Wir alle aber ...

"Nun aber schauen wir alle mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel, und wir werden verklärt in sein Bild von einer Herrlichkeit zur andern von dem Herrn, der der Geist ist." 2.Korinther 3,18

 

Vierzig Tage blieb Mose auf dem Berg Sinai, um mit Gott Gemeinschaft zu haben. Danach kam er wieder ins Lager der Israeliten, die beiden Tafeln des Bundes in seiner Hand. Auf seinem Gesicht lag ein Glanz, der nicht von dieser Welt war. Wer ihn sah, war zutiefst beeindruckt. Ehrfürchtig hielten die Israeliten Abstand, niemand wagte, sich dem Mann Gottes zu nähern.

In einiger Entfernung zum Lager hatte Mose ein Zelt aufgeschlagen, um mit Gott Zwiesprache halten zu können. Er nannte es "Stiftshütte" oder "Zelt der Zusammenkunft". Jeder, der den Herrn befragen wollte, musste zu dieser Hütte kommen, wo ihm durch Mose die göttliche Antwort zuteilwurde. Wann immer Mose das Lager verließ, um das Zelt der Zusammenkunft aufzusuchen und mit Gott Gemeinschaft zu pflegen, traten die Israeliten aus ihren Zelten, um sich ehrfürchtig zu verneigen. Dann aber, wenn Mose wieder zu ihnen kam, leuchtete die Haut seines Angesichts. Verständlich, dass dies die Kommunikation zwischen Mose und seinem Volk erschwerte. Um niemand zu beschämen und keine Kluft, keine Distanz entstehen zu lassen, legte Mose eine Decke auf sein Gesicht. Und nur wenn er in der Stiftshütte war und mit Gott redete, legte er die Decke beiseite.

Man stelle sich das damalige Geschehen vor - auf der einen Seite stand Mose, der mit Gott sprach, wie man mit einem Freund redet. Auf der anderen Seite befanden sich die Israeliten, die von dieser Gemeinschaft ausgeschlossen blieben, nur Zaungäste waren, passive Zuschauer eines wundersamen Geschehens. Und während Moses Angesicht leuchtete, weil er Gottes Herrlichkeit vor Augen hatte, blieben alle übrigen Akteure glanzlos. Sowohl für Gott, als auch für sein Volk ein höchst unbefriedigendes Ergebnis.

 

Kann Gott der Herr zufrieden sein, wenn nur ein Mensch zu ihm hinaufsteigt, nur einer in die Wolke hineingeht, nur einer sich ihm naht und nur einer mit ihm Gemeinschaft pflegt? Entspricht es seinem ewigen Plan und seiner Absicht, dass nur einer Worte des Lebens empfängt, nur einer seine Herrlichkeit sieht und sich der Glanz des Geschauten auf nur eines Menschen Angesicht widerspiegelt? Gewiss nicht!

Und noch etwas sollten wir bedenken: Der Glanz, der auf dem Angesicht des Mose lag, kam nicht von innen - die Quelle der Herrlichkeit lag außerhalb. Mose selbst war davon nicht durchdrungen. Er stand zwar im Licht - er selbst war aber nicht vom Licht durchdrungen.

 

Einige Jahrhunderte später geschah etwas Ähnliches und doch völlig anderes. Jesus, der Sohn Gottes, war mit drei seiner Jünger auf einen Berg gestiegen. Plötzlich wurde er vor ihnen verklärt. Seine Kleider erstrahlten so hell und weiß, wie sie kein Färber auf Erden hätte weiß machen können. Dann erschienen ihnen Elia und Mose und redeten mit Jesus. Die Jünger waren von dem Ereignis völlig überwältigt. Nie zuvor hatten sie ihren Meister so strahlend, so voller Glanz gesehen. Doch es war kein Glanz, der von außen kam, denn Jesus war und ist, wie die Bibel sagt, der Abglanz der Herrlichkeit Gottes. Es war die in ihm wohnende Herrlichkeit, die plötzlich aus ihm heraus brach und vor den Augen der Jünger zum Ausdruck kam.

