„Da ist die Stimme meines Freundes! Siehe, er kommt und hüpft über die Berge und springt über die Hügel. Mein Freund gleicht einer Gazelle oder einem jungen Hirsch. Siehe, er steht hinter unsrer Wand und sieht durchs Fenster und blickt durchs Gitter“ (Hoheslied 2,8-9).
Wir alle leiden unter geistlicher Schwerfälligkeit und Trägheit!
„Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach“, hatte Jesus zu seinen Jüngern gesagt (Mt.26,41).
Und Paulus schrieb: „Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht“ (Röm.7,18).
Wie lange dauert es, bis wir eine geistliche Wahrheit erkannt und ergriffen haben?
Wie lange dauert es, bis wir den Namen des Herrn anrufen und unsren Unmut oder unsre Sorgen bei IHM ablegen?
Wie lange dauert es, bis wir bereit sind, uns zu entschuldigen, wenn wir jemand Unrecht getan haben?
Wie lange dauert es, bis wir „den Balken in unserem Auge“ erkennen? (Mt.7,3).
Wie lange dauert es, bis wir den „alten Menschen ausziehen und den neuen anziehen“ (Eph.4,22-24)?
Was wäre, wenn Jesus nicht leichtfüßig „über Berge hüpft und über Hügel springen“ würde, zu deren Überwindung uns die Kraft fehlt?
„Mein Freund gleicht einer Gazelle oder einem jungen Hirsch!“
Wir alle wissen, dass in einer Liebesbeziehung gegenseitige Hilfe und Ergänzung unentbehrlich sind!
Wenn einem Partner die Luft ausgeht, sobald es bergauf geht, dann ist man dankbar, wenn der andere leichtfüßig über die Berge hüpft und man sich bei ihm unterhaken kann!
„Siehe, er kommt und hüpft über die Berge und springt über die Hügel.“
Wenn ein Partner schnell in Panik gerät und aus Furcht Fenster und Türen verriegelt, dann ist es gut, wenn der andere durch Mauern gehen und Frieden bringen kann!
„Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, da die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch“ (Jh.20,19).
Wenn ein Partner nicht weiß, was der morgige Tag bringen wird, dann ist es sehr erleuchtend, jemand an seiner Seite zu haben, der schon „alle Tage in sein Buch geschrieben hat, die noch werden sollen und von denen keiner da ist“ (Ps.139,16).
„Siehe, er steht hinter unsrer Wand und sieht durchs Fenster und blickt durchs Gitter“.
Es braucht nicht viel und schon stehen wir vor einer „Wand“, die uns die Sicht auf das verhüllt, was ewige Wahrheit ist!
Dann ist es überaus hilfreich, wenn uns jemand zur Seite steht, der das Ewige sieht, das, was unveränderlich ist!
Denken wir an Jakob: Nachdem er seinen Vater belogen und seinen Bruder betrogen hatte, musste er fliehen und sein beschauliches Zuhause verlassen.
Als er sich auf seiner Flucht einen Platz zum Übernachten suchte, war sein Herz beschwert!
Die Mauer, die hinter ihm aufragte, verwehrte ihm den Weg zurück in den Schutz und die Geborgenheit seines Elternhauses!
Die Mauer, die vor ihm stand und ihm die Sicht auf das Morgen versperrte, war bedrohlich und ängstigte ihn!
Doch in der Nacht, im Traum, kam der Herr zu Jakob und ließ ihn eine Himmelsleiter sehen, die auf der Erde stand und mit der Spitze den Himmel berührte.
Oben stand der Herr, der Gott seiner Väter, und sprach zu ihm: „Das Land, darauf du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben“
„Dein Geschlecht soll werden wie der Staub auf Erden und du sollst ausgebreitet werden gegen Westen und Osten, Norden und Sünden“
„Durch dich und deine Nachkommen sollen alle Geschlechter der Erde gesegnet werden!“
„Und sieh, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst!“
„Ich will dich nicht verlassen, bis ich alles tue, was ich dir zugesagt habe!“
Als Jakob am Morgen vom Schlaf erwachte, sagte er: „Fürwahr, der Herr ist an dieser Stätte, und ich wusste es nicht“ (1.Mose 28,10-16).
Wenn du frühmorgens erwachst, dann betrachte nicht die Mauern, die vor dir aufragen!
Erblicke über dir einen offenen Himmel und erinnere dich an die Worte Jesu: „Von nun an werdet ihr den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf- und herabfahren über dem Menschensohn“ (Jh.1,51).
„Siehe, ER steht hinter unsrer Wand und sieht durchs Fenster und blickt durchs Gitter“.
Es sind unsere Wände, unsere Gitter, die uns begrenzen und einengen!
