„Nachdem Gott vorzeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat ER zuletzt in diesen Tagen zu uns geredet durch den Sohn“ (Hebr.1,1-2).

Ein Brief ohne Absender!

Ein Brief, der nicht an eine bestimmte Person oder Gemeinde gerichtet ist!

Wir lesen nur: „Wisst, das unser Bruder Timotheus wieder frei ist; mit ihm will ich euch, wenn er bald kommt, besuchen ... Es grüßen euch die Brüder aus Italien“ (Hebr.13,23-24).

Wer will wen bald besuchen?

Welche Brüder grüßen?

Sind es Gläubige, die in Italien leben oder aus Italien kommen und zur Zeit unterwegs sind?

Geschrieben wurde dieser Brief an „heilige Brüder und an „liebe Brüder“ (Hebr.3,1+12; 10,19; 13,22).

Geschrieben wurde dieser Brief an „Teilhaber der himmlischen Berufung“.

„Darum, ihr heiligen Brüder, die ihr teilhabt an der himmlischen Berufung, schaut auf den Apostel und Hohenpriester, den wir bekennen, Jesus“ (Hebr.3,1).

Der Brief, der uns vorliegt, ist an Menschen gerichtet, die „an Christus Anteil bekommen“ haben.

„Denn wir haben an Christus Anteil bekommen“ (Hebr.3,14).

Geschrieben wurde er an all jene, die gekommen sind … zu der Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten und zu dem Mittler des neune Bundes Jesus, und zu dem Blut der Besprengung“ (Hebr.12,22-24).

Geschrieben wurde dieser Brief an dich und mich!

Wenn zu Beginn des Briefes betont wird, dass Gott geredet hat, dann will uns unserer himmlischer Vater darauf hinweisen, dass ER selbst durch jedes Wort zu uns spricht, das hier geschrieben steht!

Zweifellos gilt die Botschaft des Briefes auch Juden, die sich zu Jesus bekehrt haben.

Was aber lehrt uns Gottes Wort?

„Ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus. Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus“ (Gal.3,26-28).

In Christus Jesus gibt es weder Juden noch Griechen!

„Wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft, wir seien Juden oder Griechen, Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geist getränkt“ (1.Kor.12,12).

Wenn es also weder in Christus, noch in der Gemeinde Jesu Juden oder Menschen anderer Abstammung gibt, dann gilt dieser Brief dir und mir und allen, die in Christus Jesus sind!

Gott, unser Vater, wollte keine jüdische Gemeinde, denn bereits zu Pfingsten wurden Menschen gerettet, die aus vielen verschiedenen Ländern kamen.

„Wie hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache? Parther und Meder und Elamiter und die wohnen in Mesopotamien und Judäa, Kappadozien, Pontus und der Provinz Asien, Phrygien und Pamphylien, Ägypten und Araber, wir hören sie in unsern Sprachen von den großen Taten Gottes reden“ (Apg.2,8-11).

Der Gemeinde Jesu wurden Samariter hinzugefügt (Apg.8,14), danach Römer (Apg.10,34) und schließlich viele andere, die keine Juden waren (Apg.11,20-21; 13,48).

Damit war allen klar geworden, dass Gott zwischen Juden und Nichtjuden keinen Unterschied mehr machte (Apg.15,9; Röm.1,16).

Als Petrus in Jerusalem berichtete, was im Haus des römischen Hauptmanns Kornelius geschehen war, sagte er: „Gott, der die Herzen kennt, hat es bezeugt und ihnen den Heiligen Geist gegeben wie auch uns, und er hat keinen Unterschied gemacht zwischen uns und ihnen, nachdem er ihre Herzen gereinigt hatte durch den Glauben“ (Apg.15,8-9).

Wenn Gott also keinen Unterschied mehr macht zwischen Juden und Nichtjuden, dann dürfen wir es auch nicht tun!

Demnach gilt der Hebräerbrief sowohl uns, als auch denen, die aus dem Judentum gerettet wurden.

Ein weiterer Hinweis darauf, wem die Botschaft dieses Briefes gilt, können wir der Überschrift entnehmen: „Der Brief an die Hebräer“!

Abraham war der erste, der „Hebräer“ genannt wurde, denn wir lesen: „Da kam einer, der entronnen war, und sagte es Abram, dem Hebräer, der da wohnte im Hain Mamre“ (1.Mose 14,13).

Hebräer bedeutet: „der überschritten hat“ oder „der von jenseits (des Euphrat) kommt“.

