„Und die ganze Gemeinde der Israeliten kam in die Wüste Zin im ersten Monat, und das Volk lagerte sich in Kadesch. Und Mirjam starb dort und wurde dort begraben. Und die Gemeinde hatte kein Wasser, und sie versammelten sich gegen Mose und Aaron. Und das Volk haderte mit Mose und sprach: Ach dass wir umgekommen wären, als unsere Brüder umkamen vor dem HERRN! Warum habt ihr die Gemeinde des HERRN in diese Wüste gebracht, dass wir hier sterben mit unserm Vieh? Und warum habt ihr uns aus Ägypten geführt an diesen bösen Ort, wo man nicht säen kann, wo weder Feigen noch Weinstöcke noch Granatäpfel sind und auch kein Wasser zum Trinken ist? Da gingen Mose und Aaron von der Gemeinde hinweg zum Eingang der Stiftshütte und fielen auf ihr Angesicht, und die Herrlichkeit des HERRN erschien ihnen. Und der HERR redete mit Mose und sprach: Nimm den Stab und versammle die Gemeinde, du und dein Bruder Aaron, und redet zu dem Felsen vor ihren Augen; der wird sein Wasser geben. So sollst du ihnen Wasser aus dem Felsen hervorbringen und die Gemeinde tränken und ihr Vieh. Da nahm Mose den Stab, der vor dem HERRN lag, wie er ihm geboten hatte. Und Mose und Aaron versammelten die Gemeinde vor dem Felsen, und er sprach zu ihnen: Höret, ihr Ungehorsamen, werden wir euch wohl Wasser hervorbringen können aus diesem Felsen? Und Mose erhob seine Hand und schlug den Felsen mit dem Stab zweimal. Da kam viel Wasser heraus, sodass die Gemeinde trinken konnte und ihr Vieh. Der HERR aber sprach zu Mose und Aaron: Weil ihr nicht an mich geglaubt habt und mich nicht geheiligt habt vor den Israeliten, darum sollt ihr diese Gemeinde nicht ins Land bringen, das ich ihnen geben werde. Das ist das Haderwasser, wo die Israeliten mit dem HERRN haderten und er sich heilig an ihnen erwies“ (4.Mose 20,1-17).
Während der Herr die Israeliten durch die Wüste führte, prüfte er ihr Herz, denn er sagte: „Gedenke des ganzen Weges, den dich der HERR, dein Gott, geleitet hat diese vierzig Jahre in der Wüste, auf dass er dich demütigte und versuchte, damit kundwürde, was in deinem Herzen wäre, ob du seine Gebote halten würdest oder nicht“ (5.Mose 8,2).
Das Ergebnis dieser Prüfung musste die Note mangelhaft – ungenügend erhalten, denn Murren, Unzufriedenheit und Unglauben begleiteten beinahe jeden Schritt, den die Israeliten taten. Ihre Herzen waren nicht dem Herrn zugewandt! Sie dachten nicht an die Wunder, die er in Ägypten zu ihrer Errettung vollbracht hatte. Sie sahen auch nicht das, was er täglich tat: seine Versorgung mit Manna, das jeden Morgen vom Himmel fiel, die Wolkensäule, die ihnen am Tag Schatten spendete und die Feuersäule, die sie in der Nacht wärmte! Sie sahen nur Schwierigkeiten und Probleme!
Und auch jetzt murrten sie: Wären wir doch gestorben! Warum sind wir hier? Wo habt ihr uns hingeführt? Wo sind die verheißenen Weinstöcke? Wo die Granatäpfel? Nicht einmal Wasser gibt es hier! Nichts ist gut! Wir sehen nur Böses!
Was soll man Menschen antworten, deren Herz so verbittert ist?
Mose und Aaron sagten nichts! Sie suchten das Angesicht Gottes!
Die Antwort des Herrn war klar und unmissverständlich!!!!
Doch dann tat Mose etwas, das es zuvor nicht getan hatte! Bei der Ausführung der göttlichen Anweisung wurde er untreu! Er missachtete Gottes Worte!
Mose handelte eigenmächtig!
Sein Ärger über das murrende Volk beherrschte ihn. Sein Unmut über ihre Unzufriedenheit bestimmte sein Denken und Handeln. Sein Zorn über ihre Anklagen führte dazu, dass er nicht mehr den Herrn vor Augen hatte, sondern nur noch das widerspenstige Volk.
