„Die Königin vom Süden wird auftreten beim Jüngsten Gericht mit diesem Geschlecht und wird es verdammen; denn sie kam vom Ende der Erde, um Salomos Weisheit zu hören. Und siehe, hier ist mehr als Salomo.“ Matthäus 12,42
„Bitte, was ich dir geben soll,“ hatte Gott zu Salomo gesagt. Er antwortete: „Nun, Herr; mein Gott, du hast deinen Knecht zum König gemacht ... ich bin noch jung ... so wollest du deinem Knecht ein gehorsames Herz geben, damit er dein Volk richten könne und verstehen, was gut und böse ist. Denn wer vermag dies dein mächtiges Volk zu richten?“ Die Schrift lässt uns wissen: „Das gefiel dem Herrn gut, dass Salomo darum bat“ (1.Kön.3,5+9-13).
Salomo bat nicht um Reichtum. Auch nicht um langes Leben oder den Tod seiner Feinde. Nein! Er bat um Weisheit und Einsicht, um Gottes Volk angemessen führen und regieren zu können. Salomo begehrte ein weises und verständiges Herz, um zu hören und recht urteilen zu können.
Danach lesen wir: „Und Gott gab Salomo sehr große Weisheit und Verstand und einen Geist so weit, wie Sand am Ufer des Meeres liegt ... Und er war weiser als alle Menschen ... Und aus allen Völkern kam man zu hören die Weisheit Salomos“ 1.Kön.5,9-11+14).
Auch die Königin von Saba hatte von der Weisheit Salomos gehört. Doch dabei wollte sie es nicht bewenden lassen. Sie machte sich auf, um nach Jerusalem zu ziehen „mit einem sehr großen Gefolge, mit Kamelen, die Spezerei trugen und viel Gold und Edelsteinen.“ Als sie schließlich ihr Ziel erreicht hatte, stellte sie Salomo viele Fragen. „Und Salomo gab ihr Antwort auf alles, und es war dem König nichts verborgen, was er ihr hätte sagen können. Als aber die Königin von Saba alle Weisheit Salomos sah und das Haus, das er gebaut hatte, und die Speisen für seinen Tisch und die Rangordnung seiner Großen und das Aufwarten seiner Diener und ihre Kleider und seine Mundschenken und seine Brandopfer, die er in dem Hause des Herrn opferte, geriet sie vor Staunen außer sich und sprach zum König: Es ist wahr, was ich in meinem Land von deinen Taten und von deiner Weisheit gehört habe. Und ich hab’s nicht glauben wollen, bis ich gekommen bin und es mit meinen eigenen Augen gesehen habe. Und siehe, nicht die Hälfte hat man mir gesagt. Du hast mehr Weisheit und Güter, als die Kunde sagte, die ich vernommen habe. Glücklich sind deine Männer und deine Großen, die allezeit vor dir stehen und deine Weisheit hören“ 1.Kön.10,1-10)
Zu jener Zeit gab es keinen, der mit Salomo zu vergleichen war. Niemand konnte sich mit ihm messen. Er besaß mehr Weisheit und größeren Reichtum als alle anderen. Kein Wunder also, dass auch aus fernen Ländern Menschen kamen, um ihn zu hören. So auch die Königin von Saba. Zunächst hatte sie es nicht glauben wollen, was man über den König Israels erzählt wurde. Dann aber hatte sie sich auf eine lange, beschwerliche Reise gemacht, um sorgsam zu erforschen, was sie gehört hatte. Doch es war nicht nur Neugierde, die sie antrieb. Es gab auch einige Fragen, auf die sie bisher keine Antwort gefunden hatte. Und wie sehr wunderte sie sich, als sie feststellte, dass Salomo nichts verborgen war!
Die Königin bestaunte aber auch das Haus, das Salomo gebaut hatte, den Tempel Gottes und die Brandopfer, die hier dargebracht wurden. Auch der Dienerschaft schenkte sie Beachtung und deren Bekleidung. Überrascht war die Besucherin aus dem fernen Arabien auch, als sie die Speisen sah, die auf dem Tisch des Königs standen. Schließlich nahm sie sich Zeit, um die Menschen kennenzulernen, die Salomo umgaben, seine „Großen“, denen er vertraute und die taten, was er angeordnet hatte.
Am Ende war sie zutiefst beeindruckt von dem, was sie gehört und gesehen hatte. Und sie pries all jene glücklich, die das Vorrecht hatten, die Weisheit Salomos Tag für Tag hören zu können.