Davon redete auch Josua, als er zum Volk sagte: „So spricht der HERR, der Gott Israels: Eure Väter wohnten vorzeiten jenseits des Stroms, Terach, Abrahams und Nahors Vater, und dienten andern Göttern. Da nahm ich euren Vater Abraham von jenseits des Stroms und ließ ihn umherziehen im ganzen Land Kanaan und mehrte sein Geschlecht und gab ihm Isaak“ (Jos.24,2-3).

Später wurden auch Josef und seine Brüder von den Ägyptern Hebräer genannt (1.Mose 39,14-17; 41,12; 43,32).

Josef selbst nannte seine Heimat „das Land der Hebräer“ (1.Mose 40,15).

Als Hebräer bezeichnete man die Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs!

Sie waren Angehörige einer fremden Volksgruppe und unterschieden sich von den Einheimischen!

Da Abraham der Vater aller Glaubenden ist, sind auch wir seine Nachkommen, denn Gottes Wort sagt: „Der ist unser aller Vater“ (Röm.4,16).

Und: „Erkennt also, die des Glaubens sind, sind Abrahams Kinder““ (Gal.3,7).

Auch wir kommen von „jenseits des Stromes“!

Wir alle lebten einst jenseits wahren Lebens, jenseits göttlicher Verheißungen, jenseits göttlichen Friedens, jenseits inniger Gemeinschaft mit Christus!

Wie wurden wir zu einem Volk, das sich von allen Völkern dieser Welt unterscheidet?

Durch das Erlösungswerk Jesu Christi am Kreuz, seinen Tod und seine Auferstehung, wurden wir zu Menschen, die nicht mehr in Adam, sondern in Christus sind!

„Jetzt aber in Christus Jesus seid ihr …“ (Eph.2,13).

Auch wir haben einen „Fluss überquert“!

Diese Tatsache haben wir alle bei unserer Taufe bezeugt und sichtbar werden lassen.

Wir haben öffentlich bezeugt, dass wir „aus dem Tod in das Leben gekommen sind“ (1.Jh.3,14).

Wir wurden – in Christus – zu einer neue Schöpfung!

„Einst waren wir kein Volk, nun aber sind wir Gottes Volk“.

Nun sind wir „das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk – das Volk des Eigentums.

„Einst waren wir nicht in Gnaden! Nun aber sind wir in Gnaden“ (1.Petr.2,9-10).

Die Kinder Gottes und die Kinder der Welt trennt ein Strom, der Strom der Gnade Gottes.

Wer ihn durchschritten hat, gehört zu Gottes Volk!

Anlass für den Brief an die Hebräer waren Ermüdungserscheinungen unter den Gläubigen.

Der Grund hierfür war nicht bei ihren Lehrern zu suchen!

Sie hatten die Gläubigen im Wort der Wahrheit unterwiesen.

Sie waren Vorbilder der Gläubigen gewesen, denn wir lesen: „Gedenkt an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben; ihr Ende schaut an und folgt ihrem Glauben (Hebr.13,7).

Lobenswert war, dass die Gläubigen in Zeiten der Verfolgung, die oft mit Gefangennahme und dem Verlust der Besitztümer einherging, ihren Glauben bewiesen und treu zueinander hielten: „Gedenkt aber der früheren Tage, an denen ihr, die ihr erleuchtet wurdet, erduldet habt einen großen Kampf des Leidens, indem ihr zum Teil selbst durch Schmähungen und Bedrängnisse zum Schauspiel geworden seid, zum Teil Gemeinschaft hattet mit denen, welchen es so erging. Denn ihr habt mit den Gefangenen gelitten und den Raub eurer Güter mit Freuden erduldet, weil ihr wisst, dass ihr eine bessere und bleibende Habe besitzt (Hebr.10,32-34).

Auch der Liebesbeweis unter den Gläubigen war real und wirklich: „Denn Gott ist nicht ungerecht, dass er vergäße euer Werk und die Liebe, die ihr seinem Namen erwiesen habt, indem ihr den Heiligen dientet und noch dient (Hebr.6,10).

Dennoch sah der Verfasser seine Adressaten in ernster Gefahr, denn er schrieb: „Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn er ist treu, der sie verheißen hat … Darum werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat“ (Hebr.10,23+35).

Die angeschriebenen Christen waren glaubensmüde und „schwerhörig“ geworden: „Wir wünschen euch aber, dass jeder von euch denselben Eifer beweist, die Hoffnung festzuhalten bis ans Ende, damit ihr nicht träge werdet, sondern Nachfolger derer, die durch Glauben und Geduld die Verheißungen ererben“ (Hebr.6,11-12).