Was Mose daraufhin sagte, war nicht das, was der Herr vor den Ohren der Israeliten ausgesprochen hören wollte!
Gottes Anweisung lautete: „Nimm den Stab und versammle die Gemeinde, du und dein Bruder Aaron und redet zu dem Felsen vor ihren Augen; der wird sein Wasser geben. So sollst du ihnen Wasser aus dem Felsen hervorbringen …“
Was aber tat Mose? Er machte Gottes Wort zu einer Frage und sagte: „Werden wir euch wohl Wasser aus diesem Felsen hervorbringen können?“
Wieso stellte er das, was der Herr tun wollte, in Frage? Wer wollte Wasser hervorfließen lassen? Er und sein Bruder? Oder Gott?
Bevor Mose zur Tat schritt, beschimpfte er das Volk: „Ihr Ungehorsamen!“ Auch das entsprach nicht der Anweisung des Herrn!
Das eigentliche Fehlverhalten Moses und Aaron aber bestand darin, dass sie zum Volk redeten – und nicht mit dem Felsen sprachen, wie Gott es befohlen hatte!
Mose tat nicht, was der Herr wollte! Er tat, was er wollte! ER wollte Dampf ablassen!
Mose handelte eigenmächtig, indem er den Felsen schlug – zweimal – mit zornig funkelnden Augen!
Man stelle sich vor: Mose, der Mann, der 40 Jahre lang Schafe gehütet hatte und von dem die Schrift sagte: „Mose war ein sehr sanftmütiger Mann, sanftmütiger als alle Menschen auf Erden“ (4.Mose 12,3) – er hatte seine Geduld verloren! Ihm waren alle Sicherungen durchgebrannt!
Wir alle können Moses Ärger verstehen! Weil wir genau so reagieren, genau so handeln!
Doch der Herr urteilte anders!
Ihr habt meinem Mund – meinen Worten – nicht gehorcht!
Ihr habt nicht an mich geglaubt!
Ihr habt mich nicht vor dem Volk geheiligt!
Gott sah seine Ehre angetastet! Menschlicher Zorn und Eigenmächtigkeit hatten sie in den Staub der Wüste getreten!
Der Herr hatte sich vor seinem Volk nicht als der offenbaren können, der er war und ist: der Heilige!
Die menschliche Tragödie: Mose und Aaron hatten ihren Passierschein ins verheißene Land zerrissen!
Was können wir daraus lernen?
„Des Menschen Zorn tut nicht, was vor Gott recht ist!“ „Eines Mannes Zorn wirkt nicht Gottes Gerechtigkeit!“
Auch der Beste unter uns versagt und verliert seine Geduld!
Wir alle brauchen Christus – sein Leben – seine Menschlichkeit, wenn wir das Gute Land einnehmen und behalten wollen!
Was tat Jesus, als ihn die Juden bedrängten – ungläubig, verblendet, halsstarrig, voller Widerspruch? Er sagte: „Ich habe viel von euch zu reden und zu richten. ABER der mich gesandt hat, ist wahrhaftig, und was ich von IHM gehört habe, das rede ich zu der Welt“ (Jh.8,26).
Jesus redete nicht ein Wort mehr, als ihm der Vater geboten hatte! Es gab keine Minute, in der er eigenmächtig handelte! Immer suchte er die Ehre dessen, der ihn gesandt hatte (Jh.8,49-50).
Jesus war auch nicht gekommen, um auf Menschen einzuschlagen. Im Gegenteil! Er kam, um sich schlagen zu lassen! Er konnte sagen: „Ich bot meinen Rücken dar denen,die mich schlugen, und meine Wangen denen, die mich rauften. Mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel“ (Jes.50,6).
Er ließ sich schlagen! Als ihn der Hohe Rat verhörte, spie man ihm ins Gesicht, schlug man ihn mit Fäusten. „Einige“, so wird berichtet, „schlugen ihn ins Angesicht!“ (Mt.26,67). Später wurde er auch von den Kriegsknechten angespuckt. Und auch sie schlugen ihn – seinen Kopf mit einem Rohr (Mt.27,30).
Wir hatten gesündigt!
Wir hatten Gottes Gebote übertreten und missachtet!
Wir waren abtrünnig und untreu geworden!
Wir hatten Gottes Zorn und seine Strafe verdient!
Doch was tat Gott?
