Wir sehen nur das Gegenwärtige. Das Morgen ist unseren Augen verborgen. Deshalb urteilen wir demgemäß, was wir gerade sehen oder erleben. Unser Gott und Vater aber sieht auch das, was noch nicht ist. „Alle Tag“, sagt die Schrift, „sind in sein Buch geschrieben“ – auch die, die zukünftig sind und „noch werden sollen“ (Ps.139,16).

Der Tag, an dem Jesus Petrus in seine Nachfolge rief, hatte für den Mann aus Kapernaum nicht gut angefangen. Er war frustriert und enttäuscht, weil er die ganze Nacht das Netz ausgeworfen und nichts gefangen hatte. Er war aber auch müde und wollte nach Hause. Als Jesus dann in sein Boot steigen wollte und ihn bat, etwas vom Ufer wegzufahren, damit er zur Volksmenge sprechen konnte, war Petrus sicherlich nicht begeistert. Doch was geschah dann? Der Fischzug, den er auf das Wort Jesu tat, war so gewaltig, dass die Netze zu reißen und die Boote zu sinken drohten (Lk.5,6-7).

An einem anderen Tag waren die Jünger mit ihrem Boot in einen schweren Sturm geraten, während Jesus auf einem Kissen lag und schlief. Verständlich, das sie um ihr Leben bangten und befürchteten, von den tobenden Wellen in die Tiefe gezogen zu werden. In den Worte, mit denen sie Jesus weckten, lag Vorwurf und Anklage: „Meister, fragst du nicht danach, dass wir umkommen“ ?

Doch erneut musste Petrus erkennen, dass Jesus das Hier und Jetzt in einem Augenblick zum Guten und Besseren verändern kann, denn er stand auf und gebot Wind und Wellen. Danach trat ein große Stille ein (Mk.4,38-39).

Als Petrus Jahre später einen Brief schrieb, hatte er Gläubige vor Augen, die „traurig waren in mancherlei Anfechtungen“ Was wollte er den Angefochtenen ins Gedächtnis rufen?

Er schrieb: „Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. Dem widersteht fest im Glauben, und wisst, dass ebendieselben Leiden über eure Brüder in der Welt gehen. Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus, der wird euch, die ihr hier eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen. Ihm sei die Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen!“ (1.Petr.1,6; 5,7-10).

Sorgen und Zukunftsängste sind Waffen unseres Widersachers, die er einsetzt, um uns zu verschlingen! Auch seine Anklagen machen uns zu schaffen, weshalb er „der Verkläger unserer Brüder“ genannt wird (Offb.12,10). Immer wartet er auf eine Gelegenheit, uns zum Straucheln zu bringen – durch Versuchungen aller Art. Wenn er sogar Jesus, den vollkommenen Menschensohn, zu Fall bringen wollte (Mt.4,3), wie sollte er dich und mich verschonen? In Kain ließ er Zorn auflodern (1.Mo.4,5-7), während er in David Begierde nach Verbotenem weckte (2.Sam.11,2-4). Hiob wurde von dem Versucher alles genommen, was ihm lieb und kostbar war, um ihn dazu zu bringen, Gott abzusagen (Hiob 1,11; 2,5). Die Eheleute Hananias und Saphira verführte er, eine Hingabe vorzutäuschen, die sie nicht besaßen (Apg.5.1-8). Und Petrus wollte der Satan „sichten, wie den Weizen“. Doch noch bevor dies geschah, hatte Jesus schon seine rettende Hand ausgestreckt, denn er ließ seinen Jünger wissen: „Ich aber habe für dich gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre“ (Lk.22,31-32).

Und das ist es, was wir stets bedenken sollen, wenn wir den übelriechenden Atem der alten Schlange in unserem Nacken spüren: Jesus, der „Anfänge und Vollender unseres Glaubens“ (Hebr.12,2) steht für uns ein – besonders dann, wenn wir in Gefahr sind! Er bewirkt in uns, dass unser Glaube nicht aufhört! Hat er uns nicht verheißen, dass uns niemand aus seiner Hand reißen wird (Jh.10,28)?