Als der Schreiber Jesus als den „Urheber unseres Heils“ bezeichnete und sein Priestertum mit dem Melchisedeks verglich, sagte er:Darüber haben wir viel zu sagen, und es lässt sich schwer darlegen, weil ihr im Hören träge geworden seid“ (Hebr.5,11 Elberfeld).

Es gab einen Mangel an richtigem Hören!

Das Hören, aus dem der Glaube erwächst!

„Hören, wie Jünger hören“ (Jes.50,4).

Auch das Streben nach Heiligung hatte nachgelassen: „Darum stärkt die müden Hände und die wankenden Knie und tut sichere Schritte mit euren Füßen, dass nicht jemand strauchle wie ein Lahmer, sondern vielmehr gesund werde. Jagt dem Frieden nach mit jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird“ (Hebr.12,12-17).

Wir erkennen: Wir, die Gläubigen, können straucheln!

Wir können geistlich müde werden!

Wir können in unserer Nachfolge zu Lahmen werden!

Dann nämlich, wenn wir aufhören, dem Frieden und der Heiligung nachzujagen!

Dann werden wir zur leichten Beute unserer Feinde!

Gottes Wort sagt: „Denke daran, was dir die Amalekiter taten auf dem Wege, als ihr aus Ägypten zogt: wie sie dich unterwegs angriffen und deine Nachzügler erschlugen, alle die Schwachen, die hinter dir zurückgeblieben waren, als du müde und matt warst“ (5.Mose 25,17-18).

Für mich unvergessen bleibt eine OM-Konferenz, an der ich 1970 in London teilnahm.

Noch heute sehe ich die Leiter im Gebet auf ihren Knien liegen!

Noch heute höre ich sie sagen: „Wir müssen verzweifelt sein!“

Wir dürfen es nicht hinnehmen, wenn wir feststellen, dass wir kostbare Worte nicht im Herzen bewahrt haben, die uns unser Herr zugesprochen hat!

Beispielsweise: „Denn weil sie alle von einem kommen, beide, der heiligt und die geheiligt werden, darum schämt er sich nicht, sie Brüder zu nennen“ (Hebr.2,11).

Wir können und dürfen uns nicht zurücklehnen, solange unsere Versammlungen nicht von lautem Jubel erfüllt sind:

„Aber der Vater sprach zu seinen Knechten: Bringt schnell das beste Gewand her und zieht es ihm an und gebt ihm einen Ring an seine Hand und Schuhe an seine Füße und bringt das gemästete Kalb und schlachtet's; lasst uns essen und fröhlich sein! Denn dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist gefunden worden. Und sie fingen an, fröhlich zu sein. Aber der ältere Sohn war auf dem Feld. Und als er nahe zum Hause kam, hörte er Singen und Tanzen und rief zu sich einen der Knechte, und fragte, was das wäre (Lk.15,22-25).

Wir können und dürfen uns nicht zurücklehnen, solange es unter uns Parteiungen und Eifersüchteleien gibt (1.Kor.3,3).

Wir können und dürfen uns nicht zurücklehnen, solange wir nicht „alle hingelangt sind zur Einheit des Glaubens und der (vollen) Erkenntnis des Sohnes Gottes, zum vollkommenen Maß der Fülle Christi“ (Eph.4,13).

Wir können und dürfen uns nicht zurücklehnen, solange es Menschen in unserer Umgebung gibt, „deren der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, sodass sie das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi nicht sehen“ (2.Kor.4,3-4).

Wir können und dürfen uns nicht zurücklehnen, solange unser Herr, der König aller Könige, sein Reich nicht auf dieser Erde errichtet hat – das Reich, in dem „Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen“ (Ps.85,11).

Deshalb sollen wir verzweifelt sein!

Der Schreiber des Hebräerbriefs sprach auch von Gläubigen, die die Gemeinde verlassen hatten: „Lasst uns aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken und nicht verlassen unsre Versammlung, wie einige zu tun pflegen, sondern einander ermahnen, und das umso mehr, als ihr seht, dass sich der Tag naht (Hebr.10,24-25).

Wir alle kennen Menschen, die Jesus eine zeitlang nachfolgten, dann aber den Weg des Lebens verließen und auch die Gemeinschaft der Heiligen!