Da reicht ein sorgenvoller Gedanke aus und schon werden wir, wie Jesus es nannte, „in das Eigene zerstreut“ (Jh.16,32).
Die Bibel berichtet uns, dass Jesus im Garten Gethsemane SEINE Jünger gebeten hatte, mit IHM zu wachen und zu beten!
Doch wir lesen: „Und er stand auf von dem Gebet und kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend vor Traurigkeit“ (Lk.22,45).
Wir können erkennen, dass Traurigkeit und Entmutigung Mauern sein können, die eine geistliche Lähmung bewirken und uns zu Gefangenen machen!
Die Gute Nachricht aber lautet: Mauern sind für unseren himmlischen Freund kein Hindernis!
ER kann durch Wände gehen und über Mauern springen!
Kam Jesus nicht am Tag SEINER Auferstehung zu SEINEN Jüngern, obwohl sie „aus Furch vor den Juden die Türen verschlossen hatten“? (Jh.20,19)
„Siehe, ER steht hinter unsrer Wand und sieht durchs Fenster und blickt durchs Gitter“.
Jesus sieht, was wir nicht sehen!
ER sieht, was war, was ist und was sein wird!
ER sieht sogar in das Verborgene!
David sagte: „Es war dir mein Gebein nicht verborgen, als ich im Verborgenen gemacht wurde … Deine Augen sahen mich, als ich noch nicht bereitet war“ (Ps.139,15-16).
„Siehe, ER steht hinter unsrer Wand und sieht durchs Fenster und blickt durchs Gitter“.
Unser Freund sieht und überblickt Zeit und Raum!
Was für uns zugemauert oder vergittert ist, das stellt für IHN kein Hindernis dar!
Begrenzungen, die unser Erkennen einschränken, existieren für unseren Freund nicht!
Für mich unfassbar ist, dass Jesus jede Gefahr, die auf mich lauert und jede Falle, die mir der Widersacher gestellt hat, schon erkannt hat, noch bevor mein Fuß gleitet, denn der Psalmist sagte: „Meine Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. ER wird deinen Fuß nicht gleiten lassen und der dich behütet, schläft nicht“.
Bedenke, wie dieser Psalm beginnt, nämlich mit den Worten: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe. Meine Hilfe kommt vom Herrn“ (Ps.121,1-3).
Warum hebe ich meine Augen auf „zu den Bergen“?
Weil, wenn mein Freund kommt, um mir ein Helfer und Erretter zu sein, ER über die Berge hüpft und über die Hügel springt!
„Da ist die Stimme meines Freundes! Siehe, ER kommt“.
„Siehe, ER steht hinter unsrer Wand und sieht durchs Fenster und blickt durchs Gitter“.
Ganz egal, wo ich mich gerade befinde, ob hinter meiner Mauer oder durch ein Gitter von meinem Freund getrennt: ER kommt!
Wo der Auferstandene ist und wo ER mich hinbringen will, dort gibt es keine Mauern, die mich von IHM trennen können!
Dort ist „eine offene Tür, die niemand zuschließen kann“ (Offb.3,8).
Dort, wo Jesus ist und wo ER mich hinbringen will, gibt es Freiheit, Weite, ein offener Himmel, Klarheit und unverhüllte Sicht auf SEINE Herrlichkeit!
Wenn mir also Mauern und Gitter die Sicht auf den offenen Himmel versperren, dann weiß ich, dass mein Freund nicht fern ist, sondern hinter meiner Mauer und meinem Gitter steht, um mich dorthin zu bringen, wo ER ist, in die Freiheit, die der Heilige Geist wirkt, wenn ich „mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn schaue“ (2.Kor.3,18).
Was bleibt mir noch zu tun?
„Siehe, er steht hinter unsrer Wand und sieht durchs Fenster und blickt durchs Gitter. Mein Freund antwortet und spricht zu mir: Steh auf, meine Freundin, meine Schöne, und komm her“.
Wenn mein Freund über Berge springt und über Hügel hüpft, um zu mir kommen zu können, dann darf ich nicht hinter „meiner Wand“ sitzen bleiben!
Wenn mir mein Freund so nahe gekommen ist, dass er durchs Fenster und durchs Gitter blicken kann, dann will ich aufstehen und zu IHM kommen!
Denn nur so kann Gemeinschaft gelingen!
Wir haben keine Vorstellung davon, wie beschwerlich der Weg war, den Gottes Sohn nehmen musste, um zu uns zu gelangen!
Über wie viele Berge und Hügel musste Jesus springen, durch wie viele Mauern gehen und durch wie viele Gitter blicken, bis wir endlich SEINE Stimme hörten und IHM die Tür unseres Herzen auftaten?