Deshalb können wir mutig bekennen, was uns Gottes Wort verheißt: „Keiner Waffe, die gegen dich bereitet ist, soll es gelingen, und jede Zunge, die sich gegen dich erhebt, sollst du im Gericht schuldig sprechen. Das ist das Erbteil der Knechte des Herrn, und ihre Gerechtigkeit kommt von mir, spricht der Herr“ (Jes.54,17). Weil unser Gott „der Gott aller Gnade“ ist, kann er jeden Angriff des Teufels, jeden Fluch, den der Böse über unserem Leben ausspricht, in Segen verwandeln! So können wir mit Josef sagen: „Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen“ (1.Mo.50,20).

Alles, was unser Widersacher, der Teufel, tut, wird Gott dazu benutzen, um uns noch tiefer in seiner Gnade zu verwurzeln und zu gründen. Deshalb schrieb Petrus: „… damit euer Glaube als echt und viel kostbarer befunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer geläutert wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus“ (1.Petr.1,7).

Auch die Tatsache, dass Gott uns „berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus“, ist ein starker Hinweis darauf, dass unser himmlischer Vater jede Anfechtung, die wir erdulden, dazu verwenden wird, uns die Herrlichkeit Jesu Christi zu offenbaren! Wir mögen in Stunden der Anfechtungen nur die Hitze des Feuers spüren, während unser himmlischer Vater sein Augenmerk auf das Gold richtet, das, durchs Feuer geläutert, immer deutlicher erkennbar wird: der Glanz und die Kostbarkeit des Lebens Jesu Christi in uns. Dazu hat uns „der Gott aller Gnade“ berufen – „zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus“. Wenn wir IHN, den Herrlichen, mitten in unserem Leiden, vor Augen haben, wird uns der „brüllende Löwe“ nicht verschlingen können. Der Gott aller Gnade wird uns „aufrichten, stärken, kräftigen gründen“.

„In Bedrängnis hast du mir Raum gemacht“ (Ps.4,2 Elberfeld).

Mögen es äußere oder innere Bedrängnisse sein – sie alle lassen uns unsere eigenen Grenzen erkennen! Sie durchbrechen kann nur einer – Jesus, unser Herr und Retter!

Er schafft uns Raum – er führt uns in unendliche Weiten – er lässt uns seine Dimensionen erfahren! Er durchbricht unsere Enge! Er hebt uns hoch! Er lässt uns mit Flügeln des Adlers auffahren! Er bringt uns in den Himmel und den Himmel in unser Herz hinein! So schafft er weiten Raum in uns – Raum für sein grenzenloses Wirken!

Der Schreiber des Hebräerbriefs redete auch von Zeiten der Erziehung durch Gott, unseren Vater und er sagte: „Jede Züchtigung aber, wenn sie da ist, scheint uns nicht Freude, sondern Leid zu sein; danach aber bringt sie als Frucht denen, die dadurch geübt sind, Frieden und Gerechtigkeit“. Aus dem Zusammenhang geht hervor, dass die „Züchtigung“, von der hier gesprochen wird, unser Ausharren ist, wenn wir, wie Jesus, „Widerspruch von den Sündern erdulden müssen … Es dient zu eurer Erziehung, wenn ihr dulden müsst“. Gottes liebevolle Erziehung besteht also darin, uns fit zu machen, damit wir in Widerständen nicht ermatten oder straucheln (Hebr.12,11+3+7+12-13).

„Danach aber“! Bedenken sollten wir also auch, dass unsere Anfechtungen – die Zeit unseres Leidens – nicht dauerhaft ist. Wir wandern durch das dunkle Tal – wir bleiben aber nicht dort! Auch Petrus sprach von „einer kleinen Zeit“ und davon, dass wir, nachdem wir „eine kurze Zeit gelitten haben“, daraus gestärkt, gekräftigt und gegründet hervorgehen werden (Elberfelder Übersetzung). Paulus sprach sogar davon, dass „unsre Trübsal, die zeitlich und leicht ist, eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit“ bewirkt (2.Kor.4,17).