Gott, der Vater, will nicht nur, dass wir uns ihm nahen und in seinem Licht stehen - er will uns zu Kindern des Lichts machen. Deshalb schrieb Paulus an die Gläubigen zu Ephesus: "Ihr wart früher Finsternis; nun aber seid ihr Licht in dem Herrn. Lebt als Kinder des Lichts."

 

Als der Apostel viele Jahre später die damaligen Ereignisse in der Wüste überdachte und geistlich zu deuten suchte, schrieb er der Gemeinde zu Korinth folgendes: "Wenn aber schon das Amt, das den Tod bringt und das mit Buchstaben in Steine gehauen war, Herrlichkeit hatte, so dass die Israeliten das Angesicht des Mose nicht ansehen konnten wegen der Herrlichkeit auf seinem Angesicht, die doch aufhörte, wie sollte nicht viel mehr das Amt, das den Geist gibt, Herrlichkeit haben? Denn wenn das Amt, das zur Verdammnis führt, Herrlichkeit hatte, wie viel mehr hat das Amt, das zur Gerechtigkeit führt, überschwängliche Herrlichkeit. Ja, jene Herrlichkeit ist nicht für Herrlichkeit zu achten gegenüber dieser überschwänglichen Herrlichkeit. Denn wenn das Herrlichkeit hatte, was aufhört, wie viel mehr wird das Herrlichkeit haben, was bleibt. Weil wir nun solche Hoffnung haben, sind wir voll großer Zuversicht und tun nicht wie Mose, der eine Decke vor sein Angesicht hängte, damit die Israeliten nicht sehen konnten das Ende der Herrlichkeit, die aufhört."

Moses Angesicht glänzte, obwohl er doch nur Worte Gottes empfangen hatte. Wie viel größere Herrlichkeit wird demzufolge dort offenbar werden, wo Menschen das Leben Gottes empfangen. Der Dienst Moses war nur in Stein gehauen, heute aber schreibt Gott in fleischerne Tafeln des Herzens. Moses Dienst führte die Kinder Israel nicht zur Gerechtigkeit, er brachte ihnen Verurteilung und Verdammnis, ja, sogar den Tod in der Wüste, weil sie die Gebote und Weisungen Gottes nicht zu erfüllen vermochten. Uns aber bringt der Dienst des Geistes Leben und Gerechtigkeit, eine Gerechtigkeit, die Gott selbst in uns schafft, damit wir in Christus "die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt".

 

Damals, in der Wüste, wurde nur der Alte Bund offenbart. Er war nur der Schatten dessen, der kommen sollte. Wir aber, die Gläubigen des Neuen Bundes, genießen und erfahren die Wirklichkeit, die Gott in Christus bereitet hat. Es genügte Gott nicht, dass nur einer zu ihm hinaufstieg. Der Weg, den Mose einst beschritt, war ein einsamer und überaus beschwerlicher, weil die Gerechtigkeit und Herrlichkeit, die ihm offenbart wurde, an eine Bedingung geknüpft war. Es hieß: "Der Mensch, der das tut, wird dadurch leben!"

Wir sind zu einem anderen Berg gekommen. Wir kamen zu der Gnade Jesu Christi und dem Blut des Neuen Bundes. Wir kamen zu der Liebe des Vaters, der Lebensausteilung Gottes und der trostreichen Gemeinschaft mit dem Heiligen Geist. Wir kamen zu dem Kreuz, an dem Jesus alle gerechten Forderungen Gottes erfüllte. Auf diesem Berg, dem Hügel Golgatha, stellt Gott keine Forderungen mehr an uns. Hier wird unser Schuldbrief zerrissen. Hier finden wir Gerechtigkeit und Leben aus Gott.

