Wenn wir zum Tisch des Herrn kommen, erfreuen wir uns seiner Einladung, die uns nicht aufgrund unserer Verdienste zuteilwurde, sondern die das Zeichen seiner Liebe ist. An seinem Tisch gedenken wir seines Todes am Kreuz, durch den er uns Gerechtigkeit schaffte. Er, der Gerechte, starb für uns Ungerechte, der Heilige für uns Unheilige, der Vollkommene für uns Unvollkommene. Er, der starke Held, der Makellose, wurde zum Mann der Schmerzen, der unsere Krankheiten auf sich nahm, damit wir heil werden. Er, der mit dem Vater in Ewigkeit untrennbar eins war, ging für uns ins Gericht, er wurde einsam und verlassen, damit wir, die Abtrünnigen, zu Gott zurückkehren und mit ihm versöhnt werden können. Er, der Schönste unter den Menschenkindern, wurde zum Allerverachtetsten, damit wir, die wir durch die Sünde entstellt worden waren, Herrlichkeit und Schönheit empfangen können. Er, der Fürst des Lebens, wurde "aus dem Lande der Lebendigen weggerissen" und schmeckte für alle den Tod, um uns, die Todgeweihten, ins ewige Leben zu führen.
Jesus war bereit, den Kelch zu trinken, den Gott ihm eingeschenkt hatte – den Kelch der Schmerzen, den Kelch der Einsamkeit, den Kelch des Gerichts und Zornes Gottes. Jesus trank ihn bis zur bitteren Neige, damit wir am Kelch des Neuen Bundes teilhaben können – an allen Segnungen, die Gott, unser Vater, uns in seiner Liebe zugedacht hat. Für Jesus war es der Kelch der Leiden, für uns ist es nun der „gesegnete Kelch, den wir segnen“.
In der Nacht, in der Jesus verraten wurde, feierte er mit seinen Jüngern das Passahfest. Danach nahm er das Brot, das auf dem Tisch lag, brach es und reichte es seinen Jüngern mit den Worten: „Nehmt, esset; das ist mein Leib.“ Paulus fügte den Worten Jesu später noch eine ergänzende Aussage hinzu, wobei er betonte, dass er von dem Herrn empfangen hatte, was er der Gemeinde zu Korinth nun weitergab: „Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis.“
Demnach erinnert uns das gebrochene Brot an das Leiden und Sterben Jesu am Kreuz. Er war „das Brot vom Himmel gekommen“, das – um unserer Schuld und Sünde willen – im Glutofen des Gerichtes Gottes „gebacken“ worden war, damit wir, die wir zuvor keinen Anteil an Gott hatten, nun zum Tisch seiner Gnade kommen können, um an Christus teilzuhaben. Denn so, wie wir das Brot essen, so haben wir Anteil an dem Gekreuzigten und Auferstandenen, an dem Mann der Schmerzen und dem verherrlichten Menschensohn. Er, der für uns zur Sünde gemacht wurde, ist nun unsere Gerechtigkeit und unser Leben. So wie wir des Brotes teilhaftig werden, so werden wir des Lebens teilhaftig das in Christus ist. Wir haben Anteil an seiner reinen Menschlichkeit und seiner göttlichen Natur.
Wenn wir das Brot essen, wird uns auch vor Augen geführt, dass Jesus, der Sohn Gottes, die Kraft und Energie unseres neuen, von Gott geschenkten Lebens ist. Wir leben und wandeln durch Christus, der in uns lebt!
Während wir, wie die Schrift sagt, am Tisch des Herrn seinen Tod verkündigen, bringen wir Ihm auch das Lob, das Ihm gebührt. Deshalb sollten wir, wenn wir das Mahl des Herrn gemeinsam feiern, nicht schweigen, denn hier, inmitten der Gemeinde, ist der Ort, an dem wir unserem Erretter das Lobopfer bringen sollten. Würden wir hier schweigen, würden die Steine schreien!
Zuletzt heißt es: „Wer nun unwürdig von dem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, der wird schuldig sein am Leib und Blut des Herrn. Der Mensch prüfe aber sich selbst und so esse er von diesem Brot und trinke von diesem Kelch.“
Unwürdig sind wir, wenn wir Jesus nicht in unser Herz und Leben hinein aufnehmen – wenn wir in der Sünde verharren und nicht umkehren wollen. Unwürdig sind wir auch, wenn wir mit anderen Menschen im Unfrieden leben und nicht zur Versöhnung bereit sind. Deshalb sollen wir unser Herz prüfen, ob wir mit Gott und Menschen im Frieden leben, bevor wir zum Tisch des Herrn kommen.
Der Tisch des Herrn soll uns, die Gläubigen, auch in unseren Alltag hinein begleiten und uns daran erinnern, dass wir an jedem Ort und zu jeder Zeit an Christus teilhaben können. Denn er, der Wunderbare, lädt uns Stunde um Stunde ein, ihn in unser innerstes Sein hinein zu essen, so wie das Brot, das wir an seinem Tisch gegessen haben, damit wir – Kraft dieser Speise – ihm wohlgefällig leben und wandeln können. Dann aber, wenn wir versagt und gesündigt haben, erinnert uns der Kelch des Neuen Bundes an das Blut Jesu, das für uns vergossen wurde, damit wir Vergebung empfangen können und unsere Schuld getilgt wird.
Mögen wir auch mitten in unserem Alltag den Tisch erkennen, zu dem wir geladen sind – den Tisch des Herrn. Dann werden wir erfahren, was auch der Psalmist bezeugte, als er sagte: „Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.“
1.Petr.2,24; 3,18; Jes.53,2-5.8; Hebr.2,9; Mt.26,26-28; 1.Kor.11,23-28; Jh.6,51; Mt.26,39; Lk.19,40; 1.Kön.19,8; 1.Jh.1,7-9; Ps.23,5