ER schlug nicht auf uns ein! Er schlug seinen Sohn! Die Schrift sagt: „So wollte ihn der Herr zerschlagen“ (Jes.53,10+5).
Gott richtete nicht uns – er richtete seinen Sohn – den Gerechten!
Nicht über unserem Haupt ergoss sich sein Zorn! Gottes Zorn zerriss den Leib Jesu!
„Gott erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren – seine Feinde! Um wie viel mehr werden wir nun – jetzt – heute – durch ihn – Christus – bewahrt werden ……. vor dem Zorn, nachdem wir jetzt durch sein Blut gerecht geworden sind“ (Röm.5,8-9).
Und was tat der, der nie aufbegehrt, sich nie beklagt und nie an Gottes Liebe gezweifelt hatte?
Er schwieg! Er verstummt vor seinen Scherern! Er ließ alle Anklagen über sich ergehen! Ohne zu drohen! Ohne zu widersprechen (Jes.53,9; 1.Petr.2,22-23).
Und auch heute kommt Jesus nicht, um uns zu richten, zu verurteilen. Er kommt nicht, um uns zu schlagen! Er kommt nicht, um unsere Wunden – unsere Fehler – aufzudecken!
Er kommt, um Öl und Wein in unsere Wunden zu gießen! Er kommt, um zu verbinden – zu heilen – wohlzutun! Er kommt, um uns aufzurichten und hochzuheben. Darüber hinaus hat er alles, was zu unserer vollständigen Genesung erforderlich ist, schon bezahlt (Lk.10,34-35).
Wenn unser Herr und Retter so mit uns umgeht, wie können wir dann anders handeln?
Wir haben kein Recht, unsere Mitknechte zu schlagen (Mt.24,48-49). Wir haben kein Recht, von Mitgenossen des Glaubens Hingabe oder Gehorsam zu verlangen!
Paulus schrieb an die Korinther: Wir sind nicht Herren über euren Glauben – wir sind Gehilfen – Diener – eurer Freude! (2.Kor.1,24)
Wir sind dazu berufen, Hungrige zu speisen und Brot darzureichen! Wir sollen trösten, verstaubte Füße waschen und Gnade darreichen! Wir sind aufgefordert, einander zu ermutigen und aufzuerbauen! Wir sollen das Unvermögen der Schwachen tragen (Röm.15,1).
Und immer heißt es: „Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung seien ferne von euch samt aller Bosheit. Seid untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus“ (Eph.4,32).
Josua und Kaleb waren nicht schuld daran, dass die Israeliten das gute Land nicht einnehmen durften. Sie waren nicht schuld daran, dass die Israeliten 40 Jahre lang im Staub der Wüste umherwandern mussten. Dennoch wurden sie nicht zu verbitterten Wanderern, zu nörgelnden Kritikern und Besserwissern. Auch 45 Jahre später konnte Kaleb sagen: „Ich bin noch heute so stark, wie ich war an dem Tag, da mich Mose aussandte. Wie meine Kraft damals war, so ist sie noch jetzt, zu kämpfen und aus und einzuziehen“ (Jos.14,11).
Josua und Kaleb hatten während der Wüstenwanderung keinen Verlust gemacht!
Auch während sie mit einem ungehorsamen Volk umherzogen, blieben sie Glaubende – Überwinder – Mutmacher – Hoffnungsträger!
Warum sollte der Fels kein zweites Mal geschlagen werden?
Weil Christus einmal für uns Sünder gestorben ist! Weil er uns alle mit einem Opfer gerechtfertigt, geheiligt und vollendet hat (Röm.6,10; Hebr.9,24+26; Hebr.10,12+13).
Heute müssen wir nur zu IHM sprechen!!!! Und er wird uns lebendiges Wasser geben, mit dem wir unseren inneren Durst stillen können! „Wenn du erkenntest die Gabe Gottes und wer der ist, … du bätest ihn, und er gäbe dir lebendiges Wasser“ (Jh.4,10).
Sprich zu dem Felsen! Rede mit ihm!
„Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe“ (Ps.91,1-2).
Jesus, dein himmlischer Bräutigam, ruft dir zu: „Steh auf, meine Freundin, und komm, meine Schöne, komm her! Meine Taube in den Felsklüften, im Versteck der Felswand, zeige mir deine Gestalt, lass mich hören deine Stimme; denn deine Stimme ist süß, und deine Gestalt ist lieblich“ (Hoh.2,13-14).
