„Vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus“ (Eph.4,32).
Im Zusammenleben ist es unvermeidlich, dass wir einander zum Anstoß werden!
Jemand hat etwas gesagt oder getan, was uns nicht gefiel, und schon ärgern wir uns! Doch das bewirkt in uns noch keine Verbitterung! Bitterkeit entsteht, wenn uns jemand tief verletzt hat!
Doch ganz gleich, was in uns Bitterkeit, Zorn oder lautstarken Protest auslöst, es wird nie an das heranreichen, was wir unserem Gott angetan haben!
Wie oft haben wir dem, der uns „Leben, Oden und alles gegeben hat“ (Apg.17,25), mit Bitterkeit, Grimm, Zorn, Geschrei, Lästerung und Bosheit geantwortet? Unser Gott kann sagen: „Nicht, dass du mich gerufen hättest, … oder dass du dich um mich gemüht hättest … Mir hast du nicht für Geld köstliche Gewürze gekauft, mich hast du mit dem Fett deiner Opfer nicht gelabt. Mir hast du Arbeit gemacht mit deinen Sünden und hast mir Mühe gemacht mit deinen Missetaten. Ich, ich tilge deine Übertretungen um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht“ (Jes.43,22-24).
Gott war nicht verbittet, obwohl wir IHN nicht gesucht, nicht nach IHM gefragt, IHM nicht gedankt und IHN nicht geliebt hatten! Im Gegenteil: ER hat uns geliebt, als wir noch „Sünder“ und „Gottlose“ waren. ER gab SEINEN Sohn für uns dahin, als wir noch „SEINE Feinde“ waren.
Warum hat Gott das getan? Weil wir es wert waren? Nein! ER tat es „um seinetwillen“ – weil ER uns geliebt hat (Röm.5,6-10).
Es war unsere eigene Geschichte, die Jesus erzählte, als ER sagte: „Darum gleicht das Himmelreich einem König, der mit seinen Knechten abrechnen wollte. Und als er anfing abzurechnen, wurde einer vor ihn gebracht, der war ihm zehntausend Zentner Silber schuldig. Da er’s nun nicht bezahlten konnte, befahl der Herr, ihn und seine Frau und seine Kinder und alles, was er hatte, zu verkaufen und damit zu bezahlten. Da fiel ihm der Knecht zu Füßen und flehte ihn an und sprach: Hab Geduld mit mir; ich will dir’s alles bezahlen. Da hatte der Herr Erbarmen mit diesem Knecht und ließ ihn frei und die Schuld erließ er ihm auch“.
Wir alle hatten bei Gott Schulden angehäuft, die ins Unermessliche angewachsen waren! Keiner von uns konnte bezahlten, was wir IHM schuldig waren! Davon sprach Paulus, als er schrieb: „Wir sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den wir bei Gott haben sollten, und werden ohne Verdienst gerecht aus SEINER Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist“ (Röm.3,23-24).
Doch anstatt uns in der Hand fremder Mächte zu lassen, sandte Gott SEINEN Sohn, um IHN unsere Schulden bezahlten zu lassen – mit seinem eigenen Blut und Leben! Gott selbst hat bezahlt, was wir nicht zahlen konnten!
Was aber, wenn wir nun, wie jener Knecht, folgendes tun: „Da ging dieser Knecht hinaus und traf einen seiner Mitknechte, der war ihm hundert Silbergroschen schuldig; und er packte und würgte ihn und sprach: Bezahlte mir, was du mir schuldig bist. Da fiel sein Mitknecht nieder und bat ihn und sprach: Hab Geduld mit mir; ich will dir’s bezahlen. Er aber wollte nicht, sondern ging hin und war ihn ins Gefängnis, bis er bezahlt hätte, was er schuldig war.“ Als sein Herr dies erfuhr, wurde er zornig und sagte: „Du böser Knecht! Deine ganze Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich gebeten hast; hättest du dich da nicht auch erbarmen sollen über deinen Mitknecht, wie ich mich erbarmt habe?“ (Mt.18,21-33).