„Hier ist mehr als Salomon!“ Wer kann so etwas sagen? Nur einer – Jesus Christus, der Herr des Himmels und der Erde, der König aller Könige, der Abglanz der Herrlichkeit Gottes, der geliebte Sohn des Vaters.
Die Königin vom Süden wird auftreten und dieses Geschlecht verdammen, hatte Jesus prophezeit. Warum? Weil sie sich aufgemacht hatte! Weil sie gekommen war! Weil sie nachgeforscht hatte und sich nicht mit dem zufriedengab, was man ihr erzählt hatte. Dabei scheute sie weder Kosten noch Mühen. Zuletzt war sie auch demütig genug, um anzuerkennen, dass es jemand gab, der mehr Weisheit und größeren Reichtum besaß als sie selbst.
Wie steht es mit uns? Sind wir uns an jedem neuen Tag des großen Vorrechts bewusst, dass wir zu ihm, dem Wunderbaren kommen dürfen – ohne eine lange, beschwerliche Reise auf uns nehmen zu müssen? Und dass er, der Herr aller Herren und König aller Könige, keinen, der zu ihm kommt, abweist (Jh.6,37)? Sind wir uns auch der Tatsache bewusst, dass der, zu dem wir kommen, größer und herrlicher ist als Salomo? Sagt die Schrift nicht, dass in Jesus verborgen liegen „alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis“ (Kol.2,3)? Doch er besitzt nicht nur Weisheit – er ist die Weisheit Gottes. Und wir, die wir durch den Glauben in Christus hineinversetzt wurden, können an dem unausforschlichen Schatz seiner Weisheit Anteil haben – Tag für Tag, Stunden um Stunde –, denn er wurde uns, wie die Schrift sagt, zur Weisheit gemacht (1.Kor.1,24+30). Sind wir uns dieses unfassbaren Vorrechts bewusst?
Wer im ganzen Universum könnte mit Jesus, dem Gekrönten und Verherrlichten, verglichen werden? Wer ist größer und reicher als er? In ihm „wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“. Und wir, die Gläubigen sind in ihm zu dieser Fülle gebracht worden (Kol.2,9-10).
Wird uns die Königin von Saba eines Tages beschämen können? Oder erkennen und nutzen wir das Vorrecht, das uns geschenkt wurde?
Nimm dir Zeit, und komm zu Jesus. Sei nicht zufrieden, nur zu wissen, dass er die Antwort auf all deine Fragen ist. Diese Erkenntnis macht dich noch nicht reich. Nur die Teilhabe an Christus vermag es. Mache dich deshalb auf, und komm zu ihm. Wende ihm dein Herz zu. Suche sein Angesicht. Erfreue dich seiner Gegenwart. Lobsinge ihm. Lass ihn deine Stimme hören. Habe Gemeinschaft mit dem Wunderbaren, denn dazu wurdest du berufen (1.Kor.1,9). Trachte danach, Jesus ganz nahe zu sein, in ihm zu ruhen, an seiner Brust zu liegen, so, wie Johannes es tat (Jh.13,23). Lerne Christus, die Weisheit Gottes kennen. Von Stephanus, der „voll Glaubens und Heiligen Geistes“ war, wird uns gesagt: „Da standen einige auf aus der Synagoge ... und stritten mit Stephanus. Doch sie vermochten nicht zu widerstehen der Weisheit und dem Geist, in dem er redete“ (Apg.6,5+9-10).
Nimm dir Zeit und betrachte das Haus, das der Herr heute baut – seine Gemeinde. Hier fügt er, der weise Baumeister, lebendige Steine zusammen und baut sie miteinander auf – zu einem heiligen Tempel in dem Herrn, zu einer Wohnung Gottes im Geist (Eph.2,21-22). Kannst du im Geist erkennen, wie der Bau wächst?
Doch was wäre Gottes Haus ohne die Brandopfer, die hier dargebracht werden? Sie dienen dazu, Gott mit Menschen zu versöhnen. Jesus ist das vollkommene Brandopfer. In seinem Eifer und in seiner Hingabe für den Willen des Vaters hat er sich völlig verzehrt. Jesus wurde für uns aber auch zur Sünde gemacht. Er ist das vollkommene Sündopfer. Doch er starb auch um unserer Verfehlungen willen, die wir Tag für Tag begehen. Jesus ist das wahre Übertretungsopfer. Sein vergossenes Blut reinigt uns von aller Ungerechtigkeit. Der, der für alle den Tod schmeckte und nach der Auferstehung in seine Herrlichkeit einging, ist auch unser Speiseopfer, denn nur er vermag unseren Hunger nach Gott zu stillen. Und wie wunderbar, dass das Opfer Jesu ewig gültig ist. In diesem Opfer sind wir geheiligt und vollendet.
