phil.2,1+5).
In der Gemeinde müssen wir dienen, ohne Dienstbereitschaft einzufordern, denn nur der ist groß im Reich der Himmel, der „aller Diener“ ist (Mt.20,26-28; Mk.9,35).
Im Werk des Herrn aber kann ein Leiter einen Mitarbeiter entlassen, den er für ungeeignet hält!
Und das war es, was zum Streit zwischen Paulus und Barnabas führte, sodass sie fortan getrennte Wege gingen!
Paulus war der Überzeugung, dass er nur Mitarbeiter haben wollte, die ungeteilten Herzens sind – zuverlässig, treu und belastbar!
Barnabas vertrat die Ansicht, dass man „noch einmal um einen Baum graben und ihn düngen müsse, der keine Frucht bringt“ (Lk.13,6-9).
War Paulus zu ungeduldig? War Barnabas zu nachsichtig?
Diese Frage kann nur der Herr der Gemeinde und der Herr des Werkes beantworten!
Später hören wir, das Paulus an Timotheus schrieb: „Markus nimm zu dir und bringe ihn mir mit; denn er ist mir nützlich zum Dienst“ (2.Tim.4,11).
Tatsache ist, dass, wenn wir wollen, dass sich andere in der Gemeinde wohlfühlen, wir Menschen brauchen, die wie Barnabas sind!
Von ihm ist uns keine Predigt überliefert worden!
Uns wird auch nicht gesagt, dass Barnabas, so wie Stephanus, „Wunder tat und große Zeichen unter dem Volk“ (Apg.6,8).
Mit Barnabas stellt uns die Bibel einen Mann vor, mit dem sich jeder von uns identifizieren kann!
Die Gemeinde Jesu braucht Menschen, die sich Zeit nehmen und anderen zuhören können!
Die Gemeinde Jesu braucht Menschen, die ihr Herz finden lassen!
Die Gemeinde Jesu braucht Menschen, die andere trösten können!
Die Gemeinde Jesu braucht Menschen, die sich für andere einsetzen!
Die Gemeinde Jesu braucht Menschen, die zusammenführen und Versöhnung bewirken!
Die Gemeinde Jesu braucht Menschen, die Ergänzung suchen!
Die Gemeinde Jesu braucht Menschen, die „mit sanftmütigem Geist“ die „zurechtbringen“ können, „die von einem Fehler übereilt wurden“ (Gal.6,1).
Die Gemeinde Jesu braucht Menschen, die die Gnade Jesu kennen und sich freuen, wenn sie sie sehen!
7. Einer, der nicht gemäß der Wahrheit handelte!
Wir alle wissen, dass wir nicht immer „voll Heiligen Geistes und Glaubens“ sind!
Wir alle wissen, dass in unserm Innern zwei Naturen miteinander streiten – der Geist und das Fleisch (Gal.5,16-25), der neue Mensch und der alte Mensch (Eph.4,22-24), die Wesenart Jesu und unser gefallenes Eigenleben!
Und so berichtet uns die Bibel von einer Stunde, in der auch Barnabas nicht „voll Heiligen Geistes und Glaubens“ war!
Was war geschehen?
Petrus war nach Antiochia gekommen, um die Gemeinde kennenzulernen, und er hatte dabei mit Nichtjuden gegessen, was einem jüdischen Mann nach dem Gesetz verboten war.
Doch dann, als einige Gesetzestreue „von Jakobus“ kamen, zog er sich zurück und sonderte sich ab, „weil er die aus dem Judentum fürchtete“ (Luther).