Der Herr sagte: Ich habe dir deine ganze Schuld erlassen! Hättest du dich da nicht auch erbarmen sollen über deinen Mitknecht, wie ich mich über dich erbarmt habe?
„Vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus“ (Eph.4,32).
Wir sollen einander tun, was Gott uns getan hat! Unsere Bereitschaft, anderen zu vergeben, ist sehr wichtig! Wo diese Bereitschaft fehlt, wird „der Heilige Geist betrübt“ und SEIN Wirken in uns „gedämpft“ (Eph.4,30; 1.Thess.5,19).
Wo die Bereitschaft zur Vergebung fehlt, bleibt der Verbitterung Tür und Tor geöffnet! Wer nicht bereit ist, seinem Nächsten zu vergeben, der macht sich schuldig, denn Jesus sagte: „Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig … wer aber sagt: Du Narr!, der ist des höllischen Feuers schuldig … versöhne dich mit deinem Bruder … vertrage dich mit deinem Gegner sogleich, … damit du nicht ins Gefängnis geworfen werdest“ (Mt.5,22-25).
Als Petrus den Herrn fragte: „Wie oft muss ich denn meinem Bruder, der an mir sündigt, vergeben? Genügt es siebenmal?“, erhielt er die Antwort: „Ich sage dir: nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal“ (Mt.18,21-22).
Wie oft muss uns unser himmlischer Vater? „Genügt es siebenmal?“
Zu SEINEN Jüngern hatte Jesus gesagt: „Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, wird euch euer himmlischer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben“ (Mt.6,14-15).
Wie sind diese Worte des Herrn zu verstehen? Hat Gott uns nicht alle unsere Verfehlungen um Jesu Willen vergeben? Doch, das hat ER! Was aber wird geschehen, wenn wir in Unversöhnlichkeit verharren und unsrem Bruder verwehren wollen, was Gott uns frei und umsonst geschenkt hat? SEIN heilsames Wirken in uns wird so lange aufgehalten und blockiert sein, bis wir unserem Bruder vergeben werden!
Wer seinem Bruder nicht vergeben will, wird zu einem Gefangener seiner eigenen Unversöhnlichkeit werden! Die Schuld, die wir unserem Nächsten nicht erlassen, wird zu unsrer eigenen Schuld werden, die Gott uns nicht erlässt!
Jesus war frühmorgens in den Tempel gegangen, um das Volk zu lehren! Die Schriftgelehrten und Pharisäer waren auch gekommen, jedoch, um eine Frau, die beim Ehebruch ergriffen worden war, verurteilt zu sehen! Nun stellten sie die Frau in die Mitte und sagten: „Meister … Mose hat uns im Gesetz geboten, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du?“
Die Bibel sagt: „Das sagten sie aber, ihn zu versuchen, damit sie ihn verklagen könnten“.
Die Antwort, die Jesus gab, ließ alle Ankläger verstummen: „Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Sein auf sie“ (Jh.8,1-7).
Warum? Weil sich plötzlich jeder Verkläger der Frau – neben ihr – auf der Anklagebank sitzen sah!
Wenn du also deinen Nächsten beschuldigst oder schuldig gesprochen sehen willst, dann denke daran, dass du nicht besser bist als der, den du verklagst!
Doch das ist nicht das Evangelium der Gnade! Das Evangelium der Gnade lässt uns wissen, dass Gott nicht dich und mich sieht, wenn er auf die Anklagebank schaut: Er sieht dort nur seinen eigenen Sohn sitzen, den er aus Liebe für uns hingegeben hat!
So folgt nun Gottes Beispiel als die geliebten Kinder und lebt in der Liebe, wie auch Christus uns geliebt hat und hat sich selbst für uns gegeben als Gabe und Opfer, Gott zu einem lieblichen Geruch“ (Eph.5,1-2).
Wir folgen Gottes Vorbild, indem wir einander lieben, wie Christus uns geliebt hat!