In Gottes Haus gedenken wir dieses vollkommenen Opfers, das Jesus für Gott und Menschen darstellt. Wir, die Erlösten, sind die heilige Priesterschaft. Wir „opfern geistliche Opfer, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus“ (1.Petr.2,5-6+9). Und während wir ihn im Gebet erheben und sein vollbrachtes Erlösungswerk preisen, steigt kostbares Räucherwerk auf, das den Vater zufriedenstellt (Offb.5,8).
Nimm dir Zeit und bewundere die Speise, die auf dem Tisch des Herrn steht – täglich dürfen wir aus seiner Fülle nehmen. Christus selbst ist das Brot des Lebens, das Festmahl Gottes, das er uns bereitet hat. Wer zu ihm kommt, den wird nicht hungern (Jh.6,35). „Selig ist, der das Brot isst im Reich Gottes“ (Lk.14,15-17).
Nimm dir Zeit und staune auch über die „Rangordnung seiner Großen“. In der Gemeinde ist nur einer Herr, nur einer ist das Haupt, nur einer ist unser Meister. Wir alle aber sind Brüder (Mt.23,8-12). Da ist keiner über den anderen gesetzt. Da haben Ehrgeiz und Rivalität keinen Platz. Da sucht keiner seinen eigenen Vorteil. Da erhebt sich niemand über den anderen. Hier rühmt sich keiner seiner eigenen Vorzüge und Gaben. Alle sind unter dem Haupt Christus, und er ist aller Herr. Hier steht allein das Wohl des Bruders im Vordergrund. Hier gibt man sein Seelenleben hin, damit andere das wahre Leben gewinnen können. Wer groß sein will, ist aller Knecht. Und wer der Größte genannt werden will, ist aller Diener (Mt.20,25-28). Dass so etwas auch heute noch möglich ist, ist einzig der Herrschaft des Königs Jesus zu verdanken. An keinem anderen Ort der Welt ist so etwas zu finden – nur in der Gemeinde Jesu. Hier ist der Starke schwach, damit der Schwache stark sein kann.
Nimm dir Zeit und betrachte die Diener, die Christus dienen und seinem Haushalt aufwarten. Sie dienen mit der Gabe, die sie empfangen haben, zum Wohl und Nutzen aller. Sie teilen Speise aus, damit es dem Haushalt Christi an nichts fehlt (Mt.24,45-47). Es ist die Liebe zu Jesus, ihrem Herrn, die sie treibt und nicht müde werden lässt. In ihnen regiert das Leben des Menschensohnes, der nicht gekommen war, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen (Mk.10,45). Daher können sie anderen die Füße waschen (Jh.13,14-15). Sie können auch dann noch dienen, wenn sie abgelehnt und mit Füßen getreten werden. Und wenn sie alles getan haben, was ihnen befohlen wurde, dann warten sie nicht auf Dank und Anerkennung. Dann sprechen sie: Herr, ich bin ein unnützer Knecht. Ich habe getan, was ich zu tun schuldig war (Lk.17,10).
Auch auf die „Mundschenken“ Christi solltest du achten, denn ihr Dienst ist unverzichtbar in der Gemeinde Jesu. Sie sind die Gehilfen zur Freude. Sie sind die Freudenboten, die die Herzen der Betrübten und Verzagten aufleben lassen. Und wie sehr brauchen wir ihren Dienst. „Wie lieblich“, sagt die Schrift, „sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkündigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König“ (Jes.52,7-8).
Wie tröstlich, wenn es in unserer Mitte Freudenboten gibt, die nicht im Tal der Entmutigung stecken, sondern deren Füße auf dem Berg stehen, die uns, wenn unser Herz verzagt ist, daran erinnert, dass der HERR König ist, dass er alle Mächte und Gewalten überwunden hat und regiert, bis ihm auch der letzte Feind unterworfen sein wird. Wenn die Freudenboten ihre Stimme erheben und den Herrn laut rühmen, wenn sie Errettung und Frieden verkünden, Gutes predigen, dann werden die Herzen der Zuhörer dem Herrn zugewandt, dann wächst Glaube auf, dann gibt es einen Neuanfang. Dann spüren wir, dass die Freude am Herrn unsere Stärke ist (Neh.8,10).
Nutze heute dein Vorrecht, zu Jesus, dem wunderbaren König, kommen zu dürfen – zum Thron seiner Gnade. Selig sind, die vor ihm stehen, um an seiner Weisheit und seinem unausforschlichen Reichtum teilzuhaben.
Hier ist mehr als Salomo!