Deshalb ist die Herrlichkeit hier nicht zu vergleichen mit der Herrlichkeit, die Mose einst gesehen und erfahren hat. Das Geschehen damals blieb auf das Äußere beschränkt und war nur zeitlich begrenzt, so wie auch der Dienst des Mose nur auf das äußere Verhalten des Menschen ausgerichtet war. Er konnte den Menschen kein göttliches Leben darreichen, so wie es der Geist Gottes tut, seitdem Jesus von den Toten auferweckt und verherrlicht wurde. Mit Ihm aber, dem Christus Gottes, dem Fürst des Lebens, empfangen wir das Ewige, das Bleibende, das Unvergängliche und Unzerstörbare. Wir erfahren größere Herrlichkeit!

 

Wo bleiben heute Elia und Mose? Sie haben neben Jesus keinen Platz! Auf dem Berg der Verklärung waren sie plötzlich verschwunden. Und eine Stimme sprach: "Dies ist mein lieber Sohn, den sollt ihr hören!" Die Bibel berichtet weiter: "Und auf einmal, als die Jünger um sich blickten, sahen sie niemand mehr bei sich als Jesus allein."

 

Wer Jesus sieht und seine Worte hört, von dessen Augen wird die Decke abgetan! Ihn erkennen ist das ewige Leben! Ihn anschauen ist unvergängliche Herrlichkeit!

Deshalb sagte Paulus: "Bis auf den heutigen Tag bleibt diese Decke (Moses) unaufgedeckt über dem Alten Testament ... weil sie nur in Christus abgetan wird ... Wenn Mose gelesen wird, hängt die Decke vor ihrem Herzen. Wenn Israel aber sich bekehrt zu dem Herrn, so wird die Decke abgetan. Der Herr ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit. Nun aber schauen wir alle mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel, und wir werden verklärt in sein Bild von einer Herrlichkeit zur andern von dem Herrn, der der Geist ist."

 

Du kannst, während du "Mose" hörst und Gottes Forderungen zu erfüllen suchst, Christus verpassen und in der Wüste sterben. Ausschlaggebend ist dein Herz! Nur mit "aufgedecktem Angesicht" wirst du die Herrlichkeit Jesu sehen können. Nur wenn du dein Herz Jesus zuwendest, wird die Decke vor deinen Augen abgetan. Dann siehst du seine Lieblichkeit, seine Größe und Einzigartigkeit.

Deshalb komme zu Jesus, wenn du zu Gott kommen willst!

Betrachte die Herrlichkeit Jesu, wenn du Gott kennen lernen willst!

Suchst du Leben in der Schrift, suche und finde Jesus, denn Er ist das Leben!

Willst du Gott dienen und verherrlichen, dann erhöhe Jesus, damit alle seine Schönheit sehen können!

 

Der Geist macht lebendig. Er gibt das Leben! Wäre der Herr nicht auch der Geist, könnte Gott nicht in uns wohnen, nicht sein Werk der Erneuerung in uns tun. Nun aber ist der Herr der Geist! Deshalb kann er, wenn wir seine Herrlichkeit anschauen, in uns wirken und uns in sein Bild umgestalten. So wird Christus in uns zur Hoffnung der Herrlichkeit, die sich in unserem Leben entfaltet, uns Tag für Tag durchdringt und dereinst so strahlend hell und klar aus uns hervorbrechen wird, wie es bei Jesus auf dem Berg der Verklärung geschah.

 

"Wir alle aber ..."! Jeder von uns kann mit Gott, dem Vater, Gemeinschaft pflegen und in seine Liebe eintauchen. Wir alle können das Leben Jesu empfangen! Wir alle können mit Ihm aufs Innigste vertraut werden! Wir alle können in sein Bild umgestaltet werden, denn wir alle können die Herrlichkeit Christi anschauen und widerspiegeln. Dies entspricht dem Wunsch unseres Herrn, der, bevor er ans Kreuz ging, betete: "Vater ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast."

 

2.Mose 34,29-35; 33,7-11; Mk.9,2-4; Hebr.1,3; Eph.5,8; 2.Kor. 3,3.7-13; 5,21; Röm.10,4-5.10; Hebr,12,18-24; 2.Kor..14-18; Jh.5,39-40; Kol.1,27; Jh.17,24

 
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