Auch der Psalmist wusste, dass Zeiten der Bedrängnis nicht ewig währen, denn er sagte: „Gott, du hast uns geprüft und geläutert, wie das Silber geläutert wird; du hast uns in den Turm werfen lassen, du hast auf unseren Rücken eine Last gelegt, du hast Menschen über unser Haupt kommen lassen, wir sind in Feuer und Wasser geraten. Aber du hast uns herausgeführt und uns erquickt“ (Ps.66,10-12).

Wir bleiben nicht dauerhaft in Feuer und Wasser! Unser Gott uns Vater führt uns heraus! Er beendet unsere Not! Er lässt uns Zeiten überströmender Erquickung erleben!

Auch Paulus berichtete von Zeiten schwerster Bedrängnis. Ja, er verschwieg nicht, dass er und seine Mitarbeiter sogar „über die Maßen beschwert waren und über ihre Kraft, sodass sie auch am Leben verzagten“ und dachten, „sie müssten sterben“. Warum hatte Gott zugelassen, dass sein Diener in solch große Not gerieten? Paulus schrieb weiter: „Das geschah aber, damit wir unser Vertrauen nicht auf uns selbst setzten, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt, der uns aus solcher Todesnot errettet hat und erretten wird“. Und noch etwas war dem Diener Christi klar geworden: „Wie die Leiden Christi reichlich über uns kommen, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christus. Haben wir aber Trübsal, so geschieht es euch zu Trost und Heil. Haben wir Trost, so geschieht es zu eurem Trost“ (2.Kor.1,3-10).

Wer den „Gott allen Trostes“ erfahren hat und von ihm getröstet wurde, der hat kostbares „Gold“ erworben, das nicht nur ihn selbst reich macht, sondern auch die, die sein Zeugnis hören werden. Das, was einzelne Glieder des Leibens von Christus erkannt haben, wird dem ganzen Leib zugutekommen. Immer heißt es: „Zieh mich dir nach, so werden wir laufen. Der König führt mich in seine Kammer. Wir wollen uns freuen und fröhlich sein über dich, wir preisen deine Liebe …“ (Hohelied 1,4).

Davids Anweisungen, die er gab, als er siegreich aus der Schlacht gegen die Amalekiter zurückkehrte, sind ein ewiger Brauch, der bis heute Gültigkeit behalten hat: „Wie der Anteil derjenigen, die in den Kampf gezogen sind, so soll auch der Anteil derjenigen sein, die beim Tross geblieben sind; jeder soll den gleichen Anteil haben“ (1.Sam.30,19-10.18-25).

Gott lässt uns nicht nur „allezeit“ am Sieg Christi teilhaben (2.Kor.2,14). Er lässt uns auch aus einem Kampf stärker hervorgehen! Nach einem Kampf folgt der Beutezug! Ohne Kampf aber gibt es keine Beute! Bevor wir also aus Gottes Wort Offenbarung empfangen können, müssen wir unsere eigene Müdigkeit und Unlust überwinden, unsere Sorgen auf den Herrn werfen und dem „brüllenden Löwen“ widerstehen. Auch Zeit muss erobert werden, wenn wir zu den Füßen Jesu sitzen und seine Stimme hören wollen (Lk.10,39; Eph.5,16).

„Die Kriegsbeute ist geheiligt“ und dazu bestimmt, „das Haus des Herrn zu errichten“ (1.Chro.26,27). Wenn wir also Christus in größerer Klarheit erkannt haben (Mt.16,16-17), wenn wir eine Wahrheit ergreifen konnten, die uns von den Lügen Satans befreit hat (Jh.8,32), dann haben wir „Kriegsbeute“ gemacht, die allen „Hausgenossen Gottes“ gehört (Eph.2,19). Davon redete auch Jesaja, als er sagte: „Vor dir wird man sich freuen, wie man sich freut, wenn man Beute austeilt … denn uns ist … ein Sohn gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter“ (Jes.9,2+5). Weil Jesus „der Stärkere“ war und ist, konnte er „den Starken“ überwinden und „ihm seine Rüstung nehmen, auf die er sich verlassen hatte“ (Lk.11,22). Heute verteilt Jesus die Beute! Und wir sind die Empfänger!

 
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