Täglich hatte der Vater vor der Tür seines Hauses gestanden, um Ausschau zu halten nach seinem Sohn, der sich von ihm abgewandt hatte und seinen eigenen Weg gegangen war!
Nie hatte er aufgehört ihn zu lieben! Als sein Sohn dann endlich kam, „lief er“ ihm entgegen, „fiel ihm um den Hals und küsste ihn.“
Sein älterer Sohn aber wollte dem Beispiel seines Vaters nicht folgen! Im Gegenteil! Er wurde zornig! Er wollte das Haus nicht betreten! Er redete verächtlich über den, der, wie er sagte, „sein Hab und Gut mit Huren verbrasst hatte“! Er machte seinem Vater sogar Vorwürfe (Lk.15,20-30).
Was antwortete der Vater seinem zornigen, unbarmherzigen Sohn? ER sagte: „Mein Sohn, du bist allezeit bei mir, und alles, was mein ist, das ist dein. Du solltest aber fröhlich und guten Mutes sein; denn dieser dein Bruder …..“ (Lk.15,31-32).
Ist es möglich, ein Nachahmer Gottes zu sein? Ja, es ist möglich!
Es ist einem geliebten Kind Gottes möglich!
Es ist einem Kind Gottes möglich, das in Christus Jesus ist!
Es ist einem geliebten Kind Gottes möglich, dem Gott in und mit Christus alles geschenkt hat, was in Christus wohnt (Kol.2,9-10).
Weil Jesus Christus in uns lebt, können wir „in der Liebe leben – mit der wir geliebt werden.“
Wir sollen die Liebe erkennen, mit der wir geliebt werden! „Die Liebe Christi erkennen, die alle Erkenntnis übertrifft, damit ihr erfüllt werdet mit aller Gottesfülle“ (Eph.3,19).
„Aber Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat uns in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht“ (Eph.2,4).
„Seht, welch eine Liebe hat uns der Vater erwiesen, dass wir Gottes Kinder heißen sollen – und wir sind es auch“ (Jh.3,1).
„Die Liebe (Jesu) ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht (ohne Eifersucht und Rangstreit), die Liebe treibt nicht Mutwillen (prahlt nicht), sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig (taktlos), sie sucht nicht das Ihre (eigenen Vorteil), sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu (nicht nachtragend), sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit (wenn Unrecht geschieht), sie freut sich aber an der Wahrheit (wenn die Wahrheit siegt); sie erträgt alles (deckt alles zu). (1.Kor.13,4-7)
„Die Liebe glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles (erträgt alles, hält allem stand)“. In dieser Liebe sollen wir bleiben!
„Als aber erschien die Freundlichkeit und Menschenliebe Gottes, unseres Heilands …“ (Tit.3,4).
Mit Jesus war die Menschenliebe Gottes erschienen und sichtbar geworden! SEIN tiefes Mitgefühl und SEIN Erbarmen, mit dem ER auf die Menschen zuging, war Ausdruck der Liebe Gottes!
Und deshalb, weil Jesus die Menschen liebte, schmerzte es ihn, als er ihre Not sah, denn wir lesen: „Als er das Volk sah, jammerte es ihn; denn sie waren verschmachtet und zerstreut wie Schafe, die keinen Hirten haben“ (Mt.9,36).
Die geistlichen Führer des Volkes – die Hirten der Schafe – „weideten sich selbst“, anstatt sich um die Herde zu kümmern. Deshalb hatte Gott durch Hesekiel verheißen: „Ich werde mich meiner Schafe selbst annehmen und sie suchen. Wie ein Hirte seine Schafe sucht, wenn sie von seiner Herde verirrt sind, so will ich meine Schafe suchen und will sie erretten von allen Orten, wohin sie zerstreut waren zur Zeit, als es trüb und finster war. Ich will sie aus allen Völkern herausführen und aus allen Ländern sammeln … Ich will sie auf die beste Weide führen … Ich selbst will meine Schafe weiden … Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken“ (Hes.34,2+11-16).