Von einem Mitarbeiter schrieb Paulus: „Demas hat mich verlassen und diese Welt liebgewonnen und ist nach Thessalonich gezogen“ (2.Tim.4,10).

Weil niemand in das Herz eines anderen Menschen blicken kann, können wir auch nicht erkennen, wer wiedergeboren ist und wer nicht!

Johannes schrieb: „Sie sind von uns ausgegangen, aber sie waren nicht von uns. Denn wenn sie von uns gewesen wären, so wären sie ja bei uns geblieben; aber es sollte offenbar werden, dass sie nicht alle von uns sind“ (1.Jh.2,19).

Es gibt viele Gründe, warum Menschen die Gemeinde verlassen, doch immer stellt sich auch die Frage, was geschieht danach?

Als zur Zeit der Richter in Bethlehem eine Hungersnot ausbrach, traf eine Familie eine schwerwiegende Entscheidung: Abimelech, seine Frau Noomi und deren Söhne Machlon und Kiljon verließen Bethlehem und zogen ins Land der Moabiter, wo sie sich eine bessere Zukunft erhofften.

Doch ihre Erwartungen erfüllten sich nicht!

Im Gegenteil: Abimelech starb und zehn Jahre später starben auch seine beiden Söhne!

Dann ereilte Noomi eine wichtige Nachricht. Sie erfuhr, „dass der Herr sich seines Volkes angenommen und ihnen Brot gegeben hatte“.

Als sie nach Bethlehem zurückkehrte, wird berichtet, dass „die Zeit der Gerstenernte angefangen hatte“ (Rut 1,1-6+22).

Es mag eine Zeit geben, in der im Gemeindeleben „Hungersnot“ herrscht!

Aber eine Alternative dazu gibt es für uns nicht, denn wir wurden nicht dazu berufen, unser Christenleben außerhalb der Gemeinschaft der Heiligen zu führen, sondern zusammen mit ihnen!

Die Rückkehr Noomis ins „Haus des Brotes“ bescherte ihr am Ende einen überreichen Segen, sodass andere Frauen zu ihr sagten: „Gelobt sei der Herr, der dir zu dieser Zeit einen Löser nicht versagt hat! Dessen Name werde gerühmt in Israel! Der wird dich erquicken und dein Alter versorgen. Denn deine Schwiegertochter, die dich geliebt hat, hat ihn geboren, die dir mehr wert ist als sieben Söhne“ (Rut4,14-15).

Jesus, unser Erlöser, wird sich uns in seiner Gemeinde, dem Haus des Brotes, nicht versagen!

Hier, in der Gemeinschaft der Heiligen, will er uns seine Liebe erweisen bis wir alt und grau geworden sind!

„Auch bis in euer Alter bin ich derselbe, und ich will euch tragen, bis ihr grau werdet. Ich habe es getan; ich will heben und tragen und erretten“ (Jes.46,4).

Der Reichtum Christi ist in seinen Heiligen!

Nur „mit allen Heiligen“ können wir „die Breite und Länge und die Höhe und die Tiefe“ Jesu Christi ergreifen und erfahren (Eph.3,18).

Unser Herr will uns erstatten, was wir im „fremden Land“ verloren haben und uns – in seiner Gemeinde – überfließend einschenken.

Er hat verheißen: „Ich will euch die Jahre erstatten, deren Ertrag die Heuschrecken, Käfer, Geschmeiß und Raupen gefressen haben … ihr sollt genug zu essen haben und den Namen des Herrn, eures Gottes, preisen“ (Joel 2,25-26).

Am Ende sollen wir nicht mehr traurig sein müssen über „zwei Söhne“, die wir im fremden Land verloren haben.

Wir sollen uns über „sieben Söhne“ freuen, die wir in der Gemeinschaft der Heiligen gewonnen haben!

Obwohl es in den sieben Gemeinden Kleinasiens vieles gab, das Christus, der Herrn der Gemeinde, nicht gut heißen konnte, das er kritisierte und tadelte, rief er dennoch keinen der Gläubigen dazu auf, die Gemeinde zu verlassen.

Stattdessen rief er die Überwinder auf, den gegenwärtigen Niedergang zu überwinden – mit SEINER Hilfe und Unterstützung!

Doch auch wenn Gläubige die Gemeinde nicht verlassen, können sie sich dennoch von Christus entfernen, dann nämlich, wenn sie seine Gnade verpassen!

„Seht darauf, dass nicht jemand Gottes Gnade versäume“!