Uns wird berichtet: „Als aber Kephas nach Antiochia kam, widerstand ich ihm ins Angesicht, weil er (durch sein Verhalten) verurteilt war. Denn bevor einige von Jakobus kamen, hatte er mit (denen aus) den Nationen gegessen; als sie aber kamen, zog er sich zurück und sonderte sich ab, da er sich vor denen aus der Beschneidung fürchtete. Und mit ihm heuchelten auch die übrigen Juden, sodass selbst Barnabas durch ihre Heuchelei mit fortgerissen wurde. Als ich aber sah, dass sie nicht den geraden Weg nach der Wahrheit des Evangeliums wandelten, sprach ich zu Kephas vor allen: Wenn du, der du ein Jude bist, wie die Nationen lebst und nicht wie die Juden, wie zwingst du denn die Nationen, jüdisch zu leben? Wir sind von Natur Juden und nicht Sünder aus den Nationen, aber da wir wissen, dass der Mensch nicht aus Gesetzeswerken gerechtfertigt wird, sondern nur durch den Glauben an Christus Jesus, haben wir auch an Christus Jesus geglaubt, damit wir aus Glauben an Christus gerechtfertigt werden und nicht aus Gesetzeswerken, weil aus Gesetzeswerken kein Fleisch gerechtfertigt wird“ (Gal.2,11-16 Elberfeld).
Wie lautet „die Wahrheit des Evangeliums“?
Im Neuen Bund macht Gott keinen Unterschied zwischen Juden und Nichtjuden, weil „in Christus weder Beschneidung, noch Unbeschnittensein etwas gilt – nur eine neue Schöpfung“ (Gal.6,15).
Petrus hatte diese „Wahrheit des Evangeliums“ im Haus des römischen Hauptmanns Kornelius erkannt und bezeugt, als er sagte: „Gott hat mir gezeigt, dass ich keinen Menschen meiden oder unrein nennen soll“ (Apg.10,28-36).
Doch nun, in Antiochia, hatte er dieser Wahrheit zuwider gehandelt und das Erlösungswerk Jesu mit Füßen getreten, das Juden und Griechen „in einem Leib mit Gott versöhnt“ und „Frieden gemacht hatte“ (Eph.2,14-22).
Uns wird berichtet, dass „selbst Barnabas durch die Heuchelei des Petrus verführt und mit fortgerissen worden war“.
Unfassbar!
Dürfen wir eine wichtige Wahrheit, die auf dem Erlösungswerk Christi gegründet ist, verleugnen, wenn sich dadurch Unannehmlichkeiten ergeben?
Man stelle sich vor: Als Barnabas nach Antiochia gekommen war, hatte er die Gnade Gottes in Jesus Christus gesehen, die zwischen Juden und Griechen keinen Unterschied gemacht hatte!
Freudig hatte er jeden umarmt, der Christus in sein Herz und Leben aufgenommen hatte!
Doch jetzt konnten diese Gläubige zu ihm sagen: Du isst und hast solange Gemeinschaft mit uns, bis jemand aus Jerusalem kommt! Dann sind wir für dich nur noch Christen zweiter Klasse, derer du dich schämst!
Achte sorgsam darauf, dass du „den geraden Weg nach der Wahrheit des Evangeliums wandelst“ und ihn nicht verlässt!
Auch dann nicht, wenn dich andere deshalb verurteilen werden!
Auch nicht, um Streit zu vermeiden!
Auch dann nicht, wenn es ein „Petrus“ tut, also jemand, zu dem du aufschaust und den du hoch achtest!
Achte sorgsam darauf, dass du bei allem, was du tust, die „Einheit des Geistes“ nicht verletzt (Eph.4,3).
Die Wahrheit, dass Christus „den trennenden Zaun niedergerissen, die Feindschaft getötet, Frieden gemacht und uns alle in einem Leib miteinander versöhnt hat“, darf nicht missachtet und verändert werden!
Die Gemeinde Jesu braucht Männer und Frauen, die „den gerade Weg nach der Wahrheit des Evangeliums gehen“ – auch wenn sie dadurch Unannehmlichkeiten erleiden!
Die Gemeinde Jesu braucht Männer und Frauen, die zwischen Gliedern des Leibes Christi keinen Unterschied machen, sondern alle aufnehmen und lieben, die Christus aufgenommen hat und die ER liebt!