Miriam war gestorben – die Lobpreisende – die, die nach dem Sieg über die Ägypter eine Pauke nahm und einen Reigentanz anführte. In ihrem Siegeslied sagte sie: „Der Herr hat eine herrliche Tat getan; Roß und Mann hat er ins Meer gestürzt“ (2.Mose 20,1; 15,20-21).
Wenn wir zulassen, dass unser Lobgesang erstirbt, werden wir nicht verhindern können, dass unsere Unzufriedenheit hörbar wird!
Wie werden wir erfüllt mit dem Heiligem Geist? Indem wir dem Herrn in unserem Herzen singen und spielen und ihm Dank sagen – allezeit für alles – im Namen unseres Herrn Jesus Christus! (Eph.5,18-20).
Was aber, wenn es in uns kein Lied gibt? Dann steht Gottes Wahrheit dennoch fest: „Das geknickte Rohr wird ER nicht zerbrechen!“
Was hatte der Herr zu Mose gesagt: „Nimm den Stab!“
Mit diesem Stab hatte Mose ein Königreich bezwungen! Wenn Mose seinen Stab erhob, musste Pharao zittern! Mit ihm hatte er vor Pharao Wunder getan, den Nil geschlagen, der sich in Blut verwandelte! Mit seinem Stab hatte er Frösche, Stechmücken, Hagel und Heuschrecken herbeigerufen, das Rote Meer geteilt und später auch die Amalekiter besiegt!
Der Stab in der Hand Moses sollte an den Stab des Herrschers erinnern, der kommen sollte und dem die Völker anhängen würden (1.Mose 49,10).
Was wurde uns gegeben? Ein Name!
„In keinem andern ist das Heil … ist auch kein anderer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben, durch den wir selig werden!“ (Apg.4,12)
Gottes Wort sagt: „Wer den Namen des Herrn anruft, wird selig werden!“ Und: „Es ist kein Unterschied zwischen Juden und Griechen; es ist über alle derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen!“
Wenn wir den Namen des Herrn anrufen und ihn erheben, den Namen, der uns gegeben wurde, dann werden wir errettet – nicht nur vom ewigen Gericht Gottes, sondern allezeit, von allem, was uns belasten, entmutigen und von Christus wegführen will!
Wenn wir den Namen Jesu Christi anrufen, sehnsüchtig und verlangend, dann trinken wir lebendiges Wasser – durch welches wir erfrischt, erquickt und neu gestärkt werden!
Sprich zu dem Felsen – der dich stets begleitet, dir überall hin folgt (1.Kor.10,4)!
Wer mit seiner Zunge bekennt, dass Jesus der Herr ist, tut dies zur Ehre Gottes, des Vaters (Phil.2,10-11).
Wer hinwegschaut – von allem was ihn beschwert – von Wüste, Trockenheit und Beschwernissen – hin zu Jesus, dem Anfänger und Vollender seines Glaubens – der ehrt Gott!
Wer hinwegschaut – von der ihn ständig umstrickenden Sünde – hin zu Jesus, seiner Gerechtigkeit und Heiligung – der ehrt Gott!
Wer – mitten in einem Anfall von Zorn und Ärger – hinwegschaut auf Jesus – den von Herzen Sanftmütigen und Demütigen – der ehrt Gott!
Sprich mit dem Felsen! „Der wird sein Wasser geben“, damit du und andere trinken können!
Mose und Aaron hatten eigenmächtig gehandelt und waren dem Wort des Herrn ungehorsam geworden. Doch Gott ließ das durstige Volk nicht leiden, weil seine Anführer ihn nicht geehrt hatten. Er ließ Wasser aus dem Felsen fließen – viel Wasser –, sodass alle ihren Durst stillen konnten!
So ist unser Gott! Seine Gnade überragt unser Versagen! Seine Barmherzigkeit ist größer als unsere Schwachheit und Unzulänglichkeit! Deshalb – nur deshalb – dürfen wir auch gewiss sein, dass der, der uns bei der Hand genommen hat, uns ans Ziel bringen wird! Deshalb schrieb Paulus: „Dem aber, der überschwänglich tun kann über alles hinaus, was wir bitten oder verstehen, nach der Kraft, die in uns wirkt, dem sei Ehre in der Gemeinde und in Christus Jesus zu allen Zeiten, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen“ (Eph.3,20-21).