Elberfeld: „Achtet darauf, dass nicht jemand an der Gnade Gottes Mangel leidet.

Wenn wir Mangel haben an Gottes Gnade, wird unser Christenleben mühsam und beschwerlich!

Wenn wir Mangel haben an Gottes Gnade, wird Gott für uns zu einem „harten Mann“!

Dann sehen wir nur unerfüllbare Forderungen!

„Nach langer Zeit kam der Herr dieser Knechte und forderte Rechenschaft von ihnen. Da trat herzu, der fünf Zentner empfangen hatte, und legte weitere fünf Zentner dazu und sprach: Herr, du hast mir fünf Zentner anvertraut; siehe da, ich habe damit weitere fünf Zentner gewonnen. Da sprach sein Herr zu ihm: Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude! Da trat auch herzu, der zwei Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, du hast mir zwei Zentner anvertraut; siehe da, ich habe damit zwei weitere gewonnen. Sein Herr sprach zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude! Da trat auch herzu, der einen Zentner empfangen hatte, und sprach: Herr, ich wusste, dass du ein harter Mann bist: Du erntest, wo du nicht gesät hast, und sammelst ein, wo du nicht ausgestreut hast; und ich fürchtete mich, ging hin und verbarg deinen Zentner in der Erde. Siehe, da hast du das Deine“ (Mt.25,19-24).

Wie konnte dieses falsche Gottesbild entstehen?

Es entstand, weil Gottes Gnade nicht ergriffen, nicht genutzt, nicht eingesetzt, nicht im Herzen gemehrt wurde.

„Als Mitarbeiter aber ermahnen wir euch, dass ihr die Gnade Gottes nicht vergeblich empfangt. Denn er spricht (Jes.49,8): Ich habe dich zur Zeit der Gnade erhört und habe dir am Tage des Heils geholfen. Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, siehe, jetzt ist der Tag des Heils“ (2.Kor.6,1-2).

Das Gestern liegt weit hinter uns!

Das Morgen ist noch weit entfernt!

Wie ist deine Beziehung zu Jesus – jetzt!

Ein Mangel an der Gnade kann lange unbemerkt bleiben!

Bis sich eine bittere Frucht zeigt!

„Seht darauf, dass nicht jemand Gottes Gnade versäume; dass nicht etwa eine bittere Wurzel aufwachse und Unfrieden anrichte und viele durch sie verunreinigt werden(Hebr.12,15).

Mangel an der Gnade haben wir immer dann, wenn wir nicht zum Thron der Gnade kommen, um für uns Gnade und Barmherzigkeit zu empfangen!

Man kann, während man einer Predigt lauscht, die angebotene Gnade versäumen, indem man nichtigen Gedanken anhängt, den Redner kritisiert oder das Gesagte abwertend beurteilt.

Eine bittere Wurzel wächst auch auf, wenn wir uns über das Verhalten anderer Menschen ärgern!

Die Folge wird sein: Bitterkeit schleicht sich ein!

Unzufriedenheit greift um sich!

Es wird gemurrt und kritisiert!

Andere Gläubige werden dadurch verunreinigt!

Insgesamt ergibt sich das Bild einer zutiefst verunsicherten Gemeinde im nachapostolischen Zeitalter.

Um die erschlafften Hände und die wankenden Knie zu stärken, schrieb der Autor des Hebr dieser Gemeinde eine Mahnrede: „Ich ermahne euch aber, Brüder und Schwestern, nehmt das Wort der Ermahnung an; ich habe euch ja nur kurz geschrieben“ (Hebr.13,22).

Es gilt, ein Ziel im Auge zu behalten:

„Darum sollen wir desto mehr achten auf das Wort, das wir hören, damit wir nicht am Ziel vorbeitreiben“ (Hebr.2,1).

Es gilt, ein großes Heil – eine große Seligkeit – zu beachten:

„Sind sie (die Engel) nicht allesamt dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die das Heil (die Seligkeit) ererben sollen?“ (Hebr.1,14).

„Wie wollen wir entrinnen, wenn wir ein so großes Heil nicht achten“ (Hebr.2,3).

Es gilt, das Verheißene zu empfangen:

„Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat. Geduld aber ist euch nötig, damit ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene empfangt. Denn nur noch eine kleine Weile, so wird kommen, der da kommen soll, und wird nicht lange ausbleiben“ (Hebr.10,35-37).

Es gilt, an dem Bekenntnis der Hoffnung festzuhalten:

„Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis der Hoffnung und nicht wanken; denn ER ist treu, der sie verheißen hat“ (Hebr.10,23).