Was hat ER von uns verlangt, damit wir errettet werden konnten?
Was hat ER von uns gefordert, damit wir mit Gott versöhnt und ewiges Leben empfangen konnten?
ER hat gesagt: „Steh auf und komm her!“
Diese Einladung gilt jeden Tag!
Bleibe nicht in deinem Elend sitzen!
Verweile nicht in deinen eigenen Gedanken!
Verharre nicht in deinen Stimmungen oder Launen!
Dein Freund ruft dir zu: „Alles, was mir mein Vater gibt, das kommt zu mir; und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen“ (Jh.6,37).
Glauben heißt, zu Jesus kommen – mit Herz und Sinn!
Was war für Johannes so wichtig, dass er die Uhrzeit nannte, in der es geschah?
Er und Andreas waren Jesus gefolgt, und auf SEINE Frage: „Was sucht ihr?“, hatten sie geantwortet: „Meister, wo ist deine Herberge?“
ER hatte geantwortet: „Kommt und seht!“
Danach lesen wir: „Sie kamen und sahen’s und blieben diesen Tag bei IHM. Es war aber um die zehnte Stunde“ (Jh.1,37-39).
Kommen – zu Jesus kommen!
Sehen – SEINE Herrlichkeit sehen!
Bleiben – bei IHM und in IHM bleiben!
„Von SEINER Fülle nehmen – Gnade um Gnade“ (Jh.1,16).
Auch ein Oberster unter den Juden war zu Jesus gekommen, um Wahrheiten zu hören, die er zuvor noch nie gehört hatte (Jh.3,1-21).
Der blinde Bettler Bartimäus war zu Jesus gekommen und sehend geworden.
„Da warf er seinen Mantel von sich, sprang auf und kam zu Jesus“ (Mk.10,46-52).
In Jericho war ein Oberzöllner auf einen Baum gestiegen, um Jesus sehen zu können!
Und so kam Heil in sein Haus (Lk.19,1-9).
Eine Frau kam, um „den Saum SEINES Gewandes zu berühren“ und wurde von einem Leiden geheilt, das sie zwölf Jahre lang geplagt hatte (Mt.20-22).
Ein Aussätziger kam zu Jesus und wurde gereinigt (Mt.8,2-3).
Vier Männer deckten sogar das Dach auf, um ihren gelähmten Freund zu Jesus bringen zu können (Mk.2,3-12).
Auch ein Vater kam, der eigentlich nicht glauben konnte, dass sein von einem bösen Geist geplagter Sohn geheilt werden konnte.
Doch Jesus besaß nicht nur die Autorität, den bösen Geist auszutreiben.
Er hatte auch Glauben für den ungläubigen Vater (Mk.9,17-27).
Höre, was uns unser himmlischer Freund täglich zuruft:
„Auf, ihr Durstigen, alle, kommt zum Wasser! Und die ihr kein Geld habt, kommt, kauft und esst! Ja, kommt, kauft ohne Geld und ohne Kaufpreis Wein und Milch … Neigt eure Ohren her und kommt her zu mir! Höret, so werdet ihr leben“ (Jes.55,1 Elberfeld).
Mit dieser Einladung endet die Bibel auch: „Der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm! Und wen dürstet, der komme; wer da will, der nehme das Wasser des Lebens umsonst“ (Offb.22,17).
Komm zu Jesus, wenn du betrübt, entmutigt und kraftlos bist!
Vielleicht hast du dir Bilder angeschaut, die deine Seele beschmutzt haben!
Dann wird es Zeit, dass du zu Jesus kommst und dir von IHM die Füße waschen lässt, damit du wieder „Anteil an IHM“ haben kannst: an SEINER Reinheit und Unbeflecktheit (Jh.13,8).
Solltest du danach erneut dahin gezogen werden, wo du nicht sein willst und Dinge tun, die du hasst, dann höre auch dann nicht auf, zu Jesus zu kommen, denn nur so kann das, was dich zieht, seine Macht verlieren!
Tief in deinem Herzen muss eine Wahrheit fest verankert sein: Egal, wie hoch die Berge sind, die vor dir aufragen, immer ist Jesus auf dem Weg, zu dir zu kommen!
Berge und Hügel, Mauern und Gitter sind für IHN keine Hindernisse!
Du bist es, den ER im Auge hat!
Und ER wird nicht ruhen, bis du SEINE Stimme hören wirst!
Du wirst erkennen, dass ER für dich eine Tür geöffnet hat, durch die du in SEINE Freiheit und SEINE Freude zurückkehren kannst!
„Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, so werde ich zu ihm hineingehen und das Mahl mit ihm essen und er mit mir“ (Offb.3,20 Menge).