Und deshalb, weil Jesus die Menschen liebte, tadelte ER die Schriftgelehrten und sagte zu ihnen: „Ihr beladet die Menschen mit unerträglichen Lasten, und ihr selbst rührt sie nicht mit einem Finger an … Ihr gebt den Zehnten von Minze und Raute und allerlei Gemüse, aber am Reich und an der Liebe Gottes geht ihr vorbei“ (Lk.11,46+42).
„Minze, Raute und Gemüse“ haben ihren Stellenwert! Aber Gottes Reich, das mit Jesus kam, „das Reich des Sohnes seiner Liebe“ (Kol.1,13), überragt alles und jeden!
„Wie mich mein Vater liebt, so liebe ich euch auch. Bleibt in meiner Liebe“ (Jh.15,9).
„Ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich liebst, in ihnen sei und ich in ihnen“ (Jh.17,26).
Es ist diese Liebe, die uns alle umgibt! Es ist diese Liebe, die uns trägt und bis in den Himmel emporhebt! In dieser Liebe sollen wir bleiben!
Als man Jesus fragte: „Meister, welches ist das höchste Gebot im Gesetz“, antwortete der Herr: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt. Dies ist das höchste und größte Gebot“ (Mt.22,36-38).
Wer von uns hat Gott so geliebt, wie Gott es erwartet hat: von ganzem Herzen, mit ganzer Seele und ganzem Gemüt?
Die frohe und befreiende Botschaft lautet: Was wir nicht getan haben und nicht tun konnten, das hat Gott selbst getan! Er hat uns geliebt – als wir noch seine Feinde waren, denn die Schrift sagt: „Christus ist schon zu der Zeit, als wir noch schwach waren (kraftlos, unfähig, der Sünde zu widerstehen), für uns Gottlose gestorben“ (Röm.5,8-10).
Bevor wir uns also fragen, ob unsere Liebe zu Gott stark genug ist, antwortet ER uns: Meine Liebe ist stark genug! Glaube, dass ich dich lieb habe! Glaube, dass ich dich immer lieben werde! Glaube, dass dich nichts von meiner Liebe scheiden kann!
„Darin besteht die Liebe: nicht, dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und gesandt seinen Sohn zur Versöhnung für unsre Sünden“ (1.Jh.4,10).
Paulus hatte erkannt: „Der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat“ (Gal.2,20b).
Was auch immer geschehen wird: Du sollst wissen, dass dein Gott und Vater dich immer lieben wird!
Hast du das Vaterhaus verlassen? Hast du dich von deinem Vater abgewandt? Hast du dich von IHM entfernt? Hast du unehrenhaft gelebt? Hast du sein Gut verschleudert? Sitzt du hungrig am Trog der Schweine?
Dann sollst du wissen, dass dein Vater gerade jetzt Ausschau hält nach dir! Er wartet auf dich! Seine Liebe zu dir ist ungebrochen! SEINE Liebe zu dir hört niemals auf. Seine Liebe zu dir ist vollkommen!
In dieser Liebe ist kein Raum für Furcht und Zweifel (1.Jh.4,18)! In dieser Liebe ist kein Raum für Zorn und Bestrafung (Jes.54,9)! In dieser Liebe ist nur Trost, Zuversicht und Hoffnung!
Gott ist Liebe! Und wir sind seine Geliebten! Wenn wir diese Wahrheit erkennen und bekennen, dann wird uns unser Herz nicht verdammen, denn so können wir alle Anklagen des Feindes abweisen und Ruhe für unsere Seele finden!
„Daran erkennen wir, dass wir aus der Wahrheit sind, und können unser Herz vor IHM damit zum Schweigen bringen, dass, wenn uns unser Herz verdammt, Gott größer ist als unser Herz und erkennt alle Dinge“ (1.Jh.3,19-20).
„Hast du mich lieb? … Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe“ (Jh.21,17).