Es gilt, aufeinander zu achten:

„Lasst uns aufeinander achthaben und uns anreizen einander zur Liebe und zu guten Werken und nicht verlassen unsere Versammlungen, wie einige zu tun pflegen, sondern einander ermahnen, und das umso mehr, als wir sehen, dass sich der Tag naht“ (Hebr.10,24-25).

Es gilt, von der zukünftigen Welt zu reden:

„Denn nicht den Engel hat er untertan gemacht die zukünftige Welt, von der wir reden“ (Hebr.2,5).

„Darum, weil wir ein unerschütterliches Reich empfangen, lasst uns dankbar sein und so Gott dienen mit Scheu und Furcht, wie es Ihm gefällt; denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer“ (Hebr.12,28).

Es gilt, eine Ruhe zu erlangen, die uns unser Gott und Vater bereitet hat:

„Es ist also noch eine Ruhe vorhanden für das Volk Gottes … So lasst uns nun bemüht sein, zu dieser Ruhe zu kommen, damit nicht jemand zu Fall komme durch den gleichen Ungehorsam“ (Hebr.4,9-11).

Was war es, das Abraham veranlasst hat, sein bisheriges Leben hinter sich zu lassen und einen Fluss zu überqueren, der ihn in ein Land brachte, dass Gott ihm zum Erbteil gab?

War es Gottes Aufforderung: „Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Haus in ein Land, das ich dir zeigen will“? (1.Mose 12,1).

Nein! Das war es nicht, was Abraham befähigte, sein altes Leben hinter sich zu lassen!

Durch Stephanus ließ uns der Heilige Geist wissen: Der Gott der Herrlichkeit erschien unserem Vater Abraham, als er noch in Mesopotamien war, ehe er in Haran wohnte“ (Apg.7,2).

Abraham hatte Gottes Herrlichkeit gesehen!

Was hatte den Jünger Johannes bewogen, das Fischerboot, die Netze, seinen Vater und seinen Broterwerb zu verlassen?

War es die Aufforderung Jesu: „Folge mir nach?“

Nein!

Zuvor waren Johannes und ein anderer Jünger der Einladung Jesu gefolgt und hatten Zeit mit IHM verbracht.

Danach wird uns berichtet: „Sie kamen, sahen und blieben bei IHM“ (Jh.1,37-39).

Wohin waren sie gekommen?

Was hatten sie gesehen?

Wo waren sie geblieben?

„Wir sahen sein Herrlichkeit“ (Jh.1,14).

„Wir haben seine Herrlichkeit selber gesehen“ (2.Petr.1,16).

Der Schreiber des Hebräerbriefs sprach davon, dass uns die Sünde ständig umstrickt!

Er redete von Lasten, die unsere Seele beschweren!

Wie können wir ablegen, was uns umstrickt und belastet?

Wie können wir mit Geduld in dem Kampf laufen, der uns verordnet ist?

Indem wir aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens!

Wir sind die Hebräer!

Wir überqueren jeden Fluss des Todes!

Wir lassen hinter uns, was uns beschwert!

Wir legen ab, was uns umstrickt!

Wir sehen die Herrlichkeit Jesu Christi!

Wir kommen zu IHM!

Wir bleiben bei IHM!

Ja, ich ärgere mich!

Ja, ich urteile ungerecht!

Ja, ich verliere die Geduld!

Ja, ich ermüde und erlahmte!

Doch dann blicke ich auf den, der in mir wohnt und in mir lebt und SEIN Glaube wird zu meinem Glauben!

Ich bin ein Hebräer!

Abraham hatte nicht nur Gottes Aufforderung gehört!

Abraham hatte Gottes Herrlichkeit gesehen!

Wohin hat uns der „Anfänger unseres Heils“ geführt?

Nachdem er durch Gottes Gnade für alle den Tod geschmeckt hat, hat er „viele Söhne zur Herrlichkeit geführt“ (Hebr.2,9-10).

Jesus hat uns zu SEINER Herrlichkeit geführt!

Und je mehr wir IHN in seiner Herrlichkeit betrachten, umso mehr werden wir in SEIN Ebenbild umgestaltet!

Egal, wie sehr dich die Sünde umstrickt!

Egal, was dich beschwert!

Hebe deine Augen auf und betrachte die Herrlichkeit, zu der dich der Herzog deiner Errettung geführt hat!

Habe die Herrlichkeit Jesu vor